Tachykarde Herzrythmusstörung
Einteilung
Sinustachykardie
Definition, Ursachen, Therapie
Sinustachykardie = erhöhte Herzfrequenz von mehr als 100 Schlägen pro Minute ausgehend vom Sinusknoten
Keine eigenständige Rhythmusstörung!
Ursache: Physiologisch bei körperlicher Anstrengung, psychischer Erregung und bei Säuglingen
Fieber, Schmerzen, Panikattacke
Bedarfstachykardie (Schock, Volumenmangel, Blutung)
Hyperthyreose
Therapie:
Abklärung und Behandlung Grunderkrankung
Nur bei andauernder/ wiederkehrender Sinustachykardie ohne andere Ursache = inadäquate Sinustachykardie (sehr selten)
ggf. Therapie mit Betablockern oder Ivabradin
AVNRT
Definition
AVNRT = AV nodale Reentry Tachykardie
Paroxysmale (anfallsartige) supraventrikuläre Tachykardie
Vorraussetzung: dualer AV-Knoten
im AV-Knoten zwei nebeneinanderliegende Bahnen
ca. 70% der Bevölkerung haben duale AV Knoten Eigenschaften
Fast Pathway: schnelle Leitung und längere Refraktärperiode
Slow Pathway: langsamere Leitung und kürzere Refraktärperiode
Klinisches Erscheinungsbild
Beginnt und terminiert schlagartig = „on/off Phänomen“
Keine Triggerfaktoren = plötzliches Auftreten
Dauer: wenige Minuten bis Stunden
Häufigkeit: rezidivierend, teilweise Abstände von Jahren
Herzfrequenz: 150 – 210/min, im Einzelfall bis 280/min, regelmäßig
EKG = regelmäßige schmalkomplex Tachykardie
Therapie
Akuttherapie:
Vagus-Manöver: Kaltes Wasser trinken, Valsalva
Adenosin i.v.
Langfristige Therapie: Ablation des Slow Pathways im AV Knoten
AVRT
AVRT = Atrioventrikuläre Reentrytachykardie
Präexzitationssyndrom
Anfallsartig einsetzende Tachykardie, Schwindel, Synkopen
Ursache: kreisende Erregung über akzessorische Leitungsbahnen
Zusätzliche Leitungserregung zwischen Vorhöfen und Kammern
Ergebnis: vorzeitige Erregung des QRS Komplexes (Delta Welle)
Ausmaß der ventrikulären Präexzitation abhängig von:
Leitungseigenschaften und Lokalisation der Bahn
Autonomer Tonus (Variation der AV-Knoten-Überleitung)
Präexzitationssyndrom = die vorzeitige Erregung von Teilen des Ventrikelmyokards durch einen zusätzlichen (akzessorischen) Leitungsweg = Wolf Parkinson White WPW Syndrom
Entstehung
Vorraussetzung: antegrad und retrograd leitende Bahn
2x normaler Sinusschlag, nachfolgend VES (Trigger)
bei refraktärem His-Bündel/AV-Knoten nur Leitung über Bahn
EKG
Delta Welle = Vorzeitige Erregung des QRS Komplexes
Orthodrome Reentrytachykardie
Antidrome Reentrytachykardie
Ablation der akzessorischen Bahn
Atriale Tachykardie
Definition, Erscheinungsbild und Mechanismus
Fokale artriale Tachykardie = Vorhofrhythmusstörungen
meist aus dem rechten Atrium oder seltener aus dem linken Atrium
Frequenz meist 120-180/min
Patienten aller Altersklassen
Relativ seltene Tachykardie
Plötzlicher Beginn mit „Warming-up-Phänomen“
beschleunigt in früher Phase und läuft dann konstant
vegetativ modulierbar
Mechanismus: zentrifugale Erregungsausbreitung
Mikroreentry
gesteigerte fokale Aktivität
abnorme Autonomie
Detektion des Ursprungs mittels 3D-Mapping
Nachfolgende Katheterablation
Vorhofflattern
Definition und Mechanismus
Form der supraventrikulären Tachykardie mit gleichförmiger Vorhoffrequenz
ausgelöst durch einen Reentry-Mechanismus
idR. 250-450/min
Mechanismus: Makroreentry
Formen: Typisch und Atypisch
Typisches Vorhofflattern
Entstehung und EKG
Arrhythmogene Erregungsausbreitung erfolgt als Makro Reentry Kreislauf des rechten Vorhofs
Atypisches Vorhofflattern
Sägezahnmorphologie der Vorhofaktivität, die nicht in das Polaritätenmuster des typischen Vorhofflatterns passt
Vorhofflimmern
Definition und Entstehung
Unregelmäßige supraventrikuläre Tachykardie
Ursache: verschiedene kardialer oder extrakardiale Grunderkrankungen
Häufig degenerativ
Chaos im Vorhof
Trigger aus den Pulmonalvenen
Symptomarm, kann zu Herzrasen und Palpitationen führen
Unregelmäßige QRS Komplexe (Arrhythmia absoluta)
Fehlende P Wellen feststellen
Erstdiagnose Vorhofflimmern (unabhängig von der Dauer)
Paroxysmales Vorhofflimmern (maximal 7 Tage anhaltend)
Persistierendes Vorhofflimmern (länger als 7 Tage anhaltend)
Lang-anhaltend persistierendes Vorhofflimmern (>1 Jahr)
Permanentes Vorhofflimmern
(Rhythmisierungsversuche wurden aufgegeben, Frequenzkontrolle)
Frequenzkontrolle
Betablocker oder Ca-Antagonisten ggf. in Kombination mit Digitalis
Lebenslange orale Antikoagulation auch nach Ablation
hohes Schlaganfallrisiko
Bildung von Thromben im linken Vorhofohr
CHA2DS2-VASc-Score
Wiederherstellen des Sinusrhythmus durch Elektrische Kardioversion
Rhythmuskontrolle durch Antiarrhythmika
als Pill-in-the-Pocket Therapie
als prophylaktische Dauertherapie
Ablation von Vorhofflimmern
Pulmonalvenenisolation
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