-Quantitativ
o Stark strukturiert
o Meist standardisierte Fragen
o Große Fallzahlen möglich – da aber auch deutlich aufwendiger (bis zu Zehntausende Befragte)
o Komplexe statistische Auswertungen möglich
o Detailliertes Vorwissen nötig
o Aufwändig (insbes. Datensammlung)
o Dauern meist länger
o Sinnvoller Fragebogen ist vonnöten
-Qualitativ
o Wenig strukturiert
o Offene Fragen (narratives Interview oder Leitfadeninterview – nur ungefähre Richtung vorgebend)
o Kleine Fallzahlen (meist 10-20)
o Auswertung ist meist hermeneutisch (interpretierend) & deskriptiv – weniger Kausalzusammenhänge
o Explorativ (wenn wenig Vorwissen vorhanden ist – liefert im Idealfall Detailwissen)
o Aufwändig (insbes. Die Datenauswertung)
-Einzelinterviews sind dominierende Verfahren
o Interviewer befragt die Respondenten, keine weiteren Personen sind anwesend
-Selten sind Interviews mit mehreren Interviewern und Respondenten
-Gruppeninterview: Interviewer moderiert eine Gruppe von Respondenten – oft in der Markt- und Meinungsforschung (oft wird dann die Fokusgruppe interviewt)
-Durch die wissenschaftliche Zielsetzung unterscheidet sich das Interview von den Fragen im Rahmen der alltäglichen Unterhaltung
-Die Künstlichkeit der Interviewsituation ist ein Resultat eben jener wissenschaftlichen Zielsetzung
o Formelles Gespräch, bei dem Fragende und Befragte unterschiedliche aber festgelegte Rollen haben (kein Gleichgewicht der Interaktionspartner)
o Einseitigkeit der Fragerichtung – nur einer fragt, nur einer antwortet
o Folgenlosigkeit der Befragung für die Befragten (anders als die formelle Befragung, bspw. als andere formelle Befragungen, z.B. beim Arzt, vor Gericht, der Beichte, beim Bewerbungsgespräch)
-Das Interview birgt im Vergleich zur schriftlichen Befragung zusätzliche Fehlerquellen: soziale Interaktion ==> dabei stellt Reaktivität ggf. auch eine Gefahr dar (Bspw. hat ein Respondent mal über sein Leben nachgedacht und dann seine Freundin verlassen)
-Zwei zusätzliche Fehlerquellen
o Befragtenmerkmale (bspw. Mittelschichtsbias bei der Teilnahme an einer Befragung)
§ Tendenz zur sozialen Erwünschtheit
o Merkmale des Interviews, bzw. der Interviewsituation
§ Interviewermerkmale
§ Anwesenheit Dritter
-Ein Interview ist eine asymetrische soziale Interaktion zwischen Interviewer und Respondent
o Respondenten als Akteure mit eigenen Interessen, Vorstellungen und Handlungsalternativen
o Interviewer als neutrale Protokollanten (im Idealfall)
-Merkmale der Kommunikationsform „Interview“
o „Anonymität“ der Informationen und Personen
o Vertraulichkeit
o Keine Sanktionierung durch Interviewer
-Ziel des Interviews: Informationen sollen möglichst neutral und ohne Beeinflussung erhoben werden
-Das Kriterium der Neutralität kann durch unbewusste Sanktionen der Interviewer verletzt werden
o Kommentare
o Mimik (Stirnrunzeln, Lächeln, Mund verziehen, etc.)
o Körperhaltung (Abwenden, Zurücklehnen, Arme verschränken, etc.)
-Das kann aber auch bewusst geschehen
o Aufmuntern durch Nicken, Lächeln, „Hm“, „Aha“ („weiche Interviewtechnik“)
o Nachfragen / Nachhaken, Inkonsistenzen ansprechen und aufklären („harte Interviewtechnik“)
o Kooperationsbereitschaft (viele lassen sich gar nicht interviewen) – z.B. durch Akzeptanz und Interesse an der Untersuchung – aber auch der Faktor der sozialen Erwünschtheit darf nicht außer Acht gelassen werden
o Norm, wahrheitsgetreu zu antworten (und eben nicht aus Scham, Nettigkeit oder sozialer Erwünschtheit die Antwort anzupassen)
o „gemeinsame Sprache“, Verständnis von Fragen und Antwortvorgaben (Kultur!)
