Wandschichten des Herzen
infektiöse Endokarditis - Definition
Eine durch Krankheitserreger hervorgerufene Entzündung des Endokards, die insb. auch die Herzklappen betrifft.
Erreger
Betroffene Klappen
Mitralklappe > Aortenklappe > Trikuspidalklappe > Pulmonalklappe
Infektionsweg
Infizierte Venenverweilkatheter
Unsterile venöse Injektionen
Drogenabusus → Zumeist Befall der Trikuspidalklappe
Manipulationen an den Zähnen
Operative Eingriffe
Bakterielle Infektionen verschiedener Organe (z.B. Harnwegsinfekt, Spondylodiszitis) können sowohl Ursache als auch Folge sein
Symptome
Allgemein
Fieber, Schüttelfrost
Leistungsknick, Schwäche, Blässe
Tachykardie
Kardial
Herzgeräusche
Herzinsuffizienz (Klappeninsuffizienz)
Klappenperforation und -abriss mit akuter Dekompensation (Lungenödem)
Verlaufsformen
Endocarditis acuata
Endocarditis lenta
Von Enterokokken und Pilzen ausgelöste Endokarditis
Insb. Staphylococcus aureus: Hohe Virulenz mit Zerstörung der Klappe und akuter Klappeninsuffizienz innerhalb von Stunden
Klinik: Akuter Verlauf mit Herzinsuffizienz
Pathologie: Zumeist Endocarditis ulcerosa
Insb. Streptococcus viridans: Geringe Virulenz mit Bildung von Vegetationen innerhalb von Wochen oder Monaten auf der Klappe
Klinik: Subklinische Beschwerden
Pathologie: Zumeist Endokarditis polyposa/ulceropolyposa
Streptococcus viridans und Staphylococcus aureus
liegt zwischen Endokarditis acuta und lenta
Pathogenese
Akut (Klappeninsuffizienz, septisch-embolische Infarkte, Sehnenfadenabriss)
Erosion → Fibrinauflagerung
Ulkus
Perforation → Keine Koadaptation der Schließungsränder
Chronisch (Klappeninsuffizienz und Klappenstenose)
Erosion → Organisation der Fibrinauflagerung
Granulationsgewebe → Narbe/Fibrose
Verkalkung → Sehnenfäden verdickt und/oder verkürzt
Diagnose Endokarditis
-> DUKE-Kriterien
positive Diagnose bei:
2 Hauptkriterien
1 Hauptkriterium + 3 Nebenkriterien
5 Nebenkriterien
Hauptkriterien
Positive Blutkulturen
Bildgebung
Echokardiografie
CT, MRT, PET/CT
Nebenkriterien
Prädisposition durch kardiale Grunderkrankung oder i.v. Drogenabusus
Fieber ≥38 °C
Gefäßveränderungen
Immunologische Störung
Mikrobiologie
Endokarditis - DD
Klappenthrombose
Endokarditis-Prophylaxe Grundüberlegung
keine eindeutige Evidenz einer Endokarditis-Prophylaxe durch Gabe von Antibiotika
häufige Einsatz von Antibiotika begünstigt Resistenzentwicklung
Empfehlung zur Antibiotika-Prophylaxe nur auf Hochrisikopatienten
Ursache: seltene Bakteriämien mit einer hohen Anzahl an Bakterien als auch häufige Bakteriämien mit einer geringen Anzahl an Bakterien
Hochrisikogruppe
Klappenersatz (mechanisch und biologisch)
überstandener Endokarditis
angeborenen Herzfehlern
zyanotische Herzfehler
Implantation von Conduits (Implantat mit oder ohne Klappe) oder residuellen Defekten
mit prothetischem Material behandelten Herzfehler in den ersten 6 Monaten nach Operation
Herztransplantierte mit Valvulopathie
AB Prophylaxe
2g Amoxi oder 600 mg Clinda
Endokarditis Therapie
Antibiotikatherapie
Initial kalkulierte
Im Verlauf gemäß Antibiogramm erregerspezifische
Behandlungsdauer
Nativklappeninfektion: 2–6 Wochen
Klappenprotheseninfektion: Mind. 6 Wochen
Bei Komplikationen: Operative Therapie der infektiösen Endokarditis
Antikoagulation: Bei unkompliziertem Verlauf kann eine vorbestehende Antikoagulation fortgeführt werden
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