Heterogenität nach Wiater (2013)
Heterogenität bezeichnet die Verschiedenheit und multikulturell bedingte Unterschiedlichkeit der Menschen, im Hinblick auf Faktoren wie Alter, Geschlecht, biografische Erfahrungen, psychische und physische Konstitution, Sprachkompetenzen, Migrations- und Bildungshintergrund, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Interessen, Neigungen und Begabungen
Heterogenität nach Brügelmann & Hörmann (2009)
Heterogenität ist ein Zuschreiben von Unterschieden auf Grund von Kriterien, deren Bedeutung von sozialen Normen, individuellen Erfahrungen, subjektivem Bewusstsein und persönlichem Interesse abhängen.
Heterogenität nach Werning (2009)
Heterogenität ist ein relativer Begriff, der vom Maßstab abhängt und nur zusammen mit Homogenität zu betrachten ist.
BiKS (ab 2005)
steht für Bildungsprozesse, Kompetenzentwicklung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter
Längsschnittstudie
Zentrale Fragen:
Was lernen Kinder wann?
Welche Rolle spielen dabei Kindergarten, Schule und Elternhaus?
Auf welcher Grundlage werden Entscheidungen über den Schuleintritt und die Wahl der weiterführenden Schule gefällt?
Fokus: Übergänge KiGa und GS & GS und wfS
Hintergrund der in BiKS thematisierten Fragestellungen sind Befunde internationaler Schulleistungsuntersuchungen (IGLU, PISA) der vergangenen Jahre, die zwei zentrale Defizite des deutschen Bildungswesens in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt haben: Zum einen weisen Schüler/-innen an deutschen Schulen im internationalen Vergleich einen unerwartet niedrigen Kompetenzstand auf. Dies gilt insbesondere in den unteren Leistungsgruppen und über verschiedene Kompetenzbereiche (Leseverständnis, Mathematik, Naturwissenschaften) hinweg. Zum anderen sind bezogen auf soziale Herkunft und Nationalität bzw. Migrationsstatus besonders ausgeprägte Disparitäten in der Bildungsbeteiligung und im Kompetenzerwerb offenkundig geworden.
Oberflächenstrukturen
beschreiben äußerlich sichtbare U-Merkmale (Routinen, Methoden, fließender Ablauf des Unterrichts, Routinen, Rituale...);
Aber: dadurch noch keine erfolgreichen Lernprozesse → fördern eher die Wirkfähigkeit der Tiefenstrukturen
Tiefenstrukturen
= Basisdimensionen der Unterrichtsqualität! Studien haben die Bedeutung dieser Strukturen für erfolgreiches Lernen im Zusammenhang mit Individualisierung zeigen
Basisdimensionen der Unterrichtsqualität (Klieme et al., 2006)
Klassenführung
Die Basisdimension Klassenführung beschreibt, inwiefern die Lehrperson für einen strukturierten, klaren und störungspräventiven Unterricht sorgt, um maximal mögliche Unterrichtszeit zur Auseinandersetzung mit Lerninhalten zu gewährleisten (Weinert 1996).
Regeln & Normen
Management von Lernzeit
Lernförderliches Klassenklima
Techniken der Klassenführung nach Kounin
Allgegenwärtigkeit und Überlappung
Reibungslosigkeit und Schwung
Gruppenmobilisierung
Abwechslung und Herausforderung
Disziplinierungsmaßnahmen
Kognitive Aktivierung
Kognitive Aktivierung bezeichnet all diejenigen Maßnahmen, welche die Lehrperson unternimmt, um die Schülerinnen und Schüler zur aktiven und tiefergehenden Auseinandersetzung mit Lernmaterialien anzuregen (Klieme et al. 2006).
Strukturiertheit
Aufgabenformate und Experimente
Lehrerfragen
Fehlerkultur
Konstruktive Unterstützung
Die Basisdimension Konstruktive Unterstützung fasst zusammen, inwiefern Strukturen im Klassenzimmer implementiert sind, welche Schülerinnen und Schülern für ihr Lernen Hinweise, Begleitung und Hilfestellungen geben (Klieme et al. 2006).
Unterstützende unterrichtliche Organisationsformen
Unterstützende unterrichtliche Interaktionen
Was versteht man unter “alle Kinder”?
