Inklusion
Definition
(Heimlich, 2012)
Inklusion im pädagogischen Sinne zielt vor diesem Hintergrund auf die Schaffung netzwerkartiger Strukturen in Schule und Gesellschaft ab, die…
zur Unterstützung der selbstbestimmten sozialen Teilhabe aller Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen beitragen
Tendenzen zum Ausschluss bestimmter Gruppen aus der Gesellschaft aktiv entgegentreten
-> allen SuS stehen gleiche Möglichkeiten zu
Wocken, 2011
Inklusiver Unterricht bedeutet, dass
1. Alle Kinder („Vielfalt der Kinder“)
2. Sich allgemeine Bildung („Vielfalt der Bildung“)
3. Mit aktiver pädagogischer Unterstützung („Vielfalt der Pädagogen“) aneignen können.
Ziel inklusiven Lernens
Die lebendige Konfrontation mit der Vielfalt der Individuen, durch Toleranz, Akzeptanz, Solidarität, Teamgeist, Verantwortung & selbstständiges Handeln in der gleichzeitig Auseinandersetzung mit Bildungsinhalten geübt und gelernt werden kann
Integration vs. Inklusion
(Wilhelm, Eggertsdóttir & Marinósson, 2006)
In integrativen Bildungssystemen werden Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf an die allgemeinen Schulen angepasst.
In inklusiven Bildungssystemen werden die Allgemeinen Schulen hingegen an die Bedürfnisse, Interessen und Fähigkeiten aller Kinder und Jugendlichen angepasst.
Inklusion und Unterrichtsqualität
Heimlich, 2012
Von Unterrichtsqualität kann erst dann gesprochen werden, wenn solche Lehr- Lernsituationen gestaltet werden, an denen alle teilhaben und zu denen alle beitragen können.
-> deshalb hängen auch Unterrichtsqualität und inklusiver Unterricht so eng miteinander zusammen
Booth et. al., 2003
Inklusion ist mehr als die bloße Integration von SuS mit Behinderung.
Barrieren für Lernen und Teilhabe sollen für alle abgebaut werden
Jedwede Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Schichtzugehörigkeit, Behinderung, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit und familiärer Hintergrund soll reduziert werden
Warum Inklusion notwendig?
Brügelmann, 2011
Akzeptanz der Unterschiedlichkeit jedes Kindes
→ Unterschiede in allen relevanten Dimensionen: IQ, Fachkompetenz, Sozialverhalten → Heterogen ist auch jede Person in sich (Largo)
→ Inklusion als Konzept zur Überwindung von Diskriminierung aller Risikogruppen, nicht nur Behinderte (1/3 aller schulpflichtigen Kinder: Risikolebenslagen)
Schulanfänger haben Entwicklungsunterschiede zwischen 3-4 Jahren (Bügelmann, 2006) → gleichschrittiger Unterricht nicht möglich
große Herausforderung im inklusiven Unterricht
Heimlich, 2013
alle möglichen Lernerfahrungen bezogen auf einen Lerngegenstand für alle SuS offen halten
Voraussetzung für inklusiven Unterricht und Rumpfs Kritik (2010)
Entscheidend ist veränderte Lernkultur (Rumpf bereits gefordert)
Rumpf kritisiert: Reduzierung des Lernens im gegenwärtigen Unterricht auf Wissenserwerb und Kompetenz
“Es ist ein Lernen erforderlich, das unter die Haut geht, sinnlich erfahrbar ist und sich auf die Begegnung mit dem Fremden einlässt".”
Aufgabe inklusiver Unterricht
Inklusiver Unterricht steht deshalb vor der Aufgabe nicht nur Sprache und Denken als Lernzugänge zu einem Lerngegenstand zuzulassen, sondern emotionale, soziale und auch sensomotorische Lernerfahrungen ebenso zu ermöglichen.
-> Aus der Zusammenführung von Entwicklungs- und Lernbereichen können sog. inklusionsdidaktische Netze gebildet werden.
