Gedächtnisprozess
Enkodierung -> Speicherung -> Abruf
Enkodierung
Enkodierung: Informationen werden aufgenommen / wahrgenommen und zu neuronalem Code verarbeitet
Umwandlung physikalischer Reize in neuronale Aktivität = Möglichkeit des Lernens & Speicherns
Speicherung
Speichern der Informationen im Gehirn (auch Nervensystem), neuronale Aktivitätsmuster werden gefestigt über die Zeit, besser je länger und intensiver -> Konsolidierung, je öfter Muster auftritt bze. je öfter man sie nutzt, desto einfacher und besser wird Abruf, Verfestigung der Informationen
Abruf
Informationen werden bei Bedarf abgerufen (auch Fertigkeiten, komplexes Wissen), um wieder ins Bewusstsein zu kommen
Abruf -> Rekonsolidierung -> Speicherung
-> Mit Abruf wird auch die Richtigkeit der Informationen überprüft
-> Rekonsolidierung: z.B. ursprünglich Lissabon als Hauptstadt, bei Test mehrfach Madrid zur Auswahl -> speichert Antwort Madrid -> Falsche Abspeicherung
-> Rekonsolidierung = Ursprünglich gespeicherte Informationen werden geändert
Sensorisches Gedächtnis
Summe von Gedächtnis-Systemen, die jeweils für Informationen aus einem Sinnessystem verantwortlich sind und diese für eine sehr kurze Zeit speichern -> Nicht beachtete Informationen verschwinden in kurzer Zeit
Umwandlung von physikalischen Reizen durch Transduktion in neuronale Erregung / Reize
-> Phänomenale Wahrnehmung, bewusste Wahrnehmung von Reizen vor Identifikation / Erkenntnis
Es werden mehr Informationen wahrgenommen, Auswahl wichtiger Reize findet nach phänomenaler Wahrnehmung aber vor Erkenntnis / Identifikation durch Aufmerksamkeit statt
Bewusst wahrgenommene Informationen sind Grundlage für weitere Gedächtnisleistungen, verflüchtigen sich wenn nicht aufmerksam wahrgenommen = sensorisches Gedächtnis
Arbeitsgedächtnis
Zentrale Exekutive: Bündelt und verteilt Aufmerksamkeit auf Subsysteme
Visuell-räumlicher Notizblock: Speicherung von visuellen und räumlichen Informationen
Episodischer Puffer: Zusammenspiel aller wichtigen Informationen im Arbeitsgedächtnis, wenn für wichtig befunden. Übergabe ins Langzeitgedächtnis
Phonologische Schleife: Speicherung und Manipulation sprachbasierter Informationen
Arbeitsgedächtnis (WMC, working memory capacity)
Langzeitgedächtnis
Langzeitspeicher für die Informationen, denen viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde
Speicherkapazität und Speicherdauer des Langzeitgedächtnisses, theoretisch unbegrenzt
Serieller Positionseffekt (Primacy-/ Recency-Effekt)
-> Bei Liste von zu Lernenden Wörter werden die ersten (im LZG) und letzten (noch im AG) am besten gemerkt, Mitte eher schwammig / wird vergessen (noch nicht im LZG)
-> Effekt aber auch nach längerer Zeit noch beobachtbar
Wichtig: Zeitliche und räumliche Unterscheidbarkeit der Items (letzte automatisch unterscheidbar)
Lernprozess Priming
Reiz wird sehr kurz dargeboten, nur phänomenale Wahrnehmung
Legt eine Spur, die dem nachfolgenden Reiz eine Bahn gibt -> Vereinfacht Reizaufnahme
Metagedächtnis
Wissen über eigenes Lern- und Gedächtnissystem, z.B. Lernplan, Beurteilung des Lernens
Hilfen beim Abrufen durch Abrufreize
Hinweisreize: Werden für Abruf gegeben oder selbst gesucht, geben Hinweise wo wir suchen müssen
-> Bsp: Unterschiedliche Fragestellungen (offene Frage vs. Multiple Choice) -> Zweiteres = mehr Hinweisreize
Prinzip der Enkodierspezifität: Bei Abruf muss darauf geachtet werden, wie die Enkodierung / Speicherung stattgefunden hat, Informationen können am leichtesten unter den gleichen Umständen abgerufen werden
Kontextabhängiges Erinnern: Primär Umgebung wichtig
Zustandsabhängiges Erinnern: Sowohl externe als auch interne Reize bilden einen Kontext in dem gelernt wird
Mnemotechniken
Eselsbrücken, Akronym, Assoziationsketten (Loci-Technik)
-> Hinweisreize
Assoziationsketten: Aneinanderreihung von Informationen mit Hilfe z.B. Ortsbeschreibung
Loci-Technik: Z.B. Lieblingsspaziergang in Gedanken mit Einkaufsliste verbinden
Wäscheleinemethode (peg-word method) -> Assoziation mit Hinweisreizen, Reime + Items die zu merken sind
Abhängigkeit von der Art der Informationen, welche Tipps helfen!
