o Das Kollektivgutproblem, d.h. eine Dilemma-Situation (Gefangenengame, Assuracen Game und Chickens Game) und N-Personen-Spiel – also haben wir beliebig viel mehr Spieler als nur zwei
o All diese beliebig vielen Personen sehen sich mit einem Dilemma konfrontiert
-Klassische Formulierung des Problems stammt aus „The Logic of Collective Action“ 1965 von Mancur Olson
-Alle Akteure sind an dem Kollektivgut interessiert
-Es besteht jedoch ein starker Anreiz zum Trittbrettfahren (Free-Riding), d.h. keinen eigenen Beitrag zu leisten
-Drei Probleme: Kosten des Beitragens; Nicht-Ausschließbarkeit (alle profitieren von meinem Beitrag); Marginalität des Beitrags, d.h. der eigene Beitrag verbessert die KG-Bereitstellung nur marginal (n-anteilig)
-Im Gegensatz zu traditionellen Vorstellungen
o Gemeinsames Interesse = kollektives Handeln
o Je größer die Masse desto mächtiger ist sie
==> Beide Punkte sind aber Fehlschlüsse, da sich die Masse erst einmal wirklich in Bewegung setzen muss
==> U.a. auch Fehler der Klassen- und Revolutionstheorie bei Marx – hatte er aber selber schon teilweise erkannt
o Rivalität (evtl. auch Teilbarkeit): Inwieweit reduziert der Konsum des Gutes, den Wert des Gutes für andere Akteure?
§ Bsp. Sandwich – Esse ich das Sandwich, wird sein Wert und Nutzen für andere reduziert
§ Bsp. funktionierender Rechtsstaat – bei Konsum durch mich, bleibt Wert/Nutzen für andere erhalten
§ Bsp. Party – bei Konsum durch mich, bleibt Wert/Nutzen für andere erhalten – dabei Beispiel Tanzfläche: wenn zu voll, wird’s doof, hier hat mein Konsum evtl. negative Folgen für andere
o Ausschließbarkeit: Inwieweit können Akteure vom Konsum des Gutes ausgeschlossen werden?
§ Bsp. Sandwich – ich kann Personen vom Gut des Sandwiches ausschließen – Privatgut
§ Bsp. funktionierender Rechtsstaat – ein Kollektivgut (wenn Rechtsstaat nicht funktioniert, kann jemand ausgeschlossen werden – dann nur einem Teil der Gesellschaft vorbehalten – Clubgut)
§ Bsp. Party – evtl. Chance jemanden auszuschließen (im Vorfeld, durch Nicht-Einladung) – Clubgut
§ Bsp. Smartphone – weder kann ein anderer es nutzen, ich kann andere auch ausschließen – es handelt sich um ein Privatgut
§ Bsp. Autobahn – Wert der Ressource sinkt, aber niemand ist ausschließbar – Tragödie der Allmende (Bspw. auch Überfischung)
-Allmende – Gemeingut von Weiden in England, wo Bauern ihr Vieh drauftreiben können – dann aber zu voll und kahl – Wert der Weide sinkt für alle
==> oftmals versagt hier der Markt um die gerechte kollektive Verteilung der Kollektivgüter aufrecht zu erhalten – dafür braucht es laut den Sozialwissenschaften den Staat um diese zu regeln
==> die meisten Kollektivgüter stellen sich nicht automatisch zur Verfügung (wie z.B. Sonnenschein), sondern müssen mit einem gewissen Einsatz produziert, bzw. erhalten werden
-dies lässt sich wie folgt charakterisieren
o jeder Spieler hat eine dominante Strategie
o Das resultierende Gleichgewicht ist nicht pareto-optimal
-Soziologische Kritik
o Mitmachen wird evtl. durch soziale Sanktionen und die Angst vor diesen erzwungen – darum schaffen es Dörfer sich den Naherholungsgebietsstatus zu sichern
-Unter bestimmten/gleichbleibenden Bedingungen tragen Akteure zu Kollektivgütern bei:
o Hoher Nutzen des Kollektivgutes
o Geringe Kosten des Eigenbeitrags
o Kleine Gruppe (weil der Eigenbeitrag dann mehr ins Gewicht fällt)
-Häufig gibt es Akteure, für die ein Beitrag aufgrund ihrer verhältnismäßigen „Größe“ (Anteil der individuell möglichen KG-Erstellung) individuell rational ist
-Die „kleinen“ Gruppenmitglieder können dann Trittbrettfahren (bspw. NATO, EU, Warschauer Pakt, etc.)
o Privilegierte Gruppen
§ Mindestens einer der Mitglieder hat einen Anreiz zum KG beizutragen (ggf. es alleine bereit zu stellen)
o Latente Gruppen (meist groß und homogen)
§ Kein Mitglied hat einen Anreiz zum KG beizutragen – unterbleibt oft deswegen ganz
o Intermediäre Gruppen
§ Latente Gruppen, in denen eine Untergruppe durch abgestimmtes Handeln die Möglichkeit hätte, die kritischen Grenzen der Kooperation zu überwinden
==> demokratisch explosiv: kleine Interessengruppen können politische Entscheidungen viel leichter beeinflussen, da sie besser organisiert sind (Patienten vs. Ärzte, Arbeitnehmer vs. Arbeitgeber)
-Anreize, die nur Akteure bekommen, die kooperieren
==> über Sanktionen – positiv wie negativ – kommt Kooperation in die Welt
-Woher kommen aber die Mittel für selektive Anreize?
o Denn positive Sanktionen sind oft materielle,
o Aber auch Bestrafen kostet (Kontrolle + Sanktion selbst, siehe auch Doping im Sport)
-Die Aufbringung der Mittel für selektive Anreize ist selbst wieder ein KG-Problem (eben zweiter Ordnung)
o Nicht-Ausschließbarkeit auch derjenigen, die nichts beitragen
-Weitere Gründe für die bessere KG-Bereitstellung in kleinen Gruppen
o Leichtere, bzw. kostengünstigere Kontrolle, z.b. bessere Sichtbarkeit von Trittbrettfahrern
o Größere Wirksamkeit nicht-materieller Anreize (Bewunderung, Missachtung, etc.)
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