Buffl

Schuchart

AA
by Amina A.

1.    Auf welche Weise und mit welchen Folgen reguliert der Preußische Staat das höhere Schulwesen Anfang des 19. Jhd.?

  • Auf höhreren Schulen mussten Lehrer wenigstens in manchen Fächern eine akademische Ausbildung besitzen, an Niederen Schulen war nur eine Seminarlehrerausbildung vorgesehen

  • Fremdsprachen als weitere Differenz (Höhrere schlen biten Fächerkanon an, der auch an unis gelehrt wird. Fremdsprachen ware die am weitesren entwickelten Fächer damals mit Philosophie      

Konzentration auf höhere Schulen

  • Gymnasien multifunktionale Anstalten, die nur in Oberstufe ‚richtige‘ Gymnasien waren

  • Unterstufe wurde von SuS besucht, welche nur die Erledigung der Schulpflicht anstrebten oder das „einjährige Freiwillige“ (Befreiung vom Militärdienst, später mittlere Reife)

  • Voraussetzung für Abitur-Berechtigung war Unterricht in wissenschaftlichen Fächern (Oberstufe) von akademisch ausgebildeten LK

  • Der Staat begann mit der Regulierung des Abiturs auf Grund der starken Heterogenität der Gymnasien durch drei Reglements: (3 Abiturreglement)

    • 1. Nicht verbindlich für Studium, aber einheitliche Vorgaben für Prüfung (1788)

    • 2. Abiturprüfung verbindlich für Zugang zu Studium mit Staatsexamen (1812)

    • 3. Abiturprüfung verbindlich für alle Studiengänge (1834)

Folgen:

  • 9-jähriges Gymnasiums mit 3-jähriger Vorschule

  • Wirkungsvoller Selektionsmechanismus = Abitur nur an altsprachlichen Gymnasien

  • Starke Regulierung des Angebots altsprachlicher Gymnasien und damit der Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg (Diskussionen des ‚Akademikerproletariats‘, ‚Überfüllung‘)

  • Starke Expansion von Realgymnasien und anderen Lehranstalten, ohne Recht auf Abitur (Mobilitätsstau)

  • Um 19. Jh.: Ergänzung des humanistischen Typus um weitere Typen mit Berechtigung: Realgymnasien, Oberrealschulen (starke Ausweitung durch Zulassung von Frauen zum Abitur)

  •   Frauen wurden auch zum Abi zugelassen


Humboldt und das schulwesen

  • wollte ein gestuftes Schulwesen/ Einheitsschulsystem mit Elementarschule, Gymnasium und Universität

  • traf allerdings auf Widerstand, weshalb es nichtz gatan wurde

  • Humboldts bestandteile des Bildungskonzeptes:

    • Bildung und Gesinnung des Charakter“; „allgemeine Menschenbildung“:

      • Die Individualität des Einzelnen durch gründliche Reflexion zu entwickeln ohne Rücksicht auf kurzfristig‐direkte Nützlichkeit (Gegenkonzept zur beruflichen oder praktischen Nützlichkeit)

      • Im Mittelpunkt: Die Sprache, da über sie der Mensch zu sich selbst gelangt. Besonders Latein & Griechisch als ideale Sprachen und Kulturen zur Schulung der Denkfähigkeit (statt früher: Bibellektüre)

  • Ergebnisse der Reformbemühungen durch Humboldt

    • Umgestaltung des Gymnasiums

    • Unterricht in wissenschaftlichen Fächern (zumindest in der Oberstufe) von akademisch gebildeten Lehrernmit Universitätsstudium und examen pro facultate docendi (1810)

    • Übernahme des amtlichen Gymnasiallehrplans: Neuhumanistisches Bildungskonzept mit altsprachlicher Orientierung

  • Folgen für die Schullandschaft höherer Schulen

    • Etablierung eines 9‐jährigen Gymnasiums mit 3‐jähriger Vorschule

    • Zugang zum Abitur wurde nur an altsprachlichen Gymnasien vergeben ‐> wirkungsvoller Selektionsmechanismus

    • Starke Regulierung des Angebots altsprachlicher Gymnasien und damit der Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg (Diskussionen des ‚Akademikerproletariats‘, ‚Überfüllung‘)

    • Starke Expansion von Realgymnasien und anderen Lehranstalten, die keine Berechtigung zum Abitur vergeben durften („Mobilitätsstau“, Drewek 2001)

    • Um 1900: Ergänzung der humanistischen Typus um weitere (neusprachl., naturwiss.) Typen mit Berechtigung: Realgymnasien, Oberrealschulen. Starke Ausweitung durch Zulassung von Frauen zum Abitur


Warum hat der Preußische Staat ein Interesse an der Durchsetzung der Schulpflicht?

Welche Zusammenhänge sehen sie mit anderen historischen ereignissen?

im Katalog

·      Eroberungen Napoleons und die Niederlagen Preußens 1806/1807

  • Diagnose: Untergang Preußens war auch durch die mangelnde Unterstützung durch das Volk und die mangelnde Ausbildung des Militärs verursacht

  • Umfassende Staatsreform in Verwaltung, den Städten, dem Gewerbe und Schulen – besonders in höheren Schulen

·      Industrialisierung; damit die Kinder ebenfalls in der Industrie arbeiten durften, mussten sie sogennante Fabrikschulen besuchen (1816)

  • Die Fabrikschulen waren abgestimmt mit den Arbeitszeiten und waren eine voraussetzung für die Zulassung der Kinderarbeit (1838: Kinderschutzgesetz)

  • Dadurch hat der Preußische Staat mehr Arbeitskräfte erlangt und gleichzeitig die Analphabetenquote des Volkes gesenkt, sodass mehr Menschen mehr und schwierigere Aufgaben erledigen konnten.

  • Mehr Arbeiter ware notwendig, deshalb wurde die stiehlische Regulative gelockert

    • mehrklassige Volksschulen, kleinere Lerngruppen

·      Etatistisches Interesse: Schulen als Mittel zur Herausbildung eines gemeinsamen Staats‐ und Nationalbewusstseins

·      Ökonomisches Interesse: Förderung der Wirtschafts‐ und Verwaltungsentwicklung durch qualifiziertes Personal ‐> Was bedeutet das?

·      Emanzipatorisches Interesse des Einzelnen (des Bürgertums): Erweiterung der eigenen Lebensmöglichkeiten in Konkurrenz mit dem Adel (Hintergrund: zunehmender Abbau von Standesprivilegien, Aufstieg über Schule möglich)

1.    Warum spricht man von der Professionalisierung und Standardisierung des Schulwesens im 19. Jhd.?

Höheres Schulwesen

Niederes Schulwesen

Differenz

-   Vorbereitung der Jugend auf die höheren Wissenschaften, oder auch zu Künsten und bürgerlichen Gewerben vorbereiten

-   Sind dem ersten Unterricht der Jugend gewidmet

Auftrag

-   LuL mussten zumindest in manchen Fächern eine akademische Ausbildung besitzen

-   LuL mussten nur eine Seminarlehrerausbildung haben

Lehrerausbildung

-   Bieten Fächerkanon an, der auch an Unis gelehrt wird

-   Kaum bis gar keine Fremdsprachen, nicht auf Uni-Niveau

Fremdsprache

  • Nach der Reformbestrebung in 1806 wurde die Volksschulseminare ausgebaut, sodass es zu einem Professionalisierungsschub kam

  • Diese waren eine Form der Wehr gegen die Bildungsbeschrenkung; neue Ideen:

    • Professionalisierung der Lehrer durch standartisierte Seminare

    • Bildungschancen für Schüler

    • mehr Fachunterricht

  • Idee angelehnt an Kant

    • Mensch soll zum Selbstdenken + zur eigenständigen Urteilsbildung erzogen werden

    • Dafür muss er von ebenso denkenden + handelnden Menschen erzogen werden

    • LuL sollte von kirchlichen Schulaufsicht losgelöst werden und in ein demokratisches Gemeinwesen eingebunden werden

    • Großer Einfluss dieser Ideen auf die Lehrerschaft und die Seminarlehrer

  • Die preußische Krone sah wesentliche Ursachen der Revolution in den Reformtendenzen der Volksschullehrer ‐> Regulierung der Seminarlehrerausbildung

  • Folge: „Neugestaltung“ des Bildungswesens, „drei Preußischen Regulative [...] über Einrichtung des evangelischen Seminar‐, Präparanden‐ und Elementarschulunterrichts“ (Stiehl 1854)

  • Standarisierung: Stiehlische Regulative 1854 (genaueres siehe Stiehlische Regulative)


1.    Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Schulwesen in der Weimarer Republik vor und nach 1920?

