Der Mensch als Produkt der Evolution
Nach Darwin: Anpassung an den Lebensraum durch Formenvielfalt und natürliche Auslese
Durch Fortpflanzung werden Eigenschaften weitergegeben und weiterentwickelt
Soziobiologische Erkenntniss
Natur- und geisteswissenschaftliche Anthropologie: Soziologie, Genetik, Psychologie
Menschliche Vielfalt durch individuelles Erbgut, Erziehung und Umwelteinflüsse
Biologisch festgelegte Verhaltensmuster beeinflussen menschliches Verhalten
Dennoch trägt jeder Mensch Verantwortung für sein Handeln
Soziobiologische Erkenntnisse ermöglichen genauere Analyse komplexer Sozialstrukturen
Diese Erkenntnisse bieten Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme
Analogier von Genen und Memen
Richard Dawkins, Vertreter der evolutionären Biologie
Konzept des "egoistischen Gens"
Gene nutzen Körper von Lebewesen zur Vermehrung
Dawkins überträgt genzentrierten Ansatz auf kulturelle Evolution
Memetik als Forschungsrichtung entwickelt sich
Memetik als Übertragung von genzentriertem Ansatz auf kulturelle Evolution
Was bedeutet Mem
Dawkins prägte den Begriff "Mem" 1976, basierend auf dem lateinischen Wort "memoria", was Erinnerung bedeutet.
Ein Mem ist ein "Kulturkörperchen", ein Informationsmuster im Gehirn, das erinnert wird.
Beispiele für Memes sind eingängige Melodien, mitreißende Gags und überzeugende Grafiken.
Der Phänotyp eines Mems ist sein sichtbares Erscheinungsbild, vergleichbar mit dem Phänotyp in der biologischen Evolution.
Phänotypen von Memes sind die Auswirkungen auf die Außenwelt, wie Bilder, Gesten, Symbole, Musik.
Im juristischen Bereich können Urteile, Fachbücher, Vorlesungen etc. als Phänotypen von "Wenn-dann-Folgen" betrachtet werden.
Phänotypen eines Mems können in verschiedenen Formen gespeichert werden: in Büchern, Gehirnen oder Computern.
Replikation meme und gene
Evolution erfordert Replikation
Gene replizieren sich durch Kopieren und Weitergabe an die nächste Generation
Meme verbreiten sich im Mempool durch Imitation von Gehirn zu Gehirn
Meme nehmen zunächst die Form des Phänotyps an und werden dann im Gehirn des Empfängers als Mem gespeichert
Nur die am besten angepassten Meme setzen sich durch, entsprechend bekannten Evolutionsmechanismen wie Mutation und Selektion
Sind Meme wichtiger als Gene
Evolutionäre Biologen, Hirnforscher und Psychologen sehen Meme als neurologische Informationseinheiten an, die kulturelle Informationen direkt aufnehmen können.
Beobachtungen der Hirnaktivität zeigen, dass Spiegelneuronen, die auf Bewegungen, Gesichtsausdrücke und Laute reagieren, auch am Verstehen von Absichten und Handlungen beteiligt sind.
Spiegelneuronen sind wichtig für Imitation und Empathie; bei Autisten funktioniert das Spiegelsystem möglicherweise nicht richtig.
Dieses Wissen wirft theologische und ethische Fragen auf, einschließlich der Frage nach der Willensfreiheit.
Anthropologen betonen das Potenzial der Meme, nicht nur Kultur zu replizieren, sondern auch weiterzuentwickeln und Kreativität zu ermöglichen.
Meme werden als Basis und Ermöglichung von Kreativität betrachtet, und der Mensch wird nicht ausschließlich durch Kultur determiniert.
