1. Überblick über die Neuerungen im ICD-11
2. Einführung in das SCID-5-CV
3. Fallvignette „Von schlechten und guten Leuten gemacht“
4. Einführung in die IDCL (Internationale Diagnosen Checkliste für ICD-10)
Lernziele
• Sie bekommen einen Überblick über die Neuerungen im ICD-11
• Sie kennen das Klinische Interview für psychische Störungen nach DSM-5 (SCID-5-CV) und dessen Anwendung
○ Module des SCID-5-CV
○ Anwendung von Sprungregeln
• Sie lernen eine weitere ICD-Diagnose im Fallbeispiel kennen, mit Fokus auf die Anwendung des SCID-5-CV Interviews
• Sie lernen einführend die IDCL (Internationale Diagnosen Checkliste für ICD-10) in Anwendung auf eine Diagnose kennen
-> Was ist das ICD 11?
-> Allgemeines
• 11-jährige, intensive internationale Entwicklungsarbeit
• ICD-11 wurde im Mai 2019 auf der 72. Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly) verabschiedet und trat am 01. Januar 2022 in Kraft
• Seitdem können die Mitgliedsstaaten der WHO ihre Mortalitätsdaten (Todesursachenkodierung) ICD-11-kodiert an die WHO berichten.
• Erst nach flexibler Übergangszeit von mindestens 5 Jahren soll Berichterstattung nur noch ICD-11-kodiert erfolgen.
• Der konkrete Zeitpunkt einer Einführung der ICD-11 in Deutschland zur Mortalitätskodierung steht noch nicht fest
• Einführung der ICD-11 in Deutschland zur Morbiditätskodierung (Diagnosen von Störungen) wird aufgrund hoher Integration der ICD im deutschen Gesundheitswesen und der damit verbundenen Komplexität noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen
• kann auch die angedachte flexible Übergangszeit überschreiten
• bis zur Einführung der ICD-11 im jeweiligen Anwendungsbereich bleibt die ICD-10 weiterhin die gültige amtliche Klassifikation für Deutschland bleibt
Internationale Klassifikation der Krankheiten 11. Revision - ICD-11 für Mortalitäts- und Morbiditätsstatistiken
• Neuronale Entwicklungsstörungen
• Schizophrenie oder andere primäre psychotische Störungen
• Katatonie
• Affektive Störungen
• Angst- oder furchtbezogene Störungen
• Zwangsstörung oder verwandte Störungen
• Störungen, die spezifisch Stress-assoziiert sind
• Dissoziative Störungen
• Fütter- oder Essstörungen
• Ausscheidungsstörungen
• Störungen des körperlichen Erlebens oder der körperlichen Belastung
• Störungen durch Substanzgebrauch oder Verhaltenssüchte
• Störungen der Impulskontrolle
• Disruptives Verhalten oder dissoziale Störungen
• Persönlichkeitsstörungen und zugehörige Persönlichkeitsmerkmale
• Paraphile Störungen
• Artifizielle Störungen
• Neurokognitive Störungen
• Psychische Störungen oder Verhaltensstörungen in Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett
• Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Erkrankungen
• Sekundäre psychische Syndrome oder Verhaltenssyndrome bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Erkrankungen
-> spezifischere und mehr Kapitel
-> Katatonie
• In ICD-10: Katatonie wurde als Subtyp der Schizophrenie (d. h. katatone Schizophrenie) und als Subtyp der organischen Störungen (d. h. organische katatone Störung) eingeordnet.
• Da Katatonie in Verbindung mit einer Vielzahl von psychischen Störungen auftreten kann, wurde eine neue diagnostische Gruppierung für Katatonie (auf derselben hierarchischen Ebene wie Stimmungsstörungen, Angst- und Furchtstörungen, usw.) in der ICD-11 hinzugefügt.
-> bipolare Störung Typ II
• Die bipolare Störung wird in der ICD-11 in Typ I und Typ II unterteilt
-> körperdysmorphe Störung
• In ICD-10 zu finden unter Hypochondrie oder unter wahnhafter Störung -> ein und dieselbe Störung wurde verschiedenen Diagnosen zugeordnet
• wegen Ähnlichkeiten mit Zwangsstörungen wurde die körperdysmorphe Störung in der ICD-11 in diese Gruppierung aufgenommen (Zwangsstörung oder verwandte Störungen )
-> Eigengeruchswahn
• Diese Erkrankung ist gekennzeichnet durch die anhaltende Beschäftigung mit der Überzeugung, dass man einen als unangenehm empfundenen Körpergeruch oder Atemgeruch verströmt, der für andere nicht oder nur geringfügig wahrnehmbar ist.
• Eigengeruchswahn ist in der ICD-11 „Zwangsstörung oder verwandte Störungen“-Gruppierung enthalten
-> pathologisches Horten
• als eigenständige Störung in der ICD-11 „Zwangsstörung oder verwandte Störungen“-Gruppierung enthalten
-> exkorationsstörung
• Skin-Picking-Störung; gekennzeichnet durch wiederholtes Zupfen der eigenen Haut, was zu Hautläsionen führt, begleitet von erfolglosen Versuchen, das Verhalten zu verringern oder zu beenden. Am häufigsten wird im Gesicht, an den Armen und an den Händen gezupft, aber viele Betroffene zupfen an mehreren Körperstellen
• in der ICD-11 „Zwangsstörung oder verwandte Störungen“-Gruppierung enthalten
-> komplexe PTBS
• Alle diagnostischen Voraussetzungen für eine PTBS sind erfüllt. Darüber hinaus ist die komplexe PTBS gekennzeichnet durch schwere und anhaltende
1) Probleme bei der Affektregulierung;
2) Überzeugungen über die eigene Person als vermindert, besiegt oder wertlos, begleitet von Scham-, Schuld- oder Versagensgefühlen im Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis; und
3) Schwierigkeiten, Beziehungen aufrechtzuerhalten und sich anderen nahe zu fühlen.
