Thomas von Aquin
Wichtiger Theologe und Philosoph:
Thomas von Aquin (1224/25-1274) wird als der bedeutendste Theologe und Philosoph des hohen Mittelalters bezeichnet.
Erst die neuere Forschung hat hervorgehoben, dass Thomas auch als Ethiker ernstgenommen werden muss.
Tugendethik:
Thomas von Aquin ist stark von Aristoteles beeinflusst und vertritt eine Tugendethik, die auf die Entwicklung und Ausübung von Tugenden abzielt.
Pflichtethik und Naturrecht:
Neben der Tugendethik umfasst Thomas’ Denken auch pflichtethische Elemente, die sich z. B. in seiner Naturrechtslehre zeigen.
Diese Pflichtethik korrespondiert mit einem Vorsehungs- und Ordogedanken, der stoische Parallelen aufweist und in der christlichen Theologie verwurzelt ist.
Aristotelischer Nicht-Determinismus vs. Stoischer Schicksalsglaube:
Eine zentrale Frage ist, ob und wie sich die freie Zielwahl der Tugendethik mit einem Ordo-Konzept, das von göttlicher Vorsehung geleitet wird, vereinbaren lässt.
Thomas vertritt eine theologisch und phänomenologisch erweiterte Tugendethik aristotelischer Herkunft vertritt.
Er erweitert diese Ethik theologisch, indem er die drei theologischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung hinzufügt.
Phänomenologisch erweitert er die Tugendethik, indem er eine detaillierte Erörterung aller möglichen Tugenden und Laster bietet.
Gewissen und Gesetz:
Für Thomas gibt es ein göttliches Gesetz “lex aeterna”, welches sich durch natürliches Gesetz, welches durch Neidgungen unterstützt wird, dem Menschen auch ohne die Offenbarung, mitteilt.
Thomas führt das Konzept des Gewissens “conscientia” ein, um die Vermittlung zwischen der objektiven Ordnung („lex aeterna“) und der subjektiven Motivation zu ermöglichen.
Er unterscheidet ein untrügliches Gewissen (synderesis), das grundlegende moralische Prinzipien lehrt, von der eigentlichen conscientia, die konkrete Handlungen beurteilt.
Bsp. synderesis: lehr Grundsätze wie, dass das Gute zu tun, das Schlechte zu lassen ist
Praktische Vernunft und Syllogismus:
Ein Beispiel für diese Unterscheidung ist ein moralischer Syllogismus, der zeigt, wie praktische Vernunft angewendet wird:
Man soll das Gute tun. (synderesis)
Es ist gut, seinen Gatten vor Gefahren zu schützen. (conscientia)
Also muss man seinen Gatten vor Gefahren schützen.
Thomas erkennt auch die Möglichkeit eines irrenden Gewissens “conscientia errans” an, das subjektiv bindend bleibt, selbst wenn es objektiv falsch ist.
In diesen Fälle wird nicht erkannt, dass es noch allgemeinere Pflichten gibt.
Bsp: Räubersfrau, die nicht erkennt, dass es allgemeinere Grundsätze als Gattenliebe gibt
Göttliche Weltregierung (gubernatio):
Thomas lehrt, dass die göttliche Weltregierung die verschiedenen Seinsgrade des Geschaffenen anerkennt und das Niedere durch das Höhere lenkt.
Dieser Gedanke impliziert, dass es eine Gesamtordnung aller Dinge geben kann, die nicht in einem mechanischen Determinismus besteht und somti die Freiheit des Einzelnen einschließt.
Pico della Mirandola
Freiheit als zentrale Eigenschaft des Menschen:
Pico della Mirandola betont die Freiheit des Menschen als dessen herausragende Eigenschaft.
In seiner berühmten “Oratio”, die als Eröffnungsrede eines geplanten "Weltphilosophiekongresses" gedacht war, argumentiert Pico, dass der Mensch keine festgelegte Naturbestimmtheit hat, sondern sich selbst bestimmen kann.
Schöpfungsgeschichte und Menschenbild:
Pico beschreibt eine Schöpfungsgeschichte, in der Gott den Menschen als ein Wesen ohne bestimmte Eigenschaften oder Naturgesetze erschafft. Gott hatte keinen “archetypus” mehr als er Mensch erschuf.
Der Mensch wird in die Mitte der Welt gestellt und hat die Freiheit, seinen Platz, sein Aussehen und seine Gaben nach eigenem Willen und Entschluss zu wählen.
Einzigartigkeit des Menschen:
Der Mensch ist das einzige Wesen, dessen Weg nicht vorgezeichnet ist, und wird von Pico als „Chamäleon“ beschrieben, das sich in jede Form verwandeln kann – Pflanze, Tier, Engel oder in Einheit mit Gott.
Pico drückt es so aus: „Wir sind geboren worden unter der Bedingung, dass wir das sein sollen, was wir sein wollen.“
hac nati sumus condicione, ut id simus, quod esse volumus
Anarchisches Potenzial und Würde:
Picos Idee, dass der Mensch frei ist, zu sein, was er will, hat ein enormes anarchisches Potenzial und markiert die Würde des Menschen in dieser Freiheit und Selbstbestimmung.
Der Mensch ist nicht festgelegt, sondern ein freier Selbstvollzug, eine absolute Subjektivität.
Heilige Aufgabe und Philosophie:
Pico sieht die Freiheit des Menschen auch als Aufgabe. Der Mensch soll mit heiligem Streben (sacra quaedam ambitio) die größtmögliche Seinsfülle erreichen.
Die Philosophie spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem sie den Menschen durch ihre Disziplinen (Moralphilosophie, Dialektik und Naturphilosophie) zur maximalen Erleuchtung und Seinsfülle führt.
Selbstvergewisserung im Absoluten:
Das eigentliche Ziel (Telos) des Menschseins ist die Selbstvergewisserung im Absoluten, die Gottesanschauung (Epoptie).
Der Mensch, ontologisch nicht festgelegt, ist in einem ständigen Aufstieg zur Gottesanschauung unterwegs.
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