Gibt es den Freien Willen
Persönlichkeitsmodell der Psychoanalyse:
Kein freier Wille, sondern Wollen durch äußere und innere Ursachen bestimmt
Instanzen des psychischen Seins nach Freud:
"Es", "Ich" und "Über-Ich"
Einflüsse der Außenwelt:
Soziale, kulturelle und moralische Einflüsse von Familie, Freunden, Gesellschaft, Religion etc.
"Über-Ich" als prägende Elemente:
Beeinflusst das "Ich"
Das "Ich" als Realitätsprinzip:
Moderiert zwischen "Über-Ich" und "Es"
Das "Es" als steuernde Funktion:
Repräsentiert das Unbewusste und beinhaltet verdrängte Vorstellungen
Verdrängte Lustgefühle, Triebe, Ängste etc.:
Resultierend aus dem Realitätsprinzip, als Antriebskräfte für das Verhalten
Der Versprechende nach Freud
Keine Zufälligkeiten, sondern vollständige psychische Akte mit Sinn und Absicht
Unterbewusstsein ("Es") verantwortlich für sprachliche Fehlleistungen
Versprecher geben Auskunft über primäre Ursache und verfolgen ein Ziel
Gestörte Erstabsicht wird zum Störfaktor einer neuen Sprechabsicht
Unbewusste gestörte Erstabsicht stört die neue Sprechabsicht
Mensch ist in diesem psychischen Akt nicht frei, Fehlrede durch Unterbewusstsein determiniert
Infragestellung des freien Willens in der Hirnforschung
Sigmund Freud:
Entdeckte neuronale Entsprechungen psychischer Vorgänge
Stützte sich auf Aufzeichnungen elektrischer Ströme der Hirnrinde
Heutige Neurowissenschaften:
Verwenden bildgebende Verfahren der Nuklearmedizin für klare Schnittbilder des Gehirns
Ermöglichen genaueste Messungen der von Neuronen ausgehenden elektrischen Aktivität über die Kopfhaut
Experimente:
Elektrodenreizung eines bestimmten Gehirnareals führt zur Armhebung, obwohl die Person angibt, bewusst nach etwas gegriffen zu haben
Stimulierung des Rückenmarks führt ebenfalls zur Armhebung, doch die Person leugnet, den Arm bewegt zu haben
Interpretation:
Viele Naturwissenschaftler sehen solche Experimente als Grundlage für eine Theorie der "Demontage" eines freien Willens
Neurophysiologie – kein Beweis für die Illusion eines freien Willens
Vergleich Computer und Gehirn:
Beide können Informationen speichern und abrufen
Computerspeicherkapazität größer, kann gesamten Inhalt einer Bibliothek speichern und schnell abrufen
Gehirn leistet trotzdem mehr
Unterschiede im Abrufen von Informationen:
Computer: Über vorgegebene Adresse
Gehirn: Über Assoziationen, betrifft ein umfassendes Gebiet
Verarbeitung von Informationen im Gehirn:
Viele Informationen werden parallel verarbeitet
Plastische Strukturen, passen sich ständig neuen Anforderungen an
Komplexität der geistigen Vorgänge im Gehirn:
Nicht allein bestimmten Regionen zuzuordnen
Beteiligung des gesamten Gehirns mit vielen neuronalen synaptischen energetischen Schaltungen und Verknüpfungen
Schlussfolgerung aus neurophysiologischen Prozessen:
Willensfreiheit keine bloße Illusion, nicht alle Geistestätigkeit auf Stoffwechselprozesse und physikalische Vorgänge zurückzuführen
Verantwortung nach Jean-Paul Sartre
Der Mensch trägt Verantwortung für sein eigenes Wesen, aber auch für die gesamte Menschheit. Die Erkenntnis solcher Verantwortung führt zu Angst: Selbst wenn der Mensch seine Angst durch Lügen oder Ausreden verdecken will, bleibt sie dennoch sichtbar. Die Angst vor der Verantwortung ist die Angst vor dem schlechten Gewissen
Definiere Existenzialismus
Existenzialismus = Mensch definiert sich selbst und sein Wesen
-> Mensch wird das sein, wozu er sich macht
-> Religion macht ihn unwürdig, weil durch sie und einen Schöpfergott der Mensch und sein Wesen determiniert sind
Grundlage der Existenzialisten: Die Existenz geht vor dem Wesen/ Ausgang von der Subjektivität
Beispiel Existenzialismus
Ein Brieföffner wurde von einem Handwerker hergestellt, der sich von einem Begriff hat anregen lassen. Dieser verlässt sich auf ein sogenanntes Rezept, also die bestimmte Herstellungsweise.
