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1. Woche - 1. Tag - PT Neuro ✅

JA
by Jannik A.

Was verstehen Sie unter dem Begriff „Neuroplastizität“? Warum ist sie wichtig für Neurorehabilitation?


Erläutern Sie deren Rolle in der Rehabilitation von

a)  Beinbetonter Hemiparese

b)  Aphasie

c) Pusher-Syndrom


Neuroplastizität = beschreibt den Umbau von Neuronalen Strukturen in Abhängigkeit von ihrer Aktivität. Es kann einzelne Nervenzelle oder ganze Hirnareale betreffen (-> ist die Fähigkeit sich immer auf neue Situationen einszustellen)

  • Sie dient dazu, die Funktionen des Nervensystems zu erhalten, anzupassen und ggf. zu erweitern —> ohne die Neuroplastizität wäre eine Neuro-Reha nicht möglich

  • Bsp. Willkürmotorik ist modular in neuronalen Netzwerken organisiert —> innerhalb der Netzwerke ist eine Kompensation möglich —> Cross-Modale Plastizität —> Patient erblindet und der Tastsinn verstärkt sich

Beispiel

  • Aphasie -> Sprach und Sprachverständnis kann wieder erlernt werden

  • Pusher-Syndrom -> erlernen von der Körperwahrnehmung


ohne Neuroplastizität wäre Neuro-Reha nicht möglich


  • a) Beinbetonter Hemiparese

    • Die gelähmte Seite kann über „neuronale Brücken“ bzw. neue Verbindungsbahnen wieder das Gehen erlernen

    • Hemiparetische Patienten profitieren von bilateralen Bewegungen

    • Rhythmische Bewegungsabläufe erleichtern die Ausführung

  • b)  Aphasie

    • Das Sprach & Sprechverständnis kann (teilweise) zurückerlangt werden

    • Vormachen & Nachmachen —> Spiegelneurone

  • c)  Pusher-Syndrom

    • Die Körpermitte kann wieder neu erlernt werden und die verschobene Posturale Vertikale wieder mit dem visuellen Vertikale übereinstimmen. Dadurch wird das Gleichgewicht verbessert

    • Spiegeltherapie


Pushersyndrom

a) Durch welches typische Verhalten fällt der Patient auf?

b)  Welche pathophysiologischen Veränderungen liegen diesem Verhalten zugrunde?

c)  Beschreiben Sie das physiotherapeutische Vorgehen in der Behandlung des Pushersyndroms.


a)

  • Pat. drückt sich von weniger betroffenen Seite zur stärker betroffenen Seite, da der Pat. Angst hat zur weniger betroffenen Seite zu fallen

  • Dem Pat. seiner Körperlage neigt zur mehr betroffenen Seite hin, wodurch es evtl. zum Umfallen kommen kann

  • Es besteht kein Bewusstsein für das Problem des Pat. trotz objektiver Schwierigkeiten

  • Bei Korrekturversuchen durch den Therapeuten pushen die Pat. noch mehr

  • Bei aktiven Bewegungen der nicht betroffene Extremitäten und bei fehlender Abdruckfläche (Bodenkontakt) ist das Pushen vermindert

b)

  • Die subjektive posturale Vertikale ist um ca. 18° zur weniger/nicht  betroffenen Seite hin verkippt

  • Dadurch kommt es zu Problemen bei der Erkennung der Erdvertikale (Gravizeption)

  • Allerdings sind die subjektive Visuelle Vertikale und die visuell-vestibuläre Informationsverarbeitung intakt

  • Das Pushen kommt durch das Missverhältnis zwischen gestörter posturalen und intakten visuell-vestibulären Informationen

c)

  • Der Pat. soll das gestörte Gefühl für die aufrechte Körperposition erkennen (Hilfestellung der Visuellen Hilfsmittel wie mit einem Spiegel)

