Sepsis
Akut lebensbedrohliche Organdysfunktion infolge einer dysregulierten Immunantwort auf eine (mutmaßliche) Infektion
für die Diagnose ist kein Nachweis einer Infektion erforderlich —> Vermutung reicht
Sepsisassoziierte Organdysfunktion: Änderung des SOFA-Scores um ≥2 Punkte für das jeweilige Organ
Septischer Schock
Septischer Schock: Maximalvariante mit
Erforderlichkeit einer Katecholamintherapie bei Hypotonie (MAP <65 mmHg) trotz adäquater Volumengabe und
Serum-Lactat >2 mmol/L
Blutstrominfektion
Präsenz von Erregern im Blut (z.B. Bakterien, Pilze), die zu einer Entzündungsreaktion mit entsprechenden Änderungen der klinischen, laborchemischen und/oder hämodynamischen Parameter führt
Nachweis der Erreger: Meist durch eine positive Blutkultur, seltener durch PCR
Blutstrominfektionen können schwer verlaufen und zu einer Sepsis führen
Bakteriämie
Präsenz von Bakterien im Blut, die transient (bspw. nach dem Zähneputzen) auftreten und auch ohne Änderung der o.g. Parameter einhergehen kann
SIRS
Systemic inflammatory response syndrome
unspezifische Entzündungsreaktion des Körpers mit die Veränderung von Temperatur, HF, AF und BB einhergeht
muss nicht infektiös getriggert sein —> rauma, schwere Erkrankungen (akute Pankreatitis, Ischämie, LAE)
Pathophysio: Zerstörung von Gewebe —> Freisetzung intrazellulärer Strukturen —> Aktivierung proinflammatorischer und antinflammatorischer Kaskaden —> systemisch Entzündungreaktion
Diagnosekriterien: wenn 2 oder mehr erfüllt sind
Körpertermperatur >38, < 36
HF: >90
AF: >20
BB: Leukozyten >12000 oder <4000, 10% Neutros
Sepsis Pathophysio
Abfolge aus Infektion, Immunreaktion (dysreguliert), systemische Entzündungsreaktion
Infektion: jeder Infektfokus kommt in Frage —> meist Bakterien
Immunantwort:
Erregerbestandteile (PAMPs) lösen Immunantwort aus (Mustererkennungsrezeptoren (toll-like) PRRs auf Makrophagen, Granulozyten, APZ erkennen PAMP)
Freisetzung proinflammatorischer Zytokine + Chemokine (TNF alpha, IL-1) —> kaskadenartige Fortsetzung der systemischen Inflammation
Schäden an fokusfernen Organen
Effekte Entzündungsreaktion:
Endotheldysfunktion und Kapillarleck: Endothelaktivierung —> NO Freisetzung —> Vasodilatation + Kapillarleck —> Austritt von Flüssigkeit + Albumin —> generalisierte Ödeme
Blutgerinnung: Gerinnungsaktivierung durch vermehrte Bildung von TF auf Endothel —> vermehrte Thrombinbildung —> Mikrothrombosierung mit DIC und Verbrauchskoagulopathie
Klinik
kein Leitsymptom - Zusammenschau von Klinik und Diagnostik
erster Hinweis: reduzierter AZ
Kardialsymptome: Fieber, Schüttelfrost, Vigilanzmidnerung, Hypotonie, Tachykadrie, AF erhöht
weitere Hinweise: Zentralisation (zunächst warme Akren, später kalt und marmoriert), Ödeme, Petechien
Symptome nach Fokus (Urosepsis, Pneumonie, Meningitis, Katheter —> Entzündung der Einstichstelle)
Diagnostik - Überblick
Erkennen einer Sepsis:
klinische Beurteilung: VT (RR, HF, AF, O2), VIgilanzminderung
SOFA-Score
Fokus- und Erregersuche
Anamnese: Symptome, Vorerkrankungen