-> Hier bietet es sich an auf Heterogenitätsdimensionen einzugehen und einzelne zu Erklären
Risikofaktor
Heterogenitätsdimension “Sozioökonomischer Status/ Milieu”
Bei Verteilung auf Schularten zeigt sich Einfluss des familiären Hintergrunds
Je höher allgemeinbildender/ beruflicher Abschluss der Eltern, desto höher der Schüleranteil an Gymnasien -> Hauptsächlich Kinder von Eltern, die Fachhochschul- / Hochschulreife hatten (66%)
Anteil von SuS von Eltern mit FAchhochschul-/ Hochschulreife an Mittelschulen -> 17%
Anteil an SuS von Eltern mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss an Gymnasiuen -> 8%
Anteil an SuS von Eltern mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss an Mittelschulen -> 55%
(Statistisches Bundesamt 2021)
->SuS unterschiedlicher soz. Herkunft unterscheiden sich deutlich voneinander
->Enger Zusammenhang zw. soz. Herkunft und Migrationshintergrund -> Familien mit Migrationshintergrund haben öfter niedrigen soz.-ök.-Status
-> Sprachangebot in Familien mit hohem soz.-ök.- Status anregungsreicher -> zeigt sich im Ausmaß des Wortschatzes von Kindern (Qualität entscheidend) -> und in der grammatischen Entwicklung
Begründung für Auswirkung der soz. Herkunft: Unterschiedliche Verfügbarkeit von Ressourcen (z.B. Zeit, Geld, Energie)
(Neumann, 2014; Stanat, 2010; Weinert & Ebert, 2013; Abbott-Shim, 2005)
Mittlere Effektstärke der soz. Herkunft auf schulische Leistungen -> d= 0.57 (Hattie,2009)
Identifikation Risikofaktor
Heterogenitätsdimension: Ethnische Zugehörigkeit/Migrationshintergrund
SuS mit Migrationshintergrund sind doppelt benachteiligt -> soziale Herkunft und Migrationshintergrund sind statistisch bedeutsame Faktoren
Verschiedene Studien (IQB, IGLU, TIMMS…) zeigen Kompetenzunterschiede zwischen SuS mit und ohne Migrationshintergrund
Auch hinsichtlich des Übertritts zeigen sich Unterschiede -> Kinder mit Migrationshintergrund wechseln seltener auf Gym. -> ABER Kinder mit Migrationshintergrund aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status kommen häufiger ins Gym. als in die Mittelschule als Kinder ohne Migrationshintergrund und gleichem soz. Status
Bildungsaspirationen der Eltern bedeutsam
(Stiftung Mercator, 2016; Autorengruppe Bildungsberichterstattung, 2014)
Mangelnde Sprachkenntnisse ->Negative Auswirkungen auf Anschlussfähigkeit und Verständnis
Traumata (z.B. aufgrund von Fluchterfahrung): Auswirkungen auf Konzentration, Mitarbeit, Leistung etc.
(Adam & Inal, 2013; Van der Kolk & McFarlane, 1996)
Heterogenitätsdimension: Sprache
Sprachliche Heterogenität ist mit Herausforderungen verbunden
Mangelndes Sprachverstehen, fehlender Wortschatz, Schwierigkeiten im Erlangen der Bildungssprache
LuL sind nicht ausreichend auf sprachliche Heterogenität vorbereitet -> Sie kennen nicht alle Sprachen
Heterogenität als Chance - Bedeutung
Vock & Gronostaj, 2017
“Heterogenität bietet die einzigartige Möglichkeit, durch den pädagogischen bewussten Umgang mit Vielfalt einen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft und für die Festigung von Demokratie und Zivilgesellschaft zu leisten. Heterogenität ist zudem eine Bereicherung für einen Unterricht, der gemeinsames Lernen von und mit Anderen zum Ziel hat.”
Heterogenität als Chance - Was bedeutet das?
• In der Praxis aufgrund der hohen Anforderungen und Differenzen mit
Herausforderungen verbunden
• Vielfalt birgt jedoch auch vielfältige Chancen für das Lernen von- und miteinander
(z.B. in kooperativen Lernformen), das soziale Lernen, das kulturelle Lernen, den
interreligiösen und interkulturellen Austausch, das sprachliche Lernen (durch
sprachliche Vielfalt wird die Language Awareness gefördert)
• Praktische Beispiele: Helfersysteme, Lese-Tandems, Sprachvergleiche,
Projektarbeit, Rollenspiele, Jahrgangsmischung
• Zentral: sprach- und diversitätssensibles Unterrichten als Prinzip
Vock& Gronostaj, 2017
Heterogenitätsdimensionen nach Speck- Hamdan 2009
geschlechterspezifische Heterogenität
Altersunterschiede
unterschiedliche Lerndispositionen
sprachliche Heterogeniät
“Special needs” Kinder
ethnischer/ kultureller Hintergrund
sozioökonomischer Hintergrund
religiöse Heterogenität
Definition Sozialer Status
Ditton/ Maaz, 2011
„Mit dem Begriff Sozialer Status wird die Position bezeichnet, die eine Person innerhalb einer Rangordnung der gesellschaftlich vorhandenen Positionen einnimmt. Die Einordnung in die gesellschaftliche Hierarchie bezieht sich auf die Wertschätzung die einer Position hinsichtlich gesellschaftlich relevanter Merkmal (z.B. Einkommen, Besitz, Macht) beigemessen wird.“
Definition Sozioökonomischer Hintergrund
„Häufig verwendet man in der Empirischen Bildungsforschung allerdings nicht einzelne, sondern Bündelungen mehrerer Merkmale, um die Platzierung in der gesellschaftlichen Hierarchie zu bestimmen. Der Sozioökonomische Status (SES; engl. „sozio- economic-status“) wird dabei in der Regel über Beruf, das Einkommen und das Bildungsniveau definiert.“
Definition Menschen mit Zuwanderungshintergrund
Stanat/ Edele, 2015
„Als Menschen mit Zuwanderungshintergrund werden – unabhängig vom Beitz der deutschen Staatsbürgerschaft – sowohl Personen bezeichnet, die selbst nach Deutschland zugewandert sind, als auch Menschen, die zwar in Deutschland geboren sind, deren Eltern oder Großeltern aber aus einem anderen Land stammen.
