Speicheldrüsen - Topografische Beziehung, Ausführungsgang, Besonderheiten
Hinweise auf Speicheldrüsenerkrankungen
Alter
Säuglinge: Hämangiome (benigner Tumor der Blutgefäße) oder kongenitale Fehlentwicklung des Speichelgangsystems
Schulkinder: virusbedingte Entzündnungen
Wechseljahre der Frau: Autoimmunerkrankungen / Syndrome
Älter als 50 J: benigne und maligne Tumore
Geschlecht
Frauen: Sjögren-Syndrom und adenoidzystisches Karzinome
Männer: Speichelsteine
Symptome:
Schmerzen -> akute Sialadenitiden, chronisch entzündliche Prozesse, schnell wachsende Tumore
Schwellung -> nach dem Essen, bei chronischen Entzündungen, progredient
Diagnostik der Speicheldrüsen
Inspektion und Palpation
Entzündungszeichen (ruber, dolor, calor, tumor, functio laesa)
Verschieblichkeit: benigne (verschieblich), maligne (nicht-verschieblich)
Ausführungsgänge: Rötung, Eiteraustritt, fehlender Speichelfluss
Bildgebung
OPG
Aufbissaufnahme
Sialografie (obsolet)
Sonografie / Duplexsono (eingeschrängt bei Gl. sublingualis)
CT (mit oder ohne Kontrastmittel)
MRT
Biopsie
Sialadenitis
Def: Entzündung einer oder mehrerer Speicheldrüsen
multifaktoriell
Prädisposition:
Immunschwäche
Veränderung Speichelsekretion (weniger Menge mit höherer Konsistenz)
Veränderung d. Gangsysteme (z.B. Steine)
Unterscheidung:
akut = viral oder bakteriell
chronisch = Sekretionsstörung oder immunpathologische Reaktion
Virale akute Sialadenitiden
Mumps
Virusinfektion -> Paramyxovirus
v.a. Schulkinder
nach Infektion lange Immunität
Inkubationszeit: 11-25 Tage
Zytomegalie Virus
Coxsackie Virus
Echo Virus
Influenza Virus
Mumps - Ablauf/Klinik
Prodromalstadium
Unwohlbefinden
Kopfschmerzen
mäßiges Fieber
Kaubeschwerden
akutes Stadium
druckdolente Schwellung der Parotis (einseitig)
Abstehendes Ohrläppchen
Ohrenschmerzen
Fieber
Mumps - Komplikationen
gutartige aspetische Menigitiden
Meningoenzephalitis mit Spätschaden
Orchitiden -> Gefahr: Sterilität bei bds. Befall
Embryopathie im 1. Trimenon mögl.
Mumps - Therapie
Primärprophylaxe: MMR-Impfung ab 1. LJ
bei Infektion: symptomatische Behandlung
Akute baktielle Sialadenitis - Klinik
einseitig
reduzierter Allgemeinzustand
schmerzhafte Schwellung und Rötung
manchmal abstehendes Ohrläppchen
Eiter aus Ausführungsgang -> bitterer Geschmack
Erreger: Streptokokken und Staphylokokken
Akute bakterielle Sialadenitis - Therapie
Antibiose
1. Wahl: Cephalosporine 1./2. Gen. oder Clindamycin
2. Wahl: Amoclav
Desinfizierende Mundspüllösung (CHX)
Systemische Analgetika
Speichelflussfördernde Substanzen
bei Abzedierung -> chir. Drainage
Chronische Sialadenitis
chronisch bakterielle Sialadenitis
ohne Gangobstruktion durch Steine
v.a. Parotis
radiogene chronische Sialadenitis
Strahlungsbedingte Xerostomie -> Verklebung der Gangsysteme
Klinische Syndrome mit Beteiligung der Speicheldrüse
Sjögren-Syndrom
Heerfordt-Syndrom
Sjörgen-Syndrom
Äthiologie: rheumatischer Formenkreis, Autoimmunmechanismus
meistens Frauen zwischen 50-60J
Klinik (Trias) -> dry eye, dry mouth, dry synovia
Keratokonjunktivitis sicca
Xerostomie
Rheumatoide Arthritis
doppelseitige und schmerzlose Schwellung der Speicheldrüse mit Xerostomie
Diagnostik: Antikörper gegen Speichelgangepithel im Serum
Therapie: antirheumatisch, ggf. immunsuppresiv
Sonderform der Sarkoidose (M. Boeck)
Klinik: Chronische Sialadenitiden der Parotis
vier Leitsymptome:
undulierendes (wellenförmig verlaufendes) Fieber
Uveitis anterior (Entzündung der Uvea)
Parotitis
Fazialisparese
außerdem häufig: Xerostomie
Speicheldrüsenneoplasien
benigne vs maligne (2:1)
80% in Parotis
betroffen von Malignität: Submandibularis/Sublingualis > Parotis
benigne Neoplasien:
Pleomorphes Adenom
Zystadenolymphom
maligne
Adenozystisches Karzinom
Mukoepidermoidkarzinom
Adenokarzinom (NOS)
häufigste Neoplasie der Speicheldrüse (50-60%)
Männer > Frauen (3:2)
v.a. in Parotis (80%)
epithelial-mesenchymaler Mischtumor
Klinik: schmerzlose, prallelastische Schwellung
Spätsymptom: Fazialisparese -> auch Zeichen maligner Entartung
Therapie: konservative Parotidektomie -> CAVE: N. facialis
Synonym: Warthin-Tumor
v.a. in Parotis -> unterer Pol
bilateral
v.a. Männer zwischen 60-70J
maligne Entartung sehr selten
kann zur Fazialisparese führen
Speicheldrüsenmalignome
Adenozystisches Karzinom (40-50%)
Mukoepidermoidkarzinom (30%)
Adenokarzinom/NOS (15-20%)
hoher Differenzierungsgrad
hohe lokale Rezeidivneigung -> Tumornachsorge 10J
Therapie: totale Parotidektomie mit Resektion umgebendes Gewebe und ipsilateraler Neck Dissection
sehr aggressives Wachstum
in kleinen und großen Speicheldrüsen
Wachstum entlang Nervenscheiden
Therapie: Resektion mit Sicherheitsabstand: 10-15 mm
häufig schmerzhaft
hämatogene Metastasierung in Lunge
selten lymphogene Metastasierung -> Neck Dissection nur in fortgeschrittenen Fällen
CAVE: oft Metastasen auf Kopfhaut
v.a. in kleinen Speicheldrüsen
Frauen > Männer
Altersgipfel: 50J
v.a. in mittleren Gangabschnitten
hochdifferenzierter Typ (5-J Überlebensrate >90%)
niedrigdiffernezierter Typ (5-J Überlebensrate 50%)
Adenokarzinom
Synonym: NOS (non other specified)
nur durch Ausschluss anderer einordbar
lokal rezidiv: 50%
lymphogene > hämatogene Metastasen (50% vs 30%)
5-J Überlebensrate: 10%
Frey-Syndrom
fehlerhafte post-OP Reinnervation von parasympathischen Fasern der Parotis und sekretorischen Fasern von Schweißdrüsen
Folge: gustatorisches Schwitzen
besonders betroffen:
N. auriculotemporalis
N. auricularis magnus
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