Was versteht man unter dem modernen Menschenwürdebegriff? 🔄
Menschenwürde beinhaltet Menschenrechte, welche im Grundgesetz verankert sind
national: Grundgesetz der BRD
international: UN-Charta der Menschenrechte
Unterscheidungen im Menschenrechtsbegriff
Realisierung der Menschenrechte: UN-Millenniumsziele
Welche Unterscheidungen im Menschenrechtsbegriff gibt es?
Menschenrechte:
Geltung
universell (für alle)
egalitär (in gleicher Weise)
kategorisch (unbedingt)
individuell
historische Differenzierung
Negative Freiheitsrechte (Abwehrrechte)
Positive Teilnahmerechte (politische Meinungsbildung)
Soziale Teilhaberechte (gleiche Lebensbedingungen)
Was beinhaltet die UN-Charta bezüglich Menschenrechte?
Artikel 25
Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.
Mütter und Kinder haben Anspruch auf besondere Fürsorge und Unterstützung. Alle Kinder, eheliche wie außereheliche, genießen den gleichen sozialen Schutz.
Was versteht man unter Würde? (Klausurfrage)
Menschenwürde ist nicht gleichbedeutend mit „Würde“ i. S. v. sozialem Ansehen oder „Image“
Unterscheidungen im Begriff „Würde“
„Objektive“ Wertschätzung einer Person aufgrund von … (aufgrund spezifischer Eigenschaften, eines Amtes, besonderen Leistungen):
Würde wird von außen zugeschrieben
dient z.B. zur Rechtfertigung von Privilegien
Problem: Zuschreibung „würdevollen Lebens“ im Sinne von „lebenswertem Leben“
Subjektive Wertschätzung des eigenen Lebens / der eigenen Lebensqualität
fällt sehr unterschiedlich aus, man kommt an das subjektive Verständnis kaum heran
Menschen können aufgrund von subjektiven Erlebnissen (Schmerzen) denken ihr Leben sei weniger Lebenswert
Menschenwürde ist
egalitär: kommt allen Menschen zu
nicht-graduierbar: kommt allen Menschen gleichermaßen zu
„unverlierbar“: weder durch Fremd- noch Eigenverschulden
Die Debatte um den Grund der Menschenwürde
aufgrund der Zuschreibung von Interessen (Leben, Leidvermeidung, Streben nach Selbstverwirklichung)
aufgrund der Zugehörigkeit zur Gattung potenziell vernunftfähiger Wesen
(aufgrund von Ebenbildlichkeit Gottes)
Wie lässt sich das Würde-Verständnis auf konkrete Situationen beziehen?
Situation:
Stephanie wurde mit einer schweren Hirnschädigung geboren. Es bestehen Chancen, dass sie überleben wird. Allerdings wird sie aller Voraussicht unter massiven Einschränkungen und Belastungen leben müssen, sie wird zum Beispiel zeitlebens künstlich beatmet werden müssen. Die Eltern und die behandelnde Ärztin sehen sich vor die Entscheidung gestellt, ob sie Stephanie am Leben erhalten oder nicht.
Die Ärztin stellt die folgende Überlegung an:
„In einer solchen Situation würde ich persönlich es besser finden, zu sterben als weiterzuleben. Ein solches Leben wäre, wenn ich mich in Stephanie hineinversetze, nicht menschenwürdig.“
Aufgabe: Geben Sie an, welches Würde-Verständnis die Ärztin hier auf die Situation anwendet.
Objektives Verständnis, da es von außen zugeschrieben wird
Was versteht man unter praktischen Syllogismus?
Ein praktischer Syllogismus ist ein logisches Argument, das darauf abzielt, eine Handlung zu begründen oder zu erklären, indem es eine allgemeine Regel (eine normative Prämisse) mit einer spezifischen Situation (einer deskriptiven Prämisse) verbindet, um zu einer praktischen Schlussfolgerung zu gelangen.
Der von Aristoteles begründete praktische Syllogismus besteht aus zwei Prämissen (einer allgemeinen normativen und einer konkreten deskriptiven Prämisse) und der daraus zu schlussfolgernden Entscheidung.
