Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen: Allgemeine Infos & häufigste Störungen ()
• Wer als Kind oder Jugendlicher/r psychisch erkrankt, ist auch als Erwachsene/r psychisch stärker gefährdet als andere
• Über die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entsteht vor dem 19. Lebensjahr (Kessler et al., 2005; Kessler et al., 2007; Caspi et al., 2020; Kim-Cohen et al., 2003)
• Fast jeder 5. unter 18-Jährige erkrankt innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung (Ihle & Esser, 2002; Barkmann & Schulte-Markwort, 2012)
• Häufigste psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter (Ihle & Esser, 2002):
• Depression
• Angststörung
• Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
• Störung des Sozialverhaltens (SSV)
Psychische Erkrankungen in der Kinder- und Jugendlichenambulanz des ZPP Heidelberg
Allgemeine Risikofaktoren bei Kindern & Jugendlichen ()
Allgemeine Risikofaktoren:
• Niedriger oder mittlerer Bildungsabschluss der Eltern (Klasen et al., 2017; Lampert & Kuntz, 2019)
• Geringes Familieneinkommen (dadurch beengte Wohnsituation) (Klasen et al., 2017; Lampert & Kuntz,
2019)
• Häufige familiäre Konflikte
• Körperliche oder psychische Erkrankungen der Eltern erhöhen das Risiko einer
psychischen Erkrankung beim Kind (Lenz & Wiegand-Grefe, 2017)
• Kinder mit chronischen Erkrankungen weisen häufiger eine zusätzliche psychische
Erkrankung auf (Greiner et al., 2019)
• Eine psychische Störung kommt selten allein – meist liegen mehrere psychische
Störungen bei den Kindern und Jugendlichen vor (häufigste Komorbidität: Depression und
Angststörung) (Essau et al., 1998; Angold et al., 1999)
Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die psychotherapeutische Versorgung von Kindern
und Jugendlichen:
• 1,5-fach erhöhtes Risiko für das Auftreten psychischer Störungen seit Beginn der COVID-
19-Pandemie (Ravens-Sieberer, 2020, 2021)
• Verdopplung klinisch auffälliger Depressions- und Angstsymptome bei Kindern und
Jugendlichen seit Pandemiebeginn (Racine et al., 2021)
• Folgen (Plötner et al., 2022):
• Verdopplung der Wartezeiten für Patienten
• Verschlechterung der Symptomatik von bereits in Therapie befindenden Patienen
• Häufigeres Auftreten von psychischen Störungen
Diagnosestellung in der KJP ()
• Gespräche (aktueller Anlass, Familienanamnese, Entwicklungsanamnese…)
• Interviews (Kinder-DIPS)
• Verhaltensbeobachtung (Konzentrationsaufgaben, Spielen, Interaktion mit Eltern oder
Geschwistern)
• Fragebögen (Eltern, Lehrer, Selbsteinschätzung)
• Leistungsdiagnostik (z. B. WISC 5, K-ABC-II)
• Teilleistungsdiagnostik (z. B. HSP 1-10, SLRT-II, BADYS 1-4)
Multiaxiales Klassifikationsschem (MAS) (6)
Wie kommen Kinder & Jugendliche in Therapie? (3)
Wie kommen die Kinder und Jugendlichen in die Therapie?
