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by Max H.

Wie können Wettbewerbsverzerrungen im Bankensektor entstehen? Gehen Sie hierbei auf mindestens je zwei Ursachen ein, die mit Marktversagen, und die mit Staatsversagen in Verbindung stehen.

Ursachen für Wettbewerbsverzerrungen im Bankensektor:

  1. Marktversagen:

    • Informationsasymmetrien: Wenn Banken über mehr Informationen verfügen als die Marktteilnehmer, kann dies zu unvollständigen oder asymmetrischen Informationen führen. Investoren und Kunden können keine fundierten Entscheidungen treffen, was zu Verzerrungen im Wettbewerb führt.

    • Externe Effekte und Systemrisiken: Das Versagen des Marktes kann durch externe Effekte verursacht werden, insbesondere wenn Risiken von großen Banken auf das gesamte Finanzsystem übergehen. Systemrisiken können zu unangemessenen Wettbewerbsvorteilen für bestimmte Banken führen.

  2. Staatsversagen:

    • Unangemessene Regulierung und Aufsicht: Eine mangelhafte oder ineffektive staatliche Regulierung und Aufsicht kann zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Fehlende Kontrollmechanismen ermöglichen es den Banken, riskante Geschäftspraktiken zu verfolgen, ohne angemessen zur Rechenschaft gezogen zu werden.

    • Bailouts und moralisches Risiko: Staatliche Rettungsaktionen (Bailouts) für Banken in Krisenzeiten können ein moralisches Risiko schaffen. Banken könnten dazu neigen, riskante Entscheidungen zu treffen, in der Hoffnung auf staatliche Rettung im Falle von Problemen, was den Wettbewerb verzerren kann.

Die Wechselwirkung von Marktversagen und Staatsversagen kann dazu beitragen, Wettbewerbsverzerrungen im Bankensektor zu verstärken.

Warum steigen die Kurse von Aktien? Beschreiben Sie jeweils zwei theoretisch denkbare Gründe ...

  1. a. ... aus neoklassischer Sicht (10 Punkte)

  2. b. ... aus nicht-neoklassischer Sicht (10 Punkte)


Gründe für den Kursanstieg von Aktien:

a. Neoklassische Sicht:

  1. Angebot und Nachfrage: Neoklassisch betrachtet steigen Aktienkurse aufgrund von Angebot und Nachfrage. Wenn die Nachfrage nach Aktien hoch ist, weil Investoren positive Erwartungen an die zukünftigen Gewinne von Unternehmen haben, steigt der Preis. Dies könnte durch positive Wirtschaftsdaten oder gute Unternehmensergebnisse ausgelöst werden.

  2. Effizienz des Kapitalmarktes: Die neoklassische Theorie geht davon aus, dass der Kapitalmarkt effizient ist. Informationen über Unternehmen sind bereits in den Aktienkursen enthalten. Wenn neue Informationen auftauchen, die positive Perspektiven für ein Unternehmen zeigen, reagieren die Anleger, und die Kurse steigen.

b. Nicht-neoklassische Sicht:

  1. Herdenverhalten: Aus nicht-neoklassischer Sicht kann Herdenverhalten dazu führen, dass viele Anleger gleichzeitig in den Markt einsteigen. Dieses Phänomen kann von psychologischen Faktoren wie sozialer Bewährtheit und der Angst, Gewinne zu verpassen, getrieben werden.

  2. Liquiditätsüberflutung: Nicht-neoklassische Theorien berücksichtigen externe Einflüsse wie Geldpolitik. Wenn die Zentralbanken die Märkte mit Liquidität fluten, um wirtschaftliche Probleme zu bekämpfen, kann dies zu einem Anstieg der Aktienkurse führen, da Investoren aufgrund des Überflusses an Geldmitteln in riskantere Anlagen investieren.

Diese Perspektiven verdeutlichen, dass unterschiedliche theoretische Ansätze die Gründe für den Kursanstieg von Aktien unterschiedlich erklären, sei es durch Marktfundamentalen, Effizienz oder psychologische und externe Einflüsse.

Nach Veröffentlichung seiner hohen Gewinnzahlen fällt der Aktienkurs eines Unternehmens stark ab. Welche Ursachen könnte dies haben? (mindestens 3 für die volle Punktzahl) (12 Punkte)


  1. Übertreibung und Erwartungen: Wenn die Gewinnzahlen eines Unternehmens zwar hoch sind, aber die Erwartungen der Investoren noch höher waren, kann es zu einem Kursrückgang kommen. In solchen Fällen könnte die Markterwartung zu optimistisch gewesen sein, und die Realität erfüllt nicht die überhöhten Erwartungen.

  2. Forward Guidance oder Ausblick: Oftmals ist nicht nur die aktuelle Gewinnzahl entscheidend, sondern auch der Ausblick des Unternehmens für die Zukunft. Wenn das Unternehmen beispielsweise einen vorsichtigen Ausblick gibt, selbst wenn die aktuellen Zahlen gut sind, könnten Investoren enttäuscht sein und den Kurs fallen lassen.

  3. Versteckte Probleme: Manchmal könnten trotz hoher Gewinnzahlen andere Probleme im Unternehmen auftreten, die Investoren besorgt machen. Dies könnten etwa geringe Umsatzzuwächse, steigende Kosten oder rechtliche Probleme sein, die erst bei genauerer Prüfung der Quartalszahlen sichtbar werden.

  4. Gewinnmitnahmen: Einige Investoren könnten den Anstieg der Aktienkurse vor den Gewinnzahlen antizipiert haben und nach der Veröffentlichung ihre Gewinne realisieren. Dies könnte zu einem kurzfristigen Verkaufsdruck führen und den Kurs nach unten drücken.

  5. Marktreaktion und Makroökonomie: Selbst wenn die Unternehmenszahlen gut sind, kann der Aktienmarkt aufgrund von makroökonomischen Faktoren oder allgemeinen Marktbewegungen negativ reagieren. Ein breiter Rückgang des Marktes kann auch Aktien von Unternehmen mit guten Ergebnissen beeinträchtigen.

Diese Faktoren verdeutlichen, dass die Kursentwicklung nach der Veröffentlichung von Gewinnzahlen von verschiedenen internen und externen Einflüssen abhängt, die über die reinen Gewinnzahlen hinausgehen.

Beschreiben Sie das Phänomen eines bank runs (Bankensturm). Welche Arten von Marktversagen haben mit einem bank run zu tun – und wie? (18 Punkte)


Bank Run (Bankensturm):

Ein Bank Run tritt auf, wenn eine große Anzahl von Bankkunden gleichzeitig beginnt, ihre Einlagen bei einer Bank abzuheben, aus Sorge, dass die Bank zahlungsunfähig wird. Dieses Phänomen kann sich selbst verstärken, da das Abheben von Einlagen die Liquidität der Bank weiter verringert und die Sorgen der Kunden verstärkt.

Arten von Marktversagen im Zusammenhang mit einem Bank Run:

  1. Informationsasymmetrie und Vertrauensverlust:

    • Ursache: Kunden haben möglicherweise begrenzte Informationen über die finanzielle Situation der Bank.

    • Marktversagen: Informationsasymmetrie kann zu einem Vertrauensverlust führen, da Kunden nicht sicher sind, ob ihre Einlagen sicher sind. Dies kann zu einem irrationalen Ansturm führen, unabhängig von der tatsächlichen Stabilität der Bank.

  2. Externality-Effekte (externe Effekte):

    • Ursache: Das Handeln eines Kunden, der seine Einlagen abhebt, beeinflusst die Liquidität der Bank und somit das Verhalten anderer Kunden.

    • Marktversagen: Positive externe Effekte können auftreten, wenn das Abheben von Einlagen eines Kunden andere dazu veranlasst, ebenfalls abzuheben. Dadurch entsteht eine negative Spirale, die die Liquidität der Bank beeinträchtigt.

  3. Moral Hazard:

    • Ursache: Wenn Banken denken, dass sie im Falle von Schwierigkeiten durch staatliche Rettungsaktionen geschützt werden, könnten sie riskantere Praktiken anwenden.

    • Marktversagen: Dies könnte zu riskanterem Verhalten führen, da Banken weniger Anreize haben, sich vor einem Bank Run zu schützen, wenn sie davon ausgehen, dass der Staat einspringt.

  4. Bankenpanik und selbst erfüllende Prophezeiungen:

    • Ursache: Wenn Kunden befürchten, dass es zu einem Bank Run kommen könnte, könnten sie aus Angst vor Verlusten handeln.

    • Marktversagen: Selbst erfüllende Prophezeiungen können eintreten, wenn die Kundenerwartungen dazu führen, dass ein Bank Run tatsächlich stattfindet, unabhängig von der tatsächlichen finanziellen Stabilität der Bank.

