-Brückenhypothesen: Verbindung zwischen Situation und Parametern der Handlungstheorie
-Beispiel: WE-Theorie (Wert-Erwartungstheorie) /SEU-Theorie (Subjected-Expected-Utility)
o Wie werden die
§ Bewertungen (U-Terme)
§ Erwartungen (p-Terme)
§ Möglichkeiten (Alternativen)
o (...und damit die Handlungen...) von der Situation bestimmt bzw. beeinflusst?
==> So kann auch nach die Frage nach Konsumentscheidungen beantwortet werden
==> Idee des interessengeleiteten Handelns bestimmt unser Alltagsdenken
-Betrachtet werden typische Unterschiede zwischen Angehörigen unterschiedlicher sozialer Kategorien
o Altersgruppen, soziale Klassen, Stadt- vs. Landbewohner, Politiker und Wähler, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, u.ä.
-Deshalb: Beginne möglichst einfach/vereinfachend und objektiv! – typische Eigenschaften der sozialen Kategorien sollen trotzdem herausgearbeitet werden
o Soziologische Situationsanalyse als Objektivierung des „subjektiven Sinns“
o Aber: Widerspricht das nicht dem Thomas-Theorem? (was Menschen denken hat soziale Konsequenzen – egal was wir Soziologen denken)
-Grundidee: Es zählt zwar – letztlich – nur die Subjektivität……die ist aber nicht zufällig verteilt!
-Die subjektiven Erwartungen, Bewertungen und wahrgenommenen Alternativen bilden sich nicht unabhängig von den objektiven Merkmalen einer Situation
==> nicht jeder bastelt sich komplett seine eigene Welt zusammen – es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch immer entscheidende Unterschiede, wie wir die Welt wahrnehmen
-Beispiel: Diskriminierung durch Vermieter
o O3 ist unwahrscheinlich, da der Nutzen von O1 und O2 höher ist – durch die Institution des Geldes – soziologisch gesehen wäre O3 (bei einem sehr idealistischen Vermieter) eine extreme Ausnahme und damit für die Soziologie uninteressant
§ Ausnahme: bspw. eine extreme Ballung eines sozialen Hippie-Milieus innerhalb einer Stadt – setzen andere Prioritäten und schaffen damit ein soziales Phänomen – wenn es aber ein Einzelfall bleibt, ist dies uninteressant
§ empirische Untersuchungen können aber eine große Anzahl solcher Präferenzen aufdecken und damit ein Bewusstsein für diese sozialen Phänomene schaffen
-Das Konzept beschreibt institutionelle Ordnungen und erklärt deren prägenden Einfluss auf menschliches Handeln - und zwar sowohl Konformität als auch Abweichung
-Theoriegeleitete Methode der Gewinnung von Brückenhypothesen
-Diese (SPF) beschreiben institutionelle Ordnungen und deren Einfluss auf menschliches Handeln.
-Produktionsfunktionen geben an, welche Erträge bei welcher Kombination von Faktoreinsätzen erzielt werden können
-Drei Annahmen:
o Menschliches Handeln wird als Produktion aufgefasst.
§ Bspw. dauerhaftes Produzieren von Entscheidungen
§ Menschliches Leben als dauerhafte Produktionskette, wobei aus einem Produkt nahtlos der nächste Produktionsvorgang erwächst
§ Aber auch als dauerhafter Konsum – menschliches Handeln ist immer Konsum, wäre ein ähnlich möglicher Regelsatz
o Alle Menschen teilen bestimmte Grundbedürfnisse (physisches Wohlbefinden und soziale Anerkennung), trotz unterschiedlicher Kulturen, Epoche, etc. - diese Ordnungskategorien legen aber die Ausprägungen fest
o Institutionelle Ordnungen legen fest, wie sich diese Grundbedürfnisse befriedigen lassen (z.B. Einkommen, in Form von Geld) und wie sich wiederum diese Inputs „produzieren“ lassen (z.B. Bildung, Arbeitsmarkt, Erbe, etc.)
§ Gibt auch Gesellschaften, die diese Faktoren anders regeln
§ Gesellschaft legt Regeln fest, wie sich diese Faktoren zur Erlangung von Befriedigung der Grundbedürfnisse produzieren lassen
==> Institutionelle Ordnungen lassen sich als soziale Produktionsfunktionen beschreiben.
-Beispiel Bildung und Einkommen
o Die Produktionsfunktion gibt an, welche Erträge bei welchem Faktoreinsatz (Arbeit, Kapital) erzielt werden.
