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-VoC-Ansatz unterscheidet in liberale (LME) und in koordinierte (CME) Marktwirtschaften
-Governance ist die Koordinierung ökonomischer Aktivitäten – dabei spielen neben Markt und Staat, die Firmen(-hierarchie), Netzwerke und Verbände eine wichtige Rolle in der Herstellung wirtschaftlicher und sozialer Ordnungen
-Corporate Governance (Unternehmenskontrolle): Wem gehören die Unternehmen? Wer kontrolliert die Unternehmen?
==> Beispiel ThyssenKrupp
o Begriff „Organisierter Kapitalismus“: Banken eine zentrale Rolle im Prozess der Kapitalkonzentration
o Erfassung der Verflechtung (Kapital & Personal) von Großunternehmen & Kartellen (z.B. Stahl, Bergbau) mit Banken im Kaiserreich
o Banken haben Einfluss auf Großunternehmen: Banken geben Kredite, kooperieren miteinander, sitzen in der Unternehmensleitung und durch Monopolbildung wird wirtschaftliche Macht zu politischer Macht (Finanzkapitalismus)
o Die Banken werden zu „Gegner[n] eines gegenseitigen Niederkonkurrierens, das ihre Kunden unter Umständen in Gefahr bringt, ihre Kredite gefährdet und ihre Geschäftsmöglichkeiten unterbindet“ (Hilferding 1931/1982: 242)
==> Banken als Ordnungs- und Regulationsinstanzen
(„Geplanter Kapitalismus“)
o Steigender Einfluss des Staates (Regierungen und Verwaltungen) auf die Wirtschaft nach dem 2. WK in allen westlichen Industriestaaten
§ Stetiger Ausbau des Wohlfahrtsstaates
§ Wettbewerbspolitik
§ Reallohnzuwächse und Bildungspolitik
§ Politische Planungen in der Wirtschaftspolitik (Keynesianismus; Staatsunternehmen)
§ Aktive Industriepolitik
o Unterschiede in der Staatsintervention in die Wirtschaft (DE, FR, USA, UK)
§ Deutschland: Verbände vs. Frankreich: Verwaltung & Staatsunternehmen vs. UK: informelle Absprachen vs. USA: Staat verhindert Kartelle
==> Staat übernimmt zunehmend die Rolle der Banken
-Policy-Reaktionen auf die beiden Ölkrisen (1973/1974;1979):
o Monetarismus (UK): schwache Gewerkschaften, die von der Konservativen Regierung weiter geschwächt werden; Bekämpfung der Inflation hat Vorrang vor Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
o Beschäftigungs- und Arbeitsmarktpolitik (DE & Österreich), weil Gewerkschaften stark und Arbeitgeber in Tarifpolitik mit Gewerkschaften kooperieren; makroökonomische Koordination mit Blick auf Gesamtwirtschaft
o Modell Deutschland der sozialliberalen Koalition unter Schmidt 1976
§ Verbesserungen im Gesundheitssystem
§ Mehr Mitbestimmung von Arbeitnehmern in den Unternehmen
§ Vorausschauende Industriepoliik
§ Studienreformen
o In der Realwirtschaft gibt es nicht nur Märkte, auch der Staat, die Verbände, die Firmen selbst und Netzwerke tragen zum „Funktionieren“ des Kapitalismus bei, indem sie zur Koordinierung von Wirtschaftsaktivitäten (z.B. Löhne, Ausbildung, Unternehmensfinanzierung) beitragen
-Governance-Akteure
o Markt, Firmenhierarchie, Verbände, Netzwerke, Staat
-Unternehmenszentriert
-Institutionen koordinieren wirtschaftliches Handeln:
o LME: Koordination durch den Markt: Governance-Typen Markt & Firmenhierarchie dominieren (USA, UK, CAN, NZ, IR)
o CME: Koordination durch strategische Interaktion (mit Gewerkschaften, Kapitalgebern, anderen Unternehmen und dem Staat): Governance-Typen Staat, Verbände & Netzwerke dominieren (GER, JAP, CH, NL, BEL, SW, NOR, DK, FIN, Ö)
o Corporate Governance & Finanzsystem (Kapitalgeber, Beschäftigte) (Shareholder vs. Stakeholder-Modell)
o Industrielle Beziehungen (Lohnfindung, Arbeitsbedingungen)
o Berufsbildung (Qualifikation),
o Beziehung zwischen Unternehmen und Beschäftigten
o Beziehungen zwischen Unternehmen (Zulieferer, Wettbewerber)
-„Institutionelle Komplementarität: „…, zwei Institutionen verhalten sich zueinander komplementär, wenn das Vorhandensein (oder Effizienz) einer Institution die Erträge (oder Effizienz) der anderen Institution erhöht” (Hall/Soskice 2001: 17).“
-LMEs und CMEs: langfristig können beide eine gute ökonomische Performanz nachweisen
o Wirtschaftswachstum, Pro-Kopf-Einkommen, Arbeitslosenquote
-Komparative Leistungsvorteile und Nachteile der LMEs/CMEs
o LME: radikale Innovation, Flexibilität und Maximierung allokativer Effizienz (Preismechanismus), aber: Einkommensungleichheit, residuale Sozialpolitik
o CME: inkrementelle Innovation, soziale Stabilität und gerechte Einkommensverteilung; aber: weniger Flexibilität und Intransparenz.
==> Positive Korrelation zwischen Koordinierungsgrad Arbeitsbeziehungen & Corporate Governance
==> Komplementarität: Positive Effekte auf Wirtschaftswachstum
-Struktur und Verteilung der Verantwortlichkeiten und Rechte in Unternehmen: Wem gehören die Unternehmen? Wer kontrolliert die Unternehmen?
-Shareholder, Outsider, Anglo-American, Marktfinanziertes Modell
o Finanzierung durch Kapitalmarkt (Aktien): Shareholders/Outsiders (Aktionäre, Investmentfonds & Investmentbanken & Pensionsfonds & Hedgefonds, Banken) kontrollieren Streubesitz an Aktien und direkte Einflussnahme der Aktionäre
o Unternehmensfinanzierung über Kapitalmarkt und Investoren, die anhand von öffentlich zugänglichen Informationen bewerten: Kontrolle durch Aktionäre (Shareholder/Outsider)
o Markt für Unternehmenskontrolle (feindliche Übernahmen, weil Aktionäre bei fallenden Kursen ihre Anteile verkaufen)
o Kurzfristige Strategien: Profitmaximierung! Shareholder Value! Nervöses Kapital! Riskante Innovationen! