Was ist Germanistik und was sind ihre Teildisziplinen?
Wissenschaft von deutscher Sprache und Literatur
o NdL (deutschsprachige Literatur von 15. Jhd.(Buchdruck) Bis heute)
o Mediävistik (Erforschung der Geschichte des Mittelalters/germanistische Mediävistik bereits Spezialgebiet (8.-15. Jhd.))
o Sprachwissenschaft bzw. Linguistik (Synonym verwendet/ wird manchmal auf best. Richtungen der Sprachwissenschaft eingeengt)
o Deutschdidaktik (Didaktik: Unterrichten in der Schule/ Sprach-vs Literaturdidaktik/ Mediendidaktik neu)
- In jüngerer Zeit hinzugekommen: DaF/DaZ
Fachwissenschaft vs. Fachdidaktik
Fachwissenschaft
-(Gegenstandsorientiert)
-(Was möchte uns der Text sagen?/Sprache aufdröseln)
Fachdidaktik
- (Lernendenorientiert)
-(was an Sprache sollen Kinder lernen u wie könne sie es lernen?)
Beides anerkannte Wissenschaften
Literaturwissenschaft vs. Literaturkritik
· Literaturwissenschaft
-(Auswertung/historische Einordnung des Textes/poetologische Regeln/Textstrukturen)
-(von ganz verschiedenen Fragestellungen aus versucht diese Wissenschaft Zugänge zu schaffen zur Literatur)
--Um Texte wissenschaftlich untersuchen zu können, müssen wir eine Distanz haben (kein Abtauchen), müssen ihn stellenweise mehrfach lesen, da es bei einmaligem Lesen evt. Nicht auffällt
-objektive Bewertung
Literaturkritik
-(Bewertung des textes):
ästhetische Wertung (›gut‹/›schlecht‹)
-subjektive bewertung
Sachtexte
Funktion
Informieren, erklären
Weltbezug
reale Welt
Lektüre und Bewertungskonventionen
Monovalenkonvention (Eindeutigkeit),
Tatsachenvalenz,
Glaubwürdigkeit
Textstruktur/-orga
Unterschiedlich, zB:
Beschriebung eines zentralen Ggstandes nach allen Seiten, Aufzählen nach Muster von Listen, logische oder zeitliche Abfolge, Ggüstellung, etc.
Voraussetzung bei Leser:in
Aktivierung von Vorwissen
Lesehaltung
Pragmatische Lesehaltung
Literarische Texte
Unterhalten, erzählen
Mögliche Welt
Polyvalenzkonvention (Mehrdeutigkeit)
,
Ästhetikkonvention,
Fiktionsvertrag (als-ob-situation)
Narratives Muster (story grammar) ®oft Einleitung-Komplikation-Auflösung
Ausbalancieren von Irritationen und Verstehen, Sensibilisierung für noch nicht konventionalisierte Bedeutung, Fähigkeit zur begleitenden Selbstreflexion
Ästhetische Lesehaltung
Ästhetikkonvention
Text wird danach bewertet ob er ästhetisch gelungen ist oder nicht. Nicht danach ob er wahr oder falsch ist
Fiktionsvertrag
Autor und Leser wissen, dass die Geschichte nur erfunden ist, aber neide lassen sich darauf ein und tun so, als ob sie wahr wäre.
Was ist Rezeptionshaltung?
o Einstellung des Lesers ggü des Textes
kann durch Vorbildung, Erwartungen, etc. geprägt sein
Literaturwissenschaftlicher vs. naiver Leser
o Literaturwissenschaftl Texte:
Distanz, mehr Zeit, braucht viel Aufmerksamkeit, da Texte nicht zum persönlichen Vergnügen gelesen werden
Pragmatische vs. Ästhetische Lesehaltung
pragmatisch = nuntzenorientiert
ästhetisch = Selbstzweck
· Literarizität/Poetizität
1. Abweichung/Verfremdung
· Brechen mit Konventionen u Erwartungen der Alltagssprache
· Abweichung vom Alltagssprachgebrauch gilt als konstitutiv für poetische Funktion von Sprache ® bewusst produzierte Abweichung von Alltagssprache wird als Verfremdung bezeichnet
· Abweichender Sprachgebrauch lenkt Aufmerksamkeit automatisch auf Veränderung eingeübter Wahrnehmungsmuster® das Ggü wird auf die Form eingehen
2. Autofunktionalität
· „Einstellung auf die Nachricht als solche, die Zentrierung auf die Nachricht um ihrer selbst willen“
· Funktion der Sprache verweist auf sich selbst/liegt in sich selbst…man geht aus der inhaltlichen Funktion heraus
· Dieser Selbstbezug von Sprache wird durch die Dominanz der Formseite über den Inhalt erreicht und nach Roman Jakobson als Autofunktionalität bezeichnet.