Wir sagen also das beim Brieföffner die Essenz, d.h. die Gesamtheit der Rezepte und der Eigenschaften ihn zu produzieren und zu definieren, der Existenz vorausgeht. Die Gegenwart des Brieföffners ist determiniert, also geht die Produktion der Existenz voraus
Frage auf “was ist der Mensch”
(Gen 1-9) Gott sah alles an, was er gemacht hatte: es war gut
-> Gott will Menschen, welche ihm gleich sind
Der Mensch als Geschöpf Gottes
- Schöpfungshymnus (Gen 1,1 - 2,4a):
Menschen als von Gott geschaffene Kreatur
Gottebenbildlichkeit verleiht Sonderstellung und unverlierbare Würde
Menschen als erwählte Partner Gottes mit Freiheit zur Zuwendung oder Abwendung
Berufung als verantwortungsvoller "Statthalter" und "Gestalter" der Erde sowie liebevoller Partner aller Mitmenschen
- Zweite Schöpfungserzählung (Gen 2,4b-24):
Symbolik der Erschaffung des Menschen durch Einhauchen des Lebensatem
Leben als Geschenk Gottes, durchweht von Gottes Lebensatem, verdeutlicht die Geistigkeit des Menschen
Menschen als Einheit von Leib, Seele und Geist
- Problematische Rezeption und Auslegung des Bibeltexts:
Adam zunächst Kollektivname für Erdling, erst durch Erschaffung von Eva zum Mann
Zusammengehörigkeit und Ebenbürtigkeit von Mann und Frau betont
- Biblische Perspektive des Menschen als soziales Wesen:
Als Paar geschaffen, von Beginn an auf Gemeinschaft angelegt
Zwischen Verderben und Vollendung
- Urgeschichten in der Bibel:
Sündenfall (Gen 3)
Brudermord Kains an Abel (Gen 4,1-16)
Sintflut Erzählung (Gen 6 - 9)
- Menschliche Schwäche und Sündenverfallenheit:
Gottebenbildlichkeit und Vernunft schützen nicht vor Sünde
Menschliche Neigung zur Hybris, Gott gleich sein zu wollen
Sterblicher Mensch begrenzt in Macht und Lebensdauer
- Neutestamentliches Menschenbild:
Paulus bezieht Erfahrungen mit Jesus Christus ein
Christus als Urbild, das wahre Bild Gottes erneuern kann
- Erneuerung der Gottebenbildlichkeit durch Gemeinschaft mit Jesus Christus:
Aufgabe der Getauften als "neue Menschen" nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben
- Verheißung der Auferstehung nach dem Bild des Himmlischen:
Menschen werden in die volle Gottebenbildlichkeit Jesu Christi einbezogen sein
- Menschenbild als "Person":
Schließt Wesensaussagen über den Menschen ein
Grundlage für theologische, politische und soziale Überlegungen
- Kritisches Potenzial des christlichen Menschenbildes gegenüber verengenden Zugriffen auf das Bild des Menschen und den Menschen selbst.
Der Apostel Paulus
o Paulus:
Jüdischer Intellektueller und ausgebildeter Pharisäer
Jüdischer Name: Schaul
Geburt um die Zeitenwende
Berufungserlebnis bei Damaskus kurz nach der Kreuzigung Jesu (um das Jahr 30)
Wandlung vom Christenverfolger zum christlichen Missionar
Beansprucht wie "die Zwölf" Zeuge des Auferstandenen zu sein und ein Apostel zu sein (1 Kor 15,8f.)
