Globale Fragmentierung - räumliche Disparitäten
Disparitäten: Ungleiche Lebensbedingungen innerhalb eines genau definierten Raumes. Die Disparitäten beziehen sich auf gesellschaftlich bedeutsame Merkmale.
Enwicklung überall - Disparitäten überall
Oft regionale Unterschiede zwischen wohlhabenden Bevölkerungsschichten und in Armut lebenden Menschen.
Kernregionen sind Gebiete, die den Handel dominieren, in denen Wissen und Macht konzentriert sind, die moderne Technologien benutzen und eine hohe Produktivität aufweisen. Peripherien besitzen dagegen abhängige und nachteilige Handelsbeziehungen, veraltete Technologien und wenig entwickelte bzw. spezialisierte Ökonomien. Kernregionen sind abhängig von Nahrungsmitteln und Rohstoffen der peripherie Regionen.
Der Disparitätenbegriff ist für Merkmale aus verschiedensten Bereichen (z.B. Politik, Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft) offen.
Indikatoren des Entwicklungsstandes
Ein wichtiger Indikator wirtschaftlicher Disparitäten ist das in einem bestimmten Zeitraum durch die Wirtschaft erbrachte Gesamtergebnis. Gemessen wird dies am BNE (Bruttonationaleinkommen), bzw. BSP (Bruttosozialprodukt).
Der Gini-Index betrachtet die Verteilung von Vermögen in der Bevölkerung, ein niedriger Wert liegt bei annährend gleicher Verteilung vor.
HDI
Der Human Development Index gibt ein differenziertes Bild zum Entwicklungsstand eines Landes. Errechnet wird der HDI aus drei Faktoren:
Lebenserwartung
Alphabetisierungsquote bei den über 15-Jährigen und die Einschulungsquote, sowie
reale Kaufkraft pro Kopf
Also Gesundheit, Bildung und Lebensqualität als Index für menschliche Entwicklung
Big-Mac-Index zum Vergleich der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen.
Dimensionen der Globalisierung
ökonomische Globalisierung: Entgrenzung und weltweite Integration der Märkte
gesellschaftliche Globalisierung: weltweite Vereinheitlichung der sozialen Beziehungen und der sozialen Ordnung
kulturelle Globalisierung: weltweite Dominanz westlicher Filme, Musik, Moden und der damit transportierten Normen und Lebensstile
politische Globalisierung: Rolle supranationaler Organisationen, supranationaler Abkommen und NGOs (non governmental organizations)
ökologische Globalisierung: globale Verflechtung von Umweltwirkungen, zum Beispiel Klimaveränderungen
Definition: Globalisierung ist ein primär wirtschaftliches, Wachstum generierendes, Wohlstand verheißendes weltweit präsentes Phänomen.
Globale Fragmentierung
Theoriebeschreibung
Die Theorie der fragmentierenden Entwicklung geht von einer global agierenden Wirtschaft aus, bei der die Nationalstaaten an Bedeutung verlieren. Transnationale Unternehmen und Institutionen haben ihren Sitz in den “globalen Orten” des Nordens und bestimmen von dort aus das Geschehen in den “globalisierten Orten”. Diese umfassen vor allem Metropolen Lateinamerikas, Afrikas und Asiens sowie einzelne, oft küstennahe Regionen. Dort befinden sich auch Hightechdienstleistungen und Steuerparadiese, dort finden die Billiglohn- und Massenkonsumgüterproduktion statt, dort werden Bergbauprodukte und Agrarrohstoffe umgeschlagen. Alle diese Orte stehen in ständiger Standortkonkurrenz, nur sie sind in den globalen Wettbewerb eingebunden. Der “Rest” der Weltbevölkerung wird nicht benötigt, weder als Arbeitskraft noch als Konsument oder Produzent. Einzelne Regionen, Orte oder Stadtteile bilden daher Fragmente der Armut (“Gettos”, “Hölle”, “No-go-Areas”) und des Reichtums (“Paradiese”, “No-entrance-Areas”). So treten an die Stelle armer oder reicher Länder Fragmente massen- und flächenhafter Armut und lokal begrenzter “Inseln des Reichtums”.
Modell der globalen und lokalen Fragmentierung nach F. Scholz
Globale Fragmentierung zwischen Global Playern und Nationalstaaten
Merkmale einer globalisierten Wirtschaft
Kostensenkung und Markterschließung sind die Hauptmotive für eine Globalisierung der Produktion. Oft sind Personal- und Materialkosten im Ausland geringer.
Global Player: Unternehmen und Konzerne, die auf der ganzen Welt produzieren, Handel treiben und Waren kaufen oder verkaufen. Oftmals nutzen sie auch Steuervorteile.
Global Player - Motor der Globalisierung
Transnationale Unternehmen (TUN) besitzen Produktionsstätten und Tochtegesellschaften weltweit und können aufgrund ihrer Größe und ihres Kapitals große wirtschaftliche Macht erlangen und manchmal auch Einfluss auf die Politik nehmen.
Global Cities
Global Player benötigen Wissen, um sich in den Märkten und Rechtssystemen anderer Länder zurechtzufinden und greifen daher auf entsprechende juristische Dienste, FInanzdienstleistungen oder Marketing- und Steuerberater zurück. Diese Dienste konzentrieren sich in den Global Cities, in denen der globale Warenhandel und die Finanzströme, die globale Arbeitsteilung und die weltweite Logistik zusammen laufen. Die Weltwirtschaft wird also aus den Global Cities gesteuert und kontrolliert.
