Welche besonderen Bakterienformen gibt es?
Steckbrief Spirochaetales (Schraubenbakterien)
sitzen unter dem äußeren Membranrand
0.2-3 μm dick, 4-30 – (250) μm lang, Gram-negativ
Geißeln (Endoflagellen) winden sich um einen Protoplasmaschlauch, enspringen an Enden und enden in der Mitte, darüber legt sich die äußere Zellmembran
Beweglich durch Rotation, auch in visköser Umgebung
Anzahl der Windungen kann unterschieldich sein
Schraubenbakterium: Treponema
Nicht pathogene Arten in der Mundhöhle, Intestinal- und Genitaltrakt
Human pathogene Arten: z.B Syphillis
zarte, schwer anfärbbare Schraubenbakterien, sehr empfindlich, nicht anzüchtbar, in Gewebe vermehrbar, Generationszeit 30-35 h
Pathogenes Prinzip istInvasivität der Bakterien ins Gewebe und in Zellen
→ Freisetzung von Gewebsantigenen
→ Autoimmunität intrazelluläre Persistenz möglich
Weltweit verbreitet, Mensch ist der wesentliche Wirt
Schraubenbakterium Trepenoma pallidum
Errger Syphillis
Überwiegend sexuelle Übertragung
Die Erreger können schnell die abgeschürfte Haut oder intakte Schleimhaut durchdringen und gelangen innerhalb weniger Stundenins Blut und Lymphe → systemische Infektion
Langsames Wachstum und Persistenz im Gewebe
Wie ist die Epidemiologie und Zielgruppe von Treponema pallidum?
höufig homosexuelle Krankheit
Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern.
Übertragung Horizontal (vor allem Schleimhautkontakt, Eindringen des Erregers durch Mikroläsionen) und vertikal (transplazentar).
Übertragungen durch Bluttransfusionen seit über 20 Jahren nicht mehr berichtet
Infektiös sind Patienten im Stadium I und II
keine Infektiosität in Stadium III
Steckbrief primäre Syphillis
• IKZ: 2-5 Wochen
• an der Inokulationsstelle Primärläsion
• schmerzlose, rasch erodierte Papel (Ulcus durum) + regionale
Lymphadenitis (harter Lymphknoten) = Primärkomplex
• hoch infektiöses Sekret möglich (bis 107 Keime /g Gewebe)
• spontanes Abheilen nach 4-6 Wochen
Steckbrief sekundäre Syphilis (Lues II)
• Etwa 6 Wochen nach Abheilung der Primärläsion
• Vielgestaltige Haut- und Schleimhaut-Ausschläge mit generalisierter Lymphadenopathie durch Ausbreitung der Bakterien
• Ausschlag: makulären, papulären, papulosquamösen Syphiliden
• Bei betroffenen Haarfollikel: fleckiger Haarausfall,
Augenbrauenverlust
• Erodierte Papeln → hochinfektiöse Läsionen „Condylomata lata“
• Allgemeinsymptome und Organbeteiligung möglich:
Fieber, Kopfschmerzen (Meningitis), Gewichtsverlust
Steckbrief tertiäre/späte Syphilis (Lues III)
Nach Latenzzeit (Monate bis Jahre/Jahrzehnte)
Organmanifestation (sehr vielseitig):
• Kadiovaskuläre Syphilis: Endarteriitis obliterans der Vasa vasorum
→ Medianekrose im Aortenbogen(Aneurysmen)
• Neurosyphilis:
– Liquorveränderungen (Pleozytose, Liquoreiweiß)
– Generalisierte Paresen (Lähmungserscheinungen)
– Demyelinisierung von Hinterhornganglien
→ vielfältige neurologische Symptomatik
• Organmanifestation durch Gummen-Bildung: unspezifisches Granulationsgewebe mit zentraler
Nekrose umgeben von mononukleären Zellen, möglich in Haut,
Knochen, Leber, ...