  • Visuelle Exploration (Erkundung) des Raumes und des eigenen Körpers

  • Lernen von Bewegungen um, die vertikale Körperposition selbständig einzunehmen (Seil in die Mitte vom Spiegel anbringen und Pat. Soll sich so aufrichten, dass, das Seil durch Seine Körpermitte geht)

  • Beibehalten der vertikalen Körperposition bei gleichzeitiger Durchführung anderen Aktivitäten (z.B. was sortieren lassen, etwas Bauen mit Klötzchen, Puzzeln,…)


Ihr Patient hat eine armbetonte Ataxie.

a) Welche 5 Koordinationstests führen Sie durch im Befund?

b)  Wie können Sie klinisch entscheiden, ob es sich um eine spinale oder cerebelläre Ataxie handelt?

c)  Wie könnte eine Behandlung methodisch aufgebaut werden?

a)

  • Diadochokinese (an der Hand)

  • Finger-Finger-Versuch

  • Finger-Nase-Versuch

  • Spiraltest

  • Schriftprobe

  • Nine-hold-pack-Test

  • Reeboundphänomen

b)  

  • spinale Ataxie: wird besser mit optischer Kontrolle

  • cerebelläre Ataxie: optische Kontrolle ändert nichts

Spinale Ataxie

Zerebelläre Ataxie

  • Als Folge von Störungen im Hinterstrang des Rückenmarks

  • Die sensible Kontrolle von motorischen Bewegungen fällt aus, als Folge der Störung der Tiefensensibilität

  • Zielbewegungen erfolgen überschießend und ausfahrend-ataktisch

  • Ein Teil der Störungen kann durch die optische Kontrolle der Bewegung kompensiert werden

  • Rhomberg-Versuch: mit geöffneten und geschlossenen Augen sind deutliche Unterschiede zu beobachten

—> kann durch optische Kontrolle verbessert werden

—> Deutliche unterschiede bei Rhomberger Stehversuch mit geöffneten und geschlossenen Augen

  • Störung der zeitlichen (Bewegungsgeschwindigkeit) und räumlichen (Bewegungsausmaß) Koordination

  • Störung der reziproken Innervation -> unsichere Haltung und ungenaue Zielbewegung

  • Die Sprache und das Sehen sind auch beeinträchtigt

  • Es kommt zu zentraler Störung der Koordination, der Motorik, die durch optische Kontrolle der Bewegung nicht wesentlich beeinflusst werden kann

—> kann nicht durch optische Kontrolle verbessert werden

c)  

  • vom einfachen zum schweren

  • vom passiven zum aktiven

  • von hubfrei zu hubvoll

  • von einfacher Bewegung zur komplexen Bewegung

  • In der geschlossene Kette anfangen

  • Arbeiten mit Wiederstände

  • In der halb offene Kette geübt werden

  • Offene Kette mit Wiederstände

  • Offene Kette und Wiederstände wieder abbauen

Tonusregulation

  • zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit (wenn eingeschränkt) WS, HG, SG

Übungen/Aktivitäten

  • Im Sitz: Rumpfaufrichtung, Gewichtsverlagerung, Transfers

  • Mattenprogramm: z.B. VFST, Kniestand, Halberkiniestand, Bewegungsübergänge

  • Im Stehen: Ausfallschritt, EBST, Sturzprophylaxe

  • Gangschule: vorwärts, rückwärts, seitwärts, seitwärts, Richtungswechsel, Start und Stopp, Treppen, Hindernisse, Parcours

  • Training der Bewegungskontrolle für die obere Extremität

Übung des Patientenzieles auf Aktivitäts-/Partizipationsebene

  • Z.B. Gehen auf verschiedenen Untergründen, Treppensteigen, Essen und Trinken, schreiben, auf einer Computertastatur tippen

Ihr Patient hat eine Gang Ataxie mit Sturz Gefahr.

