Allgemeines zu Neuronen
Alle Gewebe und Organe bestehen aus Zellen
die spezialisierten Funktionen von Zellen und ihre Wechselwirkung bestimmen die Funktion von Organen
ca. 100 Milliarden Neuronen; Gliazellen übertreffen die Neurone um das Zehnfache
2 Arten von Zellen im NS
1) Neuronen
2) Gliazellen
Neuronen
nehmen die Veränderungen in der Umgebung wahr
teilen diese Veränderungen anderen Neuronen mit
lösen die körperlichen Reaktionen auf diese Veränderungen aus (schicken Kommandos an Muskeln)
Gliazellen
= “Leim”
Unterstützen Neuronen bei ihrer Tätigkeit
Bilden Isolierschicht um benachbarte Neuronen, damit sie schneller Nervenimpulse schicken können
Kontrollieren Umfeld, in dem Neuron arbeitet
—> isolieren, stützen und ernähren benachbarte Neuronen
Die Neuronendoktrin
geringe Größe: Zellen haben Durchmesser von 0.01 - 0.05mm
sehr weiche Konsistenz —-> schwer dünne Schnitte zu machen, um es mikroskopisch betrachten zu können (wie „Wackelpudding“)
im frühen 19. Jhdrt 2 Methoden entwickelt:
möglich Gewebe mit Formaldehyd zu verfestigen
möglich dünne Schnitte mit Mikrotom herzustellen
Histologie
= die mikroskopische Untersuchung und Beschreibung der Gewebestrukturen
frisch präpariertes Gehirn sieht unter dem Mikroskop cremefarben aus, weist keine Unterschiede in der Pigmentierung auf, um einzelne Zellen voneinander zu unterscheiden
daher Färbemethoden entwickelt
„the gain in brain is mainly in the stain” —> Der Wissenszuwachs beim Gehirn ist vor allem eine Frage der Färbemethode
Nissl-Färbung
(Franz Nissl)
Basische Farbstoffe einer bestimmten Klasse (Kresylviolett) färben Zellkerne und neuronale Zellkörper dunkel
Nissl-Schollen = Bereiche um Zellkern (neuronale Zellkörper)
Ermöglicht Unterscheidung zwischen Gliazelle und Neuron
Ermöglicht Untersuchung des Cytoarchitektur (Anordnung der Zelle)
dadurch wissen wir, dass Gehirn aus vielen spezialisierten Regionen mit eigenen Funktionen besteht
—> man sieht damit aber nur Zellkörper und Zellkern, liefert also nicht alle Infos
Golgi-Färbung
(Camillo Golgi)
Beim Einlegen von Hirngewebe in Silber-Chromat-Lösung wird geringer Anteil von Neuronen vollständig dunkel gefärbt
d.h. man sieht ganzes Neuron inklusive seiner Struktur und Fortsätze
zeigt, dass der neuronale Zellkörper nur ein geringer Teil der Gesamtstruktur des Neurons darstellt (bei der Nissl-Färbung sah man nur den Zellkörper)
zeigt, dass Neuronen aus mindestens 2 verschiedenen Teilen bestehen:
Zentralregion mit Zellkern (Soma = Zellkörper = Perikaryon)
Viele dünne Fortsätze (Neuriten: Axone und Dendriten)
Retikulärtheorie (Golgi)
NS ist fix zusammenhängend (ähnlich wie Blutsystem)
Neuriten verschiedener Zellen verschmelzen miteinander (kontinuierliches Netzwerk)
falsch: Neuriten NICHT miteinander verbunden
Neuronendoktrin von Santiago Ramón y Cajal (1852 - 1934)
Nutzte Golgi-Methode, um Verschaltungen zu bestimmen
Neuronen nicht durchgehend miteinander verbunden, sie kommunizieren über Kontaktstellen (synaptischer Spalt!)