  5. Fehlende Versicherungsmöglichkeiten:

    • Ursache: In einigen Fällen gibt es keine ausreichenden Versicherungsmöglichkeiten für Bankeinlagen.

    • Marktversagen: Das Fehlen von Versicherungsmöglichkeiten kann dazu führen, dass Kunden panisch reagieren, da sie keine Sicherheit haben, dass ihre Einlagen im Falle eines Bankzusammenbruchs geschützt sind.

Diese Marktversagen tragen dazu bei, dass ein Bank Run zu einem destabilisierenden Ereignis wird, das die Funktionsweise des Bankensektors erheblich beeinträchtigen kann.

Beschreiben Sie mindestens zwei Bewertungsansätze auf Basis neoklassischer Kapitalmarkttheorien für die Analyse des Werts von Unternehmensanleihen. Welche Vorteile haben diese Ansätze? (mindestens zwei Vorteile pro Ansatz) (16 Punkte)


  1. Diskontierung zukünftiger Cashflows (DCF):

    • Vorteil 1: Theoretische Fundierung: Der DCF-Ansatz basiert auf der Idee, dass der Wert einer Anleihe durch die Diskontierung ihrer zukünftigen Cashflows zum gegenwärtigen Wert bestimmt wird. Dies entspricht der neoklassischen Idee, dass der Wert einer Anlage durch die erwarteten zukünftigen Erträge bestimmt wird.

    • Vorteil 2: Flexibilität bei verschiedenen Cashflow-Modellen: Der DCF-Ansatz ermöglicht die Anpassung an verschiedene Cashflow-Modelle, je nachdem, ob die Cashflows als fest oder variabel angesehen werden.

  2. Rendite bis zur Fälligkeit (Yield-to-Maturity, YTM):

    • Vorteil 1: Berücksichtigung aller zukünftigen Zahlungen: Der YTM-Ansatz berücksichtigt alle erwarteten zukünftigen Zahlungen einer Anleihe, einschließlich Kuponzahlungen und Rückzahlung des Nennwerts bei Fälligkeit. Dies entspricht dem neoklassischen Ansatz, alle relevanten Zahlungen bei der Bewertung zu berücksichtigen.

    • Vorteil 2: Einfachheit und Anwendbarkeit: Der YTM-Ansatz ist vergleichsweise einfach anzuwenden und bietet eine klare Kennzahl für den Wert einer Anleihe. Dies macht ihn in der Praxis weit verbreitet.

Diese Bewertungsansätze basieren auf den Prinzipien der neoklassischen Kapitalmarkttheorien und bieten jeweils ihre eigenen Vorteile bei der Analyse von Unternehmensanleihen.

Welche sechs Bereiche makroprudenzieller Regulierung wurden bislang bei der Finanzmarktregulierung diskutiert? Welcher Bereich ist aus Ihrer Sicht der aussichtsreichste, das Systemrisiko zu senken – und warum? (25 Punkte)


  1. Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften:

    • Fokus auf angemessenes Eigenkapital und ausreichende Liquidität, um Banken widerstandsfähiger gegen Schocks zu machen.

  2. Verschuldungsbegrenzungen:

    • Begrenzung der Verschuldung von Finanzinstituten, um übermäßige Risikoaufnahme zu verhindern.

  3. Systemrelevante Institutionen:

    • Identifikation und besondere Überwachung von als systemrelevant eingestuften Institutionen.

  4. Makro-Stresstests:

    • Durchführung von Stresstests, um die Belastbarkeit des Finanzsystems unter verschiedenen Szenarien zu prüfen.

  5. Prozyklizität der Regulierung:

    • Überlegungen zur Vermeidung prozyklischer Effekte in der Regulierung, um Verstärkung von Finanzzyklen zu minimieren.

  6. Frühwarnsysteme und Informationssammlung:

    • Einrichtung von Frühwarnsystemen und verbesserte Informationsgewinnung, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.

Aussichtsreichster Bereich zur Senkung des Systemrisikos: Aus meiner Sicht ist der Bereich der Frühwarnsysteme und Informationssammlung besonders aussichtsreich. Ein effektives Frühwarnsystem ermöglicht eine frühzeitige Identifikation aufkommender Risiken und bietet die Möglichkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen, bevor sich diese Risiken zu systemischen Problemen entwickeln. Eine verbesserte Informationsgewinnung trägt dazu bei, eine umfassende und genaue Analyse des Finanzsystems zu ermöglichen, was entscheidend ist, um potenzielle Gefahren rechtzeitig zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren. Diese proaktiven Ansätze können dazu beitragen, systemische Risiken zu mindern und die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen.