Vor 1920

Nach 1920

-   Zweigliedrigkeit (niederes und höhreres Schulwesen)

-   Keine festgelegte Grundschulzeit (Nebeneinanderstehen von vielen multifunktionalen Schulen)

-   Ständeprinzip


-   Tendenzielle Dreigliedrigkeit (Unterstufe, mittelstufe ud Oberstufe)

-   Gemeinsame Grundschule

-   Leistungsprinzip (ermöglicht spätere Selektion)

-   Gymnasium auf 13. Klasse erweitert

-   Einführung von Hilfsschulen



Schule in der Weimarer Republik:

·       Niederlage Erster Weltkrieg, soziale und ökonomische Zerrüttung des Deutschen Reiches

·       9. November 1918: Ausrufung der ersten parlamentarischen Demokratie (Weimar: erster Tagungsort der verfassungsgebenden Nationalversammlung)

·       Bedarf nach einer veränderten Gesinnung des Volkes und seiner Eliten, Demokratisierung der Gesellschaft ®Bedeutung der Schule wird wiederum erkannt

·       In der neugegründeten Weimarer Republik wurde die sich in der Schulstruktur widerspiegelnde Ständestruktur in Frage gestellt

·       Übergang vom Stände‐ zum Leistungsprinzip in Weimarer Verfassung (Demokratisierung)

·       Ziel: Aufbau eines demokratischen Staates

  • Gemeinsame Grundschule

  • Diskussion der Dauer der gemeinsamen Schulzeit

  • Erwachsenenbildung: Zugänge zum Abitur und in die Hochschule (Gewinnung von demokratischen Eliten)

·       Schwere Auseinandersetzungen innerhalb der Koalitionsparteien (Zentrumspartei und Sozialdemokraten) und mit der Opposition über die genaue Gestalt des Schulwesens

·       Themen u.a.: Dauer der gemeinsamen Schulzeit, Möglichkeit des Privatunterrichts, Ausmaß der Gliederung, Trennung der Konfessionen, Geistliche oder staatliche Schulaufsicht

·       Einigung im „Weimarer Reichsgrundschulgesetz“

  • Schaffung einer gemeinsamen Grundschule mit vierjähriger Dauer, Gliedrigkeit des Schulwesens blieb bestehen

  • Systematische Eingliederung der Mittelschulen in das Schulsystem

·       Festlegung der Grundzüge eines Schulsystems, wie es auch in der Bundesrepublik zunächst Bestand hatte

1.    Was versteht man unter den Fehlern erster und zweiter Art? Wie sind sie – unter Beachtung von X‘ und Y‘ ‐ aufeinander bezogen? Wodurch können diese Fehlerarten reduziert werden?

·       Fehler 1. Art = B Fehler

  • Schüler wurde für eine bestimmte Schulform empfohlen, war aber nicht geeignet (Überbewertung)

·       Fehler 2. Art = D Fehler

  • Schüler wurde nicht empfohlen, war aber geeignet (Unterbewertung)

Die beiden Fehlerarten beeinflussen sich gegenseitig

  • Wenn Fehler 1. Art größer werden, sinken Fehler 2. Art.

  • Wenn Fehler 1. Art kleiner werden, wachsen Fehler 2 Art. Es kommt also zu einer Verschiebung

  • Beide Fehler arbeiten mit Empfehlung oder Zuschreibung der weiterführenden Schule zu verstehen

    • Bedingen sich gegenseitig

    • Sind nicht vermeidbar, aber reduzierbar

Fehler hängen von Strenge der Notengebung ab

  • Ist Zulassung streng, Fehler 2 häufiger als Fehler 1 (X würde in Grafik weiter nach rechts rutschen)

  • Ist Zulassung lasch, Fehler 1 eher als Fehler 2 (X würde in Grafik weiter nach links rutschen)

  • Um Fehlerarten einzudämmen: ausbalancierte Notengebung notwendig, denn Fehlerarten hängen damit zusammen

Notengebung darf nicht zu lasch und nicht zu streng sein

  • Muss sich dabei an Prädikatoren & Moderatoren halten

  • Aber auch nicht Geschlecht / Migrationshintergrund mit in Entscheidung einbeziehen

Schullaufbahnpräferenz der LK (Laufbahnprognose) wird durch die Durchschnittsnote stark beeinflusst

  • Durchschnittsnote kann als Indikator verstanden werden für Vorwissen, bezeichnet wie gut bisher gelernt wurde

Gibt Zusammenhang zwischen Prädikatoren & Moderatoren und der Durchschnittsnote, stehen in Bezug zueinander


LK können neben Durchschnittsnote auch nochmal zusätzlich die von ihnen wahrgenommenen kognitiven Fähigkeiten, also Anstrenungsbereitschaft + die Prüfungsangst in Prognose mit aufnehmen


Schullaufbahnpräferenz ist so koordiniert, dass höhere Werte höheren Schullaufbahnempfehlungen entsprechen der höchste Wert entspricht der Empfehlung für Gymnasium


LK nutzen Vorwissen, kognitive Fähigkeiten & Moderatoren, um Schullaufbahnprognose zu erstellen


Geschlecht, Migrationshintergrund, ISEI fließen in Durchschnittsnote mit ein

  • Höherer SES ist mit besseren Noten bzw. geringeren Notenwerten verbunden

  • Merkmale fließen nicht nur in Durchschnittsnote mit ein, sondern beeinflussen auch Präferenzen der LuL

 


1.    Was ist unter Selektion und Sozialisation bei Parsons und Dreeben zu verstehen?

Parsons

Dreeben

Selektion

-   Erfolgt nach Leistung

-   Differenziert für die Grundschule nach:

  • Kognitiver Leistung

  • Moralischer Leistung (Verantwortungsbewusstsein, Verlässlichkeit, Arbeitshaltung, Respekt)

  • Sind verknüpft, werden erst später differenziert mit Bezug zu beruflichen Orientierungen

-   SuS werden in Hierarchie eingeordnet, die bestimmend für Zuweisung zu weiteren Schulkarriere + damit verbundenen Berechtigungen ist

-   Ergebnis der Selektion muss akzeptiert werden -> Sozialisation

-   Rolle in Berufsstruktur / in Gesellschaft muss kompetent ausgefüllt werden -> Sozialisation

-   Als relevante normative Orientierungen werden von Dreeben aufbauend auf Parsons vier normative Orientierungen beschrieben, die SuS lernen müssen:

  • Unabhängigkeit

    • selber handeln und Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen

  • Leistung

    • Aufgaben aktiv erfüllen und nach gewissen Gütestandards meistern

    • Zwang zur Auseinandersetzung mit Erfolg und Misserfolg

    • ermöglicht erreihen langfristiger Ziele

  • Universalismus

    • (das Recht Andere anerkennen, Andere kategorisieren und entsprechend behandeln)

    • SchülerwerdeninOrientierunganbestimmten, für alle gleichen Kategorien beurteilt.

    • gleiche anforderungen für alle

    • Homogene Leistungsklassen, SuS können alle gleich behandelt werden und es sind keine individualisierten Methoden notwendig

  • Spezifität

    • (Aufgrund einiger Merkmale den ganzen Menschen repräsentieren)

-   Orientierungen werden mit aufsteigenden Schulstufen zunehmend vermittelt

-   Grundschule steht noch zwischen Welt der Familie + Welt der gesellschaftlichen Anforderungen

Sozialisation

-   Drei hierarchisch angeordnete Systeme:

  • Kulturelles System (Werte & Normen)

  • Soziales System (Handeln von Individuen in sozialen Subsystemen)

  • Persönlichkeitssystem (verinnerlichte Werte + resultierende Handlungen)

-   Systeme stehen in strukturerhaltenden Wechselbeziehung zueinander

-   Vermittlung zwischen diesen Systemen erfolgt über Rollen

-   Rollen als gesellschaftliche Erwartungen, an denen sich Individuen in ihren Handeln orientieren

-   Sollen freiwillig + kompetent ausgeführt werden

-   Rollen sind in Kultursystem verankert + müssen im Persönlichkeitssystem ausgeführt werden.

-   Erwachsene in politischen/ökonomischen Systemen: universalistisch-spezifische Normen (können nicht in der Familieninstanz erworben werden), deshalb schule

-   Erwachsene in Familien: partikularistisch-diffuse Normen

-   Schule als Sozialisationsinstanz zur Vermittlung der funktional-spezifischer normativer Orientierungen

-   Sozialisation ist dann Übernahme dieser normativen Orientierungen durch wiederholte Erfahrungen in Schule

-   Im Unterschied zur Erziehung übernimmt hierbei kein Beteiligter eine Anstrengung mit einem bestimmten Ziel


1.    Warum kann die Funktion des Schulsystems nicht durch andere Subsysteme übernommen werden, bspw. durch die Familie oder das Wirtschaftssystem?

·       In  moderner  Gesellschaft:  Ausdifferenzierung  von  Subsystemen,  die  spezialisierte  Funktionen erfüllen, um das Überleben von Gesellschaft zu sichern

·       Schulsystem  als  Subsystem,  welches  wichtige  Funktionen hat - insbesondere  auf das  wirtschaftliche und politische System vorzubereiten + damit zum Erhalt + zur Stabilisierung des Gesamtsystems beiträgt


Kann nicht übernommen werdenb, da die Schule andere Normen und Werte vermittelt als das wirtschaftloche oder familäre Subsystem

Familie: partikularistisch- diffuse Normorientierung

schule: Schule als zentrale und wichtige Sozialisationsinstanz zur Vermittlung funktional-spezifischer normativer Orientierungen



Familie:

  • In Familien werden bestimmte private Normorientierungen vermittelt (partikularistisch-diffuse Normorientierung), weil innerhalb der Familie emotionale Beziehungen bestehen

  • Deshalb schafft es Familie nicht Disposition zu erzeugen, die ein moderner Mensch braucht, z.B. Unabhängigkeit, Leistungsorientierung, Leistungsstreben  spricht gegen Familie aus Sicht der Strukturfunktionalisten (aber in anderen Ländern Homeschooling)

Wirtschaft:

  • nur wirtschaftsbezogene Ausbildung, wobei andere Ausbildungen oder Funktionen, die nicht im Interesse der Wirtschaft sind (z.B. Integrationsfunktion) nicht erfüllt werden; Qualifikationen werden erzeugt, die den direkten Bedürfnissen des Wirtschaftssystems entgegenkommen würden

  • Subsystem Wirtschaft orientiert sich an universell-spezifischen Normen, wodurch Aneignung von partikularistisch-diffusen Normen fehlt

Funktionen des Schulsystems

  • Schule als zentrale + wichtige Sozialisationsinstanz zur Vermittlung funktional-spezifischer normativer Orientierung

  • Pluralität lernt man dadurch kennen, dass man Schule aufsucht  Man erlebt LuL in Berufsrolle, ist neutral