Sporadischer Kontakt zur Jerusalemer Gemeinde, besucht sie drei Mal zwischen Missionsreisen
Gründung von christlichen Gemeinden in wichtigen Zentren der römisch-griechischen Welt während Missionsreisen
In den 50er-Jahren in Jerusalem festgenommen, später nach Rom überführt
Martyrium in Rom nach 60 n. Chr.
frei für Christus - Freiheit vom Gesetz
Paulus erkennt, dass das Heil Gottes allen Menschen vorbehaltlos offensteht, durch Jesus Christus.
Sein Denken wird von der Entdeckung beeinflusst, dass der Glaube an den Auferstandenen eine Wende im Leben bewirken und den Menschen von allem Bisherigen befreien kann.
Diese Freiheit kann nicht durch menschliche Bemühungen erreicht werden, da kein Mensch sich von Schuld freisprechen kann (Röm 1,18 - 3,20).
Gottes Gnade legt die Menschen nicht auf ihre Schuld fest, sondern bringt sie vor Gott, vor andere und vor sich selbst in ihrer Würde als Ebenbild Gottes.
Die Rechtfertigung erfolgt nicht durch "Werke des Gesetzes", sondern durch den Glauben an Christus, der das Ende des Gesetzes ist und jeden, der an ihn glaubt, gerecht macht (Röm 10,4).
Paulus' Aussagen über den Zusammenhang von Glaube und Handeln sind gegen eine leistungsorientierte Frömmigkeit und die Idee der Verdienste durch eigene Kraft gerichtet.
Es geht um die Freiheit vom "Gesetz", vor allem in ethischen Fragen bleibt Paulus seinen jüdischen Wurzeln treu.
der gespaltene Mensch
Paulus erkennt im Menschen eine Spaltung, bei der zwei unterschiedliche Programme gegeneinander arbeiten.
Das Ich des Menschen kann sich nicht klar auf die eine oder andere Seite stellen, weil beide beanspruchen, die wirkliche Person zu sein.
Der "äußere" Mensch wird von der fremden Macht "Sünde" beschrieben, was auf die Entscheidung des religiösen Menschen hinweist, sein Ich an Gott binden zu wollen, jedoch gleichzeitig die Erfahrung macht, dass dies nicht in seiner Macht liegt.
Glaube und Verbundenheit mit Jesus Christus befreien den Menschen von dieser Fremdbestimmung durch die Macht der Sünde.
Statt der Fremdbestimmung folgt der Mensch dem Ruf seiner eigentlichen Bestimmung.
Indikativ und Imperativ des Heils
Paulus ermahnt seine Gemeinden, die christliche Freiheit nicht durch Unterwerfung unter den eigenen Egoismus zu verspielen.
Zitat aus 1 Korinther 6,12: "Alles ist mir erlaubt - aber nicht alles nützt. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich."
Durch Glauben und Taufe wird der Mensch aus alten Fesseln befreit und zu einem neuen Leben in Jesus Christus geführt.
Diese neue Wirklichkeit des Menschseins muss sich im Leben bewähren; das neue Menschsein ist ein Geschenk, das entfaltet werden muss.
Christen haben die Aufgabe, diese Gabe in ihrem Alltag umzusetzen und ihr Leben als ständigen Prozess der Erneuerung zu gestalten.
Sie sollen sich immer wieder um Gerechtigkeit und Heiligkeit bemühen und ihr Denken und Handeln erneuern (vgl. Epheser 4,17 - 5,2).
Erlösung hat existenzielle Bedeutung: Christen sind dem Guten zugewandt und lebensfreudige Menschen, "befreit zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" (vgl. Römer 8,21).
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