a)  Welche 3 Tests/Assessments finden Sie im Befund besonders wichtig? Begründen Sie Ihre Antwort


b)  Wie können Sie klinisch eine spinale von einer cerebellären Ataxie unterscheiden?


c)  Nennen Sie 3 Prinzipien, die Sie bei der Gangschule/Gangfacilitation bei diesem Patienten anwenden können.


a)

  • Ganganalyse

  • Chair Rise

  • Functional Reach

  • Timed up & go

  • Tinetti-Tes

  • Tandemstand, Semitandemstand, Romberger Stehversuch

b)

  • zerebralle Ataxie keinen Unterschied ob Augen auf oder zu ansonsten spinale Ataxie


spinale Ataxie

Zerebelläre Ataxie

  • Als Folge von Störungen im Hinterstrang des Rückenmarks

  • Die sensible Kontrolle von motorischen Bewegungen fällt aus, als Folge der Störung der Tiefensensibilität

  • Zielbewegungen erfolgen überschießend und ausfahrend-ataktisch

  • Ein Teil der Störungen kann durch die optische Kontrolle der Bewegung kompensiert werden

  • Rhomberg-Versuch: mit geöffneten und geschlossenen Augen sind deutliche Unterschiede zu beobachten


  • kann durch optische Kontrolle verbessert werden

  • Deutliche unterschiede bei Rhomberger Stehversuch mit geöffneten und geschlossenen Augen

  • Störung der zeitlichen (Bewegungsgeschwindigkeit) und räumlichen (Bewegungsausmaß) Koordination

  • Störung der reziproken Innervation -> unsichere Haltung und ungenaue Zielbewegung

  • Die Sprache und das Sehen sind auch beeinträchtigt

  • Es kommt zu zentraler Störung der Koordination, der Motorik, die durch optische Kontrolle der Bewegung nicht wesentlich beeinflusst werden kann


- kann nicht durch optische Kontrolle verbessert werden


c)

  • Grundprinzipien

    • optimaler Widerstand auch 3D- Widerstand

    • Approximation

    • Taktiler Stimulus


    Therapiemaßnahmen

    • Gangfacilitation gegen Widerstand

    • Gangschule mit Gewichtsmanschetten

    • Gangfacilitation mit Approximation

    • Schwere Gegenstände schieben wie z.B. Therapiebank, Sofa auf Rollen


Ihr Patient mit Morbus Parkinson zeigt ein typisches Bild vom Hypokinetisch-Rigordominanten Typ.

a) Beschreiben Sie mind. 5 Aspekte des (veränderten) Gangbildes.

b)  Was bedeutet „der Patient befindet sich in einer „Off-Phase““?

c)  Was ist ein „Freezing-Phänomen“? Wie kann es überwunden werden?

d)  Welche 4 Prinzipien in der Übungsgestaltung helfen dem Patienten die Hypokinese zu überwinden?


a)

  • Kleinschrittiger Gang

  • Wenig Armpendel und wenig Rumpfrotation

  • erschwerte Initiierung

  • Freezing Phänomen (Anlauf Schwierigkeiten)

  • Schlurfender Gang

  • Leicht gebeugte Arme und Beine sowie eine kyphotische Haltung mit einer translatierten HWS nach ventral

  • Start- und Stophemmung

b)  

  • Zeit, in der Medikamente ein Wirkungstief haben

  • Konzentration der Medikamente im Blut sinkt ab (Hypokinesie)

  • Off-Phase = schlechter Zustand

    • Das Bedeutet die Symptome von der Krankheit sind im Moment wieder stärker, da die Wirkung der Medikamente nachgelassen haben (Die Wirkstoffkonzentration im Blut nimmt ab, wo durch die Symptome wieder stärker werden)


Zusatzwissen

  • End of dose Akinese (Medikamente im Blut - gut, Medikamentente lassen nach - schlecht)

  • Peak of Dose Dyskinesien (Medikament schießt über das Ziel hinaus —> Spontanbewegungen

c)  

  • Freezing-Phänomen = der Pat. Hat eine Bewegungsblockade und er fühlt sich wie eingefroren und ihm fällt es schwer in Bewegung zukommen bzw. eine Bewegungsinitierung zu starten.