Familie vs schule

  • Affektivität vs. Neutralität

    • – Familie: emotional

    • – Beruf: sachlich, kühl

  • Diffusität vs. Spezifität

    • – Familie: Bedeutung des Rollenpartners umfassend (z.B. Mutter oder Vater)

    • – Beruf: Rolle ist speziell (z.B. Dozent)

  • Partikularismus vs. Universalismus

    • – Familie: Rollenbeziehungen zu einzelnen, besonderen Menschen (z.B. Mutter oder Vater)

    • – Beruf: frei von einmalig persönlichen Beziehungen (Student – Dozent)

  • Zuschreibung vs. Erbringen

    • – Familie: Handlung aufgrund eines vorgeschriebenen und fest zugeschrieben Status (Sohn oder Tochter) -> keine Leistung erforderlich

    • Beruf: Handlung auf Grund von Leistungen


1.    Welche Normen sollen in der Schule erlernt werden und wie werden sie erlernt?

Systematisierung der Sozialisationsfunktion der Schule nach Dreeben

·       Dies bedeutet, dass SuS lernen:

o   Selbst zu handeln (wenn nicht Kooperation gefordert ist) + persönliche Verantwortung für ihr Verhalten sowie Rechenschaft für dessen Kompetenzen zu übernehmen (Unabhängigkeit)

o   Aufgaben aktiv erfüllen + die Umwelt nach gewissen Güte-Standards zu meistern (Leistung)

o   Das Recht andere anzuerkennen, sie in Kategorien einzuordnen + entsprechend zu behandeln (Universalismus)

o   Aufgrund einiger Merkmale und nicht aufgrund der volle Konstellation von Merkmalen, den ganzen Menschen repräsentieren (Spezifität)

 

Normative Orientierung

·       Orientierungen werden mit aufsteigenden Schulstufen vermittelt

·       GS steht noch zwischen Welt der Familie + Welt gesellschaftlicher Anforderungen

·       Dabei handelt es sich nicht um intentionale Vermittlung (=Erziehung), die in Qualität von Merkmalen der beteiligten Personen abhängt

·       Sondern um Übernahme normativer Orientierungen durch wiederholte Erfahrungen im Rahmen schulischer Strukturen, die auch ohne zielgerichtete Anstrengungen von Beteiligten erfolgt (=Sozialisation)

Unabhängigkeit

·       SuS lernen, dass sie selbst Aufgaben erledigen müssen und nicht die anderen für sie

·       Schüler ist in Schule von Familie getrennt

·       Schulklasse ist zu groß, um Abhängigkeitsverhältnis zum LuL entwickeln zu können

·       Regeln gegen und Sanktionen für das Mogeln

·       Erwerb einer psychischen Disposition, Aufgaben selbstverantwortlich anzugehen

 

Leistung

·       Aufgaben sollen nach besten Kräften erfüllt werden; werden in Leistungssituationen durch Standards verlangt

·       Zwang zur Auseinandersetzung mit Erfolg + Misserfolg. Gleichzeitig bietet die Schule vielfältige Gelegenheiten zur Erfahrung von Erfolg und Misserfolg

·       Alternativen rufen verschiedene (auch nichtkognitive) Aspekte von „Leistung“ in extracurricularen Aktivitäten ab: z.B. Sport‐ oder Theatergruppen

·       Ermöglicht Erreichen langfristiger Ziele

Universalismus

·       Schüler werden in Orientierung an bestimmten, für alle gleichen Kategorien beurteilt

·       Berücksichtigung ihrer Individualität würde bedeuten, dass besonderen Merkmale einer Person für Beurteilung herangezogen werden: Willkür, nicht Fairness

Spezifität

·       Schule soll Akzeptanz erreichen, dass SuS nur mit Ausschnitt ihrer Person wahrgenommen werden (der sich auf ihre Rolle als SuS bezieht)

Strukturen zur Vermittlung von Universalismus und Spezifität

·       Erfahrung der Zuordnung zu Mitgliedschaftskategorien

o   Gleiche Anforderungen für alle durch ähnliche/gleiche Aufgaben

o   Homogene Leistungsklassen: Individualisierende Unterrichtsmethoden eingeschränkt nötig

§  A) Schüler können gleichbehandelt werden B) Vergleich mit anderen möglich

o   Versetzung: Alter ist an bestimmte Anforderungen gebunden

o   Fachlehrerunterricht/Klassenwechsel: Gleichbehandlung auch in unterschiedlichen Situationen und durch unterschiedliche Lehrkräfte

o   Fachlehrer: nehmen immer engeres und spezialisiertes Interesse am Schüler ‐> bezogen auf das einzelne Fach

o   Notengebung wird an überprüfbaren oder zumindest erklärbaren und für alle gültigen Kriterien ausgerichtet

·       Schüler lernt sich aus den Augen der anderen zu betrachten und seine Position zu verstehen

 


1.    Über welche Struktur‐ und curricularen Elemente erfüllt die Schule ihre verschiedenen Funktionen bei Fend?

1. Enkulturationsfunktion = kulturelle Teilhabe und kulturelle Identität und Autonomie der Person im Denken und Handeln stärken

  • Umsetung Schulebene

    • Allgemeine Bildung als schulischer Auftrag (Bildung & Erziehung)

    • Basale Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen)

    • Allgemeinbildende Fächerstruktur als Repräsentation aller wichtiger Lernfelder (Sprache, NaWi, Kunst, etc.)

    •   Kulturelle Teilhabe durch Sozialisation und kulturelle Initiation

    •   Erziehung zur Rationalität, Reflexivität & Mündigkeit (Selbstverantwortung, eigene Urteilsbildungs- & moralische Entscheidungsfähigkeit)


2. Integrationsfunktion = soziale Identität + politische Teilhabe und Begegnung mit kulturellen Traditionen eines Gemeinwesens

  • Umsetung Schulebene

    •   Geschichte, Sozialkunde & Religion

    • Nationale Literatur und Musikkanon -> nationale Identität

    • Projektarbeit, soziales Lernen, Kooperative Lernformen

    • Partizipation (Schulpflicht, Demokratie leben und lernen, Bürgerbeteiligung)

    • Schulisch gefeierte Fest- und Gedenktage


3. Allokationsfunktion = Stellung in schulischer Leistungshierarchie und beruflicher Aufstieg und Stellung durch eigene Lernanstrengung und schulische Leistung in die Hand nehmen

  • Äußere Differenzierung der Schulstruktur (niederes/ mittleres/ höheres Schulwesen)

  • Differenziertes System von schulischen Abschlüssen (untersch. Lange Ausbildungen, Bachelor, Master oder Promotion, etc..)

  • Standardisiert-kriteriale Benotung individueller Leistungen (bundesweit geregelte Noten, Verpflichtende Bewertung von mündlichen & schriftlichen Leistungen, Verpflichtende Prüfungen & Klausuren)

  • Betont den Aspekt der Verteilung auf berufliche Positionen innerhalb einer hierarchisch geordneten Sozialstruktur aufgrund von Qualifikation

  • Meint daher nicht vordergründig die Selektion in verschiedene Bildungslaufbahnen; Selektion ist aber die Voraussetzung

  • Umsetzung Schulebene

    • Schulstruktur: Gliederung (äußere Differenzierung) und Stufenaufbau ‐ > Kopplung an Berechtigungen

    • Differenziertes System von beruflichen Abschlüssen

      • –  Ein‐ bis drei‐ (z‐T. vierjährige) berufliche Ausbildungen

      • –  Akademische Abschlüsse: Bachelor, Master, Promotion

  • Standardisiert‐kriteriale Benotung individueller Leistungen

  • Schulartspezifische Berufsorientierung

4. Qualifikationsfunktion = die Chance, Wissen und Fähigkeiten zu erwerben, die eine selbstgesteuerte Lebensführung ermöglichen; Berufsrelevante Fähigkeiten

  • Differenziertes Schulwesen

  •   Bereitstellung ausreichender Anzahl von Azubi- und Studienplätzen für wirtschaftlichen Bedarf

  • Vermittlung von „Ausbildungs-" bzw. Studierfähigkeit“ im allgemeinbildenden Schulwesen

  •   Anpassung der Stundentafel & Curricula an gesellschaftliche Erfordernisse

  • Stärkung der Basis- und MINT Fächer

  • Polytechnische Fächer (Wirtschaft & Arbeitslehre)

  • Wissenschaftsorientierung in allen Fächern

  • Vermittlung von Skills/ Metaqualifikationen = lebenslanges Lernen

  • Umsetzung auf Schulsystemebene

    Allgemeinbildende Schulen:

    • Anpassung der Stundentafel, Curricula & Lernziele an sich verändernde gesellschaftliche/wirtschaftliche Erfordernisse

    • Stärkung der Basisfächer (D, Ma, Engl.) und der MINT‐Fächer

    • Einführung „polytechnischer“ Fächer (Wirtschaft, Arbeitslehre)

    • Wissenschaftsorientierung in allen Bildungsgängen

      Berufliche Schulen / Universitäten

    • Aufnahme neuer Ausbildungen / Studiengänge – Abschaffung nicht mehr benötigter Ausbildungen / Studiengänge

    • Anpassung von Curricula und Prüfungsvorgaben


1.    Was ist unter Bildungsexpansion zu verstehen und welche gesellschaftlichen Veränderungen gehen damit einher?

  • Bildungsexpansion  beschreibt  die  Ausweitung  des  gesamten  Bildungswesens,  immer  mehr Menschen erreichen immer höhere Abschlüsse

  • steigende Anteile der Bevölkerung haben Zugang zu höherer Bildung

    • -> Entwicklung zu einer Wissensgesellschaft

Merkmale

  • Veränderung der quantitativen Bedeutung unterschiedlicher Schulformen in der Sekundarstufe

    • -> Zunahme des Anteils von SuS auf Realschulen + Gymnasium

  • Zunahme des Anteils höher + hochqualifizierter Personen in Bevölkerung (Hochschulreife, Studium)

  • Öffnung von Schularten: Abbau hierarchischer Differenzierung zwischen den Schularten

  • Verlängerung von Ausbildungszeiten für identische Schulkarrieren (Ausweitung Schulpflicht; Verlängerung Berufsausbildung und Erhöhung allgemeinbildender Anteile)

Begründungen

  • steigende Anforderungen der Arbeitsmärkte an gut ausgebildeten Personen: Ausschöpfung von Begabungsressourcen in allen gesellschaftlichen Gruppen

  • Demokratische Gesellschaften brauchen gebildete Menschen: Abbau von Barrieren beim Zugang zu höherer Bildung, um Bildung der Bevölkerung zu verbessern

  • Bildung als Mittel zum individuellen sozialen Aufstieg/Verbesserung der Lebenschancen des Einzelnen

Erwartete Folgen

  • kognitive Mobilisierung der Bevölkerung: Anhebung des Kompetenz- + Qualifikationsniveaus

  • Abbau von Ungleichheiten beim Zugang zu weiterführender Bildung nach sozialer Herkunft, Region, Religion etc.

  • Verbesserung der Lebensbedingungen

  • Zunahme von demokratiekompatiblen Einstellungen und Verhaltensweisen

 

Welche der theoretischen Überlegungen zur Wertigkeit von Bildungsabschlüssen im Zuge der Bildungsexpansion gibt es und treffen sie zu?

Bildung wird immer wichtiger für eine Positionierung auf dem Arbeitsmarkt (klassische Modernisierungs- und Industrialisierungstheorie) Müller 2001, Becker & Blossfeld 2017):

  • zunehmender Wettbewerb & Rationalisierungsdruck auf Unternehmen

  •   wachsende Betriebsgrößen + zunehmende bürokratische Arbeitsorganisation

  • fortschreitende, immer schnellere wirtschaftliche + technologische Entwicklung von Produktionsprozessen

  • nur die Unternehmen überleben, die sehr gut qualifizierte Arbeitnehmer einstellen & damit auch höhere Produktivität erzielen -> keine Entwertung!

  •  Bildung führt zu mehr Produktivität

Bildung verliert immer mehr an Wert = Bildungsinflation (postmoderne Modernisierungstheorie z.B. Beck 1986)

  • Angebot an hochqualifizierten Positionen ist begrenzt & lässt sich nicht beliebig ausbauen

  • Verdrängung gering qualifizierter Personen

  • wenn aller immer höhere Abschlüsse haben, muss immer noch mehr Bildung + spezifischere Erfahrungen erreicht werden, um Positionen zu erreichen, die früher mit weniger Bildung erreicht wurde = inflationärer Zirkel

  • Entkopplung von Bildungs- & Beschäftigungssystem (Fortschreitende Individualisierung, Lebensläufe immer weniger „klassisch“ strukturiert, Risiken werden individualisiert, Entwertung von Abschlüssen

  • Bildung als Grundvoraussetzung (mehr Bildung führt zu weniger)

Bildung ist ein Mittel, um Interessen von Professionsgruppen zu schützen (Konflikttheorie, z.B. Collins 1979)

  •  Professionen (z.B. Mediziner) und Semi-Professionen (Pflegeberufe, Sozialarbeiter) nutzen Bildungskriterien, um Mitglieder vor Wettbewerb zu schützen

  • Wenn Bildungsniveau insgesamt steigt, werden Eingangskriterien hoch gesetzt

    • Höhere Bildung wird wichtiger für Einmündung in bestimmte Berufe, aber es gibt keinen Bezug zur Produktivität

    •  Allerdings auch abhängig von anderen Faktoren z.B. Macht der jeweiligen Profession; zudem andere Maßnahmen möglich (z.B. Quotenreglungen)

Trifft zu / nicht zu?

  • ansteigen der Qualifizierungsvoraussetzungen von Positionen bei gleichem Tätigkeitsprofil (teilweise Schließungstendenzen)

  • Ausweitung höherer & hochqualifizierter Positionen (wachsender Bedarf nach höher & hochqualifizierten Personal)

  •  eher keine Bestätigung postmoderner Modernisierungstheorien: Aber Verdrängung gering qualifizierter Personen

  • (­® nicht untersucht: Arbeitslosigkeitsrisiko, Einkommen, jüngere Tendenzen von Arbeitsmarktprozessen, Berufe ohne Ausbildungsvoraussetzungen)


1.    Welche Erkenntnisse gibt es aus den Studien zu den Effekten von Stratifikation?

  • Je höher die Stratifizierung desto sichtbarer die Leistungsdifferenzen zwischen verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen

  • Es kommt also zu einem sozialen / kulturellen Schereneffekt, da sich unterschiedliche Schülergruppen nicht gleich auf verschiedene Schularten verteilen  dies führt zu größerer Sozialer Segregation (OECD 2019)

  • Hat, auch bei Kontrolle von Schulleistungen + Abschlüssen, einen negativen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen beruflicher Platzierung und sozialer Herkunft (Reichelt et al. 2019)

  • Führt bei gleicher Ausgangsintelligenz zu Leistungsschere in Intelligenzentwicklung (Guill et al. 2017)

  • Erhöht Anteil an abweichenden, auffälligem Verhalten in nicht‐akademischen tracks (Nikolov & Dumont 2020; Vandelanote & Demanet 2021; Müller Hofmann 2014)

  • Verringert das Selbstwertgefühl von SuS im nicht‐akademischen track (Legette 2018, Knigge 2009; Veith & Völker 2015; aber Dumont et al. 2017 (‐> Abschlüsse wichtiger als Schulart))

  • Hat für SuS im nicht‐akademischen track negative Effekte auf das Interesse an Politik + die Neigung, wählen zu gehen

  •   Im internationalen Vergleich: Je stärker und früher ein Schulsystem stratifiziert ist, desto eher steigt die Leistungsstreuung in der Sekundarschule und desto eher findet ein Schereneffekt statt

  • Warum? Verteilung von Inhalten und Ressourcen: Stratifizierung ist mit schulartspezifischen Differenzen verbunden: Ziele, Curricula, Didaktik; Ausbildung der Lehrkräfte (Systemebene)

  • mittlere Leistungsniveau von SuS in früh stratifizierten Schulsystemen ist nicht besser als das von SuS in später stratifizierenden Systemen

 

Welche Begründungen gibt es für diese Effekte von Stratifikation?

  • Schulsysteme schaffen Kategorien & regeln die Zuweisung von SuS zu diesen Kategorien ( durch Noten, über LKs, Bildunsggänge, Schularten, Abschlüsse etc)

  • Durch diese Zuweisung (& davon unabhängig) werden soziale Kategorien wie Geschlecht, Schicht, ethnische Zugehörigkeit durch Schule betont

  • Ressourcen, Inhalte, Anreize & Belohnungen sind ungleich auf diese Kategorien verteilt

  • Stratifizierung führt zu Differenzen: Ziele, Curricula, Didaktik, Ausbildung der Lehrkräfte

Schulartspezifische Lernumgebungen:

  • Differente Ziele: Akademische Schularten: Studienbefähigung; Nichtakademische Schularten: Übergang in berufliche Ausbildung

  • Curricular (z.B. auch Dreeben/Barr, 1988)

    • Schulartspezifische Differenzen in den Lehrinhalten

    • Z.B. vor 1964: kein Englisch oder wissenschaftsorientierte Fächer für Hauptschüler

    • Sekundarstufe II: Allgemeinbildung vs. Berufsbildung

  • Didaktisch

    • Verwendung unterschiedlicher Methoden zur Wissensvermittlung auch bei gleichen Inhalten, z.B. bezogen auf das Niveau der problemorientierten Auseinandersetzung

    • Adaption der Lehrererwartungen und darauf bezogen der didaktischen Aufbereitung an Schulartniveau

    • Betonung von Beziehungs‐ vs. Fachlichen Aspekten

  • Lehrerausbildung

    • Schulstufen‐/schulartspezifisch

    •  Mehr Fachwissenschaft, weniger Didaktik/Bildungswissenschaften für akademische Schularten; Fachlehrerprinzip stärker an Gymnasien/Gesamtschulen als an Hauptschulen

 Hierzu durchgeführte Studie: Rosenthal hat eine Studie durchgeführt, in welcher er 12 Forschende beauftragte die Lernfähigkeit von Ratten zu testen

  • 1 Gruppe wurde gesagt dass sie sehr schlaue Ratenn haben, der anderen, dass sie sehr dumme ratten haben, letztendlich waren die Ratten aber gleich

  • Ergebnis: die schlauen ratten haben besser weil sie von den Forschenden beeinflusst wurden

  • Pygmalioneffekt

    • Der Pygmalion-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem eine vorweggenommene Einschätzung eines Schülers sich derart auf seine Leistungen auswirkt, dass sie sich bestätigt.


