Reaktivität von Erhebungsverfahren (2 Punkte)
Durch Datenerhebung (d.h. die Messung) kann Situation bzw. Untersuchungsgegenstand systematisch beeinflusst werden: statt validem Messergebnis erhält man ein Artefakt
“Artefakt" auf ungewollte oder irreführende Ergebnisse, die durch Fehler oder Störungen im Forschungsprozess entstehen können. Artefakte können die Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Validität der gesammelten Daten beeinträchtigen.
Menschen verhalten sich anders, wenn sie wissen, dass sie beobachtet oder befragt werden
Bsp: sozial erwünschtes (Antwort-)verhalten
Methoden der Datenerhebung: Beobachtung (5 Punkte)
Definition: Planmäßiges Vorgehen (mit wissenschaftlicher Zielsetzung), bei dem die Beobachtenden durch sinnliche Wahrnehmung die Bedeutung des Verhaltens der Beobachteten in ihrer Umwelt registrieren
Urspünglichste Form der enpirischen Datenerhebung
Im Unterschied zur Alltagsbeobachtungerfolgt wissenschaftliche Beobachtung systematisch & kontrolliert
entweder explorativ oder an Hypothesen orientiert
indirekte Beobachtungen = Verfahren, die sich nicht direkt auf das Verhalten, sondern auf dessen Spuren richten (Bsp. Inhaltsanalyse)
Dimensionen bzw. Klassifikation von direktem Beobachtungsverfahren (5 Punkte)
Selbst vs. Fremdbeobachtung
Teilnehmende vs. nicht teilnehmende Beobachtung
Verdeckte vs. offene Beobachtung
unstrukturiert (wenig Vorwissen) vs. strukturiert (standardisiert
Feld- vs. Laborbeobachtung
Fehlerquellen bei der Beobachtung (3 Punkte)
Beobachter müssen Wahrnehmungs-, Selektions-, Interpretations- und Reduktionsleistungen erbringen!
Teilnehmende Beobachtung: besteht gefahr der Übernahme der Perspektive der Beobachteten (Grenzen zwischen Teilnahme & Beobachtung verschwimmen = REaktivität seitens der Beobachter (= Beobachter reagiert auch = Verzerrung (Bsp: letzte Generation))
Intensive Schulung & evtl. Einsatz mehrerer Beobachter für eine Beobachtung
Methoden d quantitaiven Datenerhebung: Befragung
Grundlagen: Befragungstpyen (3 Punkte)
“Face to face” Interview
direkte persönliche Befragung durch einen Interviewer: Antworten werden durch den Interviewer aufgezeichnet (Fragebogen, Laptop, CAPI = Computer Assited Personal interview) Protokoll, Tonaufzeichnung & Transkription)
Telefoninterview
telefonische Befragung durch einen Interviewer: Antworten werden durch Interviewer aufgezeichnet (Fragebogen, CATI = Computer Assisted Telephone Interview) Protokoll)
Schriftliche Befragung
Respondant erhält Fragebogen & füllt diesen selber aus: PAPI = Paper & pencil Interview; CAWI = Computer Assisted Web Interview; (CASI = Computer Assisted Self-Interview = bei persönlichen Themen)
Face to Dace Interview
Vor-und Nachteile
Vorteile:
Nachfragen & Erläuterungen möglicj
Beobachtungen des Interviewers & Kontrolle der Anwesenheit Dritter möglich
Einsatz körperlicher TEsts möglich (Gesundheutsforschung)
(Verwendung von Bildmaterial etc. möglich)
(Anonymisierungsverfahren (z.B CASI) einsetzbar)
Nachteile:
Face-to-Face Interviews sind teuer (2 Stunde ca. 200€)
Feldkontrolle ist sehr aufwändig
anfälliger für Effekte der sozialen Erwünschtheit
Telefonische Befragung
Vor- und Nachteile
leichte Stichprobenziehung (RDD = Random Digit DIal bei unvollständigem Telefonregister)
hohe Kontrolle der Interviewer (Kontrolleur kann sich reinschalten)