  1. Angenommen, die Zentralbank der USA würde die Leitzinsen weiter erhöhen. Welche Argumente würden Sie mit welcher theoretischen Begründung in einem Marktkommentar nennen, wenn die Kurse der US Treasuries (Staatsanleihen der USA) nach dieser Leitzinserhöhung ...

    1. ... steigen?

    2. ... fallen?

    3. ... keine Reaktion zeigen?

    4. Passen neoklassische Modellannahmen zu Ihren Argumenten in den

      Teilaufgaben a)-c)? Begründen Sie kurz Ihre Antwort.

      (20 Punkte)


a. Steigen der US Treasuries-Kurse nach Leitzinserhöhung:

  • Argument: Höhere Leitzinsen bedeuten höhere Renditen für festverzinsliche Wertpapiere wie US Treasuries. Investoren könnten aufgrund der verbesserten Renditeaussichten verstärkt in diese Anleihen umschichten, was die Nachfrage erhöht und die Kurse steigen lässt.

  • Theoretische Begründung: Dieses Verhalten entspricht der grundlegenden Annahme der neoklassischen Finanzmarkttheorie, wonach Anleger rational handeln und nach maximaler Rendite streben. Bei höheren Leitzinsen steigt die Attraktivität von festverzinslichen Anlagen im Vergleich zu risikoreicheren Anlagen.

b. Fallen der US Treasuries-Kurse nach Leitzinserhöhung:

  • Argument: Höhere Leitzinsen können die Kurse von bereits ausgegebenen Anleihen mindern, da die bestehenden Anleihen mit niedrigeren Kuponzinsen im Vergleich zu den neuen höheren Zinssätzen weniger attraktiv werden.

  • Theoretische Begründung: Diese Entwicklung steht im Einklang mit der neoklassischen Zinsstrukturtheorie, die besagt, dass die Renditen von Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten aufgrund von Markterwartungen und Zinsstruktur beeinflusst werden. Eine Leitzinserhöhung kann die Renditen am kurzen Ende der Zinskurve stärker beeinflussen.

c. Keine Reaktion der US Treasuries-Kurse nach Leitzinserhöhung:

  • Argument: Wenn die Marktteilnehmer bereits die Leitzinserhöhung erwartet haben und diese in den aktuellen Kursen reflektiert ist, könnte es zu keiner bedeutenden Veränderung kommen.

  • Theoretische Begründung: Dies könnte mit der Effizienzmarkthypothese übereinstimmen, die davon ausgeht, dass alle verfügbaren Informationen bereits in den aktuellen Kursen eingepreist sind. In diesem Fall hätten die Marktteilnehmer die Leitzinserhöhung antizipiert, und die Kurse würden sich nicht signifikant ändern.

d. Passen neoklassische Modellannahmen zu den Argumenten in a)-c)?

  • Begründung: Ja, die Argumente in a)-c) passen zu den neoklassischen Modellannahmen. Die Annahmen rationaler Investorinnen und Investoren sowie die Effizienzmarkthypothese bilden die Grundlage für die Erklärungen.


Definieren Sie Systemrisiko an Finanzmärkten. Wie können die drei Arten von

Marktversagen (asymmetrische Information, externe Effekte und natürliches

Monopol) zu einer Erhöhung dieses Systemrisikos führen? (20 Punkte)


Systemrisiko bezieht sich auf die Gefahr, dass Ereignisse oder Umstände, die den Finanzmarkt beeinflussen, zu weitreichenden und gleichzeitigen Verlusten in einem breiten Spektrum von Vermögenswerten führen. Es ist das Risiko, das über das Risiko einzelner Vermögenswerte hinausgeht und das gesamte Finanzsystem beeinträchtigen kann.

Einfluss von Marktversagen auf das Systemrisiko:

  1. Asymmetrische Information:

    • Erklärung: Asymmetrische Information tritt auf, wenn eine Partei mehr oder bessere Informationen hat als die andere. Dies kann zu einer Fehlbewertung von Risiken führen.

    • Auswirkung auf Systemrisiko: Wenn Investoren asymmetrisch informiert sind und sich dessen nicht bewusst sind, kann dies zu irrationalen Handlungen führen. Fehlende Informationen oder Fehleinschätzungen können zu plötzlichen und weitreichenden Verkaufswellen führen, die das gesamte Systemrisiko erhöhen.

