Was sind die kurzfristigen Folgen von Stress (nach Schaper, 2011)
kurzfristige Stressfolgen
Physiologisch, somatisch
Erhöhte Herzfrequenz
Blutdrucksteigerung
Adrenalinausschüttung
psychologisch, emotional
Anspannung
Frustration, Ärger
Ermüdung, Sättigung
Verhältnismäßig, individuell
Leistungsschwankungen
Fehlende Konzentration
Verhältnismäßig,
sozial
Konflikte, Streit
Aggressionen gegen andere
Was sind die langfristigen Stressfolgen? (Schaper, 2011)
öangfristige Stressfolgen
Allgemeine psychosomatische Beschwerden und Krankheiten
Unzufriedenheit , Resignation
irritation
Depression
Alkohol, nikotinkonsum
Freizeit- und Gesundheitsverhalten
Rückzug innerhalb der Arbeit
Rückzug im freizeitbereich
Belastungs-Beanspruchungsmodell (Rohmert & Rutenfranz, 1975)
verdeutlicht die Ursachen-Wirkungs-Beziehung zwischen Bealstung und Beanspruchung
Belastungen und Beanspruchungen können sowohl positiv als auch negativ belegt sein
Arbeitsbelastung = die Gesamtheit der äußeren Bedingungen und Anforderungen, die auf den psychischen und physischen Zustand der Person einwirken
Arbeitsbeanspruchung = die innere Reaktion der Person auf die Arbeitsbelastung, abhängig von seinen individuellen Merkmalen
Anstrengungs-Belohnungs-Ungleichgewicht Modell (ERI)
Auf der einen Seite geht’s dabei um die Anforderungen, um die Efforts, die durch den Job gegeben sind
Auf der anderen Seite um die Belohnungen, die Rewards. Das können neben dem Gehalt auch die wahrgenommenen Belohnungen sein.
Sind diese in Balance,ist „alles im grünen Bereich“. Sind die Belohnungen sehr hoch und die Anforderungen sehr niedrig, wird einem möglicherweise langweilig. Sind die Efforts weitaus höher als die Rewards spricht man eben von einer Imbalance.
Job Demand-Controll Modell (JDC, Karasek, 1979)
Das Job-demand-control model dient der Einschätzung von Anforderungs- und Belastungsfaktoren im Arbeitsumfeld, sowie einer daraus ableitbaren Gesundheitsförderung.
Das Modell sagt voraus, dass eine mentale Belastung durch das Zusammenspiel von Arbeitsanforderungen und Entscheidungsspielraum entsteht.
Die Ausprägung der Arbeit wird mit zwei Parametern in den Ausprägungen niedrig und hoch bemessen: Anforderung (job demand) und Kontrolle/Handlungsspielraum (job decision latitude).
Das Ergebnis: die Kombination aus einem geringen Handlungsspielraum und hohen Arbeitsanforderungen mit mentalem Stress verbunden ist.
Hingegen besteht weniger Stress, wenn die Parameter entgegengesetzt sind, oder hohe Anforderungen und Handlungsenergie (motivation) zusammen mit einem genügend großen Handlungsspielraum (Arbeitsmotivation) gegeben sind.
Vorhandener Handlungsspielraum bei einem hohen Maß an Anforderungen ist eine Ressource, die das Erleben von mentalem Stresserleben (mental strain) verringern soll.
Job-Demands-Resources-Model (JDR, Bakker & Demerouti, 2007)
dient der Erklärung von pos. und neg. Befindensindikatoren im Arbeitskontext.
Faktoren der Arbeit können demnach eingeteilt werden in Anforderungen (demands) und Ressourcen (resources).
Durch eine Häufung von Anforderungen (z. B. Zeitdruck, ungünstige Umgebungsbedingungen, Schichtarbeit) kommt es über den sog. health impairment process zu neg. Folgen wie Erschöpfung oder Burn-out.
Im Ggs. dazu führen Ressourcen (z. B. Autonomie, Unterstützung, Rückmeldungen) über den motivationalen Prozess des Modells zu höherem Engagement und besserer Leistung bei der Arbeit.
Das Modell wurde zusätzlich um einen Interaktionseffekt zw. Anforderungen und Ressourcen erweitert. So können vorhandene Ressourcen die neg. Wirkung der Anforderungen abschwächen.