Elektronenmikroskop zeigte einige Jahrzehnte später (1950er) Beweis dafür
Das Innere des Neurons durch Nervenzellmembran (= eine Art Grenzschicht) vom Äußeren getrennt & gibt der Zelle ihre 3D-Erscheinungsform
Grundstruktur von Neuronen
1) Zellkörper (Soma)
2) Zellkern
3) Neuriten
Axon (= Outputteil; gibt nur 1 pro Soma —> leitet Ausgangssignale der Neuronen weiter, ca. 1m lang oder mehr)
Dendriten (= Inputteil; gibt viele pro Soma —> im Kontakt mit vielen Axonen, sind sog. Antennen, die Infos/Signale aufnehmen, max. 2mm lang)
Zellkörper (Soma)
= kugelförmiger Teil des Neurons
—> Durchmesser: 20 μm
—> Umschlossen von neuronaler Membran
Cytosol
Organellen
Cytoplasma
= wässrige, salzige, kaliumreiche Flüssigkeit innerhalb der Zelle
durch Membran von Umgebung getrennt
enthält Organellen
Organellen (im Soma)
= Strukturen in Flüssigkeit/Soma
Jede erfüllt eigene Funktion
Von Membran umgeben
Zellkörper enthält gleichen Organellen wie Tierzellen
1) Nucleus (Zellkern)
2) Raues endoplasmatisches Reticulum (raues ER)
3) Glattes endoplasmatisches Reticulum (glattes ER)
4) Golgi-Apparat
5) Mitochondrien
= alles innerhalb der Zelle bzw. der Grenzen der Membran (inklusive Organellen, exklusive Zellkern)
Zellkern (Nucleus)
Durchmesser: 5-10 μm
kugelförmig
von Doppelmembran (Kernhülle) umgeben, welche von Poren durchzogen ist
Im Zellkern: Chromosomen
Chromosomen
Im Zellkern
beinhalten genetisches Material bzw. DNA
Jedes Chromosom enthält durchgängig doppelsträngiges Band an DNA
Legt man 2 nm breite DNA von allen 46 Chromosomen hintereinander —> 2m lang
DNA (Desoxyribonucleinsäure)
= Doppelhelix (mit 2nm Breite) aus Basenpaaren
Von Eltern weitergegeben
Enthält Gesamtbauplan des Körpers (in Chromosomen im Nucleus)
DNA aller Neuronen identisch und übereinstimmend mit DNA in Zellen der Leber und Niere
Neuron unterscheidet sich von Leberzelle durch spezifische DNA-Abschnitte (Gene), die für Aufbau der Zelle verwendet werden
Gene
= Abschnitte der DNA
benötigt für Aufbau der Zelle
dient zum Bauen eines Proteins
jede Zelle liest nur bestimmte Abschnitte der DNA
0.1 bis mehrere μm lang
Genexpression
= Ablesen der DNA/Gene zum Bauen von Proteinen
Endprodukt: Synthese von Proteinen (Molekülen)
Proteine verleihen Neuron seine Eigenschaften
Proteinbiosynthese
= Zusammenbau von Proteinmolekülen
Erfolgt im Cytoplasma (an Ribosomen)
Aber man braucht ja genetische Info bzw. DNA-Bauplan, um Proteine zu bilden
DNA verlässt allerdings Nucleus nie
deswegen gibts mRNA
Wo findet die Proteinbiosynthese statt?
an Ribosomen im Cytoplasma
mRNA (Messenger- oder Boten-Ribonucleinsäure)
Bringt genetischen Bauplan von Zellkern nach außen ins Cytoplasma
besteht aus 4 Nukleotiden
werden zu unterschiedlichen Sequenzen zusammengefügt, um Kette zu bilden
genaue Sequenz der Nucleotide repräsentiert Info im Gen
Kette transportiert das genetische Material ins Cytoplasma, wo dann die Proteinbiosynthese stattfindet
Schritte der Proteinbiosynthese
1) Transkription
2) Posttranskriptionale Modifikation
3) Translation
Genaufbau
Promotor: Beginn von Gen bzw. Kopie
Terminator: Ende von Gen bzw. Kopie
Dazwischen:
Exons (Relevante Abschnitte, an Protein-Codierung beteiligt)
Introns (irrelevante/unbenutzte Abschnitte, an Protein-Codierung nicht beteiligt)
Transkription
Enzym „RNA-Polymerase“ dockt an Stelle von aufgewickelter DNA an
Arbeitet sich am Strang nach vor
Macht Kopie von DNA
Ergebnis: RNA
= einfacher Strang
vorerst exakte d.h. enthält Introns und Exons
Posttranskriptionale Modifikation
= RNA-Prozessierung
RNA wird weiterverarbeitet (wollen nur Exons)
durch Splicing (RNA-Spleißen) Introns entfernt, Exons miteinander verknüpft
Ergebnis: fertiges mRNA-Transkript
Translation
