Inhalt, Lernziele heutige VL
• DSM-5 Kriterien, Merkmale Cluster C PS
kennen, Schwerpunkt Selbstunsicher PS
• Diagnostische Konzepte und Ätiologie
beschreiben und wissen
• Therapieansätze diskutieren und erläutern
können
Persönlichkeitsstörungen Cluster C: typische
Affekte/Kognitionen
DSM-5 Kriterien Vermeidend-Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung: A-Kriterium ()
A. Ein tiefgreifendes Muster von sozialer Gehemmtheit, Insuffizienzgefühlen und
Überempfindlichkeit gegenüber negativer Beurteilung. Der Beginn liegt im frühen
Erwachsenenalter, und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen.
Mindestens vier der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
1. Vermeidet aus Angst vor Kritik, Missbilligung oder Zurückweisung berufliche
Aktivitäten, die engere zwischenmenschliche Kontakte mit sich bringen.
2. Lässt sich nur widerwillig mit Menschen ein, sofern er/sie sich nicht sicher ist,
dass er/sie gemocht wird.
3. Zeigt Zurückhaltung in intimen Beziehungen, aus Angst beschämt oder lächerlich
gemacht zu werden.
4. Ist stark davon eingenommen, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu
werden.
5. Ist aufgrund von Gefühlen der eigenen Unzulänglichkeit in neuen
zwischenmenschlichen Situationen gehemmt.
6. Hält sich für gesellschaftlich unbeholfen, persönlich unattraktiv oder anderen
gegenüber unterlegen.
7. Nimmt außergewöhnlich ungern persönliche Risiken auf sich oder irgendwelche
neuen Unternehmungen in Angriff, weil sich dies als beschämend erweisen
könnte.
Risikofaktoren: Familiarität
Familiarität: % Kinder mit Eltern mit PS, die eine
PS entwickelten
Entwicklungspfade und
Risikofaktoren: Selbstunsichere PS = (schwere) generalisierte
soziale Phobie?
Selbstunsichere PS = (schwere) generalisierte
Zusammenfassung
• Studie zeigt
–Keine Unterschiede in PBI (Parental Bonding
Instrument),
–Mehrheit beider Gruppen berichteten, dass die
Eltern wenig Zuwendung gaben
–Höhere Negative Affektivität in der AvPD Gruppe
–Tendenz zu geringerer Extraversion in der AvPD
Gruppe
Temperament: v.a. Schadensvermeidung, Inhibition, Ängstlichkeit
Aber heißt das auch, dass Kinder die deutliche Inhibtion und Rückzug zeigen automatisch ein höheres Risiko aufweisen, später eine Cluster C PS zu entwickeln?
Ätiologische Betrachtungen: Umgebungsfaktoren
–Dysfunktionale Familie
–Traumatische Erlebnisse, insbesondere der körperliche und sexuelle Missbrauch in der Kindheit
–Andere psychosoziale Stressoren, z.B. Zerfall der traditionellen sozialen Strukturen, zunehmende soziale Mobilität und Verunsicherung
Aber : Inkonsistente Befunde
• emoJonale Vernachlässigung in der Kindheit erhöht das Risiko für ängstlich-vermeidende
(…) Persönlichkeitsstörung
(Johnson JG, Smailes EM, Cohen P, Brown J, Bernstein DP. AssociaOons between four types of childhood neglect and personality disorder symptoms during adolescence and early adulthood: findings of a community-based longitudinal study. J Personal Disord 2000;14:171–87.)
• Clusters C- PS stehen weder mit TraumaJsierungen noch mit elterlichem Einstellungs- beziehungsweise Erziehungsstil im Zusammenhang
(ModesOn J, Oberson B, Erni T. Possible antecedents of DSM-III-R personality disorders. Acta Psychiatr Scand 1998;97:260–6)
Neurobiologische Korrelate der ER
bei Cluster C
Fazit der Studie
• Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine signifikant
verstärkte Ak0vierung unter der Bedingung:
Erwartung Reappraisal (nega3ves Bild danach
Neubewerten) bei Personen mit AvPD au?ri@ im
Vergleich zu den Kontrollen
• während (nicht abgebildet) es keine Unterschiede
zwischen den Gruppen in der Effek0vität von
Neubewertung gab
• für die Therapie scheint deshalb ein Training von
Neubewertung weniger hilfreich zu sein, als der
Umgang mit Antizipation einer bedrohlichen Situa3on
(beispielsweise über nega3ve Erwartungshaltungen,
Drama3sierung)
zweite Studie:
Social Anxiety Patients zeigen stärkere Aktivierung bei sehen von harsh faces
Je stärker die Aktivierung desto besser gelingt das Herunterregulieren
Fazit
• verstärkte Reaktion in emotionsspezifischen Hirnregionen beim Sehen ablehnender Gesichter in der SAD Gruppe
• Stärkere Aktivierung des Angstnetzwerks (Amygdala) bei der Antizipation der Neubewertung negativer Reize bei SAD
• geringere Top-Down Regulation, einhergehend mit verminderter Aktivität im dorsomedialen PFC aber nur auf ablehnende Gesichter, keine generellen Defizite bei der Neubewertung
Zusammenfassung Bio-psycho-soziales Modell
• Genetische und konstitutionelle Bedingungen wie u.a.
