Grundlagen der Standortwahl
Die Wahl potentieller Standorte zählt i. d. R. zum strategischen Produktionsmanagement:
Einmalige Standortentscheidung für einen längeren Zeitraum (>20 Jahre)
Änderung der Entscheidung meist nur mit sehr hohem finanziellen Aufwand möglich
Enger Zusammenhang mit der internationalen Wettbewerbs- und Produktpolitik der Unternehmung, da der Standort erhebliche Auswirkungen auf die Kosten, Logistik und Marktzugang haben kann
Motive zur Errichtung neuer Produktionsstandorte
Wachstum:
-> Wo soll zusätzliche Kapazität zugebaut werden? Bsp.: Direktinvestitionen der deutschen
Automobilindustrie in China
Ausweiten der Produktionskapazität
technische und logistische Modernisierung der Gebäude und technischen Einrichtungen
Eintritt in neue Märkte
Umgehen von Handelsbeschränkungen (z. B. durch Joint Ventures)
Verlagerung:
z. B. Braunkohle-Kraftwerke, Montagewerke in Singapur, Textilindustrie auf Philippinen oder in Moldawien
Ausweichen in Länder mit geringerem (Lohn-)Kostenniveau
Schrumpfung:
Aufgabe von Standorten, z. B. Raffinerien, Eisen & Stahl, Automobilbau (Opel Bochum)
Zusammenlegen von Standorten
Standortplanung im Kontext anderer betrieblicher Planungen
Erklärung:
Anzahl der Standorte
Produktions- bzw. Fertigungstiefe: Strategie der vertikalen Integration?
Produktionsbreite: Anzahl der verschiedenen Produkte
Technik: Bedarf an Kühlung, Beschaffenheit der Fundamente
Gesetzgeberische Rahmenbedingungen: Gewerbesteuer, Genehmigungsverfahren
Marktöffnung: Importbeschränkungen
Standortprobleme sind untrennbar verknüpft mit:
der Produktionstechnik,
dem Transport- und Lagerwesen,
dem Leistungsprogramm.
Typologie
Die wissenschaftlichen Ansätze lassen sich in 3 Gruppen einteilen:
Volkswirtschaftliche Standortplanung bzw. -theorie:
Warum siedeln sich Unternehmen und Betriebe von Wirtschaftssektoren in einem bestimmten Wirtschaftsgebiet an?
Industriestandortfragen im Zusammenhang mit Raumplanung bzw. Raumgestaltung der Region
Betriebliche Standortplanung:
Standortwahl für einzelne Unternehmen und Betriebe, während bereits bestehende / geplante Produktionsstätten, Zentral-, Beschaffungs- oder Auslieferungsläger mit in die Planung einbezogen werden
Innerbetriebliche Standortplanung / Layoutplanung:
Räumliche Anordnung der "Betriebsmittel" innerhalb der Grenzen des Betriebsgrundstückes (Konfiguration aller Betriebsmittel, z. B. Maschinen)
Standortstrategien
Innovationsstrategien:
Strategie der räumlichen Diversifizierung
Strategie der räumlichen Verdichtung
Strategie der Erweiterung der vorhandenen Produktionsstätten (on-site expansion)
Variations- bzw. Eliminationsstrategien:
Konzentrationsstrategie, z. B. durch Fertigungssegmentierung
Bei dieser Strategie fokussiert sich ein Unternehmen auf bestimmte Kernbereiche oder -produkte und optimiert diese gezielt.
Strategie der Teilstillegung vorhandener Produktionsstätten (on-site contraction)
Diese Strategie wird angewandt, wenn ein Unternehmen bestimmte Teile seiner Produktionsstätten stilllegt, um Kosten zu reduzieren oder die Produktion an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Dies kann auch eine Reaktion auf Überkapazitäten oder eine strategische Entscheidung sein, sich aus bestimmten Geschäftsbereichen zurückzuziehen.
Bei dem System der optimalen Standortplanung sind Entscheidungen zu folgenden Problemen im Vorfeld zu treffen:
Anzahl / Funktion der Standorte
Fertigungstiefe
Produktionsbreite (Portfolio)
Technik
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Marktzugang
Standortwahlprozess
Ziel ist es, potenziell lukrative Märkte zu identifizieren, die als mögliche neue Standorte für eine Expansion in Frage kommen. Dabei werden Faktoren wie Marktpotenzial, wirtschaftliche Stabilität, politisches Umfeld und rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt.
Feasibility Studie: Diese dient dazu, die grundsätzliche Durchführbarkeit eines Projektes in dem ausgewählten Land zu bewerten. Es werden spezifische, landesspezifische Daten und Faktoren analysiert, wie z.B. Verfügbarkeit und Kosten von Arbeitskräften, Ressourcen, Infrastruktur sowie gesetzliche und steuerliche Aspekte.
Strategisches Konzept: Auf Basis der Erkenntnisse aus der Feasibility-Studie entwickelt das Unternehmen ein strategisches Konzept. Dieses beinhaltet detaillierte Zielformulierungen für den Markteintritt, die Erarbeitung einer Markteintrittsstrategie und eines Businessplans. Der Businessplan umfasst unter anderem Prognosen zur Absatz- und Kostenentwicklung und legt fest, wie das Unternehmen seine Ziele im neuen Markt erreichen möchte.
Regionale Standortwahl: Im letzten Schritt erfolgt die spezifische Auswahl eines regionalen Standortes innerhalb des ausgewählten Landes. Dabei werden alternative Standorte anhand verschiedener Methoden wie Checklisten, Profilmethode und Investitionsschätzungen bewertet. Es werden Kriterien wie die Nähe zu Kunden und Lieferanten, die Qualität der Infrastruktur und die Höhe der lokalen Steuern und Abgaben berücksichtigt. Abschließend trifft das Unternehmen eine fundierte Entscheidung für den optimalen Standort.
Nach Abschluss aller Analysen und Bewertungen trifft das Unternehmen eine fundierte Entscheidung über den Standort des Auslandsprojekts. Diese Entscheidung basiert auf der umfassenden Untersuchung aller relevanten Faktoren und zielt darauf ab, den Standort mit dem größten Potenzial für den Erfolg des Projekts auszuwählen.
Standardstrategien für Standort-Portfolio-Matrix
Standortfaktoren (exemplarisch)
Bewertung von Standortalternativen
Mögliche Verfahren zur Entscheidungsunterstützung sind:
bei qualitativen Faktoren: Nutzwertanalyse und Scoring-Modelle
bei quantitativen Faktoren: Break-Even-Analyse, Verfahren der Investitionsrechnung und Optimierungsmodelle zur Standortwahl
(1) Modelle zur Standortbestimmung in der Ebene
(2) Modelle für Warehouse-Location Probleme
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