→ Narbenbildung und Gewebedestruktion
Steckbrief angeborene Syphilis (Lues connata)
• T. pallidum ist diaplazentar übertragbar
• je frischer die Syphilis der Mutter, desto infektiöser für das Kind
• Abort im 7. – 8. Monat
• Schäden treten erst auf, wenn sich die Immunkompetenz des Fetus zu entwickeln beginnt
→ Pathogenese von Wirtsimmunantwort abhängig
• Floride Syphilis des Neugeborenen (Rhinitis, mukokutane Läsionen)
• Spätstadium oder Lues connata tarda (ab dem 2. Lebensjahr):
Hutchinson-Trias: Zahndeformitäten; abnormes Gesicht mit
Sattelnase; Säbelschienbeine
Wie wird Syphilis diagnostiziert und therapiert?
Dunkeldfeldmikroskopie
1. Serologischer Suchtest: TPHA (T. pallidum-Hämagglutinationstest) ELISA (IgG, IgM)
2. Bestätigungsreaktion: FTA-Abs-Test (Fluoreszenz-Treponemen- Antikörper-Absorptionstest); Westernblot
3. Verlaufskontrolle: erfolgt anhand der quantitativen Bestimmung Lues-unspezifischer Lipoidantikörper (z. B. VDRL-Test (quantitativ); Kardiolipin-Mikroflockungstest)
Therapie mit Penicllin
Meldepflicht
Steckbrief Borrelia
• Bakterien werden in die Haut inokuliert, durch Stich oder Kratzen, Ausbreitung in der Haut, später über Lymphe oder Blut
• Borrelien ändern ihre Oberflächenantigene
(Antigenshift)
→ immunologische Abwehr passt nicht mehr
→ erneute Vermehrung der Erreger möglich
Wer gehört alles zu Borrelia burgdorferi Komplex?
Besteht aus:
B. burgdorferi
B. garinii
B. bavariensis
B. afzelii
B. spielmanii
Wofür sind Lipoproteine wichtig?
sog. outer surface proteins
1. diagnostische Bedeutung (z. B. OspC, VlsE)
2. auch Pathogenitätsfaktoren (z. B. OspA, VlsE).
Wie wird Lyme-borreliose übertragen?
• Durch Zeckenstich übertragen
• Borrelien induzieren bei Endothelzellen Transzytose
→ Eindringen in Gewebe und intrazelluläre Persistenz
• Chronisch verlaufende Infektionskrankheit
Wie ist der Infektionszyklus von Lyme-Borreliose?
Wie sind die Stadien der Lyme Borreliose?
Stadium 1: (nach Tagen)
Erythema migrans (kann fehlen oder wird nicht bemerkt)
Stadium 2 (nach Wochen):
Bannwarth Syndrom
- radikuläre Schmerzen (Gelenke, Muskel)
- periphere Paresen
- entzündlicher Liquor
- Hörsturz, Rhythmusstörungen
- Meningitis
• Stadium 3 (nach Jahren):
Lyme-Arthritis,Chronische Enzephalitis (sehr selten, MS
-ähnlich), Acrodermatitis chronica atrophicans
Wie wird Lyme-Borreliose diagnosiziert?
Standarddiagnostik: Serodiagnostik
PCR
Mittels Kultur
Wir wird beim Lyme-Borreliose therapiert und was ist Prophylaxe?
Antibiotika
Zecken entfernen
Gibt es einen Impftsoff gegen Lyme-Borreliose?
gibt einen amerikanischen, vorbeugenden Impfstoff
Durch was wird Läuse-Rückfallfieber ausgelöst?
Borrelia recurrentis
seltene Resekrankheit, in Deutschland kaum verbreitet
Kopf- oder Kleiderläuse infizieren sich bei Blutmahlzeit an erkrankten Patienten
→ Borrelien vermehren sich in Hämolymphe der Läuse
Im Gegensatz zur Lyme-Borreliose keine Übertragung auf einen gesunden Patienten durch Blutmahlzeit- Ansteckung mit Läuse- Rückfallfieber nur durch Kontakt mit der infizierten Hämolymphe (Zerdrücken). Eindringen über die intakte Haut, Kratzwunden und Schleimhäute.