§ Abnehmende Skalenerträge – Anzahl an Fußballspielen, die ich hintereinander im TV sehe. Die ersten drei sind super, später wird es immer langweilig // zu viel Eiskonsum
§ Zunehmende Skalenerträge – Fähigkeiten verbessern und schärfen, dann ist Qualifikation für Beruf und Karriere gegeben und Geld wird mehr // Investitionen in eine Güterproduktion, denn je größer ich werde, desto effizienter kann ich tendenziell produzieren (siehe Arbeitsteilungs- und Tausch-Konzept von Adam Smith)
o Konstante Skalenerträge:
§ Verdopplung der Faktoren führt zur Verdopplung des Ertrags
§ z.B.2xInput ==> 2xOutput
o Zunehmende Skalenerträge:
§ Verdopplung der Faktoren führt zu mehr als einer Verdopplung des Ertrags
o Abnehmende Skalenerträge:
§ Verdopplung der Faktoren führt zu weniger als einer Verdopplung des Ertrags
-SPF kann man sich als Individuum nicht aussuchen ==> sie sind gesellschaftlich vorgegeben bzw. bestimmt – „wer völlig frei ist, ist ein Idiot“ (auch wenn es verschiedene Milieus gibt, die dies variieren) ==> Soziale Produktionsfunktionen legen die Spielregeln in der Gesellschaft fest
-Man spricht auch von der objektiven Definition der Situation (durch die SPF).
-Dadurch lassen sich die Ideen des rationalen (aktiven) Handelns und die Idee der „sozialen Tatbestände“ integrieren.
o Menschen können bestimmte Entscheidungen treffen, aber letztlich übt die Gesellschaft Zwänge aus
o Bestimmte Entscheidungen werden so nahe gelegt, der Mensch hat trotzdem die Wahl – dafür müssen aber ggf. Preise bezahlt und mit Konsequenzen gerechnet werden
-Das Konzept der SPF unterscheidet drei Produktionen:
1. Annahme zweier universaler menschlicher Bedürfnisse, die Nutzen erzeugen (Lindenberg, ältere Arbeiten): physisches Wohlbefinden (PW) und soziale Anerkennung (SA) ==> Nutzenproduktion: U = f(PW,SA) (bspw. Dopaminausschüttung)
2. Die Bedürfnisse lassen sich über primäre Zwischengüter (Z) erreichen: Bedürfnisbefriedigung: PW = g1(Z1,...,Zm), SA = g2(Z1,...,Zn)
o z.B. alle: leckeres Essen → Wohlbefinden
o Student/Schüler: gute Noten → Anerkennung
o Professor: Veröffentl./Drittmittel → Anerkennung
==> Zwischenmittel hängen aber auch von der Definition ihrer jeweiligen Gesellschaft ab (siehe bspw. Standesehre in der früheren europäischen Adelsgesellschaft – Geld zählte nicht so viel wie Abstammung)
3. Zur Produktion der primären Zwischengüter sind, eventuell über längere Ketten, sog. indirekte Zwischengüter X notwendig
o Student/Schüler: Zeit, ungestörter Arbeitsplatz → gute Noten
o Professor: Zeit, Kontakte, ungestörter Arbeitsplatz → Veröffentl./Drittm.
o guter Job => gutes Einkommen => gutes Essen
==> Zielerreichung: Zi = hi(Xi,...,Xk)
o Bei der subjektiven Definition der Situation haben Akteure ein Interesse an der „richtigen“ Orientierung an der „richtigen“ Situation, vor allem: dem „richtigen“ Oberziel
§ … sonst: „Krisen“, Peinlichkeiten, Komik, Panik, Horror, Sanktionen, Mißerfolg…
§ Richtig und falsch wird hierbei wieder von der Gesellschaft / dem bestimmenden Milieu definiert
-„Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorhandenen, gegebenen und überlieferten Umständen.“ (Karl Marx 1852/1965: 9)
-Die SPF legen formell (Recht) und informell (Prestige) fest,
o um welche Ressourcen es in einer Gesellschaft/einem Milieu primär geht
o welche Ressourcen welche Effizienz zur Nutzenproduktion haben – welche Ressourcen als Zwischengüter brauche ich, etc.
-Da sich Akteure in ihrer Ressourcenkontrolle unterscheiden, erzeugen die SPF damit zwangsläufig strukturelle Spannungen/Konfliktlinien (‚cleavages‘), da sie bestimmte Ressourcen und Gruppen privilegiert.
==> Unterschiedliche konstitutionelle Interessen, (Verfassungs-)Konflikte, Subkulturen, Revolutionen oder aber individuelle Anpassungsreaktionen
==> Es werden Verlierer*innen und Gewinner*innen erzeugt …
==> und dadurch auch strukturelle Spannungen!
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