Beispiel:
„Wenn man alles Süße kosten soll (allgemeine normative Handlungsorientierung)
und dieses da als Einzelnes süß ist (konkrete deskriptive Prämisse),
so wird der, der dazu in der Lage ist und nicht gehindert wird, dies gleichzeitig auch notwendigerweise tun (Konklusion/Handlungsentscheidung).“
Achtung!
Den praktischen Syllogismus nur mit Bedacht anwenden!
Im Schluss darf die Bedeutung des Hilfswortes „sollst“ der allgemeinen Prämisse (Norm) nicht verändert werden!
Mit was beginnt der Weg zum ethisch-moralischen Urteilen?
Was sind die wichtigen ethischen Theorien?
Goldene Regel
Gerechtigkeit als Fairness
Utilitarismus
Deontologie
Was beinhaltet die Goldene Regel?
„Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“ (AT, Tobias, 4,15)
„Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ (NT, Matthäus 7,12)
„Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so sollt auch ihr ihnen tun. (Bergpredigt, NT, Lukas 6,31)
„Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.“ (aus einem islamischen Hadith)
Kritik an der Goldenen Regel:
Unvollständiger Perspektivenwechsel
Perspektivenwechsel: Ich versetze mich in die Situation der anderen Person.
Kein Perspektivenwechsel: Ich gleiche die andere Person meiner Person an.
(Ich unterstelle, dass sie das Gleiche will, das ich wollte, wenn ich in ihrer Situation wäre.)
Was versteht man unter Teleologischer Ethik der Glückseligkeit/Tugendethik?
Teleologische Ethik der Glückseligkeit/Tugendethik (Aristoteles):
Strebe nach Glückseligkeit (d.h. nach einem Leben entsprechend der Tugenden des Zusammenlebens)
Was versteht man unter Neuzeitlich-liberalistischer Klugheitsethik/Vertragsethik?
Neuzeitlich-liberalistische Klugheitsethik/Vertragsethik:
Strebe nach Realisierung deiner Interessen unter Maßgabe des Friedens / der Fairness unter Maßgabe politischer Gerechtigkeit!
„Gerechtigkeit als Fairness“ wird dadurch ermöglicht, dass für den rationalen Vertrag eine (fiktive) faire Ausgangssituation festgelegt wird:
fiktiver Urzustand (original position): Schleier des Nichtwissens liegt über der Kenntnis der eigenen Eigenschaften und der konkreten Situation.
Zwei Gerechtigkeitsprinzipien
Prinzip der Gleichverteilung immaterieller Güter (Rechte/Freiheiten): Jede Person hat den gleichen Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundrechte und Freiheiten, das mit demselben System für alle vereinbar ist […], und innerhalb dieses Systems wird der faire Wert der gleichen politischen (und nur der politischen) Freiheiten garantiert.
Prinzip der ungleichen Verteilung / Differenzprinzip: Soziale und ökonomische Ungleichheiten müssen zwei Bedingungen erfüllen: Erstens müssen sie mit Ämtern und Positionen verbunden sein, die allen unter Bedingungen fairer Chancengleichheit offenstehen, und zweitens müssen sie sich zum größtmöglichen Vorteil für die am wenigsten begünstigten Gesellschaftsmitglieder auswirken.
Das 1. Prinzip ist dem 2. lexikalisch vorgeordnet.
Kritik:
positiv:
Unterscheidung von Gleichheit und Gerechtigkeit
Verbindung von egoistischem Interessenkalkül mit moralischer Orientierung
negativ:
Irreale Rationalitätsunterstellung
Trittbrettfahrerproblem (Warum sollte ich mich an den Vertrag halten, wenn ich sicher bin, nicht entdeckt zu werden?)
Was versteht man unter Utilitarismus?
Utilitarismus/Konsequentialismus:
Handle so, dass durch die Konsequenzen deines Handelns das größtmögliche Glück/das geringstmögliche Leid der größtmöglichen Anzahl von Menschen befördert wird!
sozialethische Orientierung an der gleichmäßigen Beförderung der Interessen aller
Orientierung an Unparteilichkeit (die eigenen Interessen werden nicht bevorzugt)
Glück, Nutzen, Leid, Schaden wird subjektiv unterschiedlich empfunden und bewertet, daher lassen sich die Präferenzen aller nicht (objektiv) ermitteln.
Es ist nicht ausgeschlossen, das grundlegende Rechte von Individuen (z.B. Lebensrechte) der Allgemeinheit geopfert werden.
