Welches sind die biologischen Wirkformen der Folsäure?
Tetrahydrofolsäure (THF): Aktiv bei der Übertragung von Methylgruppen für die DNA-Synthese.
5,10-Methylentetrahydrofolsäure (5,10-MTHF): Beteiligt an der Umwandlung von Homocystein in Methionin und der DNA-Methylierung.
5-Methyltetrahydrofolsäure (5-MTHF): Die aktivste Form, direkt verwendbar für Methylierungsprozesse und DNA-Synthese.
Welche Lebensmittel stellen gute Folat-Quellen und welche eher schlechtere Folat-Quellen dar?
Hohe Gehalte:
Weizenkeime, Rinderleber, Weizenkleie, Erbsen, Blattspinat
Niedrige Gehalte
Rindfleisch, Reis, Kuhmilch, Vollkornbrot, Gurke
In der Nahrung liegen Folsäure-Folat-Gemische vor. Wie unterscheiden sich diese hinsichtlich ihrer Bioverfügbarkeit?
50% Monoglutamat (Folsäure) 100% Absorption
50% Polyglutamat (Folat) 50% Absorption
Je nach Anzahl der Glutamat Reste -> müssen vor Absorption abgespalten werden
Erklären Sie die Verdauung der Folate und die Absorption von Folsäure im Gastrointestinaltrakt.
Umwandlung in Mukosa und Leber
Aktive Aufnahme von Folsäure (Monoglutaminsäure) im Dünndarm —> wird von Transportproteinen in Darmschleimhautzellen (Mukosazellen) aufgenommen
Umwandlung in Dihydrofolsäure
Umwandlung in Tetrahydrofolsäure —> Substrat für versch. Biochemische Reaktionen
Transport ins Blut zur Leber
Leber: Wird umgewandelt in 5-Methyl-Tetrahydrofolsäure
—> wichtigste aktive Form!
Welche Funktionen hat Tetrahydrofolsäure und seine Derivate im menschlichen Organismus?
Funktion: C1-Gruppen-Donator —> Liefert Methylgruppen
Synthese von Purin- und Pyrimidinbasen der Nukleoside
Methylgruppen werden auf Basen übertragen —> ermöglicht Bildung neuer Nukleoside
Synthese von Methionin aus Vorstufe Homocystein
Auch durch Lieferung von Methylgruppen
Methionin = lebenswichtige AS für Proteinbiosynthese
Neurotransmittersynthese (z.B. Serotonin)
Myelin- und Phospholopidsynthese
Wie hoch liegt lt. D_A_CH die empfohlene tägliche Zufuhr an Folsäure- Äquivalenten für den Erwachsenen?
Erwachsene: 300 ug-Äquivalent/Tag
1 ug Äquivalent = 1 ug Nahrungsfolat = 0,5 ug synthetische Folsäure
Nennen Sie drei mögliche Gründe für die allgemein nachgewiesene defizitäre (mangelhafte) Zufuhr an Folaten in der Allgemeinbevölkerung. Welche Strategien zur Verbesserung der diätetischen Folsäure-Zufuhr stehen zur Diskussion?
79% der Männer und 86% der Frauen erreichen empfohlene tägliche Zufuhr nicht!
Ungünstige Verzehrsgewohnheiten der Durchschnittsbevölkerung
Verluste der Nahrungsfolate durch Hitze-, Sauerstoff- und Wassereinwirkung bei Lagerung und Kochen:
35% bei rohem Verzehr
50%-90% beim Verzehr verarbeiteter LM
Geringe Bioverfügbarkeit der Nahrungsfolate aus einer gemischten Kost und Inhibitoren, die die Konjugase hemmen (ca 50%)
Benennen Sie geeignete Statusparameter zur Beurteilung der kurzfristigen und langfristen Folsäure-Versorgungslage.