kU
Blutkulturen: 2 Paare vor der AB-Therapie
weitere Suche je nach vermutetem Fokus
Labor: Sepsis-Parameter, Organparameter ( Organdysfunkionen)
Sequential Organ Failure Assessment
Anstieg um mindestens 2 Punkte = Sepsis
Lungenfunktion (Oxygenierungsindex pO2/FiO2)
Nierenfunktion (Kreatinin)
Leberfunktion (Bilirubin)
Kreislauffunktion (mittlerer arterieller Druck)
BB (Thrombozytenzahl)
ZNS (GCS)
qSOFA-Score
quickSOFA für schnellere Identifikation
Paramter: positiv, wenn >2 zutreffen
Vigilanzminderung
systolischer RR <100mmHg
AF >22/min
Sepsis Laborparameter
Procalcitonin: derzeit bester Spesismarker, v.a. bei bakteriellen Infektionen sensitiv
keine Erhöhung bei Tumor, autoimmun, Nekrosen, abakteriellen Entzündungen
CRP
BB: Thrombozytopenie (septischer Schock?), Leukozyten (Entzündungsmarker), Anämie (Verbrauchskoagulopathie, Mikrozirkulationsstörung)
Laktat: Marker des septischen Schocks
Gerinnungsparameter: disseminierte intravasale Gerinnung
Fibrinogen, Antithrombin, D-DImere, Thrombotytopenie
Katheterassoziierte Sepsis
ZVK bahnen Eintrittspforte für Erreger —> erhöhtes Infektionsrisiko
Klinisches Bild: Einstichstelle mit Rötung, Schwellung, Erwärmung, Druckschmerzhaftigkeit
MiBi:
BK: Immer! periphere + zentrale aus ZVK
Bestimmung der differential time to positivity —> gleichzeitige Bebrütung von zentralen und peripheren Blutkulturpaaren —> werden zentrale eher positiv spricht das für ZVK als Fokus
immer Kultur der Katheterspitze
Therapie
adäquate Therapie innerhalb der 1 Stunde entscheidend!
1-Hour-Bundle!
Laktat messen (wiederholt bis Laktat <2mmol/L)
BK vor AB-Therapie
kalkulierte AB-Therapie (hit hard and early)
rasche Volumensubstitution (30ml/kg KG)
Katecholamine, wenn MAP <65mmHg nach Volumensubstitution
Tranfusionen: ab Hb <7g/dL
Fokussanierung: Entfernung von Fremdmaterial, chirurgische Behandlung von Abszessen und Wunden, Behandlung von abdominalchirurgischen Komplikationen
Antibiotikatherapie
Frühzeitige Gabe eine Breispektumsantibiotikums innerhalb der ersten Stunde nach Diagnose —> Fokus mit einbeziehen!
Pip/Taz, Ceftazidim (3.Gen), Carbapeneme
MRSA: Vancomycin, Linezolid
Reevaluation alle 48-72h anhand Klinik und Labor
Erreger-Nachweis: gezielte Therapie
Kreislaufstabilisierung
Volumentherapie
Volumenmangel: absolut (Kapillarleck) und relativ (Vasodilatation)
Initiale Substitution: balancierte Vollelektrolytlösung
2. Wahl: kristalloide Lösung mit ggf. Humanalbumin
HES kontraindiziert
kreislaufwirksame Substanzen:
ZVK/ mehrere großlumige PVKs
Katecholamine: steigern RR und HF
Dobutamin (beta1 Agonist): steigerung der Pumpleistung
Vasopressoren: Vasokonstriktoren —> Steigern RR; Abschwellen von Ödemen
Noradrenalin (alpa 1- Agonist): Erhöhung des peripheren Gefäßwiderstandes —> RR hoch
weitere Maßnahmen
O2-Gabe
BZ-Management
Thromboseprophylxe mit UFH, NMH
Stressulkusprophylaxe: H2-Blocker/PPI
Dialyse: therapierefraktäre Überwässerung, Azidose, Hyperkaliämie
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