• (teil-)stationärer Aufenthalt in Kinder- und Jugendpsychiatrie des Patienten, im Anschluss Empfehlung einer anschließenden ambulanten Psychotherapie
• Verdacht auf eine psychische Störung durch die Eltern oder das Kind/den Jugendlichen selbst
• Empfehlung durch externe Stellen wie den Kinderarzt oder die Schule
• Sprechstunden werden immer von der Krankenkasse übernommen
• Nach der Sprechstunde wird eine Empfehlung für das weitere Vorgehen gegeben (z.B. Verhaltenstherapie, Lerntherapie, Erziehungsberatung…)
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter
Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (ICD-10 F93.0)
– Übermäßig ausgeprägte Angst vor der Trennung von Personen, an die das Kind gebunden ist
Phobische Störung des Kindesalters (ICD-10 F93.1):
– Übermäßig ausgeprägte, entwicklungsphasenspezifische Angst
Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (ICD-10 F93.2):
– Durchgängige oder wiederkehrende Furcht vor Fremden bei normaler Bindung an die Eltern
Generalisierte Angststörung des Kindesalters (ICD-10 F93.80):
– Intensive Ängste und Sorgen in unterschiedlichen Bereichen; im Unterschied zu erwachsenen Patienten stehen weniger vegetative Symptome im Vordergrund
• Punktprävalenz: 6,5 % – 10 % (Polanczyk et al., 2015; Ravens-Sieberer et al., 2007)
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Entstehung & Aufrechterhaltung ()
• Genetische Veranlagung
• Temperamentsmerkmal „Behavioral Inhibition“ (Kinder reagieren in
unbekannten Situationen mit Zurückhaltung)
• Von Angst geprägtes Familienklima, Überfürsorge
• Störungsmodelle:
– Zwei-Faktoren-Modell (Mowrer 1947, 1960): Entstehung der Angst durch klassische Konditionierung, Aufrechterhaltung durch operante Konditionierung
– Modelllernen (Bandura, 1969): „Wenn die Mama Angst vor dem Fahrstuhlfahren hat, habe ich auch Angst vor dem Fahrstuhlfahren“
– Kognitives Modell von Clark & Wells: soziale Angststörung kommt durch Defizite in der Informationsverarbeitung, einer erhöhten Selbstaufmerksamkeit und durch Sicherheitsverhalten zustande (Clark & Wells, 1995)
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele: Bspw. Till Tiger ()
Mutig werden mit Til Tiger – Ein Trainingsprogramm für sozial unsichere Kinder (Leplow & Ahrens-Eipper
2004)
• Für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren
• Gruppentherapieprogramm à 11 Sitzungen zu 60 Minuten (2 Einzelsitzungen, 9
Gruppensitzungen), kann aber auch modifiziert im Einzelsetting durchgeführt werden
• Klar strukturiertes Vorgehen:
1. Reflektion der letzten Woche
2. Besprechung des Selbstbeobachtungsbogen („Wanderkarte“)
3. Einüben selbstsicheren Verhaltens in alltäglichen Situationen (z. B. jemand um Auskunft
bitten, ein Gespräch mit einem anderen Kind anfangen, etwas vor der Gruppe vortragen
4. Entspannungsübungen
• Einbezug der Eltern (z. B. in die Diagnostik, gemeinsames Erarbeiten eines Bedingungsmodells); die Eltern erhalten zusätzlich schriftliche Informationen über die einzelnen Sitzungen
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele ()
• Psychoedukation: Experte der eigenen Angst werden
• Kognitive Techniken (kognitive Umstrukturierung,
sokratischer Dialog, Realitätstestung….)
• Behaviorale Techniken: Exposition (in vivo, in sensu)
• Einbezug der Eltern
• Rückfallprophylaxe
• Bei Nicht-Ansprechen auf die Therapie kann zusätzlich eine
pharmakologische Behandlung initiiert werden, um die Therapie zu unterstützen
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele: MBCT-C ()
Mindfulness-based cognitive therapy for children: MBCT-C (Semple & Lee, 2011)
• Für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren
• Gruppentherapieprogramm à 12 Sitzungen zu 90 Minuten, kann aber auch modifiziert im
Einzelsetting durchgeführt werden
• Kombination zwischen kognitiver Therapie und achtsamkeitsbasierten Elementen
• Einbezug der Eltern: separate Einführungs- und Abschlussstunde
Sitzung 1: Auf Autopilot sein
Sitzung 2: Achtsam sein ist
einfach, aber nicht leicht
Sitzung 3: Wer bin ich?
Sitzung 4: Der Geschmack der Achtsamkeit
Sitzung 5: Musik in unseren Ohren
Sitzung 6: Sich mit Geräuschen ausdrücken
Sitzung 7: Das Sehen üben
Sitzung 8: Den Aufmerksamkeitsmuskel stärken
Sitzung 9: Achtsame Berührungen
Sitzung 10: Was die Nase weiß
Sitzung 11: Das Leben ist keine Wiederholung
Sitzung 12: Leben mit Präsenz, Leidenschaft und Bewusstheit
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter: Wirksamkeit der KVT bei Angsstörungen ()
49 % der Kinder waren nach einer kognitiven Verhaltenstherapie von ihrer primären Angststörung remittiert (im Vgl. zu 17,8 % der Kinder in Wartelist-Kontrollgruppen/Kontrollgruppen mit keiner Behandlung) (James et al., 2020)
Depression im Kindes- und Jugendalter: Diagnose ()
• Keine kinderspezifischen Diagnosekriterien im ICD-10 vorhanden
• Zu klassifizieren unter F32 (depressive Episoden) & F33 (rezidivierende depressive Störung)
• Diagnosestellung einer depressiven Episode:
– mind. 2 Kernsymptome (deutliche Niedergeschlagenheit, Interessens- und Freudverlust, verminderter Antrieb)
– mind. 1 zusätzliches Symptom (z. B. Verlust von Selbstvertrauen, wiederkehrende Gedanken an den Tod, Appetitverlust…etc.), benötigt
• Kinder und Jugendliche zeigen häufig ein atypisches depressives Erscheinungsbild!
