• Humanistische Persönlichkeitstheorien
• Soziale Lerntheorien und kognitive Theorien
• Psychosoziale Stadien nach Erikson
• Moralentwicklung
• Persönlichkeit und Schule
Lernziele
• Soziale Lerntheorien: Theorie Bandura`s beschreiben können, Kernbegriffe erklären (z.B. Selbstwirksamkeit, reziproker Determinismus)
• Identitätsentwicklung nach Erickson erklären können
• Moralentwicklung: 3 Stadien (und Stufen) nennen können, inhaltliches Beispiel geben können
Einleitung
-> Was ist Persönlichkeit?
-> Wann entwickelt sie sich?
-> Was ist Identität?
-> Kernmerkmale eines gelingenden Lebens
-> 2 theoretische Ansätze zur Persönlichkeit
• Persönlichkeit besteht nicht von Geburt an, sondern entwickelt sich unter Einfluss von Anlagen und Umwelt
• Jugend: wirft in vielen modernen Industriestaaten Probleme auf, die aus der oftmals schwierigen Suche nach der eigenen Identität resultieren
• Identität: Wechselwirkung zwischen Anlagen und Umwelt
• Psychologie definiert Persönlichkeit als Summe vieler psychologischer Eigenschaften, in denen sich Unterschiede zwischen den Menschen zeigen
• Nach Wilhelm von Humboldt ist das Ziel von Bildung
○ „die Anregung aller Kräfte eines Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt in wechselseitiger Ver- und Beschränkung harmonisch-proportionierlich entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität oder Persönlichkeit führen, die in ihrer Idealität und Einzigartigkeit die Menschheit bereichert“ (Brockhaus, 1997).
• Immanuel Kant (1803) ist die
○ „praktische oder moralische Pädagogik oder Erziehungslehre“ diejenige, „durch die der Mensch soll gebildet werden, damit er wie ein frei handelndes Wesen leben könne. [...] Sie ist Erziehung zur Persönlichkeit, Erziehung eines frei handelnden Wesens, das sich selbst erhalten, und in der Gesellschaft ein Glied ausmachen, für sich selbst aber einen inneren Wert haben kann“ (Kant, 1803, S. 13).
Kernmerkmale eines gelingenden Lebens (Leiber, 2006)
• Freiheit bzw. Selbstbestimmung
• Selbsterhaltung
• Soziale Funktion (soziale Lebensführungskompetenz)
• Selbstwert
2 theoretische Ansätze zur Persönlichkeit
• Soziale Lerntheorien und kognitive Theorien der Persönlichkeit
Humanistische Persönlichkeitstheorien
• Die wesentliche Eigenschaft aller humanistischen Theorien ist die Betonung des Strebens nach Selbstverwirklichung (Selbstaktualisierung)
• Selbstverwirklichung: Realisierung des eigenen innewohnenden Potentials, d. h. die Entwicklung der eigenen Möglichkeiten und Talente
• Bekannte Vertreter: Carl Rogers, Abraham Maslow und Karen Horney
• Motivation für Verhalten entsteht aus den angeborenen und erlernten Tendenzen einer Person, sich in eine positive Richtung zu entwickeln und zu verändern ➢ Ziel: Selbstverwirklichung
Maslows Bedürfnis-Pyramid
• Humanistischen Persönlichkeitstheorien: Betonung hypothetischer innerer Mechanismen
○ Traits, Tendenzen zur Selbstverwirklichung etc.
• Was den meisten dieser Theorien jedoch fehlt, ist eine Verbindung zwischen der Persönlichkeit und bestimmten Verhaltensweisen
○ Sie sagen kein konkretes Verhalten voraus
-> Banduras sozial-kognitive Lerntheorie
-> Was versteht er unter reziproken Determinismus?
Soziale Lerntheorien und kognitive Theorien
• lerntheoretischen Orientierung: Umstände in der Umwelt, die das Verhalten steuern
• Persönlichkeit wird als die Summe der offenen und verdeckten Reaktionen verstanden
• Lerntheoretischen Ansätzen: Menschen unterschiedlich, weil sie unterschiedliche Verstärkungsgeschichten haben
• individuelle Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen über eine äußere Situation nachdenken und sie definieren (-> Kognitionen)
Banduras sozial-kognitive Lerntheorie
• kombiniert Lernprinzipien mit einer Betonung Interaktionen in sozialen Umgebungen
• Ansatz der sozialen Lerntheorie: hebt kognitiven Prozesse hervor, die an Erwerb und Aufrechterhaltung von Verhaltensmustern – und dadurch auch der Persönlichkeit – beteiligt sind
• Entwicklung der Persönlichkeit: reziproke Interaktion zwischen individuellen Faktoren, Verhaltensweisen und Umweltreizen
-> reziprok = in beide Richtungen
-> Person/Persönlichkeit prägt/verändert Umwelt und Verhalten
-> um am Übergewicht zu arbeiten geht man ins Schwimmbad schwimmen, das verändert die Wahrnehmung für das Schwimmbad
-> Schwimmbad ist nicht einfach Freizeit, sondern auch Sport
-> Selbstwirksamkeit
Banduras sozial-kognitive Lerntheorie - Selbstwirksamkeit
• Überzeugung, dass man in einer bestimmten Situation angemessene Verhaltensresultate erzielen kann
• Selbstwirksamkeit korreliert mit Wahrnehmungen, Motivation und Leistung
Informationsquellen für die Bewertung der Selbstwirksamkeit
• das tatsächlich Erreichte
• stellvertretende Erfahrungen
• Überzeugungen
• Überwachung der eigenen emotionalen Erregung
Selbstwirksamkeitserwartungen: beeinflussen, wie viel Anstrengung man aufwendet und wie schnell man aufgibt, wenn man in unterschiedlichen Situationen auf Schwierigkeiten stößt
Studie von Bandura und Kollegen (1966)
• 279 Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren
• Welche Rolle spielt das Ausmaß der Selbstwirksamkeit bei Kindern und ihren Eltern für den schulischen Erfolg?
