Verfolgung und Vernichtung der Juden
Mit der Machtübernahme Hitlers wurde der Rassenantisemitismus erstmals Gegenstand staatlicher Politik. Zur Schaffung eines “judenfreien” großdeutschen Reiches bekam die antisemitische Politik bei den Nationalsozialisten eine zentrale Rolle.
Die Phasen der Judenverfolgung waren nicht von Anfang an durchgeplant, sondern entwickelten sich über die Zeit. Dabei stützten sich die Nationalsozialisten auf eine aktive Mitarbeit vieler Funktionäre und auf eine breite Zustimmung der deutschen Bevölkerung. Bis zum Ausreiseverbot im Oktober 1941 gelang es etwa 300000 Juden vorrangig nach Palästina oder in die USA zu emigrieren, da viele andere Staaten keine jüdischen Flüchtlinge aufnehmen wollten.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges begann die Deportation und Ermordung von etwa sechs Millionen europäischen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Der Völkermord an den europäischen Juden wurde von der NS-Führung mit der Formulierung “Endlösung der Judenfrage” verschleiert.
Verfolgung und Vernichtung
Nicht nur Juden wurden in der Zeit der NS-Herrschaft verfolgt, sondern auch Sinti und Roma, Christen, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstands, Kriegsgefangene und Deserteure und Zwangsarbeiter. Nicht zu vergessen die Millionen Menschen, die unter der Gewaltherrschaft entrechtet und verfolgt, gequält und ermordet wurden.
Phasen der nationalsozialistischen Judenverfolgung: Ausgrenzung und Diskriminierung
Phasen der nationalsozialistischen Judenverfolgung: Entrechtung und Enteignung
Phasen der nationalsozialistischen Judenverfolgung: Deportation und Vernichtung
Widerstand gegen die NS-Herrschaft
“Widerstand ohne Volk”
Weder die Errichtung der NS-Diktatur noch die nationalsozialistische Kriegs- und Vernichtungspolitik riefen in Deutschland einen breiten politischen Widerstand hervor. Die Hauptgründe dafür waren das engmaschige Überwachungsnetz der Gestapo, die brutale Verfolgung politischer Gegner durch die SA und SS sowie die radikale Verschärfung des Strafrechtes. Zum anderen herrschte in weiten Teilen der Bevölkerung Zustimmung, zumindest aber Gleichgültigkeit gegenüber dem NS-Regime; die Mehrheit sah nach den Krisen der Weimarer Republik das NS-Regime als Auslöser für wirtschaftliche, außenpolitische und nach 1939 auch für militärische Erfolge
Dennoch kam es zu Widerstand: Die Zahl der namentlich bekannten deutschen Widerstandskämpfer liegt bei ca. 7000 Personen, die in vielen unabhängigen Gruppen agierten.
Wiederstand kann unterschiedliche Formen umfassen:
bewusster politischer Kampf gegen das Regime
Formen der “inneren Emigration”: vom zivilen Ungehorsam bis zur gesellschaftlichen Verweigerung z.B. verschiedene Möglichkeiten nonkonformistischen Verhaltens (die Verweigerung des Hitler-Grußes oder die Aufrechterhaltung des Kontakts zu Juden)
Auch die Motive der Menschen waren vielfältig:
politische Überzeugung
christlicher Glaube oder
Entsetzen über die Verbrechen des NS-Staates
Die deutsche Widerstandsbewegung umfasste verschiedene gesellschaftliche Gruppierungen wie Schüler, Studenten, Arbeiter, Teile der Kirche, konservatives Bürgertum und das Militär.
