Wie lautet die Definition von Leichtbau?
Leichtbau ist die ganzheitliche Umsetzung einer Entwicklungsstrategie, die darauf ausgerichtet ist, unter vorgegebenen technischen, ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Randbedingunegen die geforderte Funktion durch eine System minimaler Masse unter Gewährleistung der Systemzuverlässigkeit zu realisieren.
Was ist das Ziel des Multi-Material-Designs?
Worin bestehen die Vorteile und welche Herausforderungen gibt es?
Ziel: Gezielte Kombination unterschiedlicher Werkstoffe / Werkstoffeigenschaften —> “Der richtige Werkstoff am richtigen Ort”
Vorteile:
Optimale Nutzung der Einzelwerkstoffe
Neue und kombinierte Eigenschaftsprofile
Gutes Kosten-Nutzenverhältnis
Hohes Leichtbaupotential
Funktionsintegration
Verbesserte physikalische und chemische Eigenschaften
Reperaturfähigkeit Plattformstrategie
Herausforderungen:
Zunahme der Karosserie-Komplexität
Optimale Auslegung der Einzelwerkstoffe im Systemkontext
Komplexe Füge- und Montageprozesse
∆alpha - Problematik / Korrosion
Komplexe Simulationsmethoden erforderlich
Kreislaufführung
Welche Verstärkungsansätze gibt es im Leichtbau?
Was sind ihre Ziele?
Wie ist die Verstärkung aufgebaut?
Nenne ein Projektbeispiel.
Strukturleichtbau
Ziel: Ökonomische Leichtbaulösung
Verstärkung: kontinuierlich
Projektbeispiel: Unterboden
Funktionsleichtbau
Ziel: Leichtbaupotential bei gleichzeitiger maximaler Funktionsintegration
Verstärkung: Diskontinuierlich
Projektbeispiel: Direktgekühler Elektromotor mit Leichtbaugehäuse
Welche Werkstoffklasse hat das höchste Werkstoffpotetial?
Faserverbundwerkstoffe (Anisotropie)
Was wird unter dem MWP-Ansatz verstanden?
(Methode-Werkstoffe-Prozesse)
Idee: “Effiziente und nachhaltige Leichtbaulösungen basieren auf einem ganzheitlichen Verständnis”
Warum werden Faserverbundwerkstoffe eingesetzt?
Geringeres spezifisches Gewicht
Hohe Festigkeit
Bestimmte physikalische Eigenschaften
in Einzelfällen aus Kostengründen
Eigenschaften gezielt einstellbar
Korrosionsunempfindlich, wenn auch nicht uneingeschränkt
Wie lautet die Definition von Verbundwerkstoffen?
Heterogener Werkstoff, der aus mindestens zwei oder mehreren nicht ineinander löslichen Komponenten (Phasen) besteht
Makroskopisch quasi-homogen
Unterscheidung zwischen Füllstoff und Verstärkungsstoffen
Optimierbare Eigenschaften für spezifische Anwendungen
Vorausetzungen:
Eigenschaften der Komponenten um ein Faktor >3 verschieben
Anteile der Komponenten >10 Masse-%
Was ist der Unterschied zwischen Füllstoffen und Verstärkungsstoffen?
Füllstoffe ist der Oberbegriff von Stoffen, die sich nicht in der Matrix lösen. Verstärkungsstoffe sind in der Matrix gelöst.
Was sind Vorteile von Verbundwerkstoffen?
Geringere Dichte
Hohe gewichtsspezifische Festigkeit und Steifigkeit
Sehr gutes Ermüdungsverhalten
Hohe Integrationsfähigkeit
Trotz geringer Dichte hohe Festigkeit und Steifigkeit (gezielte Anisotropie möglich)
Sehr geringe Wärmedehnung in Faserrichtung
Anwendungsabhängig:
Geringere Wärmeleitfähigkeit
Geringere elektrische Leitfähigkeit
Sehr gute Korrosionsbeständigkeit
Nennen Sie Nachteile von Verbundwerkstoffen.
