-Mikrosoziologie (und ihre Überschneidungen mit der Sozialpsychologie):
o Soziales Handeln, Interaktion, Situation, soziale Gruppen, u.ä.
-Makrosoziologie: große Strukturen, lange Prozesse
o Gesellschaftsvergleich, historische Gesellschaftsentwicklung, u.ä.
-Jedoch:
o Soziologische Fragestellungen (sowohl Makro als auch Mikro) beziehen sich immer auf kollektive Phänomene.
o Kriterium für kollektives Phänomen: Nicht als Eigenschaft eines Individuums beschreibbar (z.B. Selbstmordrate, Freundschaft (benötigt auch mindestens zwei Personen), Netzwerkstruktur, Institution – außerdem auch intendierte und nicht intendierte Folgen von Verhalten
-Und allgemein gilt auch das Credo des Sozialkonstruktivismus: „Gesellschaft ist ein menschliches Produkt.“
-Um kollektive Phänomene zu erklären, ist es notwendig, die Individuen, ihre Beziehungen zueinander, ihr Handeln und die Folgen ihres handelnden Zusammenwirkens zu betrachten.
==> Kein prinzipieller Unterschied zwischen „Mikrosoziologie“ und „Makrosoziologie (liegt die gleiche theoretische Konstruktion zugrunde)
==> Aber funktioniert dieses Vorgehen auch bei ganz großen sozialen Strukturen und langen historischen Prozessen? = Gegenstandsbereich der „Makrosoziologie“
-Was nicht dazugehört (gibt über Entstehungszusammenhänge Auskunft):
o Expressive Soziologie, d.h. Interpretation gesellschaftlicher Trends („Gegenwartsdiagnosen“): „In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?“
o „Kritische“ Soziologie, d.h. Normativ: „Wie sollte Gesellschaft (nicht) sein?“
-Was dazu gehört (Gibt Begründungszusammenhänge)
o Deskriptive Makrosoziologie
-Gesellschaftsvergleich, historische Soziologie
o Methodologisch kollektivistische Makrosoziologie
-Makro-Gesetze, Systemtheorie, u.a.
o Methodologisch individualistische Makrosoziologie
-Makrosoziologisches Rätsel – mit der Einführung der Demokratie steigt auch das Vermögen und der Wohlstand einer Gesellschaft
o Gibt Ausnahme, bspw. die VAE – obwohl der Wohlstand dort bei den Scheichs konzenztriert ist
==> Adäquarere Lesart: Sozioökonomische Modernisierung (BIP, Bildung, Industrialisierung, Urbanisierung, etc.) ==> Demokratisierung
==> Die These argumentiert methodologisch
kollektivistisch.
-Was erklärt die Lipset-These? Welche Probleme bringt sie mit sich?
o Lipset-These als „Makro-Gesetz“
o Zwei grundsätzliche Probleme:
1. Problem der Unvollständigkeit: Ausnahmen (siehe VAE)
§ Ausnahmen können gar nicht oder nur unvollständig erklärt werden
2. Problem der „black-box“:
§ Kein Wissen über die zugrunde liegenden Mechanismen/Regelmäßigkeiten - vorher war immer alles nur deskriptiv
§ Warum besteht eine Regelmäßigkeit?
§ Welches sind die ursächlichen Mechanismen? Kann ich damit evtl. auch die Ausnahmene verstehen?
-Ein methodologisch kollektivistisches Erklärungsangebot wäre: Systemtheorie (Talcott Parsons, 1902-1979): Komplexitätssteigerungen stellen höhere Anforderungen an politische Steuerungskapazitäten
==> Eine Evolutionäre Universalie ist „ein Komplex von Strukturen und verbundenen Prozessen, dessen Entwicklung die langfristige Anpassungskapazität lebender Systeme eines bestimmten Typs so stark erhöht, dass nur Systeme, die diesen Komplex entwickelt haben, bestimmte höhere Stufen genereller Anpassungsfähigkeit erreichen können.“ (Parsons, 1964)
o Gesellschaft wird sozioökonomisch so komplex, dass Gesellschaften, die den Schritt in die Demokratie nicht schaffen, von anderen (demokratischen) Gsellschaften geschluckt werden
o Indiz: Mehrfaches Auftreten unter unterschiedlichen Bedingungen
==> Die Geschichte der Menschheit ist daher eine Geschichte der Komplexitätssteigung
o Alle Gesellschaften: Verwandtschaft, Riten, Sprache, Technologie - mehrfaches Auftreteten der Komplexitätssteigerung unter unterschiedlichen Bedingungen dient hier als Indiz (bspw. die Entwicklung der Augen bei verschiedenen, nicht mehr verwandten Spezies)
o Entwicklung zu modernen Gesellschaften: 1. soziale Schichtung, 2. kulturelle Legitimation, 3. Geld und Märkte, 4. Bürokratie, 4. universelles Recht, 6. Demokratie (Universalien die es braucht, um bestimmte Stufen der Entwicklung zu erreichen)
o Argument für Demokratisierung in Kurzform: Politischer Pluralismus und Wettbewerb sind notwendige Bedingungen dafür, dass industrielle Massengesellschaften höhere Stufen der Komplexität und Anpassungskapazität erreichen.
==> Je komplexer eine Gesellschaft, umso mehr erfordert sie effektive politische Organisation/Steuerung. Letzteres wiederum verlangt einen breiten gesellschaftlichen Konsens, der nur durch demokratischen Einbezug der Massen erreicht werden kann.
==> Systeme müssen sich anpassen, um zu überleben
-Langfristige Anpassungskapazität von Gesellschaften lässt sich wissenschaftlich nicht beurteilen.==> langfristige Prognose von Umweltbedingungen unmöglich
-Kein Verständnis der Ursachen, die zur Herausbildung bestimmter Strukturen führen (ähnlich wie das Blackbox-Problen)
-Vernachlässigung exogener Faktoren, d.h. der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen GesellschaftenInternationales Lernen, Staaten beeinflussen sich gegenseitig (z.B. Kolonialisierung, Imperialismus) und entwickeln sich NICHT autonom voneinander
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