Somatoforme Störungen im ICD-10 und DSM-IV:
• Vorhandensein anhaltender belastender unklarer körperlicher Symptome • Unklar = medizinisch nicht ausreichend erklärt • Anhaltend = über mind. 6 Monate • Belastend = verursachen bedeutsames Leiden und Beeinträchtigung
Diagnostische Kriterien der Somatisierungsstörung nach ICD-10 (F45.0)
A: mind. 2 Jahre multiple, wechselnde Beschwerden ohne hinreichende medizinische Erklärung
B: Leidensdruck, Arztkonsultationen
C: Hartnäckige Weigerung, die ärztl. Feststellung zu akzeptieren, dass keine ausreichende organische Ursache vorliegt
D: Mind. 6 Symptome aus mind. 2 Gruppen (gastro-intestinal, kardiovaskulär, urogenital, Haut-/Schmerzsymptome) #
E: Nicht ausschließlich während F2-Störung, affektiver- oder Panikstörung
Somnatoforme Störungen Leitsymptome
Worin unterscheidet sich die neue Diagnose Somatische Belastungsstörung (DSM-5) von der vorherigen Diagnose Somatoforme Störung (ICD-10/DSM-IV)
-„Positive“ statt „negative“ diagnostische Kriterien
- Einschluss affektiver, kognitiver und behavioraler Merkmale
-Ersatz des Begriffes „somatoform“
-Reduktion der Zahl diagnostischer Kategorien
-Keine Überbetonung der medizinischen Erklärbarkeit
−>Vermeidung von Stigmatisierung
−> Wissenschaftlich und klinisch nicht haltbar
Diagnosekriterien im DSM-5: Somatische Belastungsstörung
Anhaltende körperliche Beschwerden: Ja / Nein
Übermäßige Gedanken und Ängste: Ja / Nein
Exzessiver Zeitaufwand und Energieaufwand: Ja / Nein
Persistierende Symptombelastung länger als 6 Monate: Ja / Nein
Ausschluss anderer Ursachen
Krankheitsangststörung (DSM-5)
A. Krankheitsängste:
Übermäßige Beschäftigung mit der Sorge, eine ernsthafte Krankheit zu haben oder zu entwickeln.
B. Geringe Intensität der körperlichen Symptome:
Körperliche Symptome sind entweder nicht vorhanden oder von geringer Intensität.
C. Stark ausgeprägte Ängste:
Intensive, anhaltende Ängste hinsichtlich der eigenen Gesundheit.
D. Übertriebene Verhaltensweisen:
Ausgeprägte, übertriebene gesundheitsbezogene Verhaltensweisen oder maladaptives Vermeidungsverhalten.
E. Lang anhaltende Befürchtungen:
Seit mindestens 6 Monaten anhaltende Sorgen um die Gesundheit, mit möglicher Änderung der befürchteten Krankheit im Verlauf.
F. Ausschluss anderer psychischer Störungen:
Symptome sind nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärbar.
Was sind die häufigsten Komorbiditäten?
-Angststörungen
-Affektive Störungen
-Substanzmissbrauch
-auch gehäufte Komorbidität mit körperlichen Erkrankungen
2-fach erhöhtes Risiko einer körperlichen Erkrankung bei Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen
Wie ist die Prävalenz der somatischen Störung?
-Somatoforme Störungen / die somatische Belastungsstörung treten mit einer Prävalenz
von 5-13% in der Allgemeinbevölkerung und
20 - 35% in der Allgemeinarztpraxis auf.
Welche Differenzialdiagnose?
-Depression:Magen Darm Beschwerden
-Panikstörungen: Brustschmerzen,Schwindel (10-60 min)
-Schizophrenie: Körperhallus
-Dissoziative Störungen
-Artifizielle Störung: Absichtliches Erzeugen von Symptomen
-Simulation: bewusstes Vortäuschen
-Somatische Erkrankungen: oft Läuse und Flöhe
Was sind strukturierte Diagnostische Verfahren?
SKID, CIDI, IDCL
Welche Fragebögen?
Patient Health Questionnaire PHQ-15:
-als Screening für Vorhandensein von somatorfomer Symptome und Einschätzung Schweregrad
-15 Items Zeitraum 4 Wochen
>10 Punkte moderat <15 Punkte schwer
Screening für somatoforme Störungen (SOMS):
-42/58 Items, Zeitraum 7 Tage, 2 Jahre
Whitely Index (Internationale Skalen für Hypochondrie):
-14 Items, Skalen Krankheitsängste, Somat. Beschwerden, Krankheitsüberzeugungen
>8 Punkte Hyperchondrie
SSD-12 und Symptomtagebücher
Was ist die somatosensorische Verstärkung? Erkläre
Behaviorale Prozesse: Bedeutung von Krankheitsverhalten
Psychodynamische Konzepte
• Konversionsmodell
− Konversion = Umwandlung psychischer Konflikte in den körperlichen Bereich (ursprgl.
Freud)
− Konfliktentlastung und Affektabwehr durch körpersprachliche Symbolisierung
• Konzept der De- / Re-Somatisierung (Schur)
− Im kindl. Entwicklungsprozess zunehmende Differenzierung körperliche Wahrnehmung –
Affekt
− Somatisierung als Regression auf frühere Entwicklungsstufe
• Alexithymie (Sifneos, 1972)
− Mangelnde Fähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen und zu benennen
− Mangelnder äußerer affektiver Ausdruck
Welches sind die wichtigsten psychotherapeutischen Ansatzpunkte?
-Stressbewätligung
-Kognititve Interventionen, Emotionsregulation
-Veränderung Krankheitsverhalten, behaviorale Aktivierung,Expostionsbasierte Verfahren
-Erwartungsfokussierte Interventionen
-Medikation
Evidenzlage Psychotherapie
Psychotherapie
• Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Gute Evidenz für langfristige Effektivität von Psychotherapie,
moderate Effektstärken d = 0,30 - 0,40 2,3
• Tiefenpsychologisch fundierte Therapie: erste Wirksamkeitsbelege für langfristige Effektivität (d = .42)
4
• Akzeptanz- und Commitment-Therapie: Ähnlich effektiv wie KVT, „probably efficacious“ für chronische
Schmerzen 5
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