Schülerzusammensetzung

Stratifizierung ist verbunden mit:

  1. Verteilung von Inhalten und Ressourcen: Stratifizierung ist mit schulartspezifischen Differenzen verbunden: Ziele, Curricula, Didaktik; Ausbildung der Lehrkräfte

  2. Schülerzusammensetzung: Selektion nach Leistung entscheidend für Zuweisung zu Schularten

    1. Leistungshomogenität ist eine idealtypische Vorstellung: SchülerInnen sind ungleich, werden aber als gleich behandelt

    2.  Selektion nach Migrationshintergrund, soziale Schicht, Geschlecht als „unbeabsichtigte Nebenfolge“ dieser Leistungsselektion

  • Soziale und kognitive Segregation hängen zusammen. Theoretisch wird eine Trennung der Effekte dieser Merkmale vorgenommen:

  • Wirkungen der kognitiven Schülerzusammensetzung:

    • Anpassung von Unterrichtsgestaltung und Erwartungen der Lehrkräfte an die Voraussetzungen der SchülerInnen

    • Wirkungen auf Leistungerwartet

  • Wirkungen der sozialen Schülerzusammensetzung:

    •  Generierung eines normativen Kontextes in Bezug auf Einstellungen (z.B. Motivation, Bildungsaspirationen, Gefühle zur Sinnhaftigkeit des Lernens und Selbstwirksamkeit, Vandelanote & Demanet 2021) und Verhaltensweisen (z.B. Disziplin, Absenzen) der SchülerInnen ‐> Peereffekte untereinander

    • In Schularten,wo mehr Verhaltensprobleme erwartet/ wahrgenommen werden: Vernachlässigung von Leistungszielen, Entstehung eines belasteten Schulklimas

    • Wirkungen auf Einstellungen, Erwartungen und Verhalten der Beteiligten erwartet

  • Empirisch: Trennung von Effekten der sozialen vs. kognitiven Leistungszusammensetzung schwer möglich.


Sind integrierte Schulsysteme gegliederten Schulsystemen über‐ oder unterlegen? Begründen Sie Ihre Antwort mit Verweis auf empirische und theoretische Erklärungen

Theoretische Erklärung:

  • Gegliederte Systeme sorgen dafür, dass durch Leistungsgruppierung Potenzial aller SuS ausgeschöpft werden kann = optimale Förderung und Berücksichtigung der Lernbedürfnisse aller SuS

  •   Integrierte Systeme sorgen dafür, dass SuS voneinander profitieren und sich das gesamte Leistungsniveau verbessert

  • ABER: Man könnte dennoch annehmen, dass gegliederte Systeme besser für den Lernzuwachs sind!

Empirische Erklärung:

  •   In Bezug auf soziale Ungleichheit: Im internationalen Vergleich haben Studien gezeigt, dass es keinen eindeutigen Trend gibt. England z.B. hat ein integriertes Schulsystem, weist aber eine große Chancenungleichheit auf. Andere Länder mit einem gegliedertem Schulsystem weisen das Gleiche auf.

  •   In Bezug auf Lernzuwachs und Leistung: Frühere Studien zu Leistungsgruppierung zeigen, dass es nur positive Effekte für Highest Achievers gibt, und negative Effekte für lower achievers!

  •   Generell ist die internationale Studienlage zu Effekten der Leistungsgruppierung bezogen auf den Lernzuwachs eher heterogen

  •    Die Effekte sind insgesamt gering

  •    In gegliederten Schulsystemen steigt Leistungsstreuung nach Grundschule eher an (PISA & IGLU)

  •    Soziale Segregation findet zwar in beiden Systemen statt, wird aber bei gegliederten Systemen mit früher Selektion stärker gefördert

  • Schereneffekt weist in Richtung pro-integrierte Systeme!

  •    Frage ist demnach nicht klar zu beantworten!

 

1.    Welche Annahmen ergeben sich für die Arbeitsmarkteinmündung von Absolventen alternativer Bildungswege, wenn das deutsche Bildungssystem als beruflich spezialisiert und standardisiert beschrieben wird?

Annahme 1 (+)

Annahme 2 (-)

  • Standardisierung vermittelt Sicherheit für die Arbeitnehmer bzgl. der mit schulischen Qualifikationen assoziierten Leistung

  •   Berufliche Spezialisierung: In der Regel muss ein Ausbildungs-/ Studienabschluss vor Einmündung in den Arbeitsmarkt erworben werden

  • Bei gleichen Berechtigungen -> Wege zum Schulabschluss sollten keine Rolle mehr spielen

  • nachholen des Schulabschlusses sorgt für bessere Berufsplatzierung und hoheres Einkommen im Vergleich zu jenen, die diesen Schulabschluss nicht nachgeholt haben

    • Dies trifft nicht mehr zu, wenn der Schulabschluss an einer beruflichen Schule in einem Berufsfeld erworben wurde, welches nicht dem späteren Ausbildungsberuf entspricht – zumindest hat man dann schlechtere Chancen auf ein Bewerbungsgespräch

  • Schulabschluss auf einer beruflichen Schulen > bessere Chancen als Abschluss allgemeinbildene wenn er in einem für den Ausbildungsberuf einschlägigen Berufsfeld erworben wurde

  • Trotz Standardisierung gibt es Leistungsdifferenzen zwischen SuS unterschiedlicher Bildungswege: Direkte Wege könnten eine bestimmte Signalwirkung haben (eher schlecht)

    • Voraussetzungen haben vorher nicht gereicht um eine Allgemeinbildung zu erlangen

  • Nachteile von Absolventen auf alternativem Wege bei der Einmündung in den Arbeitsmarkt trotz Berechtigungen & Leistungsausweisen


Theoretische Annahmen zu Arbeitsmarktchancen

  • Signalling‐Theory (Spence 1974) setzt bei den Arbeitsgeer*innen an – sie wählen die zukünftigen Arbeitnehmer*innen aus:

    • Arbeitgeber*innen verfügen über ein Informationsdefizit, da sie nicht wissen können, wie produktiv Bewerber*innen tatsächlich sind.

    • Sie greifen daher auf Informationen zurück, die die Produktivität, Einarbeitungsfähigkeit (Thurow 1974) oder aber auch Motivation (Van Belle et al. 2020) von Bewerber*innen signalisieren – wie z.B. Schulabschlüsse.

    • Sie gehen dabei von ihren Erfahrungswerten aus bzw., wenn diese nicht vorliegen, von Annahmen zur Produktivität von Bewerber*innen mit bestimmten Merkmalen, die später dann an der Realität geprüft werden.

    • Bewerber*innen können in veränderbare Signale wie z.B. Bildung investieren, um ihre Einstellungschancen zu verbessern

      • Schulabschluss:

        • Je höher der Schulabschluss, desto länger musste man zu Schule gehen und desto höher sind die damit verbundenen Fähigkeiten und Kompetenzen (Produktivität, Einarbeitungsfähigkeit und Motivation)

        • Daher: Je höher der Schulabschluss, desto eher werden also Produktivität und gute Einarbeitungsfähigkeit signalisiert

      • Schulart

        • Das mittlere Kompetenzniveau variiert nach Schularten, Schüler*innen an beruflichen Schulen zeigen weniger gute Kompetenzen als gleichqualifizierte Schüler*innen an allgemeinbildenden Schularten (Leucht et al. 2016; Harney and Fuhrmann 2010)

        • Wenn man einen Schulabschluss z.B. erst auf einer beruflichen Schule nachholt, könnte dies signalisieren, dass die Voraussetzungen vorher nicht ausgereicht haben, um ihn direkt auf einer allgemeinbildenden Schule zu erwerben

        • Daher: berufliche Schulen könnten ein weniger gutes Signal darstellen als allgemeinbildende Schulen


Was verstehen wir unter den Kapitalien und dem Habitus nach Bourdieu? Wie sind sie aufeinander bezogen?

Theoretische Erläuterung: Pierre Bourdieu (1930 – 2002

  • Modell des sozialen Raums

    • Erste Ebene: objektive soziale Positionen (Verfügung über Kapital)

    • Zweite Ebene: typische Handlungspraxis (Lebensstile)


  • Erweiterter Kapitalbegriff: ökonomisches, kulturelles, und soziales Kapital

    • Ökonomisches Kapital:

      • Eigentum und Vermögen.

      • Es ist relativ direkt in Geld konvertierbar.

    • soziales Kapital Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu Gruppen beruhen

      • Liegt in den Beziehungen zwischen Personen

      • Steht in Beziehung zu ökonomischen und kulturellem Kapital.

      • Beziehungen zu Personen können aktiviert werden, um an Informationen oder Empfehlungen zu kommen

    • Kulturelles Kapital

      • Objektiviert: kulturelle Güter (Bilder, Bücher, Lexika)

      • Institutionalisiert (Titel, z.B. Bildungsabschlüsse)

      • Inkorporiert (verinnerlicht): dauerhafte Dispositionen des Organismus

    • inkorporiertes kulturelles Kapital

      • Grundsätzlich körpergebunden.

      • Keine Delegation möglich: wird zum Habitus einer Person.

      • Verinnerlichung ist an Zeit gebunden

      • Bleibt immer durch die Umstände seiner ersten Aneignung geprägt, zeigt sich z.B. in Sprechweise

      • Familiäre Sozialisation = Akkumulation nur in Familien mit starkem eigenen kulturellem Kapital

  • Das kulturelle Kapital ist besonders wichtig für den Erfolg in der Schule. Es soll somit den Zusammenhang zwischen Kapitalverfügung der Eltern und sozialer Platzierung der Kinder „verschleiern“.

Habitus

  • System implizierter und tief verinnerlichter Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, die dem einzelnen nur zu einem kleinen Teil bewusst sind

    • (z.B. bestimmte Hose in bestimmter Farbe gesehen, ich finde sie schön oder hässlich. Mein Denken ist durch den Habitus reguliert)

  • beinhaltet die allgemeine Grundhaltung des Menschen und die Gesamtheit seines Verhaltens in der sozialen Welt

    —> Habitus ist geprägt von dem sozialen Raum, in dem man sich befindet: strukturiert unsere Handeln im Alltag und unseren Geschmack – und gleichzeitig prägt der Habitus den sozialen Raum: individuelle Handlungsweisen werden damit erwartbar und soziale Positionen werden gefestigt

    —> unsere Position im sozialen Raum hängt davon ab, wie viel wir von jedem Kapital (ökonomisch, sozial, kulturell) haben und somit auf welche Ressourcen wir zugreifen können. Diese Position im sozialen System strukturiert den Habitus.