Serumfolsäure (+Derivate)
—> Marker für kurzfristige Versorgungslage
Erythrozytenfolsäure (+Derivate)
—> Marker für langfristige Versorgungslage (Lebensdauer 120 Tage)
Welche Personenkreise gehören zu den Risikogruppen, einen Folsäuremangel zu entwickeln?
Säuglinge
Zubereitungsverluste bei kommerziellen Präparaten
Absorption vermindert durch Proteinbindung
Gestillte Säuglinge normalerweise versorgt
Schwangerschaft
Vergrößertes Verteilungsvolumen der Mutter (Plazenta, Brustgewebe etc.) und erhöhter Folsäure-/Folatbedarf des Fetus für DNA-Synthese
Mangel bei 20-50% der Schwangeren
Blutbildveränderungen nehmen gegen Ende der Schwangerschaft zu
Stillende
Ausscheidung mit der Milch (60-80ug/l)
Ehöhter Stoffwechsel
Alkoholiker
Mangel bei 28-80% der untersuchten Alkoholiker
„leere Kalorien“ des Alkohols
Verminderte Absorption und vermehrte Ausscheidung
Welche fetale Missbildung kann durch eine rechtzeitige und ausreichende Folsäurezufuhr zu einem hohen Prozentsatz verhindert werden? Beschreiben Sie mögliche Erklärungsansätze zur Wirkung von Folsäure.
Prävention von Neuralrohrdefekten (28. Tag nach der Befruchtung)
Neuralrohrdefekte = schwerwiegende Defekte in den Frühstadien der ZNS- Entwicklung (Gehirn und/oder Rückenmark)
klinisches Bild: Spina bifida (offener Rücken), Anenzephalie (teilweise/komplettes Fehlen des Großhirns)
Ätiologie der Neuralrohrdefekte ist noch nicht vollständig aufgeklärt
Mögliche Erklärungsansätze:
Mutation von Genen die am Folsäuremetabolismus beteiligt sind (z.B. Methylentetrahydrofolat-Reduktase-Gen)
gestörte Formbildung des Neuralrohrs induziert durch erhöhte Konzentrationen an Homocystein
Schädigung der sich schnell teilenden embryonalen Zellen durch einen Folsäuremangel (bedeutende Rolle bei der DNA-Synthese und -Regulation)
ein Folsäuremangel ist mit Chromosomenbrüchen assoziiert (in vitro)
jeder Anstieg der Folsäurezufuhr um 0,1 mg/Tag erhöht die Serumfolatspiegel um 1 ng/ml
es liegt eine robuste Relation zwischen Serumfolatspiegel und dem Risiko für Neuralrohrdefekte vor: eine Verdopplung der Serumfolatspiegel reduziert das Risiko eines Neuralrohrdefektes um 43%
Neuralrohrdefekte können durch eine ausreichende und rechtzeitige Folsäureversorgung weitgehend vermieden werden
Empfehlung:
1.) Folsäure-Supplementation während der perikonzeptionelle Phase und während der ersten Schwangerschaftsmonate (400 μg/Tag)
2.) bei Schwangerschaften mit Neuralrohrdefekten in der Anamnese: 4 mg/Tag (unter strenger ärztlicher Kontrolle)
Achtung:
1.) Folsäurepräparate sollten Konzentrationen enthalten, die sich an den Empfehlungen (400 μg/Tag) orientieren!!
2.) Depotpräparate sind normalen Tabletten nicht überlegen
3.) Kombinationspräparate haben bei ausgewogener Ernährung keinen Zusatznutzen
Wie bewerten Sie die Toxizität von Folsäure?
Wirkt nicht mutagen (erbgutverändernd), teratogen (fruchtschädigend) und kanzerogen (krebserregenz)
Akute Toxizität (lt. Tierversuchen)
500 mg/kg Körpergewicht
Chronische Toxizität (Monate (400 mg für 5 Monate) bis Jahre (10 mg für 5 Jahre))
Sehr gering
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