Epidemiologie: Beseitigung der Läuse haben das Vorkommen des epidemischen Rückfallfiebers stark gesenkt
Wird wird Zecken-Rückfallfieber diagnostiziert und wie ist die Pathogenese?
• Klinik/Pathogenese: IKZ: 5-15 Tage
– Hohes Fieber für 3-7 Tage, danach plötzlicher Abfall;
wiederholt auftretende Fieberepisoden; Myokarditis,
zerebrale Blutungen und Leberversagen als Ursache
für letale Verläufe
– Fieber: Borrelien sind im Blut;
Fieber-freie Phasen: Borrelien vermehren sich im
Gewebe, Aufnahme durch Transzytose
• Diagnose: Dunkelfeldmikroskopie aus Blut während Fieberphase
• Meldepflicht
Steckbrief Leptospira interrogans
• Zarte Schraubenbakterien (0,12μm x 40μm),
sehr beweglich, streng aerob, in Wasser und Boden
lange lebensfähig
• Infektion durch kleine Hautdefekte
oder unverletzte Schleimhaut,
Infektionen häufig in Gewässern durch lepto-
spirenhaltigen Urin von Reservoirwirten
(Nagetiere, Hunde, Rinder)
• Erreger gelangen hämatogen in viele Organe
→ vielfältige Symptomatik
• IKZ: 5 – 14 Tage, 2 Krankheitsphasen:
1. Brutaler Krankheitsbeginn mit Fieber, Wadenschmerzen, Sepsis
2. Nach vorübergehenden Rückgang des Fiebers
Organmanifestation in Leber, Niere, Meningen
• Schwere Verlaufsform:
Morbus Weil: Ikterus, Nephritis, Meningitis, Letalität 25%
Wie wird Leptospira interrogans diagnostiziert und therapiert?
• Erregernachweis nur im ersten Krankheitsstadium möglich; Blut und
Liquor (1. Krankheitswoche), Urin (2. Krankheitswoche) (wird oft verpasst)
• Antikörper-Nachweis nach 10 Tagen möglich mit Agglutinations-Lysis-Test
Therapie:
• Möglichst vor dem 4. Krankheitstag
mit Penicillin, Cephalosporinen oder Doxycyclin, ansonsten
symptomatische Therapie
Impfung:
• steht für Menschen nicht zur Verfügung, für Hunde existiert eine
Impfung
• Meldepflicht Direkter und indirekter Erregernachweis
Wie können sich Rickettsien, Coxiellen und Chlamydien vermehrt?
nur intrazellulär in Wirtszelle
Elemantkörperchen: nicht vermehrungsfähige, relativ umweltresistente Formen
Retikulärkörperchen: vermehrungsfähige intrazelluläre Formen
Steckbrief Rickettsiales
Fleckfieber
Gram-negative, kokkoide Stäbchen, obligat intrazellulär
Pathogenese:
Inokulation der Bakterien durch Kleiderlaus, Befall des Gefäßendothels, petechiale Blutungen
IKZ 10 bis 14 Tage
hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Exanthem,
Somnolenz (abnorme Schläfrigkeit), Pneumonie
Letalität nach Alter bis 60 %
Diagnose:
klinisch, serologisch → Immunoblot, IFT, evtl. PCR
• Doxycyclin (ein Tetracyclin)
Prophylaxe:
• Entlausung
Steckbrief coxiella burnetii
obligat intrazelluläres, gram-negatives Bakterium
Erreger des Q-Fiebers: IKZ 20 Tage, infektiöse Bakterien in der Umwelt
→respiratorische Infektion mit atypischer Pneumonie, (Endokarditis)
• ELISA, Erregernachweis evtl. PCR
Therapie: Doxycyclin
Epidemiologie:
• Verbreitung bei Schafen, Ziegen, Rindern,
Infektion durch Milch, Sekrete, Kot und Staub
Wie ist der Infektionsverlauf von Chlamydien?
