Lernziele
• Zentrale Inhalte des kooperativen Lernens nennen und erklären
• Arten der kooperativen Lerngruppen nennen
• Typen positive Abhängigkeit nennen und erklären
• Rolle der Lehrkraft beschreiben
• Fehler beim kooperativen Lernen erklären
• Empirische Befunde kennen
• Wie kann eine Lehrkraft sicherstellen, dass kooperatives Lernen in der Gruppe gelingt?
Was ist kooperatives Lernen?
(• Zentrale Inhalte des kooperativen Lernens nennen und erklären)
Kooperatives Lernen…
• …ist komplex
• …folgt unterschiedlichen Philosophien & beinhaltet unterschiedliche Methoden
• …kann eingesetzt werden im Umgang mit Heterogenität, mit Alltagskonflikten und mit Leistungsansprüchen und –motivation
• …steht in Wechselbeziehung mit sozialen Kompetenzen
Kooperatives Lernen als Gruppenunterricht
-> Merkmale
-> Was ist die Aptitude-Treatment-Interaktion?
• Beteiligte lernen in methodisch strukturiertem Prozess so miteinander und voneinander, dass jede und jeder sich einbringen kann, niemand ausgegrenzt wird und alle für den Prozess wie für das Ergebnis Verantwortung übernehmen (Green & Green, 2004)
Merkmale
• Methodenrepertoire zur Strukturierung von Gruppen- und Arbeitsprozessen → nachhaltige Entwicklungsprozesse (Bennet & Green, 1995)
• Feedback-Kultur: kognitive, soziale und emotionale Prozesse → Kompetenzerwerb wird gleichrangig mit Wissenserwerb gefordert und gefördert (Slavin, 1983)
• deep-processing strategies: Auseinandersetzung mit und Kommunikation über Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven & Verknüpfen mit ähnlichen Sachverhalten (Entwistle, 1995)
• Fokus auf Gruppenbildungsprozesse und –strukturen: soll Ausagieren gegenseitiger Abneigungen in und bei der Gruppenarbeit verringern
• Kooperatives Lernen: ungünstig für Schüler, die ein hohes Maß an Sicherheit und Struktur benötigen
• formelle (Frontal-)Unterrichtssituationen: höhere Lernleistungen, weniger Ängstlichkeit (Huber, 2000)
-> Die Aptitude-Treatment-Interaktion (ATI) ist ein Begriff aus der Pädagogischen Psychologie. Sie beschreibt die Tatsache, dass die Effektivität bestimmter instruktionaler Maßnahmen (Treatment) von den Merkmalen der Lernenden (Aptitude) abhängt
Gruppenpuzzle (Jigsaw Teaching Technique; Aronson, 1971)
• Form des kooperativen Lernens
• Schüler:innen werden in Gruppen eingeteilt
• Jede Gruppe bearbeitet ein (gruppenübergreifendes) Gesamtthema
• Jedes Gruppenmitglied ist Experte für einen Teil des Themas
• Experten eines Teil-Themas treffen sich, um ihre Ergebnisse abzugleichen
• Anschließend kehren die Experten in ihre Gruppen zurück und tragen den anderen Mitglieder ihr Spezialthema vor
• Abschließend wird das Gesamtthema von allen Gruppenmitgliedern geprüft
Ziel: Schüler:innen kümmern sich um Leistung aller Gruppenmitglieder genauso wie um die eigenen
Individuum
▪ klare individuelle Verantwortlichkeit
▪ Feedback zu Lernfortschritt
Gruppe
▪ Feedback gegeben, wie die einzelnen Mitglieder vorankommen
▪ Heterogen: Fähigkeiten und Eigenschaften
▪ Alle Mitglieder teilen Verantwortung, sich zu organisieren → keine formelle Leitung
• Die Verantwortung für das Vorankommen aller wird gemeinsam getragen
• Erwartung an Gruppenmitglieder: gegenseitige Unterstützung
• Ziele: Lernen jedes Einzelnen optimieren & gute Arbeitsbeziehungen untereinander entwickeln
• soziale Kompetenzen: werden direkt gelehrt (z. B. Kommunikation, Vertrauensbildung, Konfliktmanagement)
• Lehrkraft beobachtet Gruppen, analysiert Probleme, die sie in der Zusammenarbeit haben und gibt jeder Gruppe Feedback darüber, wie gut ihre Zusammenarbeit funktioniert
Was sind Maßnahmen zur Entwicklung der Gruppenidentität?
