Bilanzanalyse
Definition und Begriffserklärung
Ziel
Definition
für Auswertung des JA in Praxis Begriff Bilanzanalyse
Bilanzanalyse bezeichet bestimmte Verfahren der Informationsgewinnung und -auswertung, mit deren Hilfe auf Basis der Angaben in der Bilanz sowie der Ausführung im Lagebericht Erkenntnisse über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Unternehmung gewonnen werden
Die Bilanzanalyse ist somit ein wichtiges Instrument zur Beurteilung von Unternehmen
wesentliche Informationen des JA aussagekräftig und in knapper Form darzustellen,
welche Informationen aufbereitet werden sollen, hängt von Erkenntniszielen des Bilanzanalytikers ab
= dabei ist zu beachten, nach welchen Standards diese erstellt wurden (HGB, IFRS) und welche Rechnungslegungszwecke zugrunde liegen (z.B. Informationszweck, Gläubigerschutz oder Ausschüttungsbemessungszweck)
Anwendungsfälle einer Bilanzanalyse
Das Instrument der Bilanzanalyse wird in zahlreichen Geschäftssituationen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung eingesetzt, z.B:
im Rahmen der Kreditwürdigkeitsprüfung bei der Kreditvergabe oder bei der Überwachung bestehender Kreditverträge durch Banken oder andere Finanzdienstleister
im Rahmen der Bonitätsbeurteilung durch Auskunfteien bsp. Schufa
im Vorfeld von Unternehmensbewertungen
zur Wettbewerbsanalyse
zur Schwachstellenanalyse
Ablauf und Inhalt der Bilanzanalyse
kann unabhängig vom konkreten Anwendungsfall in fünf Phasen untergliedert werden:
Phase: Vorbereitung
Phase: Aufbereitung
Phase: Auswertung
Phase: Kennzahleninterpretation
Phase: Urteilsbildung
Phase 1
Vorbereitung
allgemeines Bild von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens sowie des jeweiligen wirtschaftlichen Umfelds zu verschaffen
formale Analyse: inwieweit die gesetzlichen Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften eingehalten wurden
auch die bilanzpolitische Ausrichtung des JA ist zu analysieren
Phase 2
Aufbereitung
aussagefähige und fundierte Auswertung des JA setzt eine Aufbereitung voraus, die an den Zielen der jeweiligen Analyse ausgerichtet ist
Vergleichbarmachung des Datenmaterials ist hierbei ein wesentlicher Bestandteil
Bilanz
GuV
Aufbereitung Bilanz
bei Aufbereitung können Posten ergänzt oder herausgenommen werden
die Gliederung und die Wertansätze einzelner Abschlussposten und damit bei Bilanzsummen ändern sich im Vgl zur Originalbilanz
Aufbereitung GuV
Ergebnisanalyse dient der erfolgsrorientierten Bilanzbeurteilung
zeigt das Zustandekommen des Erfolgs und die Höhe der möglichen Gewinnausschüttungen sowie zukünftige Ertragskraft -> künftige Gewinnaussichten
Ziel ist die Ermittlung des bereinigten Erfolgs vor Steuern
Phase 3
Auswertung
hier wird das aufbereitete Analysematerial in Form von Kennzahlen ausgewertet
hierbei befasst sich die quantitative Analyse primär mit der Bildung von Kennzahlen
Phase 4
Kennzahleninterpretation
ermittelten Kennzahlen sind zu interpretieren
Kennzahlen haben jedoch nur beschränkte Aussagekraft
vielmehr im Rahmen eines Vergleichs auszuwerten -> unterscheidet zwischen einer statischen Interpretation und vergleichenden Ansätzen der Interpretation
Zielführender ist meist die Durchführung einer Vergleichsanalyse
Vergleichsmaßstab notwendig
Daten früherer Perioden (sog. Zeitvergleich)
Daten anderer Betriebe (sog. Betriebsvergleich)
Daten aus internen Planzahlen (sog. Soll-Ist-Vergleich)
Formen der Bilanzanalyse
Zeitvergleich
Betriebs-/Unternehmensvergleich
Ein Unternehmen wird im Zeitablauf (über mehrere Jahre) betrachtet
Vielfach auch intern angewendet
Statische Stichtagsbilanz wird durch den Vergleich dynamisch
Aber: keine Informationen über die Potentialausnutzung im Vergleich zur Konkurrenz
vergleich mehrerer Unternehmen
meist stichtagsbezogen/statisch
Problem: Vergleichsunternehmen sind bzgl. Größe, Sortiment, Ausrichtung und Region nur schwer zu finden
-> ein perfekter Vergleich ist nicht möglich
Ablau unf Inhalt der Bilanzanalyse
Phase 5
Faustregel
Urteilsbildung
zum Abschluss Ergebnis festhalten
hierbei werden die ermittelten Kennzahlen
unter Beachtung des Analyseziels zu einer Wertung zusammengefasst
Faustregel für die Praxis
Je größer das Unternehmen, desto wichtiger sind die Kennzahlen für die Unternehmenspolitik.”