Teilweise geringe Schadenstoleranz
Spezielle Kenntnisse nötig für Design und Dimensionierung
Keine umfassend Beschreibung des Verhaltens während der Lebensdauer möglich
Aufwendige Qualitätssicherung
Meist geringere Temperaturstabilität als Metalle
Relativ sprödes Versagen - geringere Schadenstoleranz (gilt v.a. für Duromere)
Oft hohe Kosten
Vor allem bei Kohlestoff- und Armaidfasern
Wie lautet die Definition von Werkstoffverbund?
Makroskopisch inhomogen
Beispiele:
Stahlbeton
Zylinderkopfdichtung
Radialwellendichtung
Nennen Sie Beispiele für Verstärkungsfasern und Fertigungsverfahren.
Welche Matrixsysteme gibt es?
Und wie beeinflussen Verstärkungsfasern, Fertigungsverfahren und Matrixsysteme die Hochleistungs-Faserverbundstruktur?
Verstärkungsfasern sind z.B. aus Carbon, Glas oder Aramid.
Fertigungsverfahren sind z.B. die Autoklavtechnik oder die Injektionsverfahren.
Matrixsysteme sind aus Duromeren oder Thermoplasten.
Verstärkungsfasern beeinflussen die Hochleistungs-Faserverbundstruktur hin hinsicht auf die spezifische Festigkeit und spezifische Steifigkeit, die Fertigungsverfahren durch Konsolidierung/Aushärtung und das Matrixsystem bietet Schutz, Fixierung und Stützung der Faser.
Was sind die Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften eines Verbundes?
Matrixbruchdehnung > Faserbruchdehnung
Matrixfestigkeit < Faserfestigkeit
ABER: die Matrix bestimmt die Zugfestigkeit quer zur Faserrichtung bei Mehrschichtverbunden
Matrixsteifigkeit < Fasersteifigkeit
Faser-Volumenanteil muss oberhalb einem kritischen Wert liegen
Die Grenzflächenfestigkeit des Verbundes sollte höher sein als die Schubfestigkeit der Matrix
Die Interlaminare Festigkeit wird durch die Matrixeigenschaften bestimmt
Wie lauten die Paradoxa der FVK?
Paradoxon des festen Werkstoffs (Zwicky)
Die wirkliche Festigkeit eines Stoffs ist sehr viel geringer al die theoretisch berechnete
Grund hierfür sind Mikrofehlstellen
Paradoxon der Faserform (Griffith)
Ein Werkstoff in Faserform hat eine vielfach höhere Festigkeit, als das gleiche Material anderer Form
Je dünner die Faser, umso höher die Festigkeit
Paradoxon der Einspannlänge
Je kürzer die Einspannlänge (Messlänge), umso größer ist die gemessene Festigkeit einer Faser
Paradoxon der Verbundwerkstoffe (Slayter)
Ein Verbundwerkstoff kann als Ganzes Spannungen aufnehmen, die die schwächere Komponente zerbrechen würden
Zudem kann von der stärkeren Komponente im Verbund ein höherer Anteil seiner theoretischen Festigkeit übernommen werde, wie es ihr alleine möglich wäre
Nennen Sie die Prozessparameter von FVK.
Werkzeugtemperatur
Werkzeuginnendruck
Einspritzgeschwindigkeit
Werkzeugschließprofil
Harz-Vorwärmtemperatur
Compoundier Schnecken
Angusslage/-geometrie
etc.
Nennen Sie die Werkstoffparameter von FVK.
Kristalisation-/ Vernetzungsgrad
Molekühlkettenaufbau
Fasergehalt/ Additive/ Füllstoffe
Molekühlorientierungen
Viskosität
Typ der Verstärkungsfaser
Wassergehalt
Nennen Sie Material-/ Bauteileigenschaften von FVK.
