Bildungspsychologie
beschäftigt sich mit …
allen Bildungsprozessen, die zur Entwicklung von Bildungskomponenten beitragen
den Bedingungen, Aktivitäten und Maßnahmen, die diese Prozesse beeinflussen können
Bildung als Prozess
= Aufbau & Art und Weise der sozialen Vermittlung dieser wünschenswerten Persönlichkeitsausprägungen
Bildung als Produkt
= die überdauernden Ausprägungen der Persönlichkeit eines Menschen, die unter einer gesellschaftlich-normativen Perspektive wünschenswert sind
Wodurch zeichnet sich ein “gebildeter” Mensch aus?
humanistisches (ganzheitliches) Bildungsideal
vs.
gesellschaftspolitische/arbeitsmarktpolitische Anforderungen
Konstitution von Bildung
(Barz, 1999)
Befragung über soziale Milieus hinweg
—> Bildung besteht aus ...
verfügbaren Wissensbeständen
kulturellen Fähigkeiten
kommunikativer Kompetenz
Ausstrahlung
Bildungsziele für die allgemeinbildenden Schulen
(Baumert, 2000)
Vermittlung kultureller Basiskompetenzen (z.B. Mathematik, Fremdsprachen, aber auch Medienkompetenz)
Vermittlung von Orientierungswissen in zentralen kulturellen Wissensbereichen (umfassen die verschiedenen Fächer)
Aufbau sozial-kognitiver und sozialer Kompetenzen (Hilfsbereitschaft, Moral)
International Panel on Social Progress (IPSP)
formuliert 4 Ziele/Aufgaben, über die Bildung zum sozialen Fortschritt beiträgt:
humanistisch: durch Entfaltung der individuellen und kollektiven Begabungen/ Talente
bürgergesellschaftlich: durch Förderung der aktiven Teilnahme an einer demokratischen Gesellschaft und am gesellschaftlichen Leben
ökonomisch: durch Vermittlung von Wissen und Kompetenzen für den Arbeitsmarkt
durch soziale Gerechtigkeit
**übergeordnetes Ziel des Bildungsgeschehens: möglichst viele Menschen sollen eine hohe Ausprägung in diesen Komponenten haben
Strukturmodell
Bedingungen, Aktivitäten und Maßnahmen, die Bildungsprozesse beeinflussen, können:
sich auf verschiedene altersspezifische Bildungsphasen eines Individuums beziehen (= Bildungskarriere)
unterschiedliche bildungspsychologische Aktivitäten und Maßnahmen erfordern (=Aufgabenbereiche)
auf verschiedenen Abstraktions- und Aktivitätsniveaus (= Handlungsebenen) angesiedelt sein
Aufbau des Strukturmodells
3 Dimensionen
15 Segmente —> z.B. Vorschulalter
105 Module —> z.B. Intervention auf Mikroebene im Sekundärbereich
jedes Segment hat eindeutige Position auf einer Dimension mit übergreifendem Bezug hinsichtlich der beiden anderen Dimensionen
jedes Modul hat eine eindeutige Position auf allen drei Dimensionen
hat von Vorschulalter bis Tertiärbereich keine universelle Gültigkeit (wegen Unterschieden über Länder und Kulturen hinweg), aber für den deutschsprachigen Raum schon
Aufbau liefert Rahmenstruktur zur Verortung & Kommunikation
3 Dimensionen des Strukturmodells
1) Bildungskarriere
2) Aufgabenbereiche
3) Handlungsebenen
Bildungskarriere
von Individuen chronologisch durchlaufen
umfasst gesamte Lebensspanne (Fokus: lebenslanges Lernen)
einige Bildungssituationen für alle Individuen obligatorisch, manche nur für bestimmte Gruppen relevant
unterteilt in 7 altersspezifische Phasen
in verschiedenen Phasen ändern sich jeweils primären Ziele und Bedingungen von Bildungsprozessen
Bildung liegt verscheidenen Motiven zugrunde