= Zusammenbau von Proteinen aus Aminosäuren unter Anleitung der mRNA
mRNA-Transkript verlässt Zellkern über Poren in Kernhülle
wandert zu Ort der Proteinbiosynthese
da werden viele kleine Moleküle zu Kette verknüpft (also zu einem Proteinmolekül)
Bausteine bei Proteinen = 20 mögliche Aminosäuren
Kette kann zu Protein zusammengefasst werden
Genom
= gesamte Länge der DNA
Kopienzahlvariationen
(Gene copy number variations)
Bei manchen Krankheiten sind Gene dupliziert (zu viele Kopien führen zu Überexpression bestimmter Proteine)
z.B. Autismus, Schizophrenie
Mutationen
(im Gen oder in flankierenden Regionen der DNA)
können zu abnormalen oder fehlenden Proteinen führen
beeinträchtigen neuronale Funktion
z.B. Fragile-X-Syndrom
= Störung, die zu kognitiver Behinderung und Autismus führt durch Veränderung 1 einzigen Gens
Single nucleotide polymorphisms
= viele kleine Mutationen (häufig)
sind gewöhnlich gutartig
beeinflussen manchmal Proteinfunktion
beeinträchtigen manchmal alleine oder zusammen mit anderen neuronale Funktion
Genetic Engeneering
Entwicklung von Werkzeugen zur Veränderung der Gene
Häufig verwendet für Gentechnik: Mäuse
==> Die Entdeckungen, die die genetische Veränderung von Mäusen erlaubten, haben die Biologie revolutioniert
Knock-Out-Mäuse
1 Gen eliminiert/gelöscht
nützlich, um Fortschritt von Krankheiten zu beobachten
Transgene-Mäuse
1 Gen zusätzlich eingefügt und überexprimiert
Knoch-In-Mäuse
eigenes natürliches Gen durch modifiziertes Transgen ersetzt
Ribosomen
= kugelförmige Strukturen im Cytoplasma
= Ort der Translation
mRNA-Transkripte binden an Ribosomen
Ribosomen übersetzen Instruktionen, die in mRNA enthalten sind
Bauen daraufhin Proteinmolekül
= wichtiger Ort der Synthese von Proteinen (die ins Cytosol gelangen sollen)
aber nicht alle Ribosomen befinden sich am rauen ER (gibt viele freie Ribosomen im Cytoplasma)
Polyribosome
= mehrere freie Ribosomen
wie auf Schnur aufgereiht
Schnur = einzelner mRNA-Strang
d.h. die assoziierten Ribosomen machen dann viele Kopien desselben Proteins
Raues endoplasmatisches Reticulum (Raues ER)
= eine Art Stapel aus Membranen
Neuronen haben viele raue ER, da sie spezielle Membranproteine benötigen, um Infos zu verarbeiten
Proteinbiosynthese am rauen ER
Wenn Proteinmolekül für Zellmembran oder Organellen bestimmt, wandert mRNA zum rauen ER
raues ER trifft auf Stück mRNA
liest Bauplan
baut Protein
Unterschied zur Proteinbiosynthese am freien Ribosom
neues Protein wird während Zusammenbau durch Membran des rauen ER vor und zurück gefädelt
—> wichtig, denn später wird es Membranprotein und muss daher richtige Form haben
Proteinbiosynthese an freien Ribosomen (Polyribosomen)
Wenn Proteinmolekül für Cytosol des Neurons bestimmt, wandert mRNA zu freien Ribosomen
Ribosom schwimmt frei im Cytosol
Trifft auf Stück mRNA
Arbeitet sich entlang und liest Bauplan
Produziert (nach Bauplan) Protein
Protein schwimmt frei im Cytosol
Glattes endoplasmatisches Reticulum (glattes ER)
= Stapel von Membranorganellen im übrigen Cytosol
= heterogen (erfüllt verschiedene Funktionen)
ein Teil geht ins raue ER über:
hier Proteine weitergefaltet, damit sie ihre 3D-Form/Struktur bekommen
anderer Teil des glatten ER hat keine direkte Funktion:
reguliert interne Konzentrationen bestimmter Substanzen (z.B. Calcium)
Golgi-Apparat
= Stapel aus einer von Membran umhüllten Scheiben im Soma
liegt am weitesten vom Zellkern entfernt
hier findet intensive posttranslationale chemische Prozessierung von Proteinen statt
Aufgabe: sortiert neu synthetisierte Proteine für die Freisetzung am Bestimmungsort im Neuron (z.B. im Axon oder Dendriten)
Mitochondrium
= Kraftwerke der Zelle und Ort der Zellatmung (stellen Zelle Energie zur Verfügung)