• Infektiöse Elementarkörperchen lassen sich von Schleimhautzellen aufnehmen, verhindern die Phagolysosomenfusion, entwickeln sich
in Einschlüssen weiter zu metabolisch aktiven Retikularkörperchen
• Teilung der Retikularkörperchen in Vesikel, bis nach etwa 3 Tagen eine neue Generation infektiöser Elementarkörperchen entweder durch Lyse oder Protrusion (eine spezielle Form der Ausschleusung) freigesetzt wird.
• Chlamydien können sekundär andere Zellen infizieren,
beispielsweise Monozyten, mit deren Hilfe sie sich wie in einem
trojanischen Pferd im Körper ausbreiten
Steckbrief Chlamydien
• Gram-negative, obligat intrazelluläre Bakterien
• humanpathogen
• Erregernachweis (Antigen-Nachweis oder PCR)
• Erregeranzucht (in Zellkulturen)
• Antikörpernachweis (z.B. ELISA, Immunoblot)
• Doxycyclin oder Makrolide
Was ist ein Trachom?
follikuläre Keratonkonjunktivitis, vernarbende Hornhautschäden bis zur Erblindung, häufig in tropischen Ländern
Tritt auf bei Chlamydia trachomatis
Was ist eine Einschlußkojunktivitis?
akute eitrige Konjunktivitis, die Neugeborene, aber auch Kinder und Erwachsene erwerben können (Schwimmbadkonjunktivits)
Was ist ein Lyphomgranuloma venereum?
Sexuell übertragbare Krankheit, Geschwür mit begleitender Lyphadenitis, gehäuft in warmen Klimazonen
Wie äußert sich eine Chlamydia pneumoniae?
Pharyngitis, Bronchitis, Pneumonie:
anfangs hartnäckige Halsschmerzen; langwierige uncharakteristische Symptome
Mensch ist Reservoir
→ Tröpfcheninfektion
Szeckbrief Chlamydia psittaci
• Ornithose:
respiratorische Infektion, interstitielle und atypische Pneumonie;
Lebensbedrohliche Pneumonie mit systemischer Streuung
• Zoonose: Infektionsquelle sind meist papageienartige Vögel
• Übertragung der Erreger durch Kontakt mit Ziervögeln und Vogelkot
(Händler, Halter)
Steckbrief Mykoplasmen
• Zellwandlose Mikroorganismen
(L-Formen = Bakterien mit inkompletter Zellwand)
• Adhäsine, Verformbarkeit,
Bildung von H2O2, Proteasen, Urease
• Abwehrreaktionen des Wirtes tragen zur
Pathogenese der Infektion bei!
• humanpathogen:
Wie äußert sich eine atypusche Pneumonie?
IKZ:
~ 20 Tage
•Tracheo-Bronchitis (häufig im Vorschulalter),
atypische Pneumonie, Otitis media
Fieber, Kopfschmerzen, hartnäckiger unproduktiver Husten
mit Superinfektionen assoziiert: z. B. nach oder unter einer durchdas Influenza-Virus bedingten Grippe
(Erregernachweis in der Kultur)
Antikörpernachweis
Makrolide, Doxycyclin oder Fluorchinolone (mind. 10- 14 Tage)
Welche Erkrankungen gibt es bei den Spirochäten und intrazelluläre bzw. zellwandlose Bakterien
Spirochäten
Treponema pallidum: Erreger der Syphilis
Borrelia burgdorferi: Erreger der Lyme-Borreliose
Leptospira interrogans: Morbus Weil
→ verschiedene Krankheitsstadien durch Eindringen und
Persistenz der Erreger in den Wirtsorganismus,
Befall von verschiedenen Organen Gewebezerstörung
Intrazelluläre Bakterien: benötigen Wirtszelle für die Vermehrung
Rickettsien: Fleckfieber
Coxiellien: Q-Fieber
Chlamydien: Trachom, urogentiale Infektionen,
atypische Pneumonie
• Zellwandlose Bakterien: benötigen Wirtszelle für die Vermehrung
• Mykoplasma: atypische Pneumonie
• Ureoplasma: urogenitale Infektionen
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