institutionelle Phasen nicht kulturübergreifend
gibt „lebenslangem Lernen“ den Stellenwert in Bildungspsychologie
7 Phasen der Bildungskarriere
Säuglings- und Kleinkindalter
Vorschulalter
Primärbereich
Sekundärbereich
Tertiärbereich
Mittleres Erwachsenenalter
Höheres Erwachsenenalter
Aufgabenbereiche
bildungspsychologische Aktivitäten und Maßnahmen
Grenzen wischen Bereichen sind fließend
Forschung findet überall statt
5 Phasen:
Forschung
Beratung
Prävention
Intervention
Monitoring/Evaluation
Handlungsebenen
Abstraktions- und Aktivitätsniveau
am ökologischen Modell von Bronfenbrenner orientiert
systematisieren die Aufgabenbereiche (also Bedingungen & Maßnahmen)
Ebenen existieren nicht isoliert voneinander, sondern alle 3 wichtig fürs lebenslange Lernen (wichtig WW zu beachten)
3 Phasen:
Mikroebene (individuelle Bedingungen, z.B. Instruktion durch Lehrperson)
Mesoebene (Institutionen, z.B. Trennung von Leistungsgruppen in Schulen)
Makroebene (bildungspolitisch relevante Gesamtsysteme)
Lebenslanges Lernen (LLL)
braucht Aktivitäten und Maßnahmen auf individueller Mikroebene
erfordert aktive Beteiligung der institutionellen Mesoebene
politische Unterstützung auf Makroebene für gute Bedingungen in Settings
Vorteile des Rahmenmodells
Verortung von Maßnahmen & Forderungen
zeigt Zusammenhänge von Forschung & Anwendungsmöglichkeiten
unterstützt interdisziplinäre Kommunikation/Zusammenarbeit, da auf den Ebenen viele unterschiedliche Bereiche gefragt
trägt fazu bei, sichtbar zu machen, auf welchen Ebenen hohe bildungspsychologische Aktivität stattfindet
Zielpopulation und Bildungsvoraussetzung
Auf wen bezieht sich das bildungspsychologische Handeln?
(Ziel)Populationen sollte nach Bildungsvoraussetzung differenziert werden
Handlungsziel = Veränderung der Bildungsvoraussetzungen
Konzept “Bildungsvoraussetzungen” = somit dynamisches Konzept mit hoher Flexibilität
Vorteil = eine Person kann verschiedenen Zielpopulationen angehören
Bildungspsychologie - Überwinden des Dualismus
weder Grundlagen-, noch Anwendungsfach
sie forschungs- & praxisorientiert und umfasst beide Komponenten gleichermaßen
an Universitäten: Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse = dritte Mission
keine Trennung von Konzepten und Realitäten
Quadrantenmodell wissenschaftlichen Arbeitens
(Stokes, 1997)
Ablehnung der Eindimensionalität von „Grundlage vs. Anwendung“ (“zu simpel”)
postuliert 2 Dimensionen:
Erkenntnisziel
Anwendungsziel
Raster zum Einordnen von Disziplinen
Bildungspsychologie einzuordnen als use-inspired basic research (weil sie sowohl Erkenntnis- als auch Anwendungsziel verfolgt)
Quadrantenmodell
+ Anwendungsziel, - Erkenntnisziel —> pure applied research
+ Anwendungsziel, + Erkenntnisziel —> use-inspired basic research
- Anwendungsziel, + Erkenntnisziel —> pure basic research
Quadrantenmodell wissenschaftlichen Arbeitens (Stokes, 1997)
Lissabon-Prozess der EU
Ziel = EU bis 2012 zu wettbewerbsfähigem, dynamischen, wissensgestütztem Wirtschaftsraum zu machen
= wachsender politischer Druck, Lehr-Lernprozess zu fördern
Konsequenz = Schaffung neuer Marktsegmente und Ressourcen, Entstehung neuer Forschungsfelder im Bildungsbereich
Nachfolgeprogramm = Europa 2020
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