häufig vorkommende Organellen
1 μm lang
Cristae = viele Einfaltungen in innerer Membran (dazwischen: Matrix)
Mitochondrien
Vorgang, Zyklus, Energie
Vorgang: zelluläre Atmung
Zyklus: Krebszyklus (= komplexe Abfolge biochemischer Reaktionen innerhalb der Cristae)
Energie: über Nahrung —> in Form von Fett, Proteine, Zucker (im Cytosol vorhanden und in Pyruvat umgewandelt)
Zellatmung
Einatmen
Pyruvat und Sauerstoff aufgenommen (beide diffundieren im Cytosol)
Pyruvat stammt aus Zucker, abgebauten Proteinen und Fetten (das sind wiederrum Energiequellen in Nahrung und in Form von Speichern)
Pyruvat tritt in eine komplexe Abfolge biochemischer Reaktionen innerhalb Cristae (= Krebszyklus) ein
Die Produkte des Krebszyklus liefern Energie
==> an Adenosindiphosphat (ADP) wird weitere Phosphatgruppe angehängt
ADP wird somit in Adenosintriphosphat (ATP) umgewandelt
ADP energiearmer als ATP
immer, wenn Energie gebraucht, in ATP umgeandelt, denn nur so wird sie frei und benutzbar
Adenosintriphosphat (ATP)
= zelluläre Energiequelle oder Energiegewährung der Zelle
energiereicher als ADP
speichert chemische Energie
chemische Energie im ATP dient dazu, chemische Reaktionen anzutreiben
Ausatmen
für jedes aufgenommene Pyruvatmolekül werden 17 ATP-Moleküle freigesetzt
Zellatmung (kurz) - Einatmen
Pyruvat + Sauerstoff
Zellatmung (kurz) - Ausatmung
ATP + Kohlenstoffdioxid
Zellmembran
= dünne Trennschicht/Barriere (ca. 5nm dick)
umgibt Cytoplasma innerhalb des Neurons
exkludiert bestimmte Substanzen außerhalb des Neurons
Membran mit Proteinen besetzt
Proteinzusammensetzung variiert (je nachdem um welche Membran es sich handelt: Soma, Dendriten, Axon …)
Wichtig, damit Neuron im Gehirn/Körper elektrische Signale weiterleiten kann
Aufgabe der Zellmembran
manche mit Membran assoziierten Proteine pumpen Substanzen von innen nach außen
manche bilden Kanäle von außen nach innen (sie regulieren also welche Substanzen in das Innere des Neurons gelangen dürfen)
Cytoskelett
verleiht Neuron seine charakteristische Form (Grundstruktur)
Elemente des Cytoskeletts sind dynamisch reguliert und kontinuierlich in Bewegung
d.h. Neuron kann kontinuierlich wachsen/Form ändern
Strukturen des Cytoskeletts
besteht aus 3 Strukturen:
1) Mikrotubuli
2) Mikrofilamente
3) Neurofilamente
Mikrotubuli
= gerades dickwandiges Rohr
Durchmesser: 20nm (recht groß)
verlaufen längs des Axons in Richtung Neuriten
Wand besteht aus kleinen Strängen, wickeln sich um hohlen Kern
Jeder Strang besteht aus Protein Tubulin (klein, kugelförmig)
Proteine wie Perlen auf Schnur aufgereiht
regeln Form und (De-)Polymerisierung durch Signale im Neuron
Polymerisierung
= Verknüpfung kleiner Proteine, um langen Strang zu bilden
Polymer
= entstehender Strang
Mikrotubuliassoziierte Proteine (MAP)
= Proteine, die an Regulierung des Zusammenbaus und Funktion von Mikrotubuli beteiligt sind
verankern Mikrotubuli miteinander und mit anderen Bausteinen des Neurons
Tau
= Pathologischen Veränderungen im axonalen MAP
führt zu Demenz, die bei Alzheimer-Krankheit auftritt
Mikrofilamente
= 2 umeinander gewundene dünne Stränge
Durchmesser: 5nm (gleich dick wie Zellmembran)
überall im Neuron, hauptsächlich in Neuriten (verlaufen in Längsrichtung)
diese Stränge = Polymere des Proteins Aktin
Aktin = häufigstes Protein in allen Zellen und Neuronen
wsl wichtig für Veränderung der Zellform
wirken mit beim Mechanismus der Muskelkontraktion
werden wie Mikrotubuli ständig auf- und abgebaut
eng mit Membran assoziiert (durch Netzwerk von faserförmigen Proteinen in Membran verankert)
Neurofilamente
= „Knochen des Skeletts“ (sind fest)
Durchmesser: 10nm (mittelgroß)