Stress as Offense to Self (SOS, Semmer et al., 2007)
Theorie sieht das Aufrechterhalten eines positiven persönlichen und sozialen Selbstbildes als zentrales Motiv.
Das SOS-Konzept basiert auf der Annahme, dass das Erreichen und Aufrechterhalten eines positiven Selbstbildes ein Grundbedürfnis ist.
Bedrohungen des Selbstwertes sind stressreich.
Eine Erhöhung des Selbstwertes hingegen fördert das Wohlbefinden.
Eine Kernannahme des SOS-Konzeptes ist, dass viele Arbeitsbedingungen und Interaktionen vor allem dadurch Stress auslösen, dass sie Ausdruck mangelnder Wertschätzung sind und damit den Selbstwert bedrohen.
Die Theorie stellt den Selbstwert ins Zentrum des Stressgeschehens. Unterscheiden lassen sich persönliches und soziales Selbst.
Beim persönlichen Selbstwert geht es um die Selbstbewertung der eigenen angestrebten Eigenschaften wie etwa Kompetenz oder Attraktivität.
Für den persönlichen Selbstwert besonders relevant sind Fremd- und Selbstbewertungen hinsichtlich der Leistung und des beruflichen Erfolgs bzw. Scheiterns sowie hinsichtlich moralischer Ansprüche, die mit der eigenen Arbeit verbunden sind wie z. B. rechtschaffen sein oder niemanden ausbeuten.
Beim sozialen Selbstwert geht es hingegen darum, wie sich jemand von anderen signifikanten Personen bewertet und geschätzt fühlt.
Fühlt sich jemand nicht wertgeschätzt, abgewertet, unfair behandelt, ignoriert, angegriffen oder ausgeschlossen, bedroht dies den sozialen Selbstwert.
Was sind Potenzielle Auslöser für Angst bei der Arbeit? (Muschall, 2014)
Vorstellungen des Scheiterns
Kontroll- und Sanktionierungsfunktion von Führungskräften
Soziale Konflikte durch Zusammenarbeit
Bedrohungen durch Dritte (bei bestimmten Berufen)
Arbeitsunfälle und Gefährdungen
Unvorhersehbarkeit organisationaler Entscheidungen
Verlust des Arbeitsplatzes
Welche Diagnosem kommen in betracht arbeitsbezogener Ängste? (Differentialdiagnostik) (Muschalla, 2014)
Stimulusbezogene phobische Ängste (inkl. Vermeidungsverhalten)
Soziale Ängste am Arbeitsplatz
Gesundheits- und körperbezogene Ängste bei der Arbeit (Hypochondrie)
Insuffizienzängste bezüglich der Arbeit
Arbeitsbezogene generalisierte Sorgenängste
Arbeitsplatzphobie
Was sind Konsequenzen arbeitsbezogener Ängste? (Muschalla, 2014)
Vermeidung bestimmter Aufgaben (auch subklinisch)
Absentismus: Fernbleiben vom Arbeitsplatz
Arbeitsplatzverlust/Kündigung
Dauerhafte Anspannung
Übermäßiges, evtl. zwanghaftes Engagement
Nicht Abschalten können
Was kann man tun gegen Arebitsangst?
Führungskräfte und Verantwortliche sensibilisieren
Angstauslösende Faktoren bei Gefährdungsbeurteilungen beachten und nach Möglichkeit verringern (auch: Prävention)
Arbeitsgestaltung und andere Interventionen, um potenzieller Angstverstärkung entgegenzuwirken
Für konkrete Gefahren: Klarheit der Abläufe, Notrufstrukturen, Deeskalationstraining, Selbstverteidigung
Berücksichtigung bei Personalauswahl: auf Passung achten
Was sind Verbitterungsreaktionen auf ungerechtigkeit am Arbeitsplatz? ( Muschalla & Linden, 2017)
Reduktion Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit
Wut, Depression, Aggression, Vergeltungsstreben, Sabotage
Somatische Symptome, Schlafstörungen, Suchtverhalten, Fehlzeiten
Resignation: innere Kündigung, reduziertes Engagement, verminderte Leistung
Was ist eine Verbitterungsstörung?