Mechanische Kennwerte (Zugfestigkeit, E-Modul,…)
Maßhaltigkeit/Verzug
Eigenspannungen
Max. Einsatztemperatur
UV-Beständigkeit
Was sind die wichtigsten Kenngrößen von FVK?
Relativer Faservolumenanteil phi:
Ist abhängig von der Verstärkungsart (Kurz-, Lang- oder Endlosfaser) und der Faserarchitektur
Ist für die Dimensionierung DIE wichtigste Größe
messtechnisch sehr schwer zu bestimmen
Ebenfalls für die Normierung von Prüfkörpern wird der relative Faservolumenanteil benötigt (z.B.: Zugprüfung, Charpy,…)
Relativer Fasermesseanteil psi:
Ist wichtig für die Bauteilfertigung und messtechnisch einfacher zu bestimmen (Thermo-Gravimetrische Analyse TGA)
Dichte des Verbunds:
Wie werden äußere Zugkräfte auf die Faser übertragen?
Welche Faktoren haben Einfluss auf die Lastübertragung?
Äußere Zugkräft werden über Schubspannungen auf die Faser übertragen
Hervorgerufen durch ein unterschiedliches Verfomungsverhalten von Faser und Matrix —> E_Matrix << E_Faser
Einfluss auf die Lastübertragung haben:
Das Längen/Durchmesser-Verhältnis der Faser (aspect ratio)
Eigenschaften der Faser-Matrix-Grenzfläche
Das Verhältnis E_Matrix zu E_Faser
Die kritische Faserlänge gibt den Übergang zwischen Faserbruch und Herausreißen einer Faser aus der Matrix an.
Welchen Einfluss hat die Faserlänge?
Soll das Festigkeitspotential der Faser vollständig genutzt werden, müssen die Fasern hinreichend lang sein, damit sie bis zu ihrer Bruchspannung belastet werden können. —> Es wird die sog. kritische Faserlänge definiert.
Für L<L_krit können die Fasern sogar als Fehlstellen eine negative Auswirkung auf die Festigkeit und Schlagzähigkeit haben
Eine Steifigkeitserhöhung erfolgt bereits für L< L_krit
Eine Verbesserung der Schlagzähigkeit tritt erst auf für relativ lange Fasern, L≥ L_krit
Welche Versagensmechanismen gibt es?
Debonding (Ablösen der Matrix von der Faser) und Fasergleiten in Regionen abgelöster Matrix
Fiber-pull-out
Matrixbruch
Spröde oder duktil
Faserbruch (spröde)
Was versteht man unter dem Faser-pull-out - Effekt?
Nicht immer ist eine maximal gute Faser-Matrix-Haftung von Vorteil
Eine mittelmäßige Haftung zwischen Faser und Matrix erhöht u.U. im Falle eines Impacts die Energieaufnahmefähigkeit des Verbundes —> Fiber-pull-out
Energieaufnahme ist abhängig von Faserlänge und dem -Durchmesser, sowie der Scherspannung in der Grenzfläche
Für die relativ kruze Faser L_1 wird eine höhere Faser-Auszugsenergie w_p erreicht, wenn die Faser-Matrix-Haftung verbessert wird
der Index p steht für die Energiedissipation durch den Pull-out-Effekt
Für L_2 > L_1 erhöht sich die Auszugsenergie im Falle einer schlechteren F-M-Haftung
Wie ist der Einfluss von der Faserorientierung im Vergleich zu Metallen?
Isotropes Materialverhalten von Metallen
Materialkonzept und konstruktive Gesaltung sind entkoppelt
Anisotropes Materialverhalten von UD-Laminaten
Materialkozept und Gestaltung sind Gekoppelt
Winkelabweichung von 10° zwischen Belastungsrichtung und Faserorientierung —> auf ca. 70% verringerte Steifigkeit
Was versteht man unter Faser-Matrix-Haftung?