Wenn Infos zusammenhängen, aufeinander aufbauen, elaborierendes Wiederholen, Wiedererkennen
Kein Zusammenhang: Mnemotechniken
Wann versagt das Gedächtnis?
Amnesie (retrograd, Zeitraum vor Ereignis vs. anterograd, neue Dinge nach Ereignis), Schaden kann reversibel oder irreversibel sein
Demenz (z.B. Alzheimer-Typ) -> Langsame Abnahme der Erinnerungsleistung, Erinnerungen schwinden, zunächst eher die kurz zurückliegenden (z.B. Vortag), dann weiter zurückgehend
-> Nicht bekannt wodurch dies ausgelöst wird oder wie man dies behandeln kann, unterschiedliche Formen, die verschieden schnell voranschreiten; Bei Alzheimer Plaque (Ablagerungen im Gehirn)
Korsakoff-Syndrom: Vitamin B12, bringen Konfabulationen hervor -> schaffen und erklären eigene Welt, eigene Ereignisse, Fantasiegeschichten
Transienz / Zerfall (Vergessen im Laufe der Zeit)
Reproduzieren einer bekannten Information
Wiedererkennen
Bezieht sich auf den Umstand, etwas als zuvor Gesehenes oder Gehörtes zu beurteilen
Episodische Gedächtnisinhalte
Bewahren individuelle und spezifische Ereignisse auf, die persönlich erlebt wurden
Semantische Gedächtnisinhalte
Generische kategoriale Gedächtnisinhalte (Bedeutung von Wörtern und Konzepten)
Kontextschock (Enkodierspezifität)
Man kennt eine Person, trifft sie jedoch in einem anderen Kontext/Raum als sonst und kann sie nicht zuordnen
Enkodierspezifität
Theorie der Verarbeitungstiefe
Informationen werden dann gut im Gedächtnis gespeichert, wenn sie gründlich (tiefgehend) gespeichert wurden
Tiefere Verarbeitung entspricht eher dem Prozessen, auf die es beim Abruf ankommt
Vergessen
Hermann Ebbinghaus
Interferenz
Jeder spezifische Gedächtnisinhalt interferiert mit anderen Inhalten
Proaktive Interferenz bezeichnet Umstände, in denen Informationen, die sie in der Vergangenheit erworben haben, den Erwerb neuer Informationen erschweren
Retroaktive Interferenz: Erwerb neuer Informationen das Behalten früher erworbener Informationen erschwert
Elaborierendes Wiederholen
Semantisch bedeutungsvollere Verarbeitung
Effektive Verarbeitung
Loci-Technik (Wäscheleinemethode)
Assoziation mit Hinweisreizen, Reime + Items die zu merken sind
Cerebellum
Wichtig für prozedurales Gedächtnis, Gedächtnisinhalte, die durch wiederholen erworben werden + Reaktionen beim klassischen Konditionieren
Striatum
Komplexe Struktur im Vorderhirn, wahrscheinlich die Basis für Gewohnheitsbildung und für Reiz-Reaktions-Verbindungen
Cerebraler Cortex
Verantwortlich für sensorisches Gedächtnis und für Assoziationen zwischen Sinneseindrücken
Hippocampus
Weitgehend verantwortlich für deklaratives Gedächtnis von Fakten, Daten und Namen. Verantwortlich für das Zusammenführen räumlicher Erinnerungen
Amygdala
Wichtige Rolle beim Bilden und Abrufen emotional bedeutungsvoller Erinnerungen
Bildgebende Verfahren in der Hirnforschung
PET: Man hat Unterschied in der Aktivation beider Gehirnhälften beim Enkodieren und Abruf episodischer Informationen ausgemacht
-> Überproportionale Hirnaktivität im linken präfrontalen Kortex bei Enkodierung episodischer Information
Im rechten präfrontalen Cortex beim Abruf episodischer Information
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