Kommen in allen Körperzellen als Intermediärfilamente vor (z.B. Keratin —> bildet Haare) —> in Neuronen allerdings als Neurofilamente bezeichnet
bestehen aus mehreren Bausteinen, welche zu seilförmiger Struktur umeinandergewunden sind
jeder Strang besteht aus einzelnen langen Proteinmolekülen (macht Neurofilamente mechanisch widerstandsfähig)
sie stützen also die Zellen
Axon
Nur bei Neuronen! (Soma, Organellen, Membran, Cytoskelett auch in allen Zellen)
wichtig für Infoübertragung im NS (v.a. an entfernter liegende Orte)
Länge des Axons: 1mm – 1m —> oft verzweigt (Axonkollaterale)
Durchmesser variiert: 1μm – 25μm (beim Menschen), bis 1mm (beim Tintenfisch)
Variabilität der Axongröße wichtig:
Geschwindigkeit der Weiterleitung von Signalen abhängig vom Durchmesser des Axons
Je dicker, desto schneller
Axonkollaterale
= Verzweigungen zwischen Axonen
Rekurrente Kollaterale
= Seitenäste der Axone, die mit Dendriten von Nachbarzelle oder der eigenen Zelle kommunizieren
Bestandteile des Axons
1) Axonhügel (Beginn des Axons)
2) Axon proper (eigentliches Axon)
3) Axonterminal (Ende des Axons = Synapsen)
Unterschied Soma und Axon
Raues ER erstreckt sich nicht bis ins Axon
—> in reifen Axonen wenige/keine freien Ribosomen (d.h. auch keine Proteinsynthese
d.h. wiederum Proteine stammen aus Soma
Proteinzusammensetzung der Axonmembran grundlegend anders als die der Somamembran
Axonterminale
„Synapsenendknöpfchen“ (SEK)
= Ende des Axons (gewölbte Scheibe)
= Stelle, wo Axon mit Dendriten/Soma anderer Neuronen in Kontakt tritt und an diese Infos überträgt
Endbaum
= Verzweigungen des Axons insgesamt
manchmal besitzen Axone viele Verzweigungen an ihren Enden und jede Verzweigung bildet mit Dendriten oder Zellkörpern im selben Bereich Synapsen
manchmal bilden Axone auf ihrer gesamten Länge an Aufwölbungen (= boutons en passant) Synapsen, setzen sich dann fort und enden woanders
Innervation
= Prozess des Synapsenkontaktes zwischen Neuron und anderer Zelle
Unterschied zwischen Cytoplasma des SEK und dem restlichen Axon
- Mikrotubuli: Mikrotubuli nicht bis ins Endknöpfchen
+ Vesikel: SEK enthält synaptische Vesikel (viele kleine Membranbläschen mit Durchmesser 50nm)
+ Proteine: Innere Oberfläche der Membran (zeigt zur Synapse) dicht bedeckt mit vielen Proteinen
+ mehr Mitochondrien: SEK enthält viele Mitochondrien, da hier hoher Energiebedarf zur Infoweitergabe
Synapsen
= Kontaktstellen
bestehen aus:
Präsynaptischer Membran (Membran auf Unterseite des Axonterminals = Endknöpfchen)
Postsynaptischer Membran (Membran von Dendriten oder Soma des anderen Neurons)
Synaptischer Spalt
= Raum zwischen prä- und postsynaptischer Axonterminale
Synaptische Übertragung
Elektrischer Nervenimpuls entlang Axon an präsynaptische Axonterminale
Im SEK in chemisches Signal umgewandelt (= Neurotransmitter)
NT in synaptischen Vesikeln gespeichert und von dort freigesetzt
Vesikel schütten NT in synaptischen Spalt frei
Signal überquert synaptischen Spalt
NT dockt an Rezeptoren (= Proteine) bei postsynaptischer Membran an
Chemisches Signal wird bei postsynaptischer Membran wieder in elektrisches umgewandelt
Rolle der synaptischen Übertragung
Infoumwandlung ermöglicht Gehirn große Rechenleistung und wichtig für Gedächtnis und Lernen
Fehlfunktion der synaptischen Übertragung führt zu bestimmten Geistesstörungen
Synapse ist auch der Angriffsort für viele Toxine und die meisten psychoaktiven Drogen und Medikamente
Axoplasmatischer Transport
= Transport der Proteine aus Zellkörper entlang Axon zu SEK (“abwärts”)
Besonders am Cytoplasma im Axon: Keine Ribosomen
Da Ribosomen die Proteinfabriken der Zelle sind, müssen die Proteine des Axons zum Soma transportiert werden
dann entlang des Axons zu SEK
langsamer Transport (1-10mm/Tag)
schneller Transport (1000mm/Tag)
Methode, um axoplasmatischen Transport zu messen
z.B. durch Einschleusen von radioaktiven Aminosäuren in Somata von Neuronen
Aminosäuren zu Proteinen zusammengefügt
radioaktive Proteine in SEK gemessen
Transportgeschwindigkeit berechnet
Waller´sche Degeneration (WD)
August Waller:
zeigte, dass Axone nicht erhalten bleiben, wenn man sie von ihrer „Mutterzelle“ trennt
d.h. wenn man Axonen durchtrennt, bauen sie ab
tritt also auf, wenn normaler Materialfluss von Soma zu SEK unterbrochen
mit bestimmten Färbemethoden nachweisbar
mithilfe der WD Axonverbindungen im Gehirn verfolgbar
2 Arten des axoplasmatischen Transports
1) Anterograder Transport
2) Retrograder Transport
—> werden beide genutzt, um Verbindungen im Gehirn zu verfolgen
Anterograder Transport
Material durch Protein Kinesin vom Soma zum Axonterminal transportiert
Transport “abwärts”
Kinesin wandert die Mikrotubuli des Axons entlang zu Endknöpfchen
Vorgang durch ATP angetrieben
Soma —> Axonterminal
Retrograder Transport
Material durch Protein Dynein vom Axonterminal zu Soma transportiert
Transport “aufwärts”
liefert Signale über Veränderungen des Stoffwechselbedarfs am SEK (= feedback-Info)
Axonterminal —> Soma
Dendriten
(griechisch = „Baum“)
= Antennen des Neurons (mit tausenden Synapsen bedeckt)
Dendritenbaum
= Gesamtheit der Dendriten eines Neurons
Dendritenast
= jede Verzweigung des Baumes
Rezeptoren
= spezialisierte Proteinmoleküle
erkennen NT im synaptischen Spalt
sind zahlreich in der Dendritenmembran unter der Synapse (in der postsynaptische Membran) enthalten
Dendritenmembran unter Synapse
= postsynaptische Membran
enthält viele Proteinmoleküle, die Rezeptoren bilden, damit NT dort andocken kann
d.h. Rezeptoren erkennen NT im synaptischen Spalt
Dendritische Fortsätze
= spezialisierte Strukturen auf Dendriten
empfangen bestimmte synaptisch ankommende Signale
sehen aus wie kleine Sandsäcke die an Dendriten hängen
dienen dazu, biochemische Reaktionen isoliert ablaufen zu lassen, die durch synaptische Signale aktiviert werden
Struktur der Dornenfortsätze
beeinflusst durch Art und Ausmaß der synaptischen Aktivität
ungewöhnliche Veränderungen der Dornenfortsätze in Gehirnen von Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen gefunden
Cytoplasma von Dendriten ähnlich wie das von Axonen
Ist angefüllt mit Elementen des Cytoskeletts (Neurofil, Mikrofil, Mikrot) und der Mitochondrien
Aber: in Dendriten gibt es Polyribosomen ( = wenn mehrere freie Ribosomen wie auf einer Schnur aufgereiht erscheinen)
Geistige Behinderungen und dendritische Dornfortsätze
Gehirnfunktionen stark abhängig von genauer Verschaltung synaptischer Verbindungen
Dornenfortsätze bilden sich während der fetalen Entwicklung/Kleinkindalter/Kindheit
in dieser Entwicklungsphase sehr empfindlich für Störungen
meist scheinen Gehirne oberflächlich normal, aber haben veränderte dendritische Struktur (weniger und lange/dünne Dornfortsätze)
Geistige Behinderung
= wenn Störung der Gehirnentwicklung, die zu unterdurchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten führt, (adaptives) Verhalten im Alltag beeinträchtigt
Intelligenzquotient (IQ)
Intelligenz des Bevölkerungsdurchschnitts normalverteilt mit
μ = 100, σ = 15
68% innerhalb von 15 Punkten um den Durchschnitt
95% innerhalb von 30 Punkten
IQ unter 70 = geistig behindert (2-3% aller Menschen)
Ursachen für geistige Behinderungen
1) Genetische Störungen
2) Ereignisse während Schwangerschaft und Geburt
3) Umgebungsbedingte Verarmung während Kindesalters
—> Einige Fälle erkennbar anhand physischer Merkmale (gehemmtes Wachstum, Anomalien in Struktur von Kopf/Hände/Füße …)
—> Meisten Fälle anhand von Verhaltensauffälligkeiten erkennbar
