Das Selbst
- William James: Begründer der nordamerikanischen Psychologie
- Doppelfunktion: das Selbst als das Bekannte und das Wissende
- Selbstkonzept: Schema über das Selbst als Bekanntes und Wissendes
- Menschen, die auf die Welt kommen, sind erstmal ein Bündel von Sinneseindrücken
Selbstkonzept
- Entwicklung eines Selbstkonzepts als Entwicklungsaufgabe
Selbsterkenntnis I: Introspektion
- Selbstschau nach innen
- Nicht sehr häufig (8%; Csikszentmihalyi & Figurski, 1982)
- Nicht sehr akkurat (Erklärung des Liebesobjekts)
- Auf Introspektion basierende Hypothesen über Gründe für eigenes Empfinden nicht belastbar (z.B. Schlafmenge und Laune; Wilson et al., 1982)
- Individuen entwickeln Kausaltheorien über ihr Empfinden, (Nisbett & Wilson, 1977)
· empirisch gibt es Einwände (oft funktioniert Introspektion nicht)
- Frage: Welchen Einfluss haben diese Prädiktorvariablen auf die Lebenszufriedenheit?
- rot: Mythos -> kein Zusammenhang -> Introspektion funktioniert schlecht -> die Leute überschätzen Teilaspekte
- subjective weights: -3 bis +3
Intrinsische vs. extrinsisiche Motivation
Selbsterkenntnis II: Selbstbeobachtung
- Selbstschau von außen
- Unsichere Urteile über Empfinden oder Präferenzen können durch Schlussfolgerungen aus eigenem Verhalten erfolgen (Prozess der Attribution)
-> Attribution der eigenen Leistung auf internale vs. externale Ursachen
-> Schlussfolgern des eigenen Emotionserlebens aus Umständen
-> Fehlattribution von Erregungszuständen
· kontraintuitiv, aber besser belegt
overjustification
- fürs Instrumentüben Geld bekommen
- ohne Belohnung übt das Kind nicht mehr
- anderes Bsp.: Nachtisch, wenn Gemüse gegessen
making sense of my feelings
Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionen
- unspezifische Erregung (Arousal) -> keine Information über die Qualität der Information -> Deutung
Excitation Transfer
-> Brücke
-> Erklärung des (unspezifischen) Arousals
- gehen mutige Männer per se eher über wacklige Brücken und rufen auch eher an? (mögliche Drittvariable)
Noch einmal zur Selbstbeobachtung
Kognitive Dissonanz
- Was passiert, wenn meine Selbstwahrnehmung in Konflikt gerät mit meinem Selbstkonzept?
-> Kognitive Dissonanz: aversives Gefühl der Selbst-Inkonsistenz
Selbstwahrnehmung vs. Selbstbild
3 Handlungsoptionen im Falle kognitiver Dissonanz
Impact Bias: Die Überschätzung wie sehr wir leiden werden
- Trauer nach Trennung
- es würde kognitive Dissonanz erzeugen, wenn man nicht traurig wäre -> neg. Aspekte hervorrufen
Jack Brehm (1956): Kognitive Dissonanz im Experiment
- Mehrere Produkte werden bewertet
- Eines von zwei gleich attraktiven (von einer VP bewertet) wird als Geschenk ausgesucht
- Nach 20 Minuten: das ausgesuchte wird präferiert
- Die bessere Bewertung der nicht gewählten Alternative würde Dissonanz auslösen!
- Je unwiderruflicher die Entscheidung ist, desto stärker Bevorzugung (Wahl ändern scheidet aus, um Dissonanz zu reduzieren; Knox & Inkster, 1968)
Mills (1958)
- Wertvorstellungen und Verhalten – wackelt der Schwanz mit dem Hund?
- Schülern situativ ermöglicht zu schummeln
- Anschließend bewerten diejenigen, die geschummelt haben den Akt milder (=> Dissonanzreduktion)
Justification of Effort
- je schlimmer das Aufnahmeritual, desto besser/cooler die Gruppe
Saying is believing
- Festinger & Carlsmith (1959)
- Probanden bearbeiten unglaublich langweilige Aufgabe
- Anschließend die Bitte, der nächsten Person zu sagen, dass es sich um eine unglaublich interessant Aufgabe handele
- UV: 20$ vs. 1$ Belohnung dafür -> 2 Bedingungen
- AV: Wie viel Spaß hat Ihnen das Experiment gemacht?
->Behaviorismus vs. Kognitive Dissonanz
-> Behaviorismus: stärkere Belohnung -> Experiment ist besser
-> Kognitive Dissonanz (unvereinbare Kognitionen) -> von der langweiligen Erfahrung zu erzählen als sei sie spannend -> Erklärungen: Geld bekommen (20$) oder Experiment war doch ganz spannend (1$)
Once more Behaviorism
Weitere Dissonanzphänomene
· Menschen bewerten Versuchsleiter positiver, denen sie einen Gefallen getan haben (nicht umgekehrt!) (Jecker & Landy, 1969)
· Dehumanisierung
- Castano & Giner-Sorolla (2006)
- Probanden fliegen mit Raumschiff durch Galaxie und rotten dabei ganze Spezies aus vs. ganze Spezies stirbt aus anderen Gründen
- AV: Ausmaß sekundärer (menschentypischer) Emotionen
- Opfern eigener Gräueltaten wird Menschlichkeit abgesprochen
- reduziert Dissonanz!