-Soziale Erwünschtheit bei „heiklen Fragen“
o Respondenten passen ihre Antworten den Normen (bzw. Erwartungen) ihrer Umgebung an
-Der sogenannte “social desirability bias“ ist umso stärker,
o Je „heikler“ die Frage ist
o Je größer die individuelle Abweichung von der (wahrgenommenen) Norm ist
o Je größer die individuelle „Unehrlichkeit“ ist
o Je größer die Unsicherheit der Befragten über den tatsächlichen Wert ist
o Je größer die Zweifel an der Anonymität der Befragung sind
-Beispiele der Verzerrung durch soziale Erwünschtheit
-Eine möglichst neutrale Frageformulierung wählen
-Items zur Messung sozialer Erwünschtheit
-Einsatz von Diagnoseverfahren (z.B. Itemkonsistenzanalyse)
-In CAPI-Interviews, „heikle“ Themen als Computer Assisted Self-Interview (CASI) bearbeiten lassen
-Fragen einfügen, die die Ehrlichkeit messen (Zugeben von Nichtwissen)
-Sozio-demographische Merkmale (Alter, Geschlecht, etc.) und Auftreten (Kleidung, Erscheinung, etc.) von Interviewer*innen kann Response-Effekt erzeugen
-Verzerrungen sind umso geringer, je geringer die wahrgenommene soziale Distanz zwischen Befragten und Interviewern ist ==> Beispiel: bei einer Befragung im Obdachlosen Milieu sollten Interviewer*innen besser keine Anzüge tragen (auch: Wortwahl, „Soziolekt“, etc.)
-Interviewer können
o Respondenten (bewusst oder unbewusst) manipulieren (verbale oder non-verbale Äußerungen)
o Antworten interpretieren
o Einzelne Antworten oder sogar ganze Interviews fälschen
-Auswahl zur Studie passender „Interviewer“ (bspw. hinsichtlich des Alters) – siehe auch dort einen Arbeitskräftemangel
-Interviewerschulung, z.B.
o Hintergrundinformationen zu Studie&Fragebogen
o Probeinterviews
o Vorgaben zu Kontaktversuchen (Art&Zahl) – Befragte manchmal schwer zu erreichen
o Verhaltensregeln für die Interviewsituation (z.b. Neutralität)
-Hinweis auf Feldkontrollen und Konsequenzen bei Betrugsversuchen
-Art der Bezahlung: Fixbetrag pro Interview vs. Stundenlohn (in beiden Fällen mögliche Fehlanreize beachten)
o Interviewer werden in Dt. oft auf Selbstständigkeitsbasis abgerechnet – und oft nach Zahl der abgegebenen Interviews bezahlt, was zu Verzerrungen einlädt
-Auch die Anwesenheit von anderen Personen kann Verzerrungen verursachen
o Grundsätzlich ist die Anwesenheit Dritter bei einem Interview hinderlich – Verzerrungen, Anonymitätsverlust, Ablenkung, soziale Erwünschtheit vor Drittem
o Es gibt kein Anonymitätsabkommen zwischen dem Respondenten und dem Dritten – die Vertraulichkeit kann damit infrage gestellt werden
o Insbesondere bei Befragungen über Familie & Partnerschaft kann die Anwesenheit des Partners die Befragten beeinflussen
o Beim Ausfüllen eines Fragebogens können andere Anwesende „Störfaktoren“ sein, die das Antwortverhalten beeinflussen
-Sponsorship-Effekt
o Kenntnis über den Auftraggeber kann Antworten beeinflussen
==> wenn bspw. der Bundesadler auf dem Briefkopf verwendet wird, kann dies sowohl negative, als auch positive Folgen haben
-„Die Inhaltsanalyse ist eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen“ (vgl. Diekmann 1998)
-Ziel ist es anhand ausgesuchter Textmerkmale (ähnlich auch für Bilder, Filme, etc.) Aussagen über den Text, seinen Produzenten oder den Empfänger (Leser, Betrachter zu machen)
-Qualitative Inhaltsanalyse zielt auf den gesamten Text ab (bspw. in der Literaturwissenschaft)
o Kleine Zahl von Texten, keine Generalisierung, literarisches Verstehen & Interpretation
o Wenig strukturiert und standardisiert, geringe Reliabilität
-Quantitative Inhaltsanalyse ist die in den Sozialwissenschaften überwiegend genutzte Form
o Bspw. die Inhaltsanalyse von Wissenschaftler*innen bei Wikipedia – diese unterscheidet in ihren Darstellungen systematisch nach Geschlechtern, so wird bei Frauen viel mehr der Fokus auf die Familie gelegt
-Frequenzanalyse: Auszählen bestimmter Textelemente
-Valenzanalyse: Zu einem bestimmten Inhalt wird dessen Bewertung (positiv/neutral/negativ) erfasst
-Intensitätsanalyse: Es wird die Intensität der Bewertung zusätzlich erfasst
-Kontingenzanalyse: Zusammenhänge zwischen bestimmten Textelementen
==> Daten, die ursprünglich nicht für die empirische Sozialforschung, sondern für andere Zwecke prozessproduziertwurden, z.B.
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