ein ängstliches Temperament, Schüchternheit
• Umweltfaktoren: ein überfürsorgliches
Erziehungsverhalten der Eltern (welches u.a. auch
durch das Verhalten des Kindes verstärkt wird) eine
zunehmende Isolation und interpersoneller Stress
(bspw. Peers)
• Hirnphysiologische Veränderungen u.a.: Aktivierung
und Bahnung der neuronalen Netzwerke für negative
Emotionen und Vermeidung, stärkere Aktivierung bei
Antizipation von Bewertungsprozessen
Therapie der selbstunsicheren PS: Schwerpunkt Schematherapie ()
Schematherapie - Eher Schemamodi als Schemata
• Schemamodus=mentaler Zustand eines Pat. zu
gegebenem Zeitpunkt (KogniMon, EmoMon und
Verhalten), komplexe Probleme können über die
Modi gut verstanden (und visualisiert) werden
• WichMgsten Modi sind
– Bewäl'gungsmodi
– Kind Modi
– Internalisierte Eltern Modi
– Gesunder Modi
Behandlungsansatz
• Phase 1: Therapiebeziehung, Erwartungen,
Anamnese und Diagnostik, SFT Ansatz und
Modusmodell entwickeln
• Phase 2: Veränderung und Gegenwart
(Bewältigungsmodus), Stuhldialoge,
Tagebücher, Rollenspiele, Imaginatives
Überschreiben usw.
• Phase 3: Booster Sitzungen (Festigung)
Video 2 Schematherapie: Sich abgrenzen lernen
• Gezeigt wird ein Stuhldialog zur Abgrenzung von der Mutter (emotional fordernder Elternmodus)
• Es geht darum den „Erwachsenenmodi“ zu stärken und für sich zu sorgen
Diskussion Schematheorie Pro/Kontra
• Pro:
– Gute Visualisierung von Problemen
– Grei< Idee auf, dass es kein kohärentes Selbst gibt
(staCdessen Modus, Schemata)
– Intensives Prozessieren und Aktualisierung von
Problemen
– Gute Akzeptanz bei Pa'en'nnen
• Kontra:
– Unklare Defini'on Schema
– Schemamodifika'on auch ohne Schematherapie
Effektivität Psychotherapie bei Selbstunsicher-vermeidender PS
Zwanghafte PS: DSM-5 A Kriterium ()
Zwanghafte PS: DSM-5
• A: Schwierigkeiten in mind. 2 Bereichen:
• Iden%tät: Selbstbild beruht auf der Arbeit und Leistung der Person;
begrenztes Erleben und Ausdruck von intensiven EmoDonen
• Selbststeuerung: Schwierigkeiten Aufgaben zu beenden aufgrund
rigider und hoher internaler Standards; sehr gewissenhaS; überhöhte
moralische Ansprüche
• Empathie: Schwierigkeiten die Ideen, Gefühle oder Verhaltensweisen
anderer Personen zu verstehen und zu würdigen
• In%mität: Priorität liegt auf der Arbeit, Beziehungen kommen erst an
zweiter Stelle; Rigidität und Sturheit wirken sich negaZv auf
Beziehungen aus
Zwanghafte PS: DSM-5 B Kriterium ()
B: min. 3 der folgenden Persönlichkeitsmerkmale, wovon rigider
Perfektionismus erfüllt sein muss :
• Rigider Perfektionismus: beharrt darauf, dass alles fehlerlos und
perfekt sein muss sowohl bezüglich der eigenen als auch der Leistung
anderer Personen; auf Kosten von Pünktlichkeit; Glaube daran, dass es
nur eine einzige, richtige Art und Weise gibt Dinge zu erledigen;
Schwierigkeiten den Standpunkt zu wechseln; übermäßige
Beschäftigung mit Details, Ordnung und Organisation
• Perseveration: beharren auf Aufgaben obwohl das Verhalten nicht
mehr zielführend ist; ein Verhalten wird beibehalten auch wenn es
wiederholt zu Fehlern geführt hat
• Vermeidung von Intimität: Vermeidung von engen Freundschaften,
Partnerschaften oder intimem sexuellen Kontakten
• Eingeschränkte Affektivität: geringe emotionale Reaktionen,
begrenztes Erleben und Ausdruck von Emotionen; Gleichgültigkeit
oder emotionale Kälte
Zwanghafte PS: Grundannahmen nach Beck ()
Grundannahmen nach Beck
• Ich muss mich kontrollieren.
• Ich darf keine Fehler machen.
• Ich weiß, was korrekt ist.
• Jedes Detail ist wichJg.
• Ich muss mich und andere beständig fordern
Therapierichtlinien der zwanghaften PS ()
Therapierichtlinien der zwanghaften PS
Themen sind:
Emotionserkennung, Akzeptanz negativer Emotionen
(u.a. aggressive Impulse)
Techniken sind:
• Training der ER und sozialer und emotionaler
Kompetenzen
• Entspannungstechniken (v.a. bei komorbiden Ängsten)
• Kognitive Umstrukturierung,
• Arbeit an den Grundannahmen und absolutistischen
Überzeugungen
• Entwicklung von Toleranz (u.a. Frustrations- und
Fehlertoleranz)
Allgemeine Empfehlungen
Zur Therapie der Persönlichkeitsstörungen, bitte lesen sie hierzu
Regulation and modulation domain and intervention modules
Aus Livesley & Larestone (Eds.) (2018). Handbook of personality
disorders. S. 657ff
5 Schritte einer integrativen Therapie ()
Zusammenfassung: 5 Schritte einer
integrativen Therapie
1.Sicherheit: unmittelbare Interventionen die sofort helfen
(Krisenintervention, Medikation)
2.Eindämmen/Reduzieren: reduzieren von Verhaltensproblemen
und emotionalen Stress.
3.Regulation und Modulation: ER-Training und Fokus auf
Selbstregulation (Fertigkeiten, Emotionsanalysen).
4.Explorieren und Veränderung: Änderung maladaptiver
Schemata, Grundannahmen die dysfunktionalem
interpersonellen Verhalten zugrunde liegen (u.a. auch
Traumatherapie).
5.Integration und Synthese: immer stärkere Hilfen zur
Selbsthilfe, Stabilisierung
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