Psychologische Grundlagen des Lernens
• Pädagogische Prozesse: Bildung und Erziehung
• Thesen zum Zusammenhang zwischen Pädagogik und
Psychologie
• Einflussfaktoren auf menschliche Entwicklung
• Interaktion von Anlage und Umwelt
• Sozialisation, Erziehung, Bildung
• Definition und Kennzeichen von Lernen
• Zwei Perspektiven auf das Lernen
• Gründe für das Lernen
Bildung und Erziehung
Pädagogisch-psychologische Prozesse: Bildungsprozesse vs Erziehungsprozesse
Thesen zum Zusammenhang zwischen Pädagogik und Psychologie
• Pädagogik ist nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft, sondern im „Sumpfbeet“ der Praxis gediehen (Comenius, Pestalozzi).
• Psychologie ist zuerst eine Wissenschaft und dann eine Praxis.
• Pädagogik ist zuerst eine Praxis, der allmählich eine Wissenschaft zur Seite wächst.
• Statistische Ausrichtung der Psychologie vs. Parteinahme für das Individuum in seiner Einmaligkeit und Ganzheitlichkeit in der Pädagogik.
• Die Pädagogik ist stärker an der Psychologie als die Psychologie an der Pädagogik ausgerichtet.
• Die Pädagogische Psychologie versteht sich als Grundlagendisziplin der Pädagogik.
Individuelle Bedingungen bei Lehr- und Lernprozessen (Staits vs Traits)
Soziale Bedingungen bei Lehr- und Lernprozessen
Mögliche Einflüsse auf die menschliche Entwicklung
Interaktion von Anlage und Umwelt
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“!?
• Sensible Entwicklungsphasen, lebenslanges Lernen: Hans kann in jedem Lebensalter lernen, aber er lernt nicht alles in jedem Lebensalter gleich gut. Mit acht Jahren bereits 80 % der Intelligenz festgelegt (Bloom, 1964),
Jedoch: Vorhersage bezieht sich auf IQ-Unterschiede pro Altersgruppe. Altersbedingte Verlangsamung kognitiver Prozesse kann durch ein Mehr an Erfahrungswissen kompensiert werden (s. a. fluider vs. kristalliner IQ-Anteil).
• Genotyp-Umwelt-Interaktion: aktives Aufsuchen von bestimmten Umweltreizen durch bestimmten Genotyp (= genetische Ausstattung), s. a. höhere Abweichungen vom Elternhaus durch Einflüsse im Erwachsenenalter.
• Phänotypische Varianz (Unterschiede in äußerer Erscheinungsform von Individuen einer Population): neben genetisch- und umweltbedingter Varianz auch gezielter Kombinationsanteil von Genotypen und Umweltbedingungen.
Zwei Teilbereiche der Pädagogischen Psychologie
1. Erziehungspsychologie:
Was bewirkt Erziehung? z. B. Einfluss elterlicher Erziehung auf die Kindesentwicklung
2. Lehr-Lern-/ bzw. Bildungspsychologie:
Analyse von Lehr- und Lernprozessen. Anwendungsfeld z. B. schulpsychologische Aufgaben
Erziehungspsychologie: Sozialisation
Erziehungsstile und -konzepte
Dimensionen des Erziehungsverhaltens
Kennzeichen von Erziehungsprozessen
• wechselseitige Beziehung (jedoch oftmals nicht symmetrisch)
• kann eine Person oder Personengruppen umfassen
• die Erziehenden/ Pädagogen müssen nicht unbedingt in der Situation zugegen sein (z. B. durch Video oder Lehrbuch)
• Erziehung kann durch Aktivitäten erfolgen, die:
- direkt auf Zielperson oder Gruppe gerichtet ist (z. B. jemandem etwas vorführen, erklären)
- indirekt (indem Situationen bewusst „arrangiert“ werden/ Umweltbedingungen)
Erziehungsbegriff in der Pädagogischen Psychologie (Ziele)
• Erziehung zielt auf Verbesserung des Wissens, Könnens und Wollens
• Erwerb bzw. Veränderung individueller Dispositionen und Kompetenzen
• Entwicklung von Zielen, Motiven und Interessen
Bildungspsychologie
Bereiche der Bildungspsychologie