• Verbitterung als „normale“ Reaktion auf erlebte Ungerechtigkeit
• Analog zu PTSD: Posttraumatische Verbitterungsstörung (PTED)
• Auslöser: negatives Lebensereignis, das als ungerecht, herabwürdigend, kränkend erlebt wird
• wiederkehrende intrusive Erinnerungen, auf die mit Verbitterung und emotionaler Erregung reagiert wird
• Zusatz: Herabgesetzte Stimmung, reduzierter Antrieb,
Gefühl der Hilflosigkeit, wiederkehrende Rache- und
Aggressionsfantasien
Was kann man bei Verbitterunng tun?
• Im Gespräch bleiben: Exploration des Ereignisses und der Folgen (Intrusionen, Rachefantasien, Alltagsveränderungen) und
Emotionsabkühlung
• Weisheitskompetenzen aktivieren: Weisheitstherapie (Baumann & Linden, 2008) mit Fokus auf weisheitsaktivierenden
Bewältigungsstrategien
Was sind die Dimensionen der Weisheit und Weisheitskompetenzen? (Arnold & Linden,2021)
Was ist Burnout?
Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung sowie verringerter Leistungsfähigkeit
Jahresprävalenz: 37% körperliche Erschöpfung, 26% emotionale Erschöpfung (Stressreport 2019)
Im ICD10-GM-2017 als Kategorie unter Z00-Z99: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems führen
Z73: Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung
Unterkategorie: Ausgebranntsein (Burn-out)
Woher kommt der begriff Burn-out?
Freudenberger (1974): „Staff Burn-out“, Beobachtungen in Free-Clinic-Movement
Abgeleitet aus Verb „to burn-out“: Versagen, sich Abnutzen, erschöpft werden durch den exzessiven Gebrauch von Energie, Kraft oder Ressourcen
Körperliche Signale: Gefühl der Erschöpfung, aber auch Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Kurzatmigkeit
Verhaltenssignale: Reizbarkeit, Frustration, Ausrasten schon bei kleinstem Druck, Unflexibel, sozialer Rückzug, Medikamentenmissbrauch
Maslach (1976) stieß in Interviews mit Human
Service Workers auf den Burnout-Begriff
Wollte eigentlich herausfinden, wie diese Personen
mit Stress und Erregungsniveau umgehen
Befund: Oftmals stark erschöpft, negative
Wahrnehmungen von Patient/innen bzw.
Klient/innen, erlebte Krise der eigenen
Leistungsfähigkeit
Interviewte Praktiker/innen nannten dies: Burnout
Weitere Untersuchungen, Fragebogenentwicklung
etc., die dann starke Ausbreitung erfahren haben
Was ist der historische Hintergrund der Entstehung des Burnout-Konzeptes?
Ursprünglich vor allem für Human Service Workers beschrieben
Desillusionierung idealistischer junger Menschen in den USA im Kampf gegen Armut (1960er Jahre)
Professionalisierung des Human Service Sectors ->Bürokratisierung
Autoritäten (z.B. bei Ärzt/innen etc.) infrage gestellt
->weniger Anerkennung
Wie wird Burnout metaphorisch genutzt?
Metapher für den Verbrauch von Energie
Burnout = Erlöschen eines Feuers, bei dem kein Holz nachgelegt wird oder einer Kerze, die das Ende erreicht hat
Feuer hat gebrannt, kann aber nicht mehr so hell brennen, wenn keine Ressourcen (hier: Holz oder brennbares Material) nachgelegt werden
Arbeiten ohne Ressourcen, eher auf „Sparflamme“
Leistungen/Beiträge eher dürftig, können „Raum nicht erhellen“
Burnout vs. Depression
Häufig Depression als Diagnose, da sonst keine Therapie gerechtfertigt
Burnout weniger stigmatisiert als Depression
Überblicksartikel finden z.T. deutliche Überlappungen (z.B. Glass & McKnight, 1996), aber auch Unterschiede (bzgl. biologischer Prozesse)
Arbeitsbezogen (Burnout) vs. allgemein (Depression) angesichts Spillover nur bedingt aufrechtzuerhalten
Aber: Unterschied in Behandlungsindikation (Ruhe vs. Beschäftigung)
Schlussfolgerung: Burnout kann mit Depression einhergehen, aber unterscheidbare Phänomene
Was ist Burn on? te Wildt & Schiele, 2021)
Burn on = Zustand chronischer Erschöpfung und Daueranspannung
Zustand vor dem Burnout
Folge: andauerndes Ausgebranntsein-Gefühl, Freude an Dingen geht verloren (wirken wie Zusatzbelastungen)
schleichend, oft unbemerkt
Regenerative Maßnahmen bewirken keine Entspannung, sie werden ergriffen um funktionsfähig zu bleiben und nicht, um sich zu erholen
Was ist Arbeitssucht (Work Addiction, Workaholism)?