Gesetzliche Verankerung der Inklusion
1994 - 2011
1994: Paradigmenwechsel in Deutschland → Salamanca-Erklärung der UNESCO - Konferenz: Inklusion als übergeordnetes Ziel der Bildungspolitik
2003: BayEUG → Integration
2009: UN-Behindertenrechtskonvention
2011: BayEUG → Schulprofil “Inklusion”
-> rechtliche Grundlage für einaufgeklärtes Heterogenitätsverständnis in Schulgesetzen und Bildungsplänen verankert
Die inklusive Schule
Hollenbach & Döttinger, 2012
Steht für alle SuS offen
SuS können dort gemeinsam lernen
Ohne Trennung der SuS wegen individuellen Besonderheiten
Heutige Situation in Deutschland
Inklusion, Hopf & Kronauer, 2016
Nur ca. ¼ der SuS mit Sonderpädagogischen Förderbedarf werden an Regelschulen unterrichtet
¾ besuchen Förderschulen
Exklusionsquote sinkt nur gering
→ Inklusionsrate in D: im internationalen Vergleich schlecht
Verankerung im Gesetz in D: 2009
Vergleich Dänemark: 1969
Norwegen: 1987
Ziele inklusiver Bildung
→ Ermöglichung von bestmöglichen Bildungserfolg
→ Förderung sozialer Zugehörigkeit und Teilhabe
→ Vermeidung von Diskriminierung
→ Gesellschaftliche Teilhabe in möglichst weitgehender Selbstbestimmung
Rolle der Lehrkraft im inklusiven Unterricht
Rolle der Lehrkraft • Ermöglichung der Teilhabe an einer Gemeinschaft durch
Erkennen von Barrieren/ Begabungen/ Beeinträchtigungen/ Benachteiligung
Ergreifen entsprechender pädagogischer Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen
Professionelle Kompetenzen notwendig
Anforderungen:
Offenheit
Innovation
Flexibilität
Anstrengung
Grundlegende Aufgaben der LK (Reich, 2014)
Ermöglicher = Mentor, Manager
Förderer = engagierte Helfer o
Instrukteur = Experte, Planer, Leiter
Evaluierer = Erfolge und Wirkungen Evaluieren
Bewerter = Kriterienbezogen
Entwickler = Erstellen von Material, Medien …
Vorbild = Bezugsperson
Inklusionsbegriff lässt sich strukturieren in
enger Inklusionsbegriff vs. weiter Inklusionsbegriff
(Budde, 2018; Löser & Werning, 2015)
Eng: SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf, Behinderungen
Weit: SuS unterschiedlichster Heterogenitätsdimensionen (o.g. inbegriffen)
-> Die Vielfalt der Schüler*innen wird heutzutage mit Blick auf weiten Inklusionsbegriff definiert -> “alle Kinder”
-> Im Alltag wird Inklusionsbegriff nicht differenziert, aber im pädagogischen Diskurs
Spannungsverhältnis Schule
(Budde, 2018)
Schule steht im Spannungsfeld: Gleichheit und Differenz, Universalität und Individualität
-> Schule ist dem Gleichheitsanspruch verpflichtet
-> Ziel ist Lern- und Bildungschancen für alle Kinder zu ermöglichen
Inklusion Definition
„Anders als die Integration „der anderen“ in eine (als homogen unterstellte) Gruppe „der Normalen“ bedeutet die Idee der Inklusion die Anerkennung der Unterschiedlichkeit aller Mitglieder und der Besonderheit jedes und jeder einzelnen.“
(Brügelmann 2011)
Sonderpädagogischer Förderbedarf
Sekretariat KMK, 1994
Ein sonderpädagogischer Förderbedarf wird bei Kindern und Jugendlichen angenommen, „die in ihren Bildungs-, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten so beeinträchtigt sind, dass sie im Unterricht der allgemeinen Schule ohne sonderpädagogische Unter- stützung nicht hinreichend gefördert werden können.
Index für Inklusion (Denner, 2017)
Im Kontext der UN- Behindertenrechtskonvention entwickelt
stellt weiterführendes und praxistaugliches Instrumentarium dar
Katalog dient dazu die vor Ort berstehenden inklusionsrelevanten Voraussetzungen und Ressourcen zu reflektieren -> bietet Schulkollegen praxistaugliche Plattform dafür drohende Barrieren zu identifizieren
inklusionsbezogener Fokus für Schulqualität ist kennzeichnend
berücksichtigt alle Heterogenitätsdimensionen -> verweist auf die Notwendigkeit alle beteiligten Personen in die Initiierung und Gestaltung des Inklusionsprozesses einzubeziehen
(Denner, 2017)
Die im Inklusionsindex thematisierten Anregungen orientieren sich an drei Dimensionen
(Boban/Hinz, 2004)
Dimension A: Inklusive Kulturen schaffen
Dimension bezieht sich auf Aufbau einer sicheren, akzeptierenden, zusammen arbeitenden und anregenden Gemeinschaft in der jeder Einzelne geschätzt wird, sodass alle SuS und Mitarbeiterinnen ihre individuell bestmöglichen Leistungen erzielen können
Dimension B: Inklusive Strukturen etablieren
Es geht darum, dass sich Inklusionsbemühungen primär an Ausgangslagen und Möglichkeiten der dem Klassenverband angehörenden SuS orientieren
Zusätzlich gilt alle standortbezogenen Strukturen und Potenziale mit einzubeziehen
Dimension C: Inklusive Praktiken entwickeln
Dimension verweist auf Notwendigkeit alle Innovations- und Anpassungsvorhaben so zu planen, dass inklusive Kulturen und Strukturen innerhalt und außerhalb sichtbar werden. -> legt nahe, alle schulintern und im Nahumfeld vorhandenen Ressourcen zu bündeln
Unterscheidung
Exklusion
Integration
Segregation
Inklusion in der Schule
Schumacher, Denner, 2017
Inklusion setzt voraus, dass alle Kinder unabhängig von ihren sprachlichen, kulturellen, religiösen und sozialen Voraussetzungen der individuellen Förderung bedürfen. Folglich ist schulische Inklusion erst dann realisiert, wenn alle Kinder in der Grundschule ihres Schulbezirks ohne institutionelle Hürden lernen können. Aufgabe ist es, entsprechend der individuellen Voraussetzungen und Potenziale Lernangebote für das individuelle und gemeinschaftliche Lernen zu unterbreiten.
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