• altersspezifische Bildungsphasen – vom Säuglingsalter bis ins hohe Alter
• Aufgabenbereiche: Forschung, Beratung, Prävention, Intervention
• verschiedene Abstraktions- und Handlungsebenen:
o Mikroebene: Individuen und Kleingruppen
o Mesoebene: Gruppen, Teams Institutionen, Organisationen
o Makroebene: Gesellschaft(en), Organisationen
Bildungspsychologie: Aufgabenbereiche und Handlungsebenen
Unterscheidung Erziehung vs. Sozialisation
Bildungspsychologie: Aufgaben und Themen (Auswahl)
• Bedingungen und Maßnahmen, die Bildungsprozesse beeinflussen
• Beschreibung von Bildungsprozessen, z. B. aktive Teilnahme
• Qualifikation, Kompetenz, Kompetenzerwerb und Kompetenzmessung
• Reformierung von Bildungsprozessen und -institutionen
• Zusammenhänge zwischen soziometrischen Daten und Qualifikation
• Evaluation von Bildungsprozessen: Wirksamkeit, Weiterentwicklung und Optimierung von Bildungs- prozessen (Evaluation, Akkreditierung, Zertifizierung)
• Bedingungen des Zugangs zu Bildungsinstitutionen
• Lebenslanges Lernen
• Didaktik
Exkurs: Abgrenzung Kompetenz vs. Qualifikation
Exemplarisches Praxisfeld: Schulpsychologie (Myers 2016, S. 752)
Tertiäre Bildungsanforderungen
• Unterricht hat keinen linearen Effekt auf akademische Leistungen.
• Unterricht ist ein Angebot, das – je nach seiner Qualität und je nach individuellem Potenzial – genutzt werden kann.
• Schulen und Hochschulen weisen immer noch markante Unterschiede auf:
- Grad der Freiwilligkeit
- Ausmaß von Freiheitsspielräumen
- Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Lernens
- Rolle individueller Interessen und Kompetenzprofile
- eingesetzte Lehr-Lern-Formen und Merkmale der Lernumgebung
- Art und Häufigkeit von Leistungsfeststellungen
Wichtigste Bedingungsfaktoren Schule vs. Hochschule
Werte und Kulturdimensionen – sechs Kulturdimensionen nach Hofstede
Überblick: Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus
Einordnung: Lehren, Lernen und Unterrichten
• „Das Auslösen und Optimieren von Lernprozessen ist das Ziel des Lehrens“
• Die Qualität des Lehrens bemisst sich primär daran, ob Lernprozesse initiiert werden und wie
nachhaltig diese sind.
• Ohne Wissen über Prozesse, die beim Lernen und Lehren ablaufen, ist effektives Unterrichten
schwer möglich...
Was ist Lernen?
• „Lernen: Alle relativ dauerhaften Veränderung im Verhaltenspotenzial, die aus Erfahrung resul-
tieren, aber nicht durch Müdigkeit, Reifung, Drogengebrauch, Verletzung oder Krankheit
verursacht sind.“
• „Streng genommen wird Lernen natürlich nicht durch tatsächliche oder potenzielle Verhaltens-
änderung definiert. Stattdessen ist Lernen das, was im (menschlichen oder nichtmenschlichen)
Organismus als Resultat von Erfahrung geschieht.“
• „Verhaltensänderungen sind Belege dafür, dass Lernen stattgefunden hat“
• Lernen vs. Leistung:
Lernen → Verhaltenspotenzial ändern
Leistung → Realisierung des Verhaltenspotential / Performanz
Lernen als Veränderung eines Individuums
2 Perspektiven des Lernens in der Psychologie
1. Perspektive: Lernen als Verhaltensveränderung
• Lernen bezieht sich auf die Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential eines Organismus hinsichtlich einer bestimmten Situation, die auf wiederholte Erfahrungen des Organismus in dieser Situation zurückgeht.
• Voraussetzung: Diese Verhaltensänderung geht nicht auf angeborene Reaktionstendenzen, Reifung oder vorübergehende Zustände (Müdigkeit, Trunkenheit, Triebzustände) zurück (Bower & Hilgard 1983, S. 31).
2. Perspektive: Lernen als Veränderung des kognitiven Systems
• Erfahrungsbedingte und relativ dauerhafte Veränderung des kognitiven Systems, indem neues Wissen erworben bzw. Vorhandenes Wissen erweitert, verfeinert oder umstrukturiert wird (Norman & Rumelhart 1978).
Wie und warum wird gelernt?
Mögliche innere Bedürfnisse beim Lernen
• Ausmaß des Unbekannten verringern
• Kontrolle über die Umwelt erlangen
• Langeweile vermeiden / „Wissensdurst“
• Verbesserung der Vorhersagemöglichkeiten von Ereignissen, um diese zu kontrollieren
Drei Lernwege
Behaviorismus
Behaviorismus – Klassisches Konditionieren: Pionier der Konditionierung: Ivan Pawlov und sein Hundeexperiment
Praktische Anwendungen der klassischen Konditionierung
Behaviorismus – Operantes Konditionieren
Arten von Verstärkung und Bestrafung: Operantes Konditionieren
Anwendung in der Praxis: Operantes Konditionieren
Shaping (Verhaltensformung): Operantes Konditionieren
Verhaltensaufbau mit positiver Verstärkung durch Verstärkungspläne: Operantes Konditionieren
Kognitivismus
Kognitivistische Auffassung
Kognitive Komponenten für erfolgreiches Lernen
Lernen und das Gehirn – kognitive Komponenten: Motivation
Was fördert die intrinsische Motivation? Welche Einflussfaktoren sind stark?
Lernen und das Gehirn – kognitive Komponenten: Aufmerksamkeit
Lernen und das Gehirn – kognitive Komponenten: Wahrnehmung
Lernen und das Gehirn – kognitive Komponenten: Konzentration
Kognitivismus – Zusammenfassung
• Das Gehirn ist ein informationsverarbeitendes Gerät.
• Wissen wird verarbeitet und besteht aus einem adäquaten internen Verarbeitungsprozess.
• Das höchste Lernziel sind „richtige Methoden zur Antwortfindung“.
• …
Beobachtungslernen/ Modelllernen
Beobachtungslernen oder Modelllernen (Albert Bandura, geb. 1925)
Kennzeichen des Modelllernens
Bobo-Doll Experiment zum Lernen von Gewalt
Theorie des sozialen Lernens
Medien als Quelle für Modelllernen
Konstruktivismus
Konstruktivistische Auffassung
• Der Mensch ist aktiv
• Individuen reagieren nicht auf Reize aus einer objektiven Welt, sondern erzeugen anhand von Sinneseindrücken eine subjektive Realität, die in starkem Maße von der individuellen Prägung des Individuums abhängig ist
• Erfahrung, Vorwissen und die konkrete Lernsituation haben eine bedeutende Rolle für das Lernen
Konstruktivismus und Lernen
• Wissen wird nicht aufgenommen oder erworben, sondern aktiv und subjektiv konstruiert.
• Interpretation und Akzentuierung auf der Basis bereits bestehender Wissenselemente
→ woraus neue Konzepte und Auffassung über die Wirklichkeit abgeleitet werden.
• Fokus liegt mehr auf dem Verstehen, als auf dem Behalten von Informationen.
Konstruktivismus – Zusammenfassung
Konstruktivismus – Selbstorganisiertes Lernen
Gesamtschau Lerntheorien
Modell Unternehmenskultur Edgar Schein (1985)
Begriffsklärungen
Epistemologische Überzeugungen
Intelligenz und Vorwissen
Individuelle Voraussetzungen erfolgreichen Lernens (INVO)
Intelligenztheorien
Multiple Intelligenzen, Gardner (2006)
Zusammenspiel von Intelligenz und Wissen
Erfolgsintelligenz, Sternberg (1985)
Messung von Intelligenz
Messung von Wissen
Begriff: Selbstregulation
Prozessmodell der Selbstregulation
Exkurs: 70-20-10 Modell
Vergleich traditionelles und agiles Lernen
Diagnostik und Förderung von Selbstregulation
Begriff: Selbstkonzept /-wert
Selbstkonzept und Leistung
Begriff: Motivation
Exkurs: Flow-Erleben
Extrinsische vs. intrinsische Motivation
Motivationsförderung
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