3. Konnotation und Polysemie
· Konnotationen: Mitbezeichnungen, assoziierte Wortbedeutungen (die Sonne lacht, gekämpft wie ein Löwe, etc.)
· Während eine denotative, d.h. auf Eindeutigkeit zielende Sprachverwendung vor allem in wissenschaftlichen Texten zu finden ist, werden Konnotationen in literarischen Texten bewusst zur Erzeugung von Unbestimmtheiten und mehrfach deutbaren Aussagen eingesetzt
· Polysemie: Mehrdeutigkeit, die durch Aufbau von assoziierten zusätzlichen Wortbedeutungen erzeugt wird
Fiktiv vs. Fiktional
fiktiv: Existenzweise
fiktional: Darstellungsweise
Fiktionalität
· Literarische Erfindung, die keinen Anspruch auf reale Geltung empirischer Überprüfbarkeit erhebt -erfundene Welt, die so tut, als sei sie Wirklichkeit ® Unterscheidung Dichtung von Lüge
· Wirklichkeitsaussagen und fiktionale Aussagen sprachlich nicht unterscheiden…wenige Ausnahmen
o Zwei Fiktionalitätsfaktoren nach Käte Hamburger:
§ Verben der inneren Vorgänge (Verben des Fühlens, Empfindens, innere Wahrnehmung, innere Zustände einer Person kann nur Erzähler Aussage machen
§ Episches Präteritum verliert in fiktionalen Texten seine grammatische Funktion, über die Vergangenheit u über angeschlossene Vorgängezu informieren
o ®keinen Geltungsanspruch, keine eindeutigen Kriterien für Fiktionalität
· Unterscheidung fiktiv vs. Fiktional:
o Fiktional bez. Bestimmte Darstellunsgweise, dass das dargestellte nicht existiert (Darstellungsweise)
o Fiktiv bestimmte Existenzweise von Gegenständen, dass diese nicht existieren (Existenzweise)
▪ Eine Herangehensweise, die den Leser stärker in den Blick rückt würde sagen: Poetisch ist nicht der Text, sondern der Gebrauch, den wir davon machen!
▪ Grundsätzlich kann jeder Text auch im ästhetischen Modus gelesen werden, wenn wir ihn entpragmatisieren, also von seinem lebensweltlichen Zweck oder Nutzen abkoppeln.
Denotation
explizite Wortbedeutungen (Reinigungskräfte)
Konnotation
mitschwingende Wortbedeutungen (Putzfrau)
Definition Kinderliteratur
1. Gegenstandsfeld aus Mehrzahl einer Gruppe kultureller Felder, diese überlappen sich, weisen aber verschiedene Ränder auf
KJLektüre>Gesamtheit tatsächlich konsumierter Literatur von Kindern u Jugendlichen (ohne Schullektüre)
Intentionale KJL >Literatur von Erwachsenen als Lektüre für Kids zugedacht, Erwachsene treffen die Entscheidungen
Nicht-akzeptierte KJL > Intentionaler Literatur, die von Kindern nicht angenommen werden
Intendierte nicht-intendierte KJL
Sanktionierte KJL>von staatl. Autorisierten Sub
Kinder u Jugendliche
Erwachsene
Instanzen
Autor:inne
Kinderlektüre
Intentionale KJL
(pos.) Sanktionierte KJL
Spezifische KJL
Merkmale KJL
1. Adressatorientierung
· Häufig Illustrationen, lineare Zeitgestaltung >strukturelle Einfachheit
· Gansel unterscheidet 6 Adaptionen:
-Stoffliche Adaption
-Formale Adaption
-Sprachlich-stilistische Adaption
-Thematische Adaption
-Axiologische/wertende Adaption
-Mediale Adaption
2. Tendenzielle Normativität d Kindheitsbildes >päd. Werte d Entstehungszeit (auch als Sozialisationsliteratur zu verstehen)
3. Eigenes Symbolsystem
Anna Krüger u die Folgen