Was versteht man unter Deontologische Pflichtethik / Diskursethik?
Deontologische Pflichtethik: Kant
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne!
Diskursethik: Apel & Habermas
Handle so, dass deine Handlungsweise von allen vernünftig Argumentierenden Zustimmung bekommen würde!
Was beinhalten Immanuel Kants Formeln des Kategorischen Imperativs?
Formel I (Formel des allgemeinen Gesetzes):
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde. (GMS, S. 421)
Formel II (Formel des Zwecks an sich selbst): → Menschenwürdegrundsatz
Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest. (GMS, S. 429)
Formel III (Formel der Autonomie):
Handle nur so, dass der Wille durch seine Maxime sich selbst zugleich als allgemein gesetzgebend betrachten könne. (GMS, S. 434)
Der Wille darf durch nichts von Außerhalb bestimmt werden (Bsp: von Autoritären Personen)
Formel IIIa (Formel des Reichs der Zwecke):
Demnach muss ein jedes vernünftige Wesen so handeln, als ob es durch seine Maximen jederzeit ein gesetzgebendes Glied im allgemeinen Reiche der Zwecke wäre. Das formale Prinzip dieser Maximen ist: handle so, als ob deine Maxime zugleich zum allgemeinen Gesetze (aller vernünftigen Wesen) dienen sollte. (GMS, S. 438)
Was beinhaltet Kants “Testverfahren”?
Kants „Testverfahren“ prüft, ob eine Maxime (= Handlungsregel, nach der eine Person handeln möchte) den Forderungen des Kategorischen Imperativs entspricht.
Beispiel für Formel II:
Prüfe: Gebrauchst du dich selbst / oder die andere Person in einer Weise,
dass du dich/die andere damit zu einem bloßem Mittel machst?
dass du dich selbst/ die andere Person der Möglichkeit des Vernunftgebrauchs vollständig beraubst?
Wie teilte Kant Pflichten ein?
Was beinhaltet Kants Beispieldiskussionen aus der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten?
Pflichten gegen sich selbst:
Ist Suizid erlaubt?
Einer, der durch eine Reihe von Übeln, die bis zur Hoffnungslosigkeit angewachsen ist, einen Überdruss am Leben empfindet, ist noch so weit im Besitze seiner Vernunft, dass er sich selbst fragen kann, ob es auch nicht etwa der Pflicht gegen sich selbst zuwider sei, sich das Leben zu nehmen.
Pflichten gegen andere:
Darf ich ein unwahrhaftiges Versprechen geben?
Ein anderer sieht sich durch Not gedrungen, Geld zu borgen. Er weiß wohl, dass er nicht wird bezahlen können, sieht aber auch, dass ihm nichts geliehen werden wird, wenn er nicht festiglich verspricht, es zu einer bestimmten Zeit zu bezahlen. Er hat Lust, ein solches Versprechen zu tun; noch aber hat er so viel Gewissen, sich zu fragen: ist es nicht unerlaubt und pflichtwidrig, sich auf solche Art aus Not zu helfen?
Was beinhaltet die Verankerung der Pflicht gegenseitiger Anerkennung grundlegender Rechte im intersubjektiven Diskurs?
Wenn du mit mir argumentierst, bist du die Verpflichtung eingegangen, mich und meine Rechte als Argumentationspartner – als Vernunftsubjekt – (etwa meine Meinungsfreiheit) anzuerkennen.
Andernfalls ließe sich die Argumentation (Vernunfthandlung) zwischen uns überhaupt nicht als Argumentation (Vernunfthandlung) denken.
Handle so, dass deine Handlungsweise von allen durch die Folgen deines Handelns möglicherweise Betroffenen in einem möglichst idealen, unbegrenzten Diskurs, in dem nichts zählt außer „dem Zwang des besseren Arguments“, Zustimmung (Konsens) erhalten würde!
Was versteht man unter Kommunitarismus?
Kommunitarismus:
Beachte den Vorrang von kulturell etablierten Werten vor formalen Normen und orientiere dein Handeln an den Werten der Gemeinschaft!
Was versteht man unter Universalistischer Verantwortungsethik?
Universalistische Verantwortungsethik (H. Jonas):
Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden!
Was beinhaltet der Streit der ethischen Theorien?
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