  2. Externe Effekte:

    • Erklärung: Externe Effekte entstehen, wenn die Handlungen einer Partei Auswirkungen auf andere haben, die nicht in den Marktpreisen berücksichtigt werden.

    • Auswirkung auf Systemrisiko: Wenn externe Effekte nicht internalisiert werden, können sie zu systemweiten Verzerrungen führen. Zum Beispiel können unzureichende Risikobewertungen einzelner Marktteilnehmer zu externen Schocks führen, die sich auf das gesamte Finanzsystem auswirken.

  3. Natürliches Monopol:

    • Erklärung: Ein natürliches Monopol entsteht, wenn eine einzige Firma die gesamte Marktnachfrage effizienter bedienen kann als mehrere Unternehmen.

    • Auswirkung auf Systemrisiko: Ein natürliches Monopol im Finanzsektor kann zu einem Konzentrationsrisiko führen. Wenn das monopolistische Unternehmen versagt oder von Problemen betroffen ist, kann dies gravierende Auswirkungen auf das gesamte Systemrisiko haben.

Insgesamt können asymmetrische Information, externe Effekte und natürliche Monopole zu Unsicherheiten und Fehlfunktionen auf den Finanzmärkten führen, was das Systemrisiko erhöht. Der Mangel an Transparenz, nicht internalisierte externe Effekte und Konzentration von Marktmacht sind Faktoren, die zu potenziell systemweiten Risiken beitragen können.

Beschreiben Sie mindestens ein Marktversagen, was mit “grünen Anleihen“ in Verbindung stehen könnte. (5 Punkte)


Ein mögliches Marktversagen im Zusammenhang mit "grünen Anleihen" könnte mit asymmetrischer Information verbunden sein. "Grüne Anleihen" werden ausgegeben, um umweltfreundliche Projekte zu finanzieren, und Investoren erwarten, dass die Mittel in nachhaltige und ökologisch verträgliche Initiativen fließen.

Marktversagen: Asymmetrische Information

  1. Unklare Definition von "Grün": Es könnte eine asymmetrische Information darüber geben, wie der Emittent den Begriff "grün" definiert. Ein Emittent könnte eine Anleihe als "grün" verkaufen, obwohl die tatsächlichen Umweltauswirkungen zweifelhaft sind. Dies könnte zu einer Fehlbewertung der Risiken führen.

  2. Ungenügende Offenlegung: Es besteht die Möglichkeit, dass Emittenten nicht ausreichend darüber informieren, wie die Mittel tatsächlich verwendet werden. Investoren könnten Schwierigkeiten haben, die tatsächlichen Auswirkungen der finanzierten Projekte zu beurteilen, was zu einer Asymmetrie in den verfügbaren Informationen führt.

  3. Greenwashing: Ein Marktversagen könnte auftreten, wenn Emittenten versuchen, den Eindruck von Umweltfreundlichkeit zu erwecken, ohne tatsächlich substantielle grüne Projekte zu finanzieren. Dies könnte zu einem Vertrauensverlust der Anleger führen und das Funktionieren des Marktes beeinträchtigen.

Um dieses Marktversagen zu überwinden, sind klare und standardisierte Definitionen von "grün", verbesserte Offenlegungsnormen und unabhängige Überprüfungen der Umweltauswirkungen von Projekten notwendig. Dadurch können Anleger besser informierte Entscheidungen treffen und das Vertrauen in den Markt für grüne Anleihen stärken

  1. Angenommen, Sie müssten einen großen institutionellen Vermögensverwalter bei

    seiner strategischen Ausrichtung beraten.

    1. Welche wesentlichen Finanzmarkttrends gilt es zur Zeit zu beachten?

      (mindestens fünf für die volle Punktzahl) (10 Punkte)

    2. Wo lägen Ihrer Ansicht nach jetzt die attraktivsten Anlagemöglichkeiten?

      Begründen Sie ihre Argumentation mit Hilfe der Fundamentalanalyse (inklusive neoklassischen Modellannahmen), oder auch mit Zusammenhängen, die sich aus Marktversagen und Regulierung ergeben. (15 Punkte)


a. Wesentliche Finanzmarkttrends:

  1. Niedrige Zinsen:

    • Begründung: Die anhaltend niedrigen Zinsen, unterstützt durch die Geldpolitik vieler Zentralbanken, beeinflussen die Rendite von festverzinslichen Anlagen und fordern alternative Anlagestrategien.