    —> Habitus bringt Schemata hervor, welche konkrete Praktiken regulieren, aber bringt keine konkreten Praktiken hervor! Er ermöglicht die Anpassung an konkrete Situationen

  • auch wenn sich im Laufe des Lebens die Position innerhalb des sozialen Raums verändern kann, bleibt der Habitus relativ stabil

Auf einander bezogen 

  • Das Kapital ist davon abhänig, was für Ressourcen wir besitzen, also die Zugehörigkeit in Gruppen, Eigentum, Bücher/ Bildung

  • Der Habitus ist abhängig vom Kapital; die verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Denkweisen eines Einzelnen werden durch das Kapital geprägt und geschaffen

  • daraus entsteht ein Klassifikationssystem, welches auf den Wahrnehmungen udn Bewertungen des Habitus beruht

    • dies ist relational organisiert

      • was von einer Person als schön und nützlich beurteilt wird, gilt von einer anderen Person als hässlich oder nutzlos

    • Klassifikation (Bewertung) ist unbestimmt, unscharf und häufig sinnlich erfahrbar jedoch nicht eindeutig klar begründbar

  • Wichtig ist, dass der Habitus durch die gesellschaftliche Verteilung von Ressóurcen struktruiert wird – also auch durch Gesellschaften verantwortet wird.

  • Die Kapitalausstattung und –vererbung richtet sich nach gesellschaftlichen Regeln, die strukturerhaltend wirken (mehr Kapital führt zu noch mehr Kapital; wenig Kapital kann kaum akkumuliert werden) ‐> eine wichtige Rolle spielt dabei der Habitus


Welche Informationen können zur Beschreibung der Position von Personen in der Sozialstruktur verwendet werden? Welche Instrumente sind zu unterscheiden?

  • Erfassung durch sozikulturelle Aspekte der sozialen Herkunft nach Bourdieu

  • Informationen zur Position in der Sozialstruktur können anhand

    • des Bildungs- und Ausbildungsabschlusses (z.B. der Eltern),

    • Art der Beschäftigungsverhältnisse,

    • Einkommen und Beruf,

    • sowie der Anzahl von Büchern im Haushalt,

    • soziale Kontakte/Netzwerke

    • hochkulturelle Aktivitäten entnommen werden

  • Unterschiedliche Elemente der sozialen Herkunft leisten jeweils einen spezifischen Erklärungsbeitrag zur sozialen Ungleichheit. In vielen Untersuchungen werden aber nur einzelne Elemente genutzt

  • Instrumente:

    • ISEI (International socio- economic index of occupational status)

      • metrische Variable zur Messung des Sozialstatus.

      • Aufgabe der theoretischen Vorstellung von Klassenlagen, Schitmentalitäten etc.

      • Skalierungsverfahren der Klassen/Schichten in Einkommen, Bildung & Beruf.

      • Wertebereich von 1o (Küchenhilfe) bis 89 (Ärzte)

    • EPG-Klassenschema (Erikson, Goldthorpe, Portocarrero 1979)

      • Messung der sozialen Klassenzugehörigkeit als Art des Beschäftigungsverhältnisses.

      • Klassen stehen im Zusammenhang mit dem Einkommen, Stabilität des Arbeitsverhältnisses und Aufstiegspositionen.

      • Unterschieden wird in 7 Klassen/Schichten

    • Dahrendorf-Haus

      • Entwurf eines Hausmodells mit vertikaler + horizontaler Anordnung.

      • Schichten nach sozioökonomischen Merkmalen (besonders berufliche Stellung) & Mentalitäten charakterisiert. Hierarchische Anordnung = Unterschicht 6% vs. obere Dienstklasse 13%

      • Des Weiteren weitere Differenzierungen zwischen Ausländern und Deutschen

 

Was bedeutet es, wenn das Habituskonzept auf SchülerInnen und LehrerInnen übertragen wird?

  • LK nimmt Lebenspraxis wahr: Du oder Sie zur LK, zeigen SuS auf oder nicht etc.

  • Anhand dieser Lebenspraxis haben LK eine intuitive Vorstellung, welcher sozialer Gruppe die SuS zugeordnet werden können

  •  Darauf stützen sich dann auch Erwartungen, die man an ein Kind hat

  • Kind hat sicherlich auch einen Raum, in dem es sich verhalten und bewegen kann

  • Aber bestimmte Verhaltensweisen sind für bestimmte Kinder schwierig zu zeigen, weil der Raum seiner Möglichkeiten durch den Habitus auf gewisser Weise begrenzt ist

  • Habitus resultiert aus seiner Sozialgruppenzugehörigkeit

  • FAZIT: SuS und LuL sind durch den Habitus in ihren Wahrnehmungen und Verhalten begrenzt

  •  Man passt sich also bei einer Übertragung des Habituskonzeptes an die Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata anderer Personen an

  • Der Habitus des Mädchens, jener der Lehrkraft und die Operationsmodi (z.B. Bewertungskritieren) des Bildungssystems wirken nach Bourdieu zusammen bei der Übersetzung sozialgruppenspezifischer Ungleichheit in individuelle Begabungs‐ und Leistungsdifferenzen

  •   Es ist dabei nicht eine individuelle Eigenschaft des Mädchens (z.B. „mangelnde Begabung“) oder der Lehrkraft (z.B. Misantrop“, die für die Beurteilung des Mädchens ausschlaggebend sind, sondern der schichtspezifische Habitus der beiden Akteure, der beide Praktiken – das Gedicht wie auch dessen vernichtende Beurteilung – hervorbringt und schließlich zur Exkludierung des Mädchens führt.


Wie wird soziale Ungleichheit über Schule generiert? Betrachten Sie die SchülerInnen, LehrerInnen, Schul ‐ und Schulsystemseite!

SchülerInnen

Soziale Herkunft

-   Übergangsquoten sind bildungsspezifisch (z.B. Kinder von Akademiker Eltern haben eine höhere Chance zu studieren)

-   Niedrige Statusgruppen haben einen höheren Kosten-Nutzen-Aufwand für Bildung

-   Kinder von Akademiker Eltern kommen über Gym zur Studienberechtigung (20 von 100 Kindern gehen über alternative Wege)

 

a.     Familie: Ressourcen -> Beruf, Status, Bildung, Lebensraum

b.     Kind: Individuelle Merkmale (Selbstwirksamkeit, Attribution, Ängstlichkeit, kognitive Fähigkeiten, Motivation, Interesse, Werte, …)

Passung: Wahrnehmung von Lerngelegenheiten!

LehrerInnen

Habitus

-   LuL bringen eigenen Habitus mit und stammen überwiegend aus Mittelschicht

-   Habitus strukturiert Wahrnehmung von Schülerverhalten (bsp. ADHS = störend, abweichend) kann schichtspezifisch sein

-   Habitus strukturiert Wahrnehmung von Begabung und Leistungsstärken = subjektiv

® Zusammenhang mit sozialer Schicht, hat auch damit zu tun, wie Institut Schule und LuL auf Verhalten schaut und einordnet

® „institutionelle Agenten“ ® Aktivierung von Sozialkapital

Schule

-   Hat auch eigenen Habitus

-   Es wird eine Sprache und Kultur vorausgesetzt, die aber nur außerhalb der Schule erworben werden kann ® manche Familien/Gruppen nicht in der Lage zu dieser Aneignung (nicht alle stehen am gleichen Startpunkt)

-   Ungleichheiten in den Bildungsergebnissen werden womöglich eher in der Schule generiert als zuhause

® „institutionelle Agenten“ ® Aktivierung von Sozialkapital

Anforderungen, die sich auf Voraussetzungen in Kapitalausstattung und Habitus richten! Lehrkräfte und Schulen kommt eine verstärkende Funktion im Prozess der Genese von Ungleichheiten zu

Schulsystem

-   frühe Aufgliederung in Schularten

-   starker Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und Schulartzugehörigkeit, sodass die soziale Mobilität eingeschränkt ist

® Erinnerung: Hohe Stratifizierung und Spezialisierung = stärker ausgeprägte Ungleichheiten!

  • Lehrkräften und Schulen kommt nach Bourdieu und Ungleichheitstheoretikern der Push‐perspektive eine verstärkende Funktion im Prozess der Genese von Ungleichheiten zu


Was ist unter „Passung“ im Sinne der Ungleichheitsgenese zu verstehen? Wie sind die unterschiedlichen Ebenen – System, Schule, Individuen ‐ am Zustandekommen von „Passung“ und „Nichtpassung“ beteiligt?

  •   Es geht um die Frage der Passung, also wie gut sind Lerngelegenheiten, die dem SuS vermittelt werden, geeignet, um seine Voraussetzungen auch tatsächlich anzusprechen, ihn zum Lernen zu motivieren und optimal zu integrieren

  • Passungsprobleme betreffen Zusammenpassen zwischen der Herkunftskultur (strukturiert durch die Kapitalien, die wiederum nach gesellschaftlichen Regeln verteilt werden) und der Kultur der Institution Schule, die zur Festigung bestehender Strukturen beiträgt

  • Passungsprobleme werden auf verschiedenen Ebenen des Bildungssystems generiert und werden letztlich sichtbar in schichtspezifischen Leistungen, Verhalten und Abschlüssen bzw. anschließenden Bildungsentscheidungen

    • Strukturell:

      • frühe Aufgliederung in Schularten,

      • starker Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und Schulartzugehörigkeit —> soziale Mobilität eingeschränkt

    • Inhaltlich:

      • Bildungssystem verlangt etwas vom SuS, was es nicht liefert: eine Sprache und Kultur, die außerhalb der Schule erlernt wird

  •    Curricula und Unterrichtsformen (Sicht der Schule):

    • Fachdidaktisch: Viele Fähigkeiten werden in der Schule vorausgesetzt, aber nicht erlernt

    • Feedbackstrategien sind vage und begünstigen privilegierte SuS 

    • LuL stellen askriptive Merkmale der SuS in den Vordergrund und blockieren konstruktives Umgehen mit Kompetenzdefiziten

    • LuL bestrafen SuS schichtspezifisch und befördern dadurch eine schlechtere Leistungsentwicklung, Leistungsmotivation und Schulabbruch

    • Vermischung von alltäglichen und fachlichen Inhalten

    • Bedeutung von Problemlöseorientierung, offene Lern- und Diskussionsformen

    •   Bedeutungshierarchie zwischen kreativem Schreiben vs. analytischem Schreiben

    •   Erklären im schulischen vs. häuslichen Kontext

  • Sicht der LK:

    • LuL bringen eigenen Habitus mit und stammen überwiegend aus Mittelschicht

    • Habitus strukturiert Wahrnehmung und Vorstellung des Schülerverhaltens (auch von Begabung und Leistungsstärke)

      • Einordnung als abweichend, störend, unangemessen, pathologisch (z.B. ADHS / Klassifizierung als Schüler mit Förderbedarf ‐> Zusammenhang mit sozialer Schicht

    • Bildungssystem reproduziert soziale Ungleichheiten, weil es Anforderungen stellt, die sich auf Voraussetzungen in Kapitalausstattung und Habitus richten

    • Der Habitus strukturiert unsere Vorstellung und unsere Wahrnehmung von Begabung und Leistungsstärke

    • Im Ergebnis kommt es zu schichtspezifischen Leistungs-, Lernverhaltensergebnissen und Bildungsaspirationen


Wie können sekundäre Effekte der sozialen Herkunft theoretisch erklärt werden (Rational Choice)?

Sie können mit der Werterwartungstheorie nach Esser erklärt werden. Laut dieser Theorie werden die Kosten, Nutzen und Erfolgsaussichten jeder Entscheidung abgewägt. Jedes Handeln hat Folgen, welche für jedes Individuum unterschiedlich sein können. Diese sind abhängig von der sozialen Herkunft/ Schicht, es werden Entscheidungen passend zur sozialen Schicht/ dem Habitus gemacht. Wichtig ist auch der Statusverlust; statushöhere Gruppen haben mehr Angst ihren Status zu verlieren.

Werterwartungstheorie nach Esser 1999

  •  Abwägung von Kosten, Nutzen, Erfolgsaussichten, Verknüpfung mit Erwartungen und Bewertungen

  • so handeln, dass die Folgen deiner Handlung etwas wert sind für dich

  • nicht so handeln, dass die Folgen schädlich/ aufwendig sind

Prämissen der Wert-Erwartungstheorie:

  • (1) Jedes Handeln ist eine Selektion, die Entscheidung und die Wahl zwischen Alternativen

  • (2) Jedes selektierte Handeln hat gewisse Folgen

  • (3) Die Folgen können von den Akteuren unterschiedlich wahrgenommen werden. Daher sind die Folgen für den Akteur mit unterschiedlichen Bewertungen versehen

  •   (4) Die Folgen einer Handlung treten mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten ein, die der Akteur als Erwartungen gespeichert hat

  •    (5) Die Alternativen werden einer Evaluation unterzogen und unterschiedlich gewichtet. Diese Gewichte werden als Wert- Erwartungen (Wert-Erwartungsgewichte) bezeichnet

  •   (6) Nach Selektion wird die Alternative mit der größten Wert-Erwartung ausgeführt

 

  • bei statushöheren Gruppen ist Statusverlustangst vorhanden

  • statusgeringere Gruppen haben geringere Erfolgswahrscheinlichkeit

  • Kosten-Nutzen-Abwägungen

  • Sicherheit des Statusverlust + Nutzen > Kosten: Wahrscheinlichkeit -> Entscheidung für höhere Bildung

  • Brückenhypothese zur Erklärung sozialer Ungleichheiten:

    • Angst vor Statusverlust bzw. Risikovermeidung (Folge und ihre Bewertung). Eine Entscheidung kann mit einem Statusverlust verbunden sein, wenn der Bildungsabschluss nicht den Erhalt der Position sichert, den ein Elternteil bereits erworben hat.


Sozialkapital Bourdieu

Sozialkapital

  • „die Gesamtheit der aktuellen und potenziellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind;

  • Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen“ (Bourdieu 1983 190f)

  • Umfang des Sozialkapitals einer Person ergibt sich demnach aus der Anzahl ihrer Beziehungen sowie deren Kapitalausstattung und Mobilisierbarkeit.

  • Bedeutung: z.B. Ausbildungs‐, Berufsplatzierung, berufliche Karriere („Vitamin B")

  • Dient der Reproduktion von Sozialstrukturen

  • Der Zugang zu Sozialkapital ist abhängig von der Verfügung einer Person über ökonomisches und kulturelles Kapital (‐> z.B. Bildungstitel, vgl. Bourdieu). Familien aus unteren Sozialgruppen verfügen z.B. in allen Bereichen über weniger Kapital und haben weniger Chancen, ihre Ziele zu erreichen.

  • SchülerInnen aus unteren Sozialgruppen können auch über außerfamiliäre Räume wie die Schule nicht mehr Sozialkapital aufbauen:

    • Sie sind häufiger in Schulen/Schularten, die auch von Schülern aus unteren Sozialgruppen besucht werden (vgl. Vorlesung Gegliederte Schulsysteme) ‐> diese verfügen auch über wenig „kapitalträchtige“ Beziehungen

    • LehrerInnen sind als „gatekeeper“ tätig (Stanton‐Salazar 2011): Sie „bewachen“ den Zugang zu höheren Sozialgruppen. Habituelle Differenzen zwischen „institutionellen Agenten“ und SchülerInnen, „Ablenkung“ von ambitionierten Bildungswegen, mangelnde Information, Beratung und Unterstützung (z.B. Holland 2015)

    • SchülerInnen aus unteren Sozialgruppen mangelt es an der „Beziehungskompetenz“, d.h. z.B. dem Selbstbewusstsein, um Hilfe, Unterstützung und Beratung nachzufragen (z.B. Calraco 2011)

  • Die Verfügung über Sozialkapital ist ein strukturelles Merkmal von Akteuren. Es erklärt die Fortschreibung von Ungleichheiten bei der sozialen Platzierung, aber nicht, wie Ungleichheiten überwunden werden können ‐> andere Ansätze nötig


Sozialkapital Coleman (1988, 1991)

  • Sozialkapital kann innerhalb und außerhalb von Familien vorliegen

  •  Außerhalb: wenn bspw. Kinder in einer Schule über befreundete Eltern / religiöse Gemeinschaften in gemeinsame Normen und Erwartungen eingebunden sind

  • Sozialkapital kann Eigenschaften eines privaten als auch öffentlich zugänglichen Gutes (Zugehörigkeit zu einem Kollektiv) aufweisen ‐> Unterschied zu Bourdieu

  • Bedeutung von Sozialkapital: Entwicklung von Humankapital (Leistungen und Bildungsabschlüsse), Begünstigung von Handlungen.

  •   Nach Coleman (1988, 1990) resultiert das Sozialkapital aus der Interaktion zwischen Individuen. Person A kann dadurch, dass sie in einer Beziehung zu Person B steht, von deren Ressourcen wie z.B. Informationen, Fähigkeiten oder Kontakten, profitieren.

  • Verschiedene Formen von Sozialkapital:

    • Informationspotential innerhalb einer Beziehung (Zwischen zwei Personen können Informationen ausgetauscht werden, die erst zu einer intendierten Handlung befähigen: z.B. Wissen und Informationen über das Bildungssystem und seine Voraussetzungen)


    • Gegenseitige Verpflichtungen und Erwartungen: Personen helfen einander, ohne eine direkte Gegenleistung zu erhalten ‐> längerfristige Verpflichtungen, beruhen auf Vertrauen

    • Gemeinsame Normen und wirksame Sanktionen: Handlungen können erwartet oder verboten sein (Die Durchsetzungskraft einer Norm hängt davon ab, in welchem Maß sie von wirksamen Sanktionen (Belohnung/Bestrafung) unterstützt wird)

  • Closure:

    • Netzwerkmitglieder stehen in Beziehung zueinander.

    • Durchsetzung von Normen und Sanktionen, die Vermittlung von Informationen und die Einhaltung von Verpflichtungen wird erleichtert.

    • Aber auch gegenteilige Ergebnisse: bspw. geschlossene Netzwerke, die nach schulbildungsfernen Normen operieren (u.a. bestimmte religiöse Gemeinschaften)

  • Bei Coleman (1988):

    • Religiöse Schulen als Beispiel für geschlossene / dichte Netzwerke mit Bedeutung für den Schulabschluss. Diese Darstellung dient als Beispiel Für eine empirische Indikation!

  • Sozialkapital kann innerhalb und außerhalb von Familien vorliegen

  • Außerhalb: wenn bspw. Kinder in einer Schule über befreundete Eltern / religiöse Gemeinschaften in gemeinsame Normen und Erwartungen (‐> Verhalten, Bildungsaspirationen etc.) eingebunden sind

  •  Ein Individuum kann durch die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (z.B. zu Vereinen) von Ressourcen profitieren, ohne selbst zu investieren (Coleman 1990)

  • Soziale Beziehungen können für alle ein gleichermaßen verwertbares Kapital darstellen, Kompensationsmöglichkeiten für Personen mit ansonsten geringer Kapitalausstattung ‐> Abgrenzung zu Bourdieu


Worin besteht die dilemmatische Rolle von Lehrkräften („gatekeeper“ vs. „institutional agent“) und wie kann sie erklärt werden?


  • Gatekeeper

    • „Türsteher“, welche an Statusübergängen zentrale Weichenstellen im Lebenslauf von Individuen kontrollieren und sie eine wichtige Gelenkstelle bilden zwischen Organisationsinteressen auf der einen Seite und individuellen Lebensläufen auf der anderen Seite.