  • Rhythmic cueing

  • Einzählen und bei 3 loslaufen

  • Einen bestimmter Takt vorgeben

  • Auditiver Stimulus, Visueller Stimulus mit Reifen, Blöcken, Farbscheiben

 d)

  • Grundprinzipien

    • Visuell (über ein Hindernis steigen)

    • Auditiv (ein-zählen)

    • Propriozeptiv

    • Kognitiv


    • Training der korrektiven und protektiven Reaktionen (posturale Instabilität)

    • Externe Hinweise: Optischer, akustischer, propriozeptiver und oder kognitiver Reiz

    • Think Big

    • Krafttraining am Rumpf und UE


Ihr Patient mit einem Guillain-Barré-Syndrom hat seit 3Wochen Symptome und leidet an einer Tetraparese. In den oberen Extremitäten hat er proximal Muskelwerte von 5. Wie könnte ein typisches Lähmungsmuster aussehen?


  1.  Welche Muskelwerte erwarten Sie:

    a)  An den Händen?

    b) An den proximalen Beinen ?

    c) An den Füßen ?

  2. Hat der Patient Sensibilitätsstörungen? Wenn ja – wie ist das Verteilungsmuster, das Sie erwarten?

  3. Welche weiteren neurologischen Symptome könnte der Patient noch haben?

  4. Nennen Sie bitte die 5 wichtigsten physiotherapeutischen Ziele für diesen Patienten.


  1.  Welche Muskelwerte erwarten Sie:

    a)  An den Händen? -> 3-4 MW

    b) An den proximalen Beinen ?-> 2-3 MW

    c) An den Füßen ?-> 0/1-2 MW


  1. Hat der Patient Sensibilitätsstörungen? Wenn ja – wie ist das Verteilungsmuster, das Sie erwarten?

    • Die Sensibilitätsausfälle sind meistens relativ gering ausgeprägt

    • Wenn Sensibilitätsausfälle auftreten, dann kommt es zu symetrischen, aufsteigenden (von distal nach proximal) Sensibilitätstörungen an Händen und Füßen


  1. Welche weiteren neurologischen Symptome könnte der Patient noch haben?

    • Rückenschmerzen durch Radikulitis

    • Herabgesetzte bis erloschene Muskeleigenreflexe

    • Hirnnervensymptome treten am häufigsten in Form einer ein- oder beidseitigen Fazialisparese auf

    • Blasen- und Darmstörungen

    • hyperparasympathikotone Regulationsstörung mit Bradykardie und Blockbildern

    • Hypertonie oder Hypotonie

    • Kyperhidrose (Vermehrtes Schwitzen)

    • Beeinträchtigung der Atemfunktion (je nach Verlauf) -> Landry-Paralyse

      • akut aufsteigende Rückenmarklähmung, die zu Lähmung der Schluck- und Atemmuskulatur führen kann


  1. Nennen Sie bitte die 5 wichtigsten physiotherapeutischen Ziele für diesen Patienten.


    • in der Akutphase: Abtraininieren von der Beatmungmaschine

    • Verbesserung der pulmonalen Belastbarkeit

    • Verbesserung der Oberflächen- und Tiefensensibilität

    • Bei Facialisparese: Innvervationsschulung der Gesichtsmuskulatur

    • Trainingsprogramm zur Verbesserung der Belastbarkeit der Herz-und Kreislauffunktion

    • Verbessern des Koordination und Gleichgewichtstraining

    • Wiedererlangen der Gehfähigkeit (meist 40 bis 70 Tage bis 24 Monate)

    • Transfer

    • Gangschule -> Spätphase


Author

Jannik A.

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