höhere Anonymität, geringere soziale Erwünschtheit)
geringe Interviewkosten (Kontaktaufnahme & Durchführung) = keine Anfahrtswege/Kosten
relativ hohe Auschöpfung durch häufige Kontaktversuche (Recht auf Privatsphäre)
(CATI: einfache Bewältigung von Filterfragen; Konsistenztests bereits während des Interviews möglich - auch bei CAPI/CAWI)
NAchteile:
Undercoverage (kein Telefon, Geheimnummer)
fehlende visuelle Hilfe (nur unkomplizierte Fragen = muss klar & verständlich sein)
Vorbehalte wegen zunehmendem Telefonmarketing
Vor- und NAchteile
kostengünstig
Befragte haben Zeit, um über die Fragen nachzudenken
keine Interviewereffekte, höhere Anonymität & damit geringere soziale Erwünschtheit
geringere Ausschöpfung
Mittelschichtbias
keine Kontrolle darüber, wer den Fragebogen ausfüllt
keine unmittelbaren Rückfragen möglich
Filterfragen stellen die Befragten u.U vor Probleme
Online Befragung (CAWI)
geringe Kosten (Druck- und Versandkosten entfallen)
Flexibilität der graphischen Gestaltung
(Nachträgliche Kodierung & Dateneingabe entafallen (und die dadurch möglichen Fehler))
(programmierte Filterführung & Konsistenzprüfung möglich)
(auch große Datenmengen sind leicht handhabbar)
Skepsis d. Befragten bzgl. Daten- bzw. Übertragungssicherheit
geringe Ausschöpfung; wenig verpflichtender Charakter
Wissensfragen können weniger gut gesteööt werden (“Spicken”)
(Je nacj Stichprobenziehung: Grundgesamtheit unbekannt, Zufallsstichprobe oft nicht möglich)
Grundlagen: Grad der Standardisierung/Strukturierung von Fragen
Geschlossene Fragen: vorgegebene Antwortkategorien
Warum haben Sie sich für ihr Studium entschieden?
Interesse am Fach - Arbeitsmarktchancen
Offene Fragen: Protokollierung der freien Antwort?
Warum haben SIe sich für Ihr Studium entschieden?
———————————————————————-
Halboffene/Hybridfragen
Warum haben Sie sich für Ihr Studium entschieden?
Interesse am Fach - Arbeitsmarktchancen - Sonstiges: _________________________
—> nicht strukturiert/standardisiert
Vor- und Nachteile von Standardisierung/ Strukturierung (5 Punkte)
Je höher Strukturieung, desto eher sind Objektivität & Reliabilität erfüllt
Bei unstrukturierten Interviews: Erfebnis hängt stark vom Interviewer ab: geringere Durchführungsobjektivität & u.U. auch geringere Auswertungsobjektivität
Nachteile der Strukturierung: Antwortmöglichkeiten müssen alle bekannt sein, sonst bleiben wichtige Optionen unberücksichtigt
Instrukturierte Interviews kiefern oft sehr detailreiche, vertiefende Informationen: hilfreich bei Exploration eines neuen Forschungsgebiets über das bisher wenig bekannt ist
In der Praxis: oft Kombinationen & Mischformen aus geschlossenen & offenen Fragen bewährt (Hybrid/Halboffene Fragen)
(Bsp: geschlossene Frage nit festen Antwortmöglichkeiten & offener Kategorie sonstiges ___________)
Typen von Fragen, z.B (4)
EInstellungs- und Meinungsfragen
Sind Sie der Meinung, dass Rohstoffe konsequent wiederverwendet werden sollten?
JA - NEIN
Verhaltensfragen: (retrospektiv) berichtetes Verhalten
Recyceln Sie ihr Altpapier?
NIE - manchmal - meistens - immer
Überzeugungsfragen: subjektive Aussagen über Fakten
in DE wird immer mehr Müll iilegal entsorgt.
richtig. - Falsch
Eigenschaftsfragen: souiodemographische Merkmale
ALter, Familienbestand, Bildung, Beruf, etc.