– Kinder (Vor- und Grundschulalter): körperliche Beschwerden, Verhaltensprobleme; wenig kognitive Symptome
– Jugendliche: erhöhte Gereiztheit im Vergleich zu Erwachsenen
Depression im Kindes- und Jugendalter: Punktprävalenz ()
Punktprävalenz
• 0,5-2,1% im Vorschulalter (Whalen et al., 2017)
• 3,4 % im Grundschulalter (Mehler-Wex & Kölch, 2008)
• 3,4%-8,9% im Jugendalter (Mehler-Wex & Kölch, 2008)
• Im Kindesalter keine Geschlechtsunterschiede; ab der Pubertät
häufiger bei Mädchen
• Jeder 10. Jugendliche hat bis zum 18. LJ eine depressive Episode erlebt (Groen & Petermann, 2006)
Depression im Kindes- und Jugendalter: Entstehung & Aufrechterhaltung ()
Entstehung und Aufrechterhaltung :
• Serotonin-Mangel-Hypothese (?)
• Temperamentsmerkmale des Kindes: wenig positive Emotionalität
• Negatives Familienklima
• Störungsmodelle der Depression
Erlernte Hilflosigkeit (Seligman, 1975)
Verstärker-Verlust-Modell (Lewinsohn, 1974)
Kognitive Theorie nach Beck (Beck, 1976)
Depression im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele ()
Therapie und Ziele
• Psychoedukation: Werde Experte/Expertin deiner Traurigkeit
• Aktivitätenaufbau: Wochenplan, Was macht Spaß?—>
Zusammenhang von Rückzug und Stimmung /Aktivität und
Stimmung
• Kognitive Interventionen: Gedankenfehler-Detektiv, kognitive
Umstrukturierung mit Arbeitsblättern, Handpuppen oder in
Rollenspielen
• Bei schwerer Depression sollte die Mitbehandlung eines Kinder-
und Jugendpsychiaters angestrebt werden (eine medikamentöse
Behandlung ist ab 8 Jahren möglich)
Depression im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele: Bspw. kognitive VT ()
Kognitive Verhaltenstherapie bei depressiven Kindern und Jugendlichen (Harrington, 2013)
• Für Kinder zwischen 8 und 17 Jahren
• Einzeltherapieprogramm à 8 Sitzungen (im Rahmen eines individualisierten Vorgehens kann
bestimmten Themen mehr Zeit gewidmet werden, andere können bei Bedarf gekürzt werden)
• Themen:
1. Erkennen von Emotionen
2. Selbstbeobachtung
3. Selbstverstärkung und Aktivitätenaufbau
4. Kommunikation und interpersonelle Fertigkeiten
5. Soziales Problemlösen
6. Kognitive Umstrukturierung I
7. Kognitive Umstrukturierung II
8. Bewertung der Behandlung
• Einbezug der Eltern (Wissensvermittlung über die Therapieinhalte, Ermutigung zu HA)
Depression im Kindes- und Jugendalter: Therapie & Ziele: Wirksamkeit d. kognitive VT ()
Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depression:
• KVT signifikant effektiver als Kontrollbedingungen (d = 0.47-0.83) (Zhou et al., 2015)
• Ähnliche Wirksamkeit von KVT und interpersoneller Therapie (Zhou et al., 2015; Eckstain et al., 2020)
Störung des Sozialverhaltens ()
- Prävalenz: 2-10% (Einjahresprävalenz nach DSM 5)
- Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen
- Ungünstige Langzeitprognose (vor allem bei frühem Beginn)
- F91.- Störungen Sozialverhalten
- mindestens sechs Monate oder länger
- sich wiederholendes und anhaltendes Muster dissozialen, aggressiven und aufsässigen
Verhaltens
- extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren, Grausamkeit gegenüber anderen
Personen oder Tieren, erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, Feuerlegen,
Stehlen, häufiges Lügen, Schulschwänzen oder Weglaufen von zu Hause, ungewöhnlich
häufige und schwere Wutausbrüche und Ungehorsam
F91.0 Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens
F91.1 Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen
F91.2 Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen
F91.3 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
- Diagnostik:
- Umfassende multimodale Diagnostik
- vorallem bei F91.3 Abgrenzung von „normalem“ oppositionellem Verhalten im
Kindesalter, ADHS
Störung des Sozialverhaltens: Therapie ()
Therapie nach S3 Leitlinien
- Elterntraining (am besten in Form einer Elterngruppe)
—> Eltern-Kind Beziehung, elterliche Kompetenzen und Erziehungsfertigkeiten verbessern:
Psychoedukation (Verstärkertechniken, Modelllernen), Einüben von angemessenem
Erziehungs- und Interaktionsverhalten (Coaching, Videoarbeit), Verbesserung der
Konfliktlösung (einschließlich elterlicher Ärger- und Stressregulation), angemessenen
familiären Kommunikation
- Therapie des Kindes:
Psychoedukation, Veränderung von aggressionsauslösenden Denkinhalten und von
ineffizienten Problemlöseprozessen, Methoden der Affektregulation, Rollenspieltechniken,
Verhaltensübungen inklusive Rückmeldung und Rollentausch, Verstärkungstechniken,
Selbstmanagementmethoden und Selbstreflektion, Übungen im natürlichen Umfeld
(Hausaufgaben): Einbeziehung von Eltern, Erziehern, Lehrern oder Gleichaltrigen in die
Intervention, Gruppentraining
Störung des Sozialverhaltens: Therapie mit Stakeholdern ()
- Arbeit mit den Familien: Bezugspersonenstunden im Schlüssel 1:4
- PCIT (Parent-Child Interaction Therapy)
Vermittlung des autoritativen Erziehungsstils, welcher durch hohe Responsivität und
elterliche Wärme bei klarer Lenkung und Grenzsetzung geprägt ist (Baumrind, 1967)
Spieltraining —>positive Beziehung und Erziehungstraining —>Erziehungsfähigkeiten
Coaching!!!
- Zusammenarbeit mit den Lehrern
Verhaltenspläne gemeinsam erarbeiten (realistische Erwartungen, positive
Verstärkung, Konsequenzen)
- Zusammenarbeit mit Jugendamt
Erziehungshilfemaßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe z.B. Tagesgruppe, Sozialpädagogische Familienhilfe
Teilnahme an Hilfeplangesprächen
ADHS und ADS ()
- 5 % im Kindesalter (Jungen viermal so häufig wie Mädchen)
- 50% chronisch bis ins Erwachsenenalter
F90 —>hyperkinetische Störungen
F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
F90.1 Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
F98.8 Sonstige näher bezeichnete Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der
Kindheit und Jugend – Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität
ADHS und ADS: Therapie ()
- Therapie:
kognitiv-behaviorale Behandlung des Kindes / Jugendlichen:
Training organisatorischer Fertigkeiten, Selbstmanagement-Training,
Selbstinstruktionstraining, soziales Kompetenztraining/ ADHS Kindergruppe nicht allein
ausreichend
• Psychosoziale Therapie
ADHS-Elterngruppen und begleitende Bezugspersonenarbeit
Lehrertrainings
• Medikamentöse Therapie —>Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendlichenpsychiater
Ausgleichende Wirkung auf Noradrenalin bzw. Dopaminhaushalt (Methylphenidat, Atomoxetin)
Sehr positive Effekte, aber: Ängste der Eltern, Non-Responder, Nebenwirkungen, Dauerlösung?
Trainings
• Krowatschek, D. et al. (2007): Marburger Konzentrationstraining (MKT) für Schulkinder.
• Lauth, G.W., Schlottke, P.F. (2009). Training mit aufmerksamkeits-gestörten Kindern.
• Linderkamp, F., Hennig, T. & Schramm, S.A. (2011). ADHS bei Jugendlichen: Das
Lerntraining LeJA
• Jacobs, C. et al. (2013). Training für Kinder mit Aufmerksamkeits-störungen. Das
neuropsychologische Gruppenprogramm ATTENTIONER
• Aust-Claus, E, Hammer, P.M. (2010). OptiMind. Das ADS-Therapieprogramm für Kinder.
Training für Konzentration, Kommunikation und Selbstbewusstsein.