Um die Verstärkungswirkung durch die Fasern zu erhöhen, kann zusätzlich die Haftung zwischen den Fasern und der Matrix verbessert werden
Macht das Aufbringen von Haftvermittlern auf die Faser nötig
Auch heute noch sind die Wirkmechanismen in der Faser-Matrix-Grenzfläche nicht vollständig geklärt
Welche allgemeinen Haftungsmechanismen zwischen Faser und Matrix gibt es?
Chemisch-kovalente Bindung
Größte Bindungsenergie
Erfordert das Vorhandensein von reaktionsfähigen Endgruppen auf der Faseroberfläche und im Matrixsystem
—> Vorranging bei Duromeren wirksam/möglich
Physikalische Sekundärbindungen
Van-der-Waals-Bindungen, Wasserstoffbrücken-Bindungen
—> Vorranging bei Thermoplasten wirksam/möglich
Elektrische Anziehung
Mechanische Haftung über Kraft-/Formschluss
Besonders bei hoher Schwingung der Matrix zur Faser hin
—> Vorrangig bei teilkristallinen Thermoplasten
Welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Faser-Matrix-Haftung gibt es?
Beschichtung der Faser mit Haftvermittlern (coupling agent):
Soll für eine verbesserte Anbindung zwischen Faser und Matrix sorgen
Können auch direkt bei der Verbindung des Matrixmaterials beigement werden (inline compounding)
Unterschiedliche Haftvermittler für Thermoplasten und Duromere:
Thermoplasten: Maleinsäureanhydrid
Duromere: Silane
Chemische oder physikalische Oberflächenbehandlung:
Entfernen der geschwächten Faseroberflächen oder von Verunreinigungen
Hinzufügen chemisch reaktiver Gruppen auf die Faseroberfläche (Plasmabeschichtung, Beflammung)
Oberflächenstruktur verändern
Benetzbarkeit der Fasern verbessern
Wie funktioniert die Faser-Matrix Kopplung bei Glasfasern?
Die Schlichte ist ein “chemischer Cocktail” dessen genaue Zusammensetzung gut gehütete Firmengeheimnisse sind
Verbessert die Verarbeitungseigenschaften der Faser
Tränkverhalten, Schmiegsamkeit, Schiebfestigkeit der textilen Halbzeuge, Handhabung während der Drapierung
Erhöht die Biege- und Druckfestigkeit der Faser
Reduziert den Festigkeitsabfall nach Wassereinlagerung
Da für Thermoplasten und Duromere unterschieldiche Haftungsvermittler eingestzt werden, werden meist die Fasern mit Schlichten für spezielle Matrices verkauft
Wie funktioniert die Faser-Matrix Kopplung bei Kohlenstofffasern?
Oberflächenmodifikation zur Erhöhung der Reaktivität und der Matrixkompatibilität
Das Faserfinish hat im günsigsten Fall, die gleiche chemische Zusammensetzung wie die spätere Matrix
Deswegen ist eine sehr gute Anbindung von EP und Kohlestofffasern möglich
Bei HM Fasern ist die mechanische Kopplung wichtiger
Durch die stärkere Orientierung und glattere Oberfläche ist die Bindungsausbildung schlechter
Besonders problematisch ist die Anbindung an Thermoplasten
Verfahrensbeispiel:
die Faser wird anoxidiert, wodurch kovalente Bindungen mit der Matrix hergestellt werden können
Wie funktioniert die Faser-Matrix Kopplung bei Aramidfasern?
Keine Haftvermittler verfügbar
die Armaidfaser ist chemisch inert
Eine mechansiche Haftung ist wegen der sehr glatten Oberfläche nicht möglich
Die Beschichtung der Aramidfaser, die Avivage, dient deshalb hauptsächlich zum Schutz der Faser
Die Anlagerung reaktiver Gruppen durch Plasmabehandlung wurde erfolgreich getestet
Noch nicht in der praktischen Anwendung verarbeitet
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