• Entwicklung
○ Gruppenlogos; Gruppenflagge
○ Gruppenlieds
○ Gruppenmottos; Gruppennamens
• Setzen von Gruppenzielen
• Auflisten der Gruppenleistungen
• Ausdenken von Gruppenbelohnungen
• Brainstorming über Ähnlichkeiten zwischen den Gruppenmitgliedern
Woran erkennt man kooperative Gruppen?
Kooperative Lerngruppen - Typen positiver Abhängigkeit
Zielabhängigkeit
• Schüler:innen nehmen wahr, dass sie Lernziele nur erreichen können, wenn alle anderen Gruppenmitglieder auch ihre Ziele erreichen
• Beispiel
○ Lehrkraft fordert „Produkt“ (z. B. eine Präsentation) von der Gruppe (→ Gruppenziel)
○ Die Mitglieder erklären, dass sie an der Herstellung des Produktes beteiligt waren und den Inhalt kennen und erklären können (→ individuelles Ziel)
Rollenabhängigkeit
• Gruppenmitglieder haben komplementäre & miteinander verbundene Rollen → Verantwortungen, die die Gruppe braucht, um eine gemeinsame Aufgabe zu erledigen
○ Materialverantwortliche:r: besorgt alle Materialien, die die Gruppe braucht
○ Vorleser:in: liest das Material für die Gruppe laut vor, so dass die Gruppenmitglieder es verstehen und behalten können
Was ist das T-Chart?
Entwicklung Sozialer Kompetenzen
• Soziales Verhalten sollte Schüler:innen erklärt, modellhaft vorgelebt und mit ihnen diskutiert werden
• Soziale Kompetenzen ausdrücklich einüben
• Eine einfache Technik: Das T-Chart
○ Zwei Spalten
○ „Sieht aus wie“ und „Hört sich an wie“
○ Beispiel: Was könnte eine Lehrkraft sehen/hören, um festzustellen, dass „helfen und ermutigen“ in einer Gruppe stattfinden?
Gruppengröße
• kleine Gruppen sind am erfolgreichsten
• Gruppen mit zwei Schüler:innen haben die größten Interaktionsmöglichkeiten
Gruppenzusammensetzung
• Heterogene Gruppen sind am lernförderlichsten
• Heterogenitätsmerkmale: Leistungsstärke, Geschlecht, Ethnizität, Persönlichkeit, Sprache
Rahmenbedingungen
• Geringe Distanz, Nebeneinandersitzen; bei größeren Gruppen auch gegenüber
• Gruppenende vorbereiten → Abschlussaktivität, Feedback
• Die Gruppen sind zu groß -> zu Beginn nur Zweiergruppen (Partnerarbeit)
• Schüler:innen verstehen nicht, warum sie in kooperativen Gruppen lernen sollen
○ brauchen eine Erklärung
○ sorgen sich, dass sie eher behindert als gefördert werden
• Schüler:innen haben noch keine ausreichenden sozialen Kompetenzen
○ Hilfreich: Liste von Verhaltensweisen erarbeiten, die für Zusammenarbeit in Gruppen hilfreich sind
○ z.B. Ideen beisteuern, anderen helfen, alle ermutigen, sorgfältig zuhören
• Schüler:innen wählen ihre Gruppen selbst
○ Positive Arbeitsbeziehung zu allen
• Kooperative Unterrichtsstunden werden nicht sorgfältig genug geplant
○ herkömmliche Gruppenarbeit ≠ Kooperativem Lernen
• Zu wenig Betreuung & Steuerung während der Gruppenarbeitsprozesse
○ Lehrkräfte müssen gerade jetzt äußerst präsent sein
Was bewirkt kooperatives Lernen?
• …fördert Entwicklung von Problemlösekompetenzen (Webb, 1982)
• …fördert Schüler-Lehrer-Interaktion (Cooper, 1984)
• … führt zur Erhöhung des Selbstwertgefühls (Johnson & Johnson, 1998)
• …erhöht Kommunikationskompetenz (Yager, 1985)
• …trägt zur Verbesserung interkultureller Beziehungen bei (Slavin, 1993)
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