  2. Digitale Finanzinnovation:

    • Begründung: Die Fortschritte in digitalen Technologien, einschließlich Blockchain und Kryptowährungen, verändern die Finanzlandschaft und eröffnen neue Anlagemöglichkeiten.

  3. Nachhaltige Finanzanlagen:

    • Begründung: Ein zunehmendes Interesse an Umwelt-, Sozial- und Governance-(ESG)-Kriterien beeinflusst Anlageentscheidungen, wodurch nachhaltige Finanzanlagen an Bedeutung gewinnen.

  4. Risiken im globalen Handel:

    • Begründung: Handelskonflikte, geopolitische Spannungen und Unsicherheiten beeinflussen Märkte, insbesondere in Bezug auf globale Handelsströme und Lieferketten.

  5. Inflationserwartungen:

    • Begründung: Erhöhte Inflationserwartungen könnten die Bewertung von Vermögenswerten beeinflussen und erfordern eine Anpassung der Portfoliostrategie.

b. Attraktivste Anlagemöglichkeiten:

  1. Technologieunternehmen:

    • Begründung: Fortschritte in Technologie und Digitalisierung bieten Chancen für Wachstum und Innovation. Neoklassische Modelle könnten die Erwartung hoher zukünftiger Cashflows stützen.

  2. Erneuerbare Energien:

    • Begründung: Der Fokus auf nachhaltige Investitionen wird durch den Trend zu erneuerbaren Energien gestärkt. Eine steigende Nachfrage könnte langfristige Cashflows generieren.

  3. ESG-Fonds:

    • Begründung: Mit dem wachsenden Interesse an nachhaltigen Finanzanlagen könnten ESG-Fonds attraktiv sein. Hier könnten neoklassische Modelle auf eine steigende Nachfrage nach ethischen Investitionen hinweisen.

  4. Rohstoffe:

    • Begründung: In Zeiten steigender Inflationserwartungen könnten Rohstoffe als Inflationsschutz betrachtet werden. Angebot und Nachfrage können durch fundamentale Analyse bewertet werden.

  5. Globale Diversifikation:

    • Begründung: Angesichts der Unsicherheiten im globalen Handel könnte eine breite geografische Diversifikation dazu beitragen, Risiken zu mindern. Das Neoklassische Modell könnte die Bedeutung einer effizienten Risikostreuung betonen.

Die genannten Anlagemöglichkeiten und Trends sollten im Kontext der spezifischen Anlageziele, Risikotoleranz und Marktsituation des institutionellen Vermögensverwalters betrachtet werden.

Die Corona-Krise hält auch die Finanzmärkte im Atem. Welche Krisentheorie würden Sie anwenden, um die Risiken für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten zu prognostizieren – und warum? (15 Punkte)


Um die Risiken für die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten während der Corona-Krise zu prognostizieren, könnte die Minsky'sche Finanzinstabilitätshypothese als geeignete Krisentheorie herangezogen werden. Die Minsky-Hypothese basiert auf der Idee, dass Phasen der wirtschaftlichen Stabilität zu übermäßigem Vertrauen und riskanten Verhaltensweisen führen können, was letztendlich zu finanziellen Instabilitäten und Krisen führt. Hier sind einige Gründe für die Anwendung der Minsky-Hypothese:

  1. Phasen der Stabilität und Optimismus: In Zeiten vor der Corona-Krise, besonders während längeren wirtschaftlichen Aufschwüngen, neigen Marktteilnehmer und Investoren dazu, optimistischer zu werden und höhere Risiken einzugehen.

  2. Anhäufung von Verschuldung: Minsky argumentiert, dass in stabilen Phasen die Verschuldung zunimmt, da Akteure dazu neigen, sich in optimistischen Zeiten stärker zu verschulden. Dies könnte auf vor der Krise stattgefundene Entwicklungen zutreffen.

  3. Wandel zu Ponzi-Finanzierung: Nach Minsky kann es zu einem Wandel von stabilen Finanzierungspraktiken zu Ponzi-Finanzierungen kommen, bei denen Kredite aufgenommen werden, um laufende Verbindlichkeiten zu bedienen. Dies ist ein kritischer Punkt, der das System anfällig macht.

  4. Finanzinstabilität und Krisen: Die Minsky-Hypothese sagt voraus, dass in Phasen, in denen die Finanzierungsstrukturen spekulativer und fragiler werden, kleine Schocks oder Unsicherheiten zu einem plötzlichen Zusammenbruch führen können, was zu einer Krise führt.