Definition Bildungsgerechtigkeit
„Bildungsgerechtigkeit wird daher als Ziel verstanden, die Teilhabe der Gesellschaftsmitglieder unabhängig von Disparitäten zu gestalten. Bildungsgerechtigkeit darf nicht verwechselt werden mit sozialer Gleichheit“
(Blossfeld et al.: Bildungsgerechtigkeit Jahresgutachten 2007)
Ursachen von Heterogenität
Heterogenität durch organisatorische Gründe
Grundschule als gemeinsame Schule für alle
->„unausgelesene Schülerpopulation“, d.h. „volle Variabilität von Schülerleistungen, Lernvoraussetzungen und familialen Hintergrundmerkmalen“ (Kluczniok et al. 2014)
->in der Grundschule ist diese Heterogenität aufgrund der weitgehend noch unausgelesenen Schülerschaft im Gegensatz zu den weiterführenden Schulen besonders stark ausgeprägt (Hess/Lipowsky 2017)
-> bereits zum Schulanfang haben Kinder einen Entwicklungsunterschied von drei bis vier Jahren
(Brügelmann 2011)
neuere schulorganisatorische Entwicklungen (Hess/Lipowsky 2017)
Heterogenität wird zusätzlich vergrößert durch...
-> Einführung inklusiver Schulen
-> Realisierung jahrgangsgemischten Lernens
->„Schüler mit Migrationshintergrund vergrößern potenziell die Heterogenität der Lerngruppen“
(Kluczniok et al. 2014, S. 198)
Herausforderungen Heterogenität
Möglichkeiten im Umgang mit Heterogenität
Strukturierung in (eher) endogene und (eher) exogene Dimensionen
Rehle et al., 2018; Schumacher/ Denner, 2017
4 Dimensionen von Diversity
Gardenwartz / Rowe 1995
Gemeinsamkeit aller Kinder
Schumacher, Denner, 2017
Und dennoch bleibt den Kindern trotz aller Differenzen ein gemeinsames Streben: Der tiefe Wunsch, als ganze Person, mit all ihren Stärken, Schwächen und Eigenheiten wahrgenommen und wertgeschätzt zu sein
Rechtliche Grundlagen: Bayrischer Lehrplan
Bildungs- und Erziehungsauftrag kann nur erfüllt werden, wenn Heterogenität von Lernvoraussetzungen beachtet wird
-> “alle SuS in ihrer Persönlichkeit unterstützen”
-> “GS als erste und gemeinsame Schule für eine Schülerschaft von großer Heterogenität in Bezug auf ihre familiäre, soziale, regionale und ethnische Herkunft sowie ihre individuellen Lern- und Leistungsdispositionen. Entsprechend unterschiedlich sind Vorerfahrungen, religiöse und ethische Orientierungen, Lernbedingungen und Leistungsvermögen sowie die geschlechtsspezifische Sozialisation”
Heterogene Lernvoraussetzungen (Seibert, 1996)
Lernvoraussetzungen sind all die Bedingungen und Faktoren, die den SuS in seiner Entwicklung, in seiner Lern- und Lebensgeschichte fördern, aber auch hemmen können - die eine unbedingte Grundlage für das differenzierte Bemühen der LK sein müssen
Dimensionen der Heterogenität (Walgenbach, 2017)
Heterogenität existiert nicht an sich, sondern erst im Hinblick auf Bezugsgröße
SuS sind immer heterogen auf Merkmal(e), z.B. Alter, Leistung
in GSpäd werden Heterogenitätsmerkmale herangezogen, von denen angenommen wird, dass sie einen direkten oder indirekten Einfluss auf Lern- und Bildungsprozesse haben
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