• Komplexe PTBS ersetzt die ICD-10-Kategorie der dauerhaften Persönlichkeitsveränderung nach katastrophalen Erfahrungen
-> verlängerte Trauerstörung
• In Kategorie „Störungen, die spezifisch Stress-assoziiert sind“
-> binge eating störung
• Gekennzeichnet durch häufige, wiederkehrende Episoden von Essanfällen
• Anders als bei Bulimia nervosa folgen auf die Essanfälle jedoch nicht regelmäßig unangemessene kompensatorische Verhaltensweisen, die eine Gewichtszunahme verhindern sollen
• in ICD-10: Essstörung, nicht näher bezeichnet (ICD-11 soll diese Diagnose reduzieren)
-> ARFID
• Die vermeidend-restriktive Ernährungsstörung (ARFID) ist gekennzeichnet durch Vermeidung oder Einschränkung der Nahrungsaufnahme
• Unterschied zu Anorexie: Das Essverhalten ist nicht durch die Beschäftigung mit dem Körpergewicht oder der Körperform motiviert
-> BIID
Körper-Integritäts-Identitätsstörung [BIID]
• Die Körperintegritätsstörung ist gekennzeichnet durch den intensiven und anhaltenden Wunsch, in signifikanter Weise körperlich behindert zu sein (z. B. Amputation einer großen Gliedmaße, Querschnittslähmung, Erblindung), der bereits in der frühen Adoleszenz auftritt
-> Körperstresstörung
• gekennzeichnet durch das Vorhandensein von körperlichen Symptomen, die für den Betroffenen belastend sind, und durch eine übermäßige Aufmerksamkeit, die auf die Symptome gerichtet ist und sich durch wiederholte Kontakte mit Gesundheitsdienstleistern äußern kann
• Analog zu DSM 5 keine Unterscheidung mehr zwischen Symptomen psychischer vs. somatischer Ursache
• Ersetzt die ICD-10 Diagnosen der Somatoformen Störungen (F45.X), Hypochondrie als Angststörung eingeordnet
-> pathologisches Spielen
• Online und Offline Gaming
• Neben pathologischen Glücksspiel in Kapitel „Störungen durch Substanzgebrauch oder Verhaltenssüchte"
-> Störung mit zwanghaften Sexualverhalten
• Die Störung mit zwanghaften Sexualverhaltens ist durch ein anhaltendes Muster des Unvermögens gekennzeichnet, intensive, sich wiederholende sexuelle Impulse oder Triebe zu kontrollieren, was zu wiederholtem Sexualverhalten führt
-> intermittierende explosive Störung
• Gekennzeichnet durch wiederholte kurze Episoden verbaler oder körperlicher Aggression oder Zerstörung von Eigentum, wobei die Intensität des Ausbruchs oder der Grad der Aggressivität in keinem Verhältnis zur Provokation oder den auslösenden psychosozialen Stressfaktoren steht
-> PMDD
Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDD)
Obwohl in der ICD-11 primär in dem Kapitel Erkrankungen des Urogenitalsystems zu finden, wird die PMDD auch in der Untergruppe der depressiven Störungen aufgeführt
-> Zusammenfassung aller Neuerungen
-> grober Überblick ist wichtig für die Prüfung
-> besonders die gravierenden Veränderungen
-> Körperstressstörung
-> Zwangsstörungen wurden länger/breiter gemacht
-> allgemein was ist das?
-> für wen geeignet?
-> ist ein diagnostisches Interview
Für wen geeignet?
• Das SCID-5 ist zugeschnitten auf die Anwendung bei Erwachsenen ab 18 Jahren.
• Es kann aber auch bei Jugendlichen eingesetzt werden, mit geringen Änderungen bei der Formulierung der Fragen.
• Eine Version speziell für Kinder und Jugendliche gibt es derzeit nicht.
• CV = Clinical Version
○ Anwendung von Sprungregel
-> Gibt es Screeningfragen?
-> zu geringe Spezifität
-> manche haben schon einmal Drogen genommen, sind aber nicht süchtig
-> am Beispiel F 41.0
-> F20
-> Symptome
-> Subtypen
-> F20.0
-> Verlaufsbild
-> Prodromalphase
-> F20 -> Differentialdiagnose
-> Zusammenfassung
Schizophrenie im ICD 11
-> Schizophrenie in der Internationalen Diagnosen Checkliste für ICD-10 (IDCL)
-> komprimierter
-> einfach nur eine Auflistung der Kriterien
-> keine weitere Hilfestellung durch Vorgabe von Fragen
-> mehr für erfahrene Psychotherapeut*innen
-> aber zeitökonomischer
Schizophrenie im Strukturierten Klinischen Interview für DSM-5-Störungen - Klinische Version (SCID-5-CV)
Vor- und Nachteile des SCID-Interviews und der IDCL
IDCL:
• Kompakter, übersichtlicher
• Bezieht sich direkt auf das ICD 10
• Zeitökonomischer
• Man braucht mehr Expertise
SCID:
• Aufwendiger, zeitintensiver
• DSM 5 Kriterien liegen zugrunde (nicht ICD 10, welches verpflichtend in unserem Versorgungssystem ist)
• Mehr Hilfestellungen durch vorgegebene Fragen (benutzerfreundlicher, weniger klinische Erfahrung notwendig)
• Man muss sich vor dem Treffen mit Patient*innen einlesen um zum Beispiel die Sprungregeln besser zu verstehen
Unterschied Psychose / Schizophrenie
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