  5. Staatliche Intervention und Geldpolitik: Die Reaktionen von Regierungen und Zentralbanken, insbesondere während der Corona-Krise, könnten als Versuch interpretiert werden, das Finanzsystem zu stabilisieren und eine Verschärfung der Minsky-Dynamik zu verhindern.

Die Anwendung der Minsky-Hypothese ermöglicht es, die Dynamik der Finanzmärkte während der Corona-Krise besser zu verstehen und die Risiken für weitere Entwicklungen zu prognostizieren, indem man auf die Beziehung zwischen Stabilitätsphasen, Verschuldung und Finanzinstabilität achtet.

Welche Aufgaben hat die mikroprudenzielle Regulierung bei Banken? Gehen Sie dabei auch kurz auf die Verbindung zu makroprudenzieller Regulierung ein. (15 Punkte)


Die mikroprudenzielle Regulierung bei Banken hat die Aufgabe, die Stabilität und Solidität einzelner Finanzinstitute sicherzustellen. Hier sind einige der Hauptaufgaben:

  1. Risikomanagement und Kapitalanforderungen: Die mikroprudenzielle Regulierung setzt Standards für das Risikomanagement von Banken und legt Mindestkapitalanforderungen fest. Dies soll sicherstellen, dass Banken ausreichend Kapital halten, um Verluste zu absorbieren und solvent zu bleiben.

  2. Liquiditätsmanagement: Die Regulierung adressiert auch die Liquiditätsrisiken von Banken, indem sie Anforderungen an ausreichende Liquiditätsreserven und Liquiditätsmanagementprozesse stellt. Dadurch soll vermieden werden, dass Banken aufgrund von Liquiditätsengpässen zahlungsunfähig werden.

  3. Governance und interne Kontrollen: Mikroprudenzielle Vorschriften legen Wert auf eine solide Unternehmensführung (Governance) und effektive interne Kontrollsysteme. Dies umfasst die Etablierung von angemessenen Risikomanagementstrukturen und die Überwachung der Entscheidungsprozesse.

  4. Kreditqualität und Portfoliomanagement: Regulierungen zielen darauf ab, die Qualität von Bankkrediten zu gewährleisten und setzen Standards für das Portfoliomanagement. Dies soll sicherstellen, dass Banken nur Kredite vergeben, die voraussichtlich zurückgezahlt werden können, und dass sie ein ausgewogenes und diversifiziertes Kreditportfolio aufrechterhalten.

  5. Stresstests und Szenarioanalysen: Die mikroprudenzielle Regulierung erfordert von Banken die Durchführung von Stresstests und Szenarioanalysen. Dies hilft, die Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber verschiedenen Schocks und Stresssituationen zu bewerten.

Die Verbindung zur makroprudenziellen Regulierung liegt in der systemweiten Perspektive. Während die mikroprudenzielle Regulierung auf die Sicherheit einzelner Banken abzielt, betrachtet die makroprudenzielle Regulierung systemische Risiken im gesamten Finanzsystem. Beide Ebenen der Regulierung sollen dazu beitragen, Finanzkrisen zu verhindern und die Gesamtstabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen mikro- und makroprudenziellen Regulierungsbehörden ist daher entscheidend, um eine umfassende und effektive Regulierung zu gewährleisten.

Was ist das Systemrisiko an Finanzmärkten? Und wie kann es sein, dass Spekulation dieses Systemrisiko einerseits steigen lassen kann – und andererseits auch sinken? (10 Punkte)


Systemrisiko an Finanzmärkten: Systemrisiko bezieht sich auf das Risiko, dass ein Schock oder eine Störung das gesamte Finanzsystem oder einen erheblichen Teil davon betrifft. Es ist nicht spezifisch auf einzelne Finanzinstitute beschränkt, sondern kann systemweit auftreten. Das Auftreten von Systemrisiken kann schwerwiegende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Stabilität haben und sogar zu Finanzkrisen führen.

Erhöhung von Systemrisiko durch Spekulation:

  1. Hebelwirkung (Leverage): Spekulanten können oft Hebel verwenden, um größere Positionen einzugehen, als ihre eigene Kapitalbasis zulässt. Dies erhöht das Ausmaß möglicher Verluste und kann bei großen Marktbewegungen zu erheblichen systemischen Risiken führen.

  2. Korrelationsrisiken: Spekulative Positionen können stark miteinander korreliert sein. Wenn mehrere Marktteilnehmer ähnliche Wetten eingehen und diese Positionen miteinander verbunden sind, kann dies die Verwundbarkeit des gesamten Systems erhöhen. Ein Kollaps in einem Bereich kann Kettenreaktionen auslösen.