Fragebogengestaltung:
inhaltliche Struktur (“Dramaturgie”)
Ordnung der Fragen in thematischen Blöcken (Module)
bei sehr unterschiedlichen Themen: Überleitungen
innerhalb der Module von leichten zu schwierigen Fragen
Modulreihenfolge (Spannungskurve)
Anfang leicht, Mitte schwer, Schluss: Bsp. SOziodemographie
zu Beginn “Eisbrecherfragen” (z.B Lebenszufriedenheit)
“heikle Themen”
heikle Fragen am Ende: bei ABbruch ist ein Großteil des Fragebogens bereits ausgefüllt (auch: CASI)
Trichterfragen: Man beginnt ein Thema mit den ehrr harmlosen Fragen und stellt die “heikleren” Fragen danach: langsame Gewöhnung
Fehlerquellen bei (schriftlichen) Befragung
Zwei Typen von Fehlerquellen
Befragtenmerkmale
soziale Erwünschtheit
Response Set, Antwort-Tendenz, Meinungslosigkeit
Bildungsgrad
Fragenmerkmale
Formulierung
Reihenfolge der Fragen & Kontext
Antwortkategorien etc
Fehlerquellen: Response-Set, Antwort-Tendenz, Meinungslosigkeit
Response Set = Inhaltsunabhängige Antworttendenz
Befragte kreuzen z.B immer die mittlere (oder vorletzte, etc.) Kategorie in einem Fragebogen mit mehreren Messitems an
Antwort- Tendenz oder Akquieszenz (inhaltsunabhängige Zustimmungstendenz)
Abbildung:
Probel der Meinungslosigkeit (Non-Attitude-Problem)
sponatne oder rein zufällige Antwort
Gegenmaßnahmen: Response-Set, Antwort-Tendenz, Meinungslosigkeit
Response-Set:
kurze (bzw. keine) Itembatterien
Antwortkategorien variieren
Mittelkategorie vermeiden (nur ja oder nein ; ich bin dafür/dagegen)
Antwort-Tendenz:
Itembatterie sollte sowohl negative als auch positive Formulierungen enthalten
Antwortalternativen ausformulieren
Diagnose bei der Datenauswertung anhand des Reliabilitätskoeffizienten (dabei Planung der Items berücksichtigen ; Cronbach’s Alpha misst die KOnsistenz der Antworten)
Meinungslosigekit:
Filter: “ kennen sie das Problem”, haben Sie eine Meinung zu…?”
Kategorien “trifft nicht zu” “ist mir egal” oder “weiss nicht”
Fragenformulierung
Die Fragenformulierung kann große Unterschiede in den Ergebnisse bewirken!
Bsp Abbildung:
Fehlerquelle:
Fragenreihenfolge & Kontext
Bsp Kontexteffekt vei Attraktivitätsmessung:
Halo Effekt
Fragen können auf andere Fragen ausstrahlen, man spricht auch von Reihenfolgeeffekt, Ausstrahlungseffekt oder Kontexteffekt
diese können z.B bei Fragen nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit eine Rolle spielen, wenn positive (oder negative) Erinnerungen aktiviert werden
Gegenmaßnahmen
Testung om Pretest (z.B mit Fragebogensplits)
= zwei Gruppen werden verschiedenen VErsionen der Fragebögen mit unterschiedlicher Reheinfolge vorgelegt
davon betroffene Fragen weit auseinanderziehen
Fehlerquelle
Vorgabe bestimmter Antwortkategorien
Antworten auf Fragen bach Zeitangaben beruhen häufig auf Schätzungen & sind ungenau
Antwortkategorien bieten den Befragten hier Anhaltspunkte:
…. zur Erinnerung vs.
….. zur sozialen Erwünschtheit
Bsp: Fernsehkonsum
Gegenmaßnahme:
z.B keine Antwortvorgabe (spezifische Angabe bezogen auf überschaubaren Referenzzeitraum)
Retospektivfragen
Erinnerungsselektion
Erinnerung an negative Ereignisse werden häufig verdrängt oder zeitlich nach hinten verschoben: “das ist schon lange her”
“Teleskopeffekt”: positive Ereignisse bleiben besser in Erinnerung und rücken zeitlich häufiger näher
Kurze Episoden (z.B kurze ARbeitslosigkeit zwischen zwei Jobs) werden “glattgebügelt”
WICHTIG Take home message
Fehler bei der Datenerhebung führen zu schlechten Daten!
KEin noch so komplexes Auswertungsverfahren kann daraus wieder gute Daten machen!
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