    • spielen eine Schlüsselrolle bei der Aktivierung von Sozialkapital und der Übersetzung von Sozialkapital in Statuspositionen

      • Reproduktion von Ungleichheit

    • halten nicht priviligierte Schüler vom Aufsteig ab

    • ermöglichen keinen Zugang zu Ressourcen etc.

    • gehen der Annahme nach, dass jeder ein begrenztes soziales Kapital hat, welches nicht verändert werden kann

  • Institutional agent ist ein Individuum,

    • das eine oder mehr Positionen mit relativ hohem Status besetzt

    • Innerhalb der Gesellschaft oder einer Institution tätig ist.

    • Individuum ist als “institutional Agent” tätig, wenn es die direkte Übermittlung von Ressourcen, Möglichkeiten, Privilegien und Dienstleistungen, die einen hohen Wert besitzen, vornimmt oder ermöglicht

    • sind SuS behilflich beim Aufstieg

Dilemma

  • Schülern zuhören können und sie in ihren Ambitionen unterstützen können: Dilemma zwischen „Realistischer Einschätzung“ und „optimistischem Cheerleading“

    ->Lösung Talent Scouts; „Leistung im Kontext“ betrachten

  • Strukturell ist wenig Zeit für Beratungstätigkeiten vorgesehen

  • Die Schule kann ihre Lehrkräfte durch Etablierung einer „Unterstützungskultur“ helfen, ist dabei aber in die Logik des Schulsystems eingebunden:

    • Daraus resultieren dilemmatischen Anforderungen an die Lehrkräfte: „Institutional Agent“ (Lin, Stanton-Salazar) vs. „gatekeeper“ (Bourdieu) ->LK müssen gesellschaftlichen

      (-> Fachkräftemangel, Allokation) und individuellen (-> Aufstieg) Anforderungen genügen

  • Dilemmatische Anforderungen an Lehrkräfte sind strukturell verankert und können nicht einfach gelöst werden

    • Einbindung externer Partner, die dem Gedanken der „institutional agents“ verpflichtet sind (-> z.B. Talent Scouts, Arbeiterkind, Zentrums für Talentförderung, Netzwerk Chancen, ...)

    • Aufbau von und Integration in Netzwerke von Hochschulen, Unternehmen, Zivilgesellschaft

    • Eigeninitiative von Individuen ist trotzdem nötig!


Was sind institutionelle Agenten, welche Aufgaben haben sie und warum können mit ihnen Ressourcenmängel ausgeglichen werden?


  • Besondere Bedeutung “institutioneller Agenten” für die Aktivierung von Sozialkapital

  •  Ein “institutional agent” ist potentiell ein Individuum

    • das eine oder mehr Positionen mit relativ hohem Status besetzt

    • Innerhalb der Gesellschaft oder einer Institution tätig ist.

  •  Individuum ist als “institutional Agent” tätig, wenn es die direkte Übermittlung von Ressourcen, Möglichkeiten, Privilegien und Dienstleistungen, die einen hohen Wert besitzen, vornimmt oder ermöglicht

  • Institutioneller AgentInnen in Schulen („weak ties“)

    • Personen, die über bildungsrelevante Fähigkeiten und Ressourcen verfügen wie z.B. MitschülerInnen (Stanton‐Salazar 1997, S. 6f) ‐> TutorInnen, ältere MitschülerInnen (Soremski 2010)

    • Personen innerhalb von Institutionen, die qua Position dazu verpflichtet sind, institutionelle Ressourcen und Möglichkeiten direkt zu übertragen, wie Lehrkräfte und Beratungspersonal

  • Ressourcenmängel können mit diesglichenem Individum ausgeglichen werden, da sie den Zugang zu mehr ressourchen, Möglichkeiten, Privilegien und Dienstleisungen ermöglichen

  • Um als institutional agents erfolgreich tätig zu sein, brauchen Lehrkräfte Unterstützung – eine Schule muss erfolgreiche Übergänge als ihre Aufgabe empfinden

  • Nicht nur einzelne Lehrkräfte, sondern auch die Schule ist daher von Bedeutung dafür, wie stark geringprivilegierte SuS mit Sozialkapital unterstützt werden können


Wie kann das Dilemma zwischen individueller und gesellschaftlicher Funktionen der Schule anhand der schulischen Berufsorientierung beschrieben werden?


  • die gesellschaftliche Funktion von schule ist die Allokationsfunktion und steht im Kontrast zur individuellen Lebensplanung der schüler

  • Schule zeigt den SuS mit ilfe der Berufsorientierung ihre zukünftigen Möglichkeiten und nimmt so Einfluss auf individuelle Faktoren der SuS

    • Diese haben dann wiederrum Einfluss auf das Angebot an Fachkräften

  • SuS werdn aufgeklärt über Traumjobs von den SuS, bei denen präkäre Arbeitsbedingungen herrschen

  • Schule steht vor dem Dilemma den SuS Job schmackhaft zu bmachen, welche vllt präkäre Arbeitsbedingungen haben und der Lebensplanung der SuS

  • Generell: Sollten Schüler*innen zu friktionslosen Übergängen ermuntert werden, wenn sie selbst das nicht wollen?

    • Allokationsauftrag vs. individuelle Lebensplanung

  • Sollten Schüler*innen zu friktionslosen Übergängen in Ausbildung ermuntert werden, wenn viele (Mangel)Berufe zukünftig wegfallen oder ganz anders aussehen werden

    • Gefährdet zukünftige wirtschaftliche Stabilität und Prosperität

  • Können Schüler*innen in (Mangel)Berufe orientiert werden, die sie selbst wünschen, aber in denen prekäre Arbeitsbedingungen herrschen?

    • Gesellschaftliches und individuelles Interesse fallen hier überein

  • Berufsorientierung kann nur die individuellen Faktoren, die das Verhältnis von Fachkräftenachfrage und – angebot mitbestimmen, beeinflussen

  • Ihre klassischen Aufgaben sind:

    •  Schüler*innen helfen, ihre Stärken und Interessen zu erkennen (‐> Potentialanalyse)

    •  Schüler*innen in Kontakt mit der Arbeitswelt zu bringen (Praktika)

    • Schüler*innen die Vielfalt der Berufe aufzuzeigen (inklusive Mangelberufen, ‐> Praktika, Informationsveranstaltungen)

    • Schüler*innen bei Entscheidungen und Bewerbungen zu unterstützen

  • Friktionsfreie “ Übergänge liegen oft nicht im Sinne der Schüler*innen und mittelfristig wahrscheinlich auch nicht im gesellschaftlichen Sinne. Berufsorientierung kann:

    • –  Wege aufzeigen, wie bspw. Ausbildung und Aufstiegsambitionen kombiniert werden können (z.B. auch zweiter oder dritter Bildungsweg);

    • –  Umfänglich und kritisch über Anschlussoptionen informieren;

    • –  Rationale Entscheidungsfähgkeiten verbessern,

    • –  Wege zur Umsetzung von Bildungsambitionen aufzeigen und unterstützen.

  • Einige Schüler*innen sind durch ihren bisherigen Bildungsweg, ihren Schulabschluss und ihre Leistungen in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt, Berufsorientierung kann:

    • Wege aufzeigen, wie auch für Berufe mit prekären Arbeitsbedingungen selbstbestimmte Entscheidungen möglich sind

    • Beispiel: Psychology of Working Theory (Duffy et al. 2016)


Was sind die Grundannahmen der Psychology of Working Theorie und wie kann sie auf Berufsorientierung übertragen werden?




  • Das Modell geht davon aus, dass der bisherige Bildungsweg, aber auch die soziale und ethnische Herkunft Bildungs‐ und Berufsentscheidungen beschränken können

  • Innerhalb dieser Beschränkungen sollen selbstbestimmte und reflektierte Entscheidungen getroffen werden

  • „Career Adaptability“ bedeutet, dass man sich in gewissem Ausmaß selbstbestimmt auch an schwierige Bedingungen anpassen kann

    • dieses wird von Merkmalen moderiert

      • proaktive Persönlichkeit

      • kritisches Bewusstsein

  • Proaktive Persönlichkeit / Kritisches Bewusstsein bedeutet, dass man Veränderungen schwieriger Bedingungen herbeiführen kann

  • Der Bildungsweg – Schulartzugehörigkeit, Schulabschluss – beeinflusst, inwieweit Schüler*innen selbstbestimmte Entscheidungen treffen und selbstbestimmt mit beruflichen Herausforderungen (career adabtibility) umgehen können

    • Z.B. stehen Schüler*innen mit einem Hauptschulabschluss de facto andere und weniger attraktive Ausbildungsberufe offen als Schüler*innen mit höheren Abschlüssen

  • Der Grad selbstbestimmter Entscheidungen und career adabtibility im Kontext von Berufen ist auch bei ungünstigen Bildungswegen höher, wenn soziale Unterstützung (z.B. durch die Schule, Netzwerke) geleistet wird sowie die Entwicklung von kritischem Bewusstsein und proaktiver Persönlichkeit unterstützt werden

einfluss von Berufsorientierung

  • Beispiel Praktika:

    • Kritische und Reflektierte Begleitung der Wahl des Praktikumsplatzes und der Erfahrungen im Praktikum

    • Etablierung eines Netzwerkes an Betrieben, in denen Praktika angeboten und mit denen Praktikumserfahrungen vor‐ und nachbereitet werden können

    • Stimulierung von Erfahrungen mit Berufsbezug, in denen Selbstwirksamkeit ausprobiert und entwickelt werden kann

    • Unterstützung von Schüler*innen in schwierigen Praktikumssituationen

    • Allgemein: Besprechung von Themen wie Arbeitsbedingungen, Tarifbindung und Arbeitnehmerinteressenvertretungen



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Amina A.

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