  3. Herdenverhalten: Wenn viele Marktteilnehmer ähnliche spekulative Strategien verfolgen, kann dies zu einem Herdenverhalten führen. Plötzliche Veränderungen in der Stimmung oder Erwartungen können zu massiven Verkaufswellen führen, die das Systemrisiko erhöhen.

Verringerung von Systemrisiko durch Spekulation:

  1. Marktaufklärung: Spekulation kann auch dazu beitragen, Marktpreise effizienter zu gestalten, da sie Informationen in die Preise einbezieht. Eine bessere Informationstransparenz kann das Risiko von systematischen Fehleinschätzungen verringern.

  2. Liquidität: Spekulanten können Liquidität in den Märkten bereitstellen, indem sie bereit sind, Risiken einzugehen. Dies kann dazu beitragen, dass Märkte widerstandsfähiger gegenüber abrupten Preisschwankungen sind.

  3. Preisanpassung: Spekulation trägt dazu bei, dass Marktpreise sich an veränderte wirtschaftliche Bedingungen anpassen. Durch aktives Handeln und die Bildung von Erwartungen tragen Spekulanten dazu bei, dass Märkte flexibel auf neue Informationen reagieren.

Insgesamt hängt die Auswirkung von Spekulation auf das Systemrisiko stark von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art der getätigten Geschäfte, des Ausmaßes der Hebelwirkung, der Interaktion mit anderen Marktteilnehmern und der Reaktion auf Informationen. Eine ausgewogene Regulierung ist wichtig, um die positiven Aspekte der Spekulation zu nutzen, während gleichzeitig exzessive Risiken vermieden werden.

Bei der Entwicklung der Märkte mit „grünen Anleihen“ wird auch häufig eine passende Regulierung gefordert. Welches Marktversagen könnte hier bestehen – und welche Regulierung würde dann helfen können? (10 Punkte)


Marktversagen: Das Marktversagen im Zusammenhang mit "grünen Anleihen" könnte auf asymmetrischer Information und externen Effekten beruhen.

  1. Asymmetrische Information: Emittenten von "grünen Anleihen" könnten dazu neigen, Informationen über die tatsächliche Umweltfreundlichkeit ihrer Projekte zu überbetonen oder zu verschleiern. Investoren könnten Schwierigkeiten haben, die tatsächliche Nachhaltigkeit der Projekte genau zu bewerten.

  2. Externe Effekte: Die positiven Umwelteffekte von Projekten, die durch "grüne Anleihen" finanziert werden, können oft nicht vollständig internalisiert werden. Das bedeutet, dass die gesamten sozialen und ökologischen Vorteile möglicherweise nicht in den Preisen der Anleihen reflektiert sind.

Regulierung zur Lösung des Marktversagens:

  1. Standardisierung und Transparenz: Die Regulierung kann Standards für die Definition von "grünen Projekten" und die damit verbundenen Umwelteffekte festlegen. Dies würde die Transparenz verbessern und Investoren dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.

  2. Zertifizierung und Überwachung: Ein Regulierungsrahmen kann die Einführung von unabhängigen Zertifizierungsstellen und Mechanismen zur Überwachung der Umwelteffekte vorsehen. Dadurch wird sichergestellt, dass die behaupteten Umwelteffekte tatsächlich erreicht werden.

  3. Anreize für Ehrlichkeit: Regulierungen könnten Anreize schaffen, um sicherzustellen, dass Emittenten ehrliche und genaue Informationen über ihre "grünen" Projekte bereitstellen. Strafen für Fehlinformation könnten eingeführt werden, um asymmetrische Information zu reduzieren.

  4. Förderung von Sekundärmärkten: Regulierungen könnten die Entwicklung von liquiden Sekundärmärkten für "grüne Anleihen" fördern. Dies würde den Handel erleichtern und die Preise auf Basis von Marktkräften bilden lassen.

Insgesamt zielt die Regulierung darauf ab, das Marktversagen zu adressieren, indem sie klare Standards setzt, Transparenz fördert und sicherstellt, dass die Umwelteffekte angemessen bewertet werden. Dies soll das Vertrauen der Investoren in den Markt für "grüne Anleihen" stärken und sicherstellen, dass er effektiv zur Förderung von umweltfreundlichen Projekten beiträgt.

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Max H.

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