Erstmals von Oates (1968) beschrieben als Abhängigkeit analog zu Alkohol-, Drogen- oder Glückspielsucht
Überlanges Arbeiten (aber nicht alleiniges Kriterium!)
Innerer Drang/Zwang zu ständigem Arbeiten, mangelnde Fähigkeit zum Abschalten
Einschränkung der Freizeitaktivitäten, Schuldgefühle bei Nicht-Arbeit
Erst aufhören, wenn Gefühl, genug getan zu haben (oder vor Erschöpfung einschlafen)
Was ist die Arbeitssuchttriade?
Ist Arbeitssucht eine Sucht?
Kontrollverlust: Unausweichliches Verlangen nach Arbeit
Dosissteigerung: immer mehr Arbeit (für den „Kick“)
Entzugserscheinungen: Unruhe, Unwohlsein oder Schuld bei Nicht-Arbeit
Abstinenzunfähigkeit: Präsentismus, Wochenend-/Urlaubsarbeit, heimlich
Psychosoziale Störungen: Vernachlässigen anderer Lebensbereiche
Psychoreaktive Störungen: Weiterarbeiten, trotz negativer Konsequenzen
Spillover-Crossover-Theorie (Westman, 2001)
Spillover: Übertragen von Erlebenszustände in einem Lebensbereich auf den anderen Lebensbereich (innerhalb der Person)
Hier: Arbeitssucht bleibt nicht bei Arbeit, sondern überträgt sich in die Freizeit ->mehr Work-to-Family-Konflikte
Crossover: Übertragen des Erlebens einer Person
auf eine andere
Hier: Work-to-Family-Konflikte übertragen sich auf
Partner/in ->weniger erlebte Unterstützung
Ergebnisse
Was sind Präventionsmöglichkeiten der Arbeitssucht?
Organisation:
Sensibilisierung, Schulung von Führungskräften,
Gesundheitsbeauftragten und Betriebsräten
Leitlinien „gesundes Arbeiten“, Organisationsklima
Team:
Leidensdruck für Betroffene
Sanfte Konfrontation, Missbilligung
Teamgeist und Kooperation stärken
Individuum:
Einfluss durch Vertrauenspersonen
Feedback zu problematischem Verhalten
Klärung von Erwartungen, Einstellungen
Was sind die Schwierigkeiten beim Arbeiten mit Depression?
Mangelnden Antrieb
Konzentrationsschwierigkeiten
Restriktionen in sozialen Interaktionen
Leistungseinbußen
Stigmatisierung
Was ist Affektives Stigma von Mitarbeitenden mit Depression?
Mitarbeiter/innen mit Depressionen machen mir Angst.
Das Arbeiten mit depressiven Mitarbeiter/innen ist stressig
und zieht einen emotional herunter.
Was ist Kognitives Stigma von Mitarbeitenden mit Depression?
Depressionen sind ein Zeichen persönlicher Schwäche.
Mitarbeiter/innen, die Antidepressiva brauchen, sollten nicht arbeiten.
Was ist Behaviorales Stigma von Mitarbeitenden mit Depression?
Ich würde keine Person beschäftigen, der unter Depressionen leidet
Bedingungen für die Stigmatisierung am Arbeitsplatz?
Wie läuft Work-Focused Treatment of CMD ab? (Lagerveld et al., 2012)
CMD = Common Mental Disorders
Erweiterung des klassischen Protokolls der
kognitiven Verhaltenstherapie um arbeitsbezogene Themen, wie z.B.Bedingungen am Arbeitsplatz und deren Bewertung
Umgang mit Bedingungen und Anforderungen der Arbeit
Eigenes Arbeitsverhalten
Rückkehr an den Arbeitsplatz
Return to work (RTW) – Das IGLOO-Modell (Nielsen et al., 2018)
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