postulierte KJL von Trivialliteratur zu anspruchsvoller Literatur mittels literaturwissenschaftl. Analyse (KJL auch literar. Anspruchsvoll u interpretationsbedürftig)
Die Haas-Hurrelmann-Debatte
HAAS:
- KJL werde ausschließlich nach pädagogischen Gesichtspunkten bewertet
- Autoren wollen Leser erziehen
- KJL sei pädagogisch funktionalisierte Literatur Forderung: KJL vollständig nach ästhetischen Maßstäben ausrichten
HURRELMAN:
- fordert ebenfalls literarisch-ästhetische Dimension an KJL ein
- pädagogische Seite könne nicht aufgegeben werden -> Schreiben für Kinder immer adressatenangepasst (Akkomodation)
- Akkomodation finde im Hinblick auf Sprache, gewählte Themen, Darstellungsstrategien usw. statt
- Art der Akkomodation bereits pädagogisch; immer wenn ein Autor überlegt wie KJL aussehen sollte, handelt er pädagogisch
Wie lassen sich Texte zu Textgruppen sortieren?
§ Durch den Autor
§ Durch das Thema
§ Durch den Stoff
§ Durch ein Motiv
§ Durch Zuordnung zu Gattungen u Epochen
Welche Arten von Kinderromanen gibt es?
§ Problemorientierter bzw. sozialkritischer Kinderroman
§ Psychologischer Kinderroman
§ Komischer Kinder bzw. Familienroman
§ Phantastischer Kinderroman
Nennen sie die 5 Merkmale des problemorientierten Kinderromans
1. Thematische Ent-Tabuisierung
2. Realismus
3. Kinder und Erwachsene begegnen sich auf Augenhöhe
4. offenes Ende
5. auf Wirkung ausgerichtete Literatur
3 Erzählsituationen nach Stanzel
o Auktoriale Erzähler
-Innensicht
-Gibt Kommentare, Werturteile ab
o Ich-Erzählinstanz
o Personale Erzählinstanz
Erzählsysteme nach Jürgen Petersen
o Erzählform
Wer erzählt?
Er-sie-form: erzählt von anderen
Ich-form (E. sowohl Erzählmedium als auch handelnde Figur)
Du-form
o Erzählverhalten
Äquivalent zu Stanzels Erzählsituation
Auktorialem (überschauend, kommentierend)
Personalem (aus Sicht der Figur)
Neutralem Erzählverhalten
o Standort des Erzählers
Raum-zeitl. Verhältnis d. Erzählers zu Personen u Vorgängen
Erzähler kann allwissend sein
Kann Figuren aus nächster Nähe oder großer Entfernung berichten
o Erzählperspektive
Äußere u innere Wissen um Figuren
Unterscheidung nach Außen- u Innensicht
o Erzählhaltung
Frage nach Haltung ggü dem Erzählten
Haltung u.a. neutral, wertend, ironisch, sarkastisch, ablehnend, affirmativ sein
Erzählsysteme nach Gerard Genette
o Stimme statt Person, Unterscheidung in heterodiegetisch(liegt außerhalb der Erzählwelt) u homodiegetisch (innerhalb der Erzählwelt, gehört dazu)
o Fokalisierung = Informationsschleusen, die nur die Elemente passieren lassen, die der gewählte Fokus zulässt
+Nullfokalisierung
· Keine Einschränkung des Blickwinkels durch Figur
· Narration aus Sichtweise allwissenden, auktorialen Erzählenden u mehr Infos weitergibt, als die Figuren wissen können
+Interne Fokalisierung
· Erzählung aus Sicht einer oder mehrere Figuren, Fokus fällt mit Figur zusammen, die Subjekt der Wahrnehmung wird
+Externe Fokalisierung
· Fokus fällt mit keiner Figur zusammen = keine Einblicke in Gefühle o Gedanken möglich
· Erzählende hat keinen übergeordneten Standpunkt, bleibt innerhalb des Erzähluniversums u kann nur Vermutungen über Innenleben anstellen
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