Bewertung von Global Cities
Zur Bewertung einer Stadt wird die Zahl und Bedeutung internationaler Organisationen, die Größe und Bedeutung internationaler Flug- und Seehäfen und der Grad der Vernetzung mit anderen Zentren betrachtet. Global Cities sind Knotenpunkte des internationalen Transports und Verkehrs, sowie der digitalen Hightech Kommunikationsnetze, oft spezialisieren sie sich auf bestimmte Bereiche.
Bronger bewertet Global Cities anhand von acht Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen, Handel und Verkehr, sowie Internationalität.
Entwicklungstheorien
Endogener Theorieansatz
Modernisierungstheorie
Ursachen für die Rückständigkeit der Entwicklungsländer sind in den Länder selbst, z.B. ungünstige naturräumliche Ausstattung. Um dem Vorbild der Industrieländer zu folgen sind umfassende Investitionen in Form von finanzieller, technischer und wirtschaftlicher Hilfe vonnöten. Als Ziel ist das selbsttragende Wachstum angestrebt. Mit zunehmender Eigendynamik der Wirtschaft und weltweiten Verflechtungen können regionale Disparitäten abgebaut werden, sodass durch den Sickereffekt (Trickle-down-Effekt) die Lage der breiten Masse verbessert wird.
Exogener Theorieansatz
Dependenztheorie
Ursache für die Unterentwicklung ist das Ergebnis einer von außen fehlgeleiteten Entwicklung infolge des Kolonialismus. Während der Kolonialzeit wurden die Entwicklungsländer von den Kolonialmächten als Rohstoffliferanten ausgebeutet und ihre Wirtschafts- und sozial Strukturen zerstört, dass führte zu einer bis heute anhaltenden wirtschaftlichen Abhängigkeit (Dependenz) von den Industrieländern. Das führt dazu, dass nicht garantiert werden kann, dass Entwicklungsländer schlussendlich zu Industrieländern werden. Hochentwicklung in den Industrieländern und Unterentwicklung in den Entwicklungsländern laufen parallel ab und bedingen einander.
Als Lösung wird die Neuordnung der Weltwirtschaft gefordert oder etwas sampfter die zeitweilige Abkopplung des Landes vom Weltmarkt, um Abhängigkeiten zu beseitigen. Das soll die heimische Wirtschaft stabilisieren bis eine Rückkehr in den Weltmarkt auf Augenhöhe möglich ist. Das sollte nach dem Button-up-Prinzip, von unten nach oben erfolgen, durch Hilfe zur Selbsthilfe und mit dem Ziel der Grundbedürfnissbefriedigung aller.
Polarisations-Umkehrtheorie
1. Prozess beginnt aufgrund der Knappheit von Investitionsmitteln an einem attraktiven Ort, wo auch schon aus dem Ausland investiert wird. Es kommt zu einem ansteigendem Wachstumsprozess, einem Polarisationsprozess.
2. Durch den großen Wachstum und die Zuwanderung kommt es zu Agglomerationsproblemen (Slums, Umweltprobleme, etc.). Dies macht die Ansiedlung im Umland attraktiv.
3. In der Peripherie entstehen Subzentren, die eigene Wachstumdynamik entwickeln. Es kommt zu ausländischen Direktinvestitionen (ADI) und einer Wanderbewegung aus der Zentralregion.
4. Im Umland der Subzentren kommt es zur Bildung weiterer kleiner Subzentren.
5. Dieser Vorgang wirkt der Polarisation entgegen und führt zum Abbau regionaler Disparitäten.
Tourismus als Entwicklungsmotor in Entwicklungsländern
Entwicklungsländer weisen oft räumliche Disparitäten auf, was zu einer Land-Stadt-Wanderung führt und Disparitäten weiter verstärkt. Tourismus kann ein gutes Instrument zur Milderung dieser Disparitäten sein. Viele Tourismusarten finden häufig nur in un- oder dünn besiedelten Peripherien günstige Voraussetzungen, wo andere Wirtschaftzweige oft Standortnachteile haben. Die touristische Erschließung der Peripherie kann zum Disparitätenabbau und zum Wachstum der Volkswirtschaft führen. Durch den Tourismus erfolgt zunächst eine intraregionale Polarisation, eine Konzentration des Wachstums auf ein Zentrum, welches ein Gegengewicht zur Kernregion stellt. Sind genügend Ressourcen da, kann die Regionalwirtschaft der Peripherie sich auf die touristische Nachfrage einstellen.
Ursachen von Disparitäten
Politik
Korruption
Lösung von Konflikten durch Gewalt
fehlen einer “Good Governance”
Wirtschaft
je größer der Agrarsektor, desto ärmer das Land
sehr große Exportorientierung von Rohstoffen
Angewiesen auf Import von Investitionsgütern, Technologie,…
Verschlechterung der Terms of Trade (Handelsbilanz)
hohe Auslandsverschuldung
Ökologie
Waldvernichtung
Wasserknappheit
Dürren
Klimakatastrophen
Demografie
starker Bevölkerungswachstum
Große Verstädterung, Landflucht
junge Bevölkerung
geringe Lebenserwartung
Soziales
schlechte Bildung, kein Zugang zur Bildung für Frauen
Slumbildung, geringe soziale Mobilität (es gibt keinen Sozialenaufstieg)
schlechte Gesundheit und medizinische Versorgung
Terms of Trade
Verhältnis zwischen dem Preis, den man für Importe bezahlen muss, und dem Preis, den man für Exporte erhält.
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