Genetische Störungen
hiermit hängen die schwersten Formen von geistigen Behinderungen zusammen
z.B. Phenylketonurie
= Defekt des Leberenzyms, das Aminosäure „Phenylalanin“ metabolisiert
Kinder, die damit geboren sind, hohe Konzentration an Phenylalanin im Blut und Gehirn
ohne Behandlung Gehirnentwicklung gehemmt
z.B. Trisomie-21 („Down-Syndrom“)
= Fetus besitzt zusätzliche Kopie des Chromosoms 21
stört Genexpression während Gehirnentwicklung
Ereignisse während Schwangerschaft und Geburt
Infektion der Mutter mit Röteln
Neugeborenenasphyxie (Erstickung)
übermäßiger Alkoholkonsum während Schwangerschaft (FAS = Fetales Alkoholsyndorm —> führt zu Entwicklungsstörungen)
…
Umgebungsbedingte Verarmung während Kindesalters
(wsl am meisten für die Fälle verantwortlich)
z.B. Unterernährung/Fehlen gesunder Ernährung, fehlende Sozialisierung, fehlende sensorische Stimulierung …
Untersuchung von Gehirnen von geistig behinderten Kindern
(Padilla & Purpura, 1970er)
Mithilfe Golgi-Färbung
zeigt deutliche Veränderung der Dendritenstruktur
Dornfortsätze ungewöhnlich lang und dünn
Ähneln denen des normalen menschlichen Fetus
Zurückzuführen auf Versagen des normalen Aufbaus von Schaltkreisen im Gehirn
Entwicklung von Synapsen und Reifung der Dornfortsätze stark abhängig von Umgebung während Kleinkindalter und frühen Kindheit
Viele Veränderungen im Gehirn umkehrbar, wenn früh genug erkannt und eingegriffen!
Klassifizierung von Neuronen
Klassifikationsschemata basieren auf auf der Morphologie von Dendriten, Axonen und der Strukturen, die sie innervieren
1) aufgrund neuronaler Struktur
2) aufgrund Genexpression
Klassifizierung nach Anzahl der Neuriten
Unipolar (1 Neurit)
Bipolar (2)
Multipolar (3+) —> am meisten im Gehirn
Klassifizierung nach Dendriten (Struktur)
Sternzellen (in Hirnrinde, manche bedornt/manche nicht)
Pyramidenzellen (in Hirnrinde, alle bedornt)
Dornfortsätze (vorhanden —> bedornte Zelle, nicht vorhanden —> unbedornte Zelle)
Pyramidenzelle
Sternzelle
Klassifizierung nach Verknüpfungen im ZNS
Sensorische Neuronen
Motorische Neuronen
Interneuronen
= Neurone, die Neuriten an den sensorischen Oberflächen des Körpers besitzen (z.B. in der Haut oder in der Retina des Auges)
liefern Infos über Umwelt an NS über Sinnesorgane
= Neuronen, die Axone haben, die an Muskeln Synapsen bilden und Bewegungen auslösen
= Neuronen, die mit anderen Neuronen verknüpft sind
erhalten Input von anderen Neuronen und schicken Output an andere Neuronen
am häufigsten
Klassifizierung nach Axonlänge
Golgi-Typ1-Neuronen („Projektionsneuronen“)
lange Axone, erstrecken sich von einem Gehirnteil in einen anderen
z.B. Pyramidenzellen oder motorische Neuronen (für Kontrolle der Zehen)
Golgi-Typ2-Neuronen („lokale Schaltkreisneuronen“)
kurze Axone, erstrecken sich nicht über Umgebung des Zellkörpers hinaus
z.B. Sternzellen oder Interneuronen
Klassifizierung aufgrund Genexpression
Unterschiede in Genexpression —> unterschiedliche Formen (Stern- oder Pyramidenzellen)
Wenn genetischer Unterschied bekannt —> transgene Mäuse geschaffen für detaillierte Untersuchung von Neuronen
Grün-fluoreszierendes Protein (GFP)
oft in Forschung verwendet
in Gen einer Qualle entdeckt (wenn mit richtiger Wellenlänge bestrahlt, leuchtet grün und somit Neuron sichtbar)
1) Fremdes Gen einschleusen, das fluoreszierendes Protein codiert
2) Unter Kontrolle eines zellspezifischen Promotors gebracht
3) Beleuchtung mit Lichtquelle —> Neuron, in dem das Gen ist, wird sichtbar
Klassifizierung nach NT-Art
Neurotransmitterunterschiede entstehen aus Unterschieden in Proteinexpression, die an Transmittersynthese, -speicherung und -verwendung beteiligt sind