• Maß der Selbstwirksamkeit: Übereinstimmung mit einer Reihe von Aussagen
• Z. B.: „Ich kann meine Lehrer dazu bringen, mich zu unterstützen, wenn ich bei einer Aufgabe nicht weiterkomme.“
• Ergebnisse
○ Überzeugung der Eltern, ihre Kinder unterstützen zu können, korrelierte mit der Überzeugung der Kinder, dass sie viel leisten können
○ starker Glaube an die eigene Selbstwirksamkeit korrelierte mit tatsächlich guten Leistungen
Psychosoziale Stadien nach Erikson
• Erik Erikson (1902-1994), Schüler von Anna Freud
• „Identität“ entsteht aus den Krisen im Laufe der psychosozialen Entwicklung
• Individuum muss eine Reihe von psychosozialen Stadien durchlaufen, von denen jedes einen bestimmten Konflikt oder eine Krise bereithält
• Krisen führen zu Fortschritten in der Persönlichkeitsentwicklung oder zu Regressionen
„Gesunde“ Persönlichkeit
Persönlichkeit ist gekennzeichnet durch
… die Beherrschung der Umwelt
… eine Übereinstimmung mit sich selbst und
… die Fähigkeit, die Welt und sich selbst zutreffend wahrzunehmen
-> Moral und Konvention
-> Stadien des moralischen Denkens nach Kohlberg
Entwicklung von moralischem Denken und Urteilen
• Wie entwickelt sich Moral?
• In welchem Alter erwerben Schüler*innen bestimmte Vorstellungen über Recht und Unrecht?
• Entwickelt sich unser Denken über moralische Zusammenhänge stufenweise, in einem Prozess, so wie Piaget ihn beschrieben hat?
Moral: „das, was im Hinblick auf das Wohlbefinden anderer gerecht und fair ist“
Konvention: „was im Hinblick auf einen sozialen Konsens“ geschieht
Stadien des moralischen Denkens nach Kohlberg
• Kohlberg (1963, 1981) hat den Bereich der Moralentwicklung untersucht
• drei Stadien des moralischen Denkens: jedes Stadium ist durch zwei Entwicklungsstufen gekennzeichnet
Präkonventionelles Stadium
• Bestrafung-Gehorsam-Orientierung: Vermeidung von Bestrafung ist zentrales Motiv
• instrumental-relativistische Orientierung: Recht ist, was die eigenen Bedürfnisse befriedigt
Konventionelles Stadium
• Orientierung auf interpersonelle Eintracht: Gutes Verhalten ist das, was anderen gefällt oder ihnen hilft
• Orientierung auf Autorität und Erhalt der sozialen Ordnung: Richtiges Verhalten besteht darin, dass man seine Pflicht tut, die Autorität achtet und zum Erhalt der sozialen Ordnung um ihrer selbst Willen beiträgt
Postkonventionelles Stadium
• legalistische Sozialkontrakt-Orientierung: Brauchbarkeit von Gesetzen und Rechten des einzelnen wird kritisch überprüft
• Orientierung auf ein universelles ethisches Prinzip: Recht wird über das Gewissen in Übereinstimmung mit selbstgewählten, logischen und umfassenden ethischen Prinzipien definiert
• Die Stufen werden aus den verbalen Reaktionen von Kindern und Erwachsenen auf hypothetische moralische Problemsituationen erschlossen
-> erstes Stadium
-> zweites Stadium
-> drittes Stadium
-> Beispiel: „Sollte ein Angehöriger des Katastrophenschutzes seinen Posten verlassen, um seiner Familie zu helfen, die vielleicht bei einer Katastrophe zu Schaden gekommen ist, oder sollte er dort ausharren, wo er ist, und anderen helfen?“
Mögliche Antworten im präkonventionellen Stadium:
• Stufe 1: Orientierungsschema „Bestrafung/Gehorsam“: Der Mann soll bleiben, wo er ist, sonst wird er von den Behörden bestraft.
• Stufe 2: Orientierungsschema „instrumental-relativistisch“: Er sollte zu seiner Familie gehen, denn wenn er nicht weiß, was ihr zugestoßen ist, hat er keine Ruhe mehr.
Mögliche Antworten im konventionellen Stadium:
• Stufe 1: Orientierungsschema „interpersonelle Eintracht“: Er sollte gehen, denn gute Ehemänner und Väter kümmern sich um ihre Familie.
• Stufe 2: Orientierungsschema „Autorität und Sozialordnung“: Er sollte bleiben, weil vorgeschrieben ist, dass er seinen Posten nicht verlassen darf.
Mögliche Antworten im postkonventionellen Stadium:
• Stufe 1: Orientierungsschema „Sozialkontrakt/Legalität“: Er sollte wohl bleiben, da er sich dazu bereit erklärt hat, in einem Notfall einen solchen Posten anzunehmen; unter besonderen Umständen könnte er jedoch das Verlassen seines Postens rechtfertigen.
• Stufe 2: Orientierungsschema „universell-ethisches Prinzip“: Er sollte bleiben, da er, wenn er seinen Posten verlassen würde, die Sicherheit weniger über die vieler stellen würde, und das ist prinzipiell nicht richtig; die Menschen in seiner Nähe, die in Not sind, haben genauso eine Familie, und er ist ethisch verpflichtet, sich um sie zu kümmern. Wenn er das nicht täte, würde er sich wahrscheinlich für den Rest seines Lebens bittere Vorwürfe machen.
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