—>Geringe bis moderate Wirksamkeit
Multimodel- Treatment Study of Children with ADHS (MTA), N=579, 7-9 Jahre
• Kombinationsbehandlung (aus Medi und VT) im Gegensatz zu Medikation, Verhaltenstherapie oder Standardtherapie für die Kernsymptome von ADHS wirkungsvoll aber Effekt nicht signifikant
• Globaler Erfolgsparamter (Kernsymptome + Verhaltensprobleme): Kombinationsbehandlung effektiver als Standardtherapie mit Effektstärke 0,70 und effektiver als Medikation mit Effektstärke 0,28
• Kombibehandlung: 68% der Kinder erfolgreich behandelt Haupteffekt ist gute medikamentöse Einstellung, aber zusätzliche VT führt zu nochmaligen Verbesserungen der Effekte
• Kombibehandlung: generell niedriger Dosishöhe in Erhaltungsphase und seltener Dosissteigerungen als bei Kindern, die ausschließlich medikamentös behandelt wurden
SommerTherapieCamp (Baboscai, 2015)
- Intensivtherapie: ganztätige Behandlung (5 Tage, 4 Wochen während der Schulferien) in lebensnaher Umgebung (Gruppenkontext mit 1 Therapeut auf 2 Kinder) ermöglicht Erlernen von Schul- und Sozialkompetenzen: ITP 2014 und 2015: n: 40 Kinder und Kontrollgruppe n: 16 Kinder
- Basierend auf Summer Treatment Program (STP, Pelham et al., 2004)
- Verbesserung externalisierender Symptome und Gesamtauffälligkeit (CBCL/4-18), sowie DISYPS-II FBB ADHS und Aufbau von sozialen und emotionalen Kompetenzen und Abnahme von dissozialen und oppositionellen Verhaltensweisen (FBB SSV)
Aufmersamkeitsreulation durch AChtsamkeit:
- Aufmerksamkeitsregulierung durch Achtsamkeit (kindgerechte Yoga- und Meditationsübungen , Bodyscan, Atemübungen und Übungen wie achtsames Essen oder 5-4-3-2-1 Übungen)
- bei Kinder: aktiver und kürzer (1 Minute pro Lebensjahr)
THOP (Döpfner, Schürmann und Fröhlich)
• Familienzentriert: Eltern und Kinder zusammen
- Störungsmodell entwickeln und Psychoedukation
- Förderung positiver Eltern-Kind-Interaktion (positive Spielzeit, Fokus auf positive Eigenschaften des Kindes)
- Wirkungsvolle Aufforderungen und positive Verstärkung
- Problemverhalten und negative Konsequenzen/ Ignorieren
- Operante Methoden (Verstärkerpläne, Token, Response-Cost, Time-out)
Schwierige Therapiesituationen
Schwierige Therapiesituationen:
• Akute Suizidalität des Kindes oder Jugendlichen
• Kind oder Jugendlicher geht nicht mehr regelmäßig in die Schule (in Deutschland besteht
Schulpflicht —> bei Missachtung drohen strafrechtliche Sanktionen)
• Die psychischen Schwierigkeiten liegen vor allem bei den Eltern, weniger beim Kind
• Therapie häufiger mehrere Ansatzpunkte: Indexpatient, Schule, Eltern, weitere
Bezugspersonen —> Stichpunkt: Wem gegenüber gilt die Schweigepflicht?
• Fremdbetreuung des Kindes, z. B. in Jugendhilfeeinrichtungen oder Pflege-/Adoptivfamilien
Was sind noch häufige Diagnosen im Kindes- und Jugendalte: 0-6 Jahre
Altersgruppe: 0 – 6 Jahre
• Regulationsstörungen
Exzessives Schreien, Schlafstörung, Fütterstörung
• Autismus-Spektrum-Störungen
Frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus
• Bindungsstörungen
Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters, Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung
• Ausscheidungsstörungen
Enuresis, Enkopresis
Was sind noch häufige Diagnosen im Kindes- und Jugendalte: Grundschulalter
Tic-Störungen
• Vorübergehende Tic-Störung, chronische motorische Ticstörung, chronische vokale
Ticstörung, kombinierte vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Störung)
Zwangsstörungen
Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
• Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörung
Grad der Intelligenzminderung
Was sind noch häufige Diagnosen im Kindes- und Jugendalte: Pubertät bis frühes Erwachsenenalter
Borderline-Persönlichkeitsstörung
• Impulsivität, Instabilität der Emotionen, der Stimmung und des Selbstbildes sowie
Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen
Substanzkonsumstörung (Alkohol, Tabak, Cannabis oder andere psychotrope
Substanzen)
• Schädlicher Gebrauch, Abhängigkeit
Essstörungen
• Anorexia Nervosa, Bulimia Nervosa, Binge-Eating-Störung
Traumafolgestörungen
Elternarbeit ()
• Einbezug von Eltern in der ambulanten Verhaltenstherapie meist im Schlüssel 4:1
• Bei jüngeren Kindern größere therapeutische Einbeziehung, bei älteren Kindern und Jugendlichen vor allem unterstützende Funktion
• Typische Ziele: Verbessern der intrafamiliären Kommunikation und Interaktion, Etablieren von klaren Regeln und Grenzen im Familiensystem
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