Welches sind die wichtigsten Werke Foucaults?
• Wahnsinn und Gesellschaft 1961 / dt. 1973
• Die Ordnung der Dinge 1966 / dt. 1974
• Überwachen und Strafen 1975 / dt. 1976
• Der Wille zum Wissen 1976
• Sexualität und Wahrheit 1976-1984 (dt. 1977-1986)
• Die Ordnung des Diskurses 1972 / dt. 1974
Wie beeinflusst Foucault die Machttheorien des 20. Jahrhunderts?
• Hat sich in vielen Werken mit Macht beschäftigt• Kein einzelner Text zu Macht und Herrschaft
• Eigenes Denken zu Macht immer wieder verändert / angepasst
• Macht als Thema, zu dem Foucault immer wieder gearbeitet hat
• „Wahnsinn und Gesellschaft“ (1961): Machttechniken zur Kontrolle, Überwachung und Bestrafung Geisteskranker – ohne eigene Machttheorie
• Daher fortan Entwicklung eigener Machttheorie in den 1970er Jahren „Analytik der Macht“
• Gefängnis als Abbild eines Mechanismus, der die ganze Gesellschaft durchzieht --> Disziplinargesellschaft
• Heute: Überwachungssystem nicht auf Gefängnisse begrenzt, durchzieht die gesamte Gesellschaft (z.B. Digitalisierung, „datensetzende Macht“ (Popitz))
Was besagt Faucoult's Machttheorie?
• Neues Verständnis von Macht: Gestaltlosigkeit von Macht
• Machttheoretische „Konzeption, die soziale Zusammenhänge als Konfrontation, als Wirken von Kräfteverhältnissen, als Permanenz offener und verdeckter Gewalt, als Krieg und als Unterwerfung, insbesondere jedoch als Kampf begreift“
• „Kontingenz“ als prägend für die Geschichte: „Abfolge von Kriegen, Schlachten, Überwältigungen, Ausgrenzungen und Aneignungen“
• Aber: keine klare Definition von Macht – Eher Vielzahl von Beschreibungen von Machtphänomenen in der Gesellschaft
• „Macht kann mal dieses, kann mal jenes bedeuten“
• Neues Verständnis von Macht: Macht ist nicht an eine soziale Beziehung zwischen Personen gebunden (im Unterschied zu Weber, Popitz!), nicht an Asymmetrien
Was sagt Faucoult zu Widerständen im Machtkontext?
• Macht muss durch ihre Widerstände studiert werden: „Widerstand gegen die verschiedenen Formen von Macht“, um das Wesen der Macht zu erkennen
• Widerstand als Untersuchungsgegenstand, nicht Alltäglichkeit: Psychiatrie, Kliniken Gefängnisse, staatliche Verwaltung
• Keine Macht ohne potenzielle Verweigerung und Aufruhr: „Wo kein Widerstand mehr möglich ist, handelt es sich um keine Macht mehr“
Was sagt Faucoult zur Analytik der Macht?
• Vier Eigentümlichkeiten typisch für Foucaults Machtmodell des Kampfes:
1) Macht ist kein Privileg einer Person, einer Gruppe, einer Klasse oder Institution
2) Innerhalb einer Gesellschaft existiert kein machtfreier Raum
3) Es gibt einen internen Zusammenhang zwischen Macht und Wissen
4) Keine Gleichsetzung von Macht mit Zwang, Gewalt und Unterdrückung
Was meint Faucoult damit, dass “Macht kein Privileg einer Person, einer Gruppe, einer Klasse oder Institution” ist?
• Macht ist keine Substanz, die man besitzen, weitergeben, tauschen oder anhäufen kann (wie bei Popitz, Weber, Arendt!)
• Macht bildet kein Gebiet, das man erobern oder vertraglich veräußern kann
• Macht ist ein „vielschichtiges, multidimensionales Kräfteverhältnis mit einer Pluralität von Manövern, Techniken, Verfahrensweisen und Taktiken“
• Machtverhältnisse sind intentional, aber nicht subjektiv: vielschichtige Felder von Strategien, Kalküle, Pläne, Bestrebungen, Zielsetzungen
Was meint Faucoult damit, dass “innerhalb einer Gesellschaft kein machtfreier Raum existiert”?
• Macht ist allgegenwärtig, überall
• Macht verläuft nicht nur von oben nach unten (Staatsapparat)
• Macht formt vielmehr sämtliche gesellschaftliche Beziehungen, sie reicht bis in die kleinsten Mikrostrukturen einer Gesellschaft
• Macht wird zum „differenzlosen“ Begriff (Kneer 2012, S. 268) – rein logisch gibt es keinen Ausstieg aus der Macht, keine „Null-Macht“ (oder „Ohnmacht“ wie bei Hannah Arendt)
Was meint Faucoult damit, dass “es keinen internen Zusammenhang zwischen Macht und Wissen gibt”?
• Wenn es keinen Zustand außerhalb der Macht gibt, dann existiert auch kein Wissen außerhalb von Machtbeziehungen
• Wissen beginnt nicht da, wo Macht aufhört, sondern Wissen und Macht sind ineinander verschränkt
• Ausübung von Macht benutzt und generiert Wissen; Wissen geht mit bestimmten Machtwirkungen einher
• „Keine Macht ohne Wissen und kein Wissen ohne Macht“
Was meint Faucoult damit, dass es keine Gleichsetzung von Macht mit Zwang, Gewalt und Unterdrückung gibt”?
• Macht hat auch eine produktive Wirkung und ist nicht nur Repression
• „Macht ist nicht ausschließlich auf repressive Wirkungen eingeschränkt. Macht schließt nicht nur aus – verhindert nicht nur –vielmehr bringt Macht auch umgekehrt etwas hervor“
• Produktive, innovative, kräftesteigernde Wirkung
Was sagt Faucoult über Macht und Gewalt?
• Macht und Gewalt: Keine Gleichsetzung von Macht mit Zwang, Gewalt und Unterdrückung
• Wie Hannah Arendt strikte Abgrenzung von Macht und Gewalt, aber „Einsatz von Gewalt“ als Option der Macht zur Erweiterung oder Einschränkung ihrer „Handlungsmöglichkeiten“
• Macht ist bei Foucault handlungsorientiert (wie bei anderen Machttheoretikern), er beschreibt Macht aber als gestaltlose, komplexe strategische Situation, die sich durch die gesamte Gesellschaft zieht
• Weites Verständnis von Macht --> „Steuerung“
• Beschreibungen des Machtphänomens in unterschiedlichen Kontexten, keine analytische, konsistente Theorie (Interpretationen)
Was ist anch Faucoult die “Pastoralmacht”?
• Staat als „totalisierende Form von Macht“, die Individuen zu Subjekten unterwirft
• Hat sich in den Köpfen der Menschen eingenistet
• Staat als Feindbild um Bürger zu unterdrücken und zu bestrafen
• Neuartige Herrschaftsform, die alle anderen Ordnungen ihrer Aufsicht unterwirft: aber „Macht“ wird nicht totalisiert
• „Pastoralmacht“ greift Techniken christlicher Institutionen auf und will Individuen disziplinieren, „bessern“ (Hirte / Herde)
• Produktiver Charakter der pastoralen Macht (Helfen wollen!)
• Aktuell: „Paternalismus“, „Wohlfahrtsstaat“
Was versteht er unter “Gouvernementalität”?
• Gouvernementalität: die Regierung betreffend
• „Regieren“ in einer totalen Form: Politik, Lenkung des Verhaltens von Individuen, Gruppen
• Machtbeziehungen aus der Perspektive der Führung zu beschreiben
Was ist Bio-Macht/ Biopolitik nach Faucoult?
• Disziplinarmacht: zielt auf das Individuum: disziplinäre Körpertechnologie
• Bio-Macht (Biopolitik): zielt auf die ganze Bevölkerung und deren Wohl als „Staatskörper“
• Bio-Politik ist »die sorgfältige Verwaltung der Körper und die rechnerische Planung des Lebens« (Foucault, Wille zum Wissen, 167).
• »auf dem Felde der politischen Praktiken und der ökonomischen Beobachtungen stellen sich die Probleme der Geburtenrate, der Lebensdauer, der öffentlichen Gesundheit, der Wanderung und Siedlung;verschiedenste Techniken zur Unterwerfungder Körper und zur Kontrolle der Bevölkerungen schießen aus dem Boden und eröffnen die Ära einer »›Bio-Macht‹« (Foucault, Wille zum Wissen, 167).(zit. Nach Gehring 2014, S. 231)• Impfprogramme, Gesundheitsvorsorge, Statistiken: regulierende Lebenstechnologie
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