Deutsche Widerstandsgruppen: Kommunisten
Motive: Eintreten für eine Rätedemokratie, Klassenkampf
Mittel: Aufbau von Untergrundorganisationen, Verbreitung von Flugblättern, Verlegung der Parteizentrale ins Exil
Reaktion des NS-Staates: massive Verfolgung, v.a. seit dem Reichstagsbrand 1933; Inhaftierung, Folter und Hinrichtung; Zerschlagung der Widerstandsgruppen
Deutsche Widerstandsgruppen: Sozialdemokraten und Gewerkschafter
Motive: Eintreten für parlamentarische Gesellschaftsordnung; Menschenrechte
Mittel: solidarische Hilfeleistung im Untergrund; Verbreitung von Flugblättern; Verlegung des Parteivorstands ins Exil
Reaktion des NS-Staates: Verfolgung, v.a. nach dem Verbot der SPD: Inhaftierung, Folter und Mord
Deutsche Widerstandsgruppen: Kirchen
Motive: Autonomie der Kirche und Erhalt der Glaubensfreiheit; Menschlichkeit und ethnische Verantwortung
Mittel: Gründung der ev. “Bekennenden Kirche” mit den Pfarrern Niemöller und Bonhoeffer; öffentliche Predigten gegen die “Euthanasie”; Protestschreiben beider Kirchen an Hitler (1941) gegen Verfolgung der Kirchen und Missachtung der persönlichen Freiheiten
Reaktion des NS-Staates: Inhaftierung und Hinrichtung von Geistlichen, z.B. Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer; offizielle Einstellung der “Euthanasie”-Morde (1941)
Deutsche Widerstandsgruppen: Militär
Motive: Kritik am Kriegskurs angesichts der drohenden Niederlage; Verurteilung des Massenmordes im Osten
Mittel: Planung eines Sprengstoffanschlages auf Hitler mit Staatsstreich am 20. Juli 1944 durch Stauffenberg und anderen (gescheitert)
Reaktion des NS-Staates: Verhaftungen und Erschießungen (z.B. Stauffenberg), Schauprozesse infolge des gescheiterten Attentatsversuches
Deutsche Widerstandsgruppen: Jugend- und Studentengruppen Beispiel: “Weiße Rose”
Motive: Kritik an Inhumanität des NS-Regimes und unverantwortliche Kriegsführung
Mittel: Verteilung von Flugblättern an der Universität München durch eine Gruppe um die Geschwister Scholl und Prof. Huber
Reaktion des NS-Staates: Verhaftung, Prozess und Hinrichtung der Mitglieder, u.a. die Geschwister Scholl
Deutsche Widerstandsgruppen: Bürgerliche Widerstandskreise Beispiel: “Kreisauer Kreis”
Motive: christliche und soziale Verantwortung; Freiheit des Individuums
Mittel: Diskussion über Gesellschaftskonzepte nach dem Ende des NS-Regimes (ab 1940); Kontakte zu anderen oppositionellen Gruppen
Reaktion des NS-Staates: Verhaftung und Hinrichtung zahlreicher Mitglieder nach dem gescheiterten Hitler-Attentat 1944
Deutsche Widerstandsgruppen: Einzelgänger Beispiel: Georg Elser
Motive: Ablehnung des NS-Regimes und ab 1937 der territorialen Forderungen Hitlers
Mittel: fehlgeschlagener Sprengstoffanschlag auf Hitler in München (1939)
Reaktion des NS-Staates: Inhaftierung und Hinrichtung im KZ Dachau (1945)
Erklärungen für die Entgrenzung von Gewalt
Der Völkermord an den Juden kann nicht ohne die zentrale Bedeutung der Weltanschauung, insbesondere des Rassenantisemitismus, gedacht werden.
Personen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, so z.B. die herausragende Stellung und Verantwortung Hitlers, aber auch das Wirken anderer “NS-Größen”
Starke Impulse gingen vom Herrschaftssystem aus. Einerseits spielte das “Führerprinzip” eine wichtige Rolle. Zugleich gab es im “Führerstaat” jedoch mehrere Herrschaftszentren (in Partei, Verwaltung, Wirtschaft), die darum wetteiferten, dem Führer eigenständig “entgegenzuarbeiten”.
Auch technokratisches Denken sowie unterwürfiges bzw. Gruppen konformes Verhalten von NS-Funktionären, Beamten oder Angehörigen der Wehrmacht trugen zur “Endlösung” bei. Diesen Faktor hat die Philosophin Hannah Arendt die “Banalität des Bösen” genannt.
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