z.B. Motorische Neuronen, die willkürliche Bewegungen kontrollieren, setzen an Synapsen NT Acetylcholin frei
= cholinerg (d.h. sie exprimieren Gene, die Verwendung dieses NT erlauben)
Gruppen von Zellen, die gemeinsamen NT verwenden, bilden NT-Systeme
Mit dem fantastischen Cre die neuronale Struktur und Funktion verstehen
Unterschiedliche Neuronenklassen im Gehirn lassen sich auf der Basis der exprimierten Gene identifizieren
Das Wissen, dass ein Gen ausschließlich in einem ganz bestimmten Neuronentyp exprimiert wird, kann helfen den Beitrag dieses Zelltyps zur Gehirnfunktion zu klären
Beispiel: Neuronen, die als einzige das Gen exprimieren, das das Protein Cholinacetyltransferase (ChAT) kodiert
ChAT = Enzym, das NT Acetylcholin synthetisiert
wird nur in cholinergen Neuronen exprimiert, die Acetylcholin als Transmitter benutzen
nur diese Neuronen besitzen Transkriptionsfaktoren für Promotor dieses Gens
Transgene Maus
in Genom einer Maus wird Transgen eingeschleust
fremdes Transgen steht aufgrund seiner gentechnischen Modifikation unter der Kontrolle desselben Promotors (also ChAT-Promotor)
dieses fremde Transgen wird auch nur in cholingeren Neuronen exprimiert
wenn Transgen das Enzym Cre-Rekombinase exprimiert, kann man Mäuse züchten, bei denen ein Gen nur in einem ganz bestimmten Neuronentyp ausgeschaltet ist
Cre-Rekombinase
= Enzym (stammt ursprünglich von bakteriellem Virus)
erkennt kurze DNA-Sequenzen („loxP-Stellen / loxP-Sites“)
loxP-Sites können auf beiden Seiten eines anderen Gens eingefügt werden
DNA zwischen loxP-Sites ist „gefloxt“
Aufgabe: Herauschneiden des Gens zwischen den loxP-Sites
Gliazellen bei Infoverarbeitung bedeutsamer als gedacht
v. a. bei Unterstützung von Hirnfunktion wichtig
Astrocyten
= Gliazellen, die größten Teil des Raumes ausfüllen, der nicht von Neuronen und Blutgefäßen besetzt ist
häufigste Gliazelle im Gehirn
Abstand zwischen Neuronen und Astrocyten: 20nm
Aufgaben und Eigenschaften von Astrocyten
beeinflussen, ob Neurit wachsen kann oder sich zurückzieht
wichtige Funktion: regulieren chemisches Milieu des Extrazellulärraums
umhüllen z.B. Synapsen im Gehirn und begrenzen Ausbreitung von freigesetzten NT-Molekülen
regulieren NT: Spezielle Proteine in Membranen entfernen viele NT aktiv aus synaptischem Spalt
besitzen in Membranen auch Rezeptoren für NT —> diese lösen elektrische und biochemische Reaktionen aus
kontrollieren genau extrazelluläre Konzentration mehrerer Substanzen, die neuronale Funktion stören können (z.B. regulieren sie Konzentration von Kaliumionen)
Myelinisierende Gliazellen
Oligodendrogliazellen oder Schwann-Zellen
Bilden Membranschichten, um Axone zu isolieren
Myelinscheide (= gesamte Abdeckung des Axons) umhüllt Axone
In regelmäßigen Abständen unterbrochen, damit Weiterleitung von Nervenimpulsen beschleunigt
—> Ranvier´scher Schnürring
Oligodendrogliazellen vs. Schwann-Zellen
Oligodendrogliazellen
Schwann-Zellen
Nur im ZNS (Gehirn+Rückenmark)
Versorgen mehrere Axone mit Myelin
Nur im PNS (Körpernerven)
Versorgen nur 1 Axon mit Myelin
Andere nichtneuronale Zellen
1) Ependymzellen
2) Mikroglia
3) Blutgefäße
Ependymzellen
= Spezielle Zellen, welche die mit Flüssigkeit gefüllten Ventrikel im Inneren des Gehirns auskleiden
steuern die Zellwanderung während der Gehirnentwicklung
Mikroglia
= Phagozyten (Fresszellen)
Verändern synaptische Verbindungen, indem sie alte Verbindungen schlucken
Entfernen Überreste abgestorbener/degenerierter Neuronen und Gliazellen
Können von Blut ins Gehirn wandern
—> Störung dieser Mikrogliainvasion kann Hirnfunktion und Verhalten beeinträchtigen
Blutgefäße des Gehirns
Liefern Neuronen via Blutstrom wichtige Nährstoffe und Sauerstoff
Venen
Arterien
Kapillare
Last changeda year ago