Kennzahlen zur Anlagendeckung (Investierung)
Deckungsgrad I
Deckungsgrad II
nach überwiegender Auffassung gilt für Finanzierung das Prinzip der Fristenkongruenz,
d.h. die zur Finanzierung zur Verfügung stehenden Mittel sollten mind. genauso lange verfügbar sein, wie die Laufzeit der Finanzierung dauert
Anlagendeckung I = EK *100/AV
Anlagendeckung II = EK + langfr. FK +100/AV
nach goldener Bilanzregel ist das gesamte AV durch EK bzw. langfr. FK zu finanzieren - der Wert der Anlagendeckung II sollte daher mind. 100% betragen
Kennzahlen zur Finanzierung (Kapitalstruktur)
EKQ
FKQ
EKQ = EK*100/GK
die EKQ kann als Indikator für die Solidarität und Krisenfestigkeit zugrunde gelegt werden -> Je höher die EKQ, desto unabhängiger und krisenfester ist ein Unternehmen
FKQ = FK*100/GK
die FKQ ist das Spiegelbild der EKQ und lässt daher entsprechende Aussagen zu
FKQ sollte nicht höher sein als 2:1, d.h. das FK sollte nicht mehr als das Doppelte des EKs betragen
Gemeinsam ergeben beide Größen immer 100%
Vor- und Nachteile einer hohen EKQ
Vorteile
Kreditwürdigkeit
mehr Unabhängigkeit
weniger Zinsaufwand - mehr Gewinn
Bessere Liqudität durch geringeren Kapitaldienst
Nachteile
keine optimale Anlage, wenn EK nicht hoch genug verzinst wird
persönliches Risiko, da EK als Haftungsgrundlage dient
Zwang zur guten Verzinsung durch Verzinsungsanspruch der EK-Geber
Kennzahlen der Vermögensstruktur
Anlagenintensität
Anteil des Umlaufvermögens
Vorratsquote
Forderungsquote
Anteil der flüssigen Mittel
Rückschlüsse über die Art und die Zusammensetzung des Vermögens und die Dauer der Bindung des Vermögens schließen
dabei ist zu beachten, dass die Kennzahlen je nach Branche und Region unterschiedlich zu werten und auszulegen sind
Anlagenintensität = AV*100/Gesamtvermögen
die Anlagenquote hängt in ihrer Höhe stark von der Betriebsbranche ab -> relativ hohe Anlagenqupte kann u.a. darauf hinweisen, dass der Betrieb automaitisert ist
eine vglw, niedrigere Anlagenquote könnte durch ein zu breites Sortiment zu lange Fertigungszeiten o. durch Absatzstockungen hervorgerufen werden, da solche Entwicklungen UV steigen lassen
Anteil des UV = UV*100/Gesamtvermögen
Vorratsquote = Vorräte*100/Gesamtvermögen
Forderungsquote = Forderungen*100/Gesamtvermögen
Anteil der flüssigen Mittel = Flüssige Mittel*100/Gesamtvermögen
Liquiditätskennzahlen
Liquidität I, II, III
eine Liquiditätskennzahl gibt an, wie viel Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten durch vorhandene Liquidität d.h. Zahlungsmittel gedeckt sind
mit Liquiditätskennzahlen können Aussagen über die Zahlungsfähigkeit an einem Stichtag (i.d.R. Bilanzstichtag) getroffen werden
Liquidität I = LM*100/kurzfr. FK (=Barliquidität)
Liquidität II = LM + Forderungen*100/kurzfr. FK (kurzfristig)
Liquidität III = UV * 100/kurzfr. FK (mittelfristig)
die Liquidität 2. Grades ist am bedeutsamsten, da die Verbindlichkeiten nicht immer sofort, sondern mit Zahlungsziel fällig werden und somit ein Barbestand in voller Höhe nicht erforderlich ist
Wertpapiere erst in Liquidität 3. Grades relevant - eigentlich nur für Handelsunternehmen mit Vorräten interessant, da diese ja auch zu einem kurzfristig späteren Zeitpunkt zu Rückflüssen führen
Lagerumschlagskennzahlen
Lagerumschlagshäufigkeit
Durchschnittliche Lagerdauer
Durchschnittlicher Lagerbestand
spielt primär keine Rolle für eine Bilanzanalyse im Unternehmen, außer Lagerbestand ist hoch, wichtig für UN
mit Hilfe der Umschlagskennzahlen kann die Wirtschaftlichkeit des Betriebes überprüft werden
hierbei gilt, dass ein hoher Lagerumschlag zu einem geringeren Kapitaleinsatz führt, eine kürzere Lagerdauer senkt die Kosten
Lagerumschlagshäufigkeit = Materialaufwendungen/durchschnittlicher Werkstoffbestand
Durchschnittliche Lagerdauer = 360/Lagerumschlagshäufigkeit
Durchschnittlicher Lagerbestand = Anfagsbestand + Endbestand/2
Kennzahlen zur Ertragslage
Personalintensität
Materialintensität
Personalintensität zeigt das Verhältnis von Personalaufwendungen zur Gesamtleistung
eine geringe Quote bedeutet, dass eine gute Auslastung der vorhandenen Arbeitskraft erreicht wird
soweit die GuV im Gesamtkostenverfahren ermittelt wird, errechnet sich die Personalintensität wie folgt:
Personalintensität = Personalaufwand laut GuV/Umsatzerlöse laut GuV
Die Materialintensität zeigt das Verhältnis zwischen dem Materialaufwand und der Gesamtleistung des Unternehmens
ist die Materialintensität hoch, so ist der Anteil der zugekauften Teile höher und die Fertigungstiefe geringer
Materialintensität = Materialaufwand laut GuV/Umsatzerlöse laut GuV
Rentabilitätskennziffern
EK-Rentabilität
GK-Rentabilität
Umsatzrentabilität
EKR(=Return on Equity) = Gewinn*100/EK
Vergleich mit Zielgröße z.B, markt- oder banküblicher Zinssatz für langfristig angelegte Gelder + Risikozuschlag notwendig
wichtig ist, dass die Rendite höher als die der Wertpapiere ist
GRK (=ROI) = (Gewinn + Zinsen) *100/Gesamtkapital
bei der GKR ist zusätzlich der dem FK zufließende Zinsaufwand miteinzubeziehen
es wird also gleichsam das Gesamtergebnis eines UN unter der Annahme betrachtet, das Unternehmen sei unverschuldet
GKR zeigt die Verzinsung des in einem UN insgesamt eingesetzten Kapitals
liegt die GKR über dem marktüblichen Zinsfuß für langfristig angelegte Gelder, lohnt sich der Einsatz zusätzl. FK zur Steigerung des Gewinns/Erhöhung EKR
Umsatzrentabilität (=Return on Sales) = Gewinn*100/UE
gibt an, wieviel Gewinn auf 100€ Umsatz gemach wird -> sie gibt somit den Preisgestaltungsspielraum an
bsp. Umsatzrendite = 14% -> damit hat das UN die Möglichkeit die Preise um bis zu 14% zu senken, ohne das es Probleme gibt
Cash-Flow Analyse
Berechnung direkte/indirekte Methode
Differnezn der EInzahlungen abzgl. der Auszahlungen eines Unternehmens, einer Unternehmenseinheit bzw. Segments
im Rahmen der Bilanzanalyse wird unter dem Begriff Cash Flow der sog. operative Cash Flow verstanden
hierbei handelt es sich um eine Saldogröße von mutmaßlich liquiden Aufwendungen und Erträgen, der den liquiden Mitteln zu-bzw.-abfluss in der abgelaufenen Periode aus der laufenden Geschäftstätigkeit angeben soll
wird auf Basis des JA berechnet - stellt einen Indikator für das Innenfinanzierungspotential und die Ertragskraft dar
er zeigt an, welche Mittel aus dem Umsatzprozess erwirtschaftet wurden und für Investitionen, Schuldentilgung, Dividendenzahlungen oder zur Stärkung der Liquiditätsreservehaltung zur Verfügung stehen bzw. während des Gjahres zur Verfügung standen
Berechnung
Indirekte Methode
ausgehend vom Jahresüberschuss-/fehlbetrag einnahme - bzw. ausgabeunwirksame Erfolgskomponenten bereinigt
Direkte Methode
ausgehend von UE die einnahmewirksamen Erträge hinzuaddiert und die ausgabenwirksamen Aufwendungen abgezogen
insbesondere beim Umsatzkostenverfahren bereitet diese Ermittlungsvariante Schwierigkeiten
Grenzen der Bilanzanalyse
ergibt sich dort, wo die Verfügbarkeit von Informationen nicht ausreichend im Hinblick auf das Erkenntnisziel ist
es besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit und der Qualität der Informationen und der Aussagequalität der Bilanzanalyse
bei externen Bilanzanalyse ist das verfügbare Datenmaterial regelmäßig auf öffentlich zugängliche Informationen begrenzt
Vergangenheitsorientierung der Jahresabschlussinformationen zu beachten
beziehen sich auf die Posten der Bilanz sowie der GuV auf vergangene, abgeschlossene Zeiträume
Aussagen über zukünftige Entwicklungen der Unternehmung beruhen auf der Annahme, dass ein in der Vergangenheit sichtbarer Trend sich auch in der Zukunft fortsetzt
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