Selbsterkenntnis III: Soziale Vergleiche
- Vergleiche mit anderen sind ubiquitär – ohne soziale Vergleiche wüssten wir gar nicht, ob wir (relativ) attraktiv, (relativ) attraktiv oder (relativ) sportlich sind.
- Schneller automatischer Prozess
Richtung des sozialen Vergleichs
- Assimilation: Anpassung an den Vergleichsstandard; man denkt, man kann das auch
- Kontrast: klare Abgrenzung in die positive oder negative Richtung
- psychologische Nähe: z.B. Familie, Freunde vs. Ferne: Fremde
- gezielte Auswahl von downward comparisons
- Fokus eher auf Gemeinsamkeiten statt Unterschiede im sozialen Vergleich
Self-Enhancement
- Better-than-average-effect (Alicke, 1985); (gibt es auch andersherum)
-> besser in einer bestimmten Eigenschaft als der Durchschnitt -> motivierter sozialer Aufwärtsvergleich
- Kritisch: nicht unbedingt motivierte Selbstaufwertung – viel mehr Beispiele für eigenes intelligentes/ sportliches Verhalten verfügbar als über das der Anderen
- Kein objektives Kriterium vorhanden
- Alternative: Over-Claiming
-> Ziel: sich selbst als besser wahrnehmen
Over Claiming
Kulturelle Besonderheiten?
- Betreiben nur westliche Kulturen Selbsterhöhung?
- Tatsächlich übertreiben Westler agentische Eigenschaften (Intelligenz, Fleiß, Leistung) wesentlich mehr als Ostasiaten
- ABER: Ostasiaten übertreiben kommunale Eigenschaften (Selbstlosigkeit, Gemeinsinn, Wärme) wesentlich stärker (Gebauer et al., 2011)
- „pancultural self-enhancement“ (Sedikides, Gaertner & Toguchi, 2003) -> auf kulturell relevanten Dimensionen
Communal Over Claiming
Was macht das „Selbst“?
Dual Motives & Self Control
- Dual Motives: Zielkonflikte
- Selbstkontrolle: kurzfristige Ziele werden zurückgestellt, um langfristige Ziele zu erreichen
RI-Modell: Dissoziation
4 Methoden der Selbstkontrolle
1. Hemmung
-> davor sitzen und sich zurückhalten (vllt. nicht gewinnbringend)
2. Regulierung der Versuchungsexposition e.g., Mischel & Mischel, 1983; Trope & Fishbach, 2000
-> z.B. als trockener Alkoholiker einfach nicht in die Kneipe gehen
3. Automatische Gegenregulation e.g., Fishbach & Shah, 2006; Koranyi & Rothermund, 2011
-> nicht an die Bikinifigur denken
4. Kognitive Umstrukturierung
-> Abstraktion
-> Kuchen wird zu viereckigem Kubus
-> weird, spielt das überhaupt eine Rolle?
Ego Depletion – Selbstkontrolle als erschöpfbare Ressource
· Manipulation von Ego Depletion
- Emotionen unterdrücken beim Betrachten von Videos
- Buchstaben durchstreichen
- Wörter ignorieren beim Videoschauen
- (Stereotype) Gedanken unterdrücken
- Modified Stroop
- Auf einem Bein stehend Rechenaufgaben lösen
- …
-> Willensressourcen erschöpfen
· Abhängige Variablen
- (everything from above plus)
- Impulsives Essen
- Risikoverhalten
- Vorurteilsäußerung
- Aufgabenpersistenz und –performanz
Stand 2010
- Cohen's d ist eine statistische Maßangabe zur Größe/Stärke eines Effekts, die einen Anhaltspunkt für die praktische Bedeutsamkeit eines Befundes liefert. Sie gibt an, wie sehr – in Standardabweichungen – zwei Gruppenmittelwerte auseinanderliegen.
- Cohen's d soll helfen, die Stärke eines gemessenen Unterschieds im arithmetischen Mittel zwischen zwei Gruppen zu bestimmen.
-> der Matheunterricht von einem Jahr hat einen Cohen’s d von d=1 im Vergleich zum Vorjahr
Erste Brüche
- Ego Depletion funktioniert nur für Leute, die an Ego Depletion glauben (Job et al., 2010)
- Es scheint weniger die Frage zu sein, ob Leute noch länger können, als vielmehr wollen (Inzlicht & Schmeichel, 2012)
- Erneute Meta-Analyse, die für Publikationsbias kontrolliert findet wesentlich kleinere, kaum nennenswerte Effekt
· Ist Ego Depletion motivational?
The final blow?
Fazit
· Das Selbst ist ein Schema davon, wie wir sind
· Möglichkeiten der Selbsterkenntnis
- Introspektion
- Selbstbeobachtung
- Soziale Vergleiche
· Selbstbild und Selbstbeobachtung im Konflikt: Kognitive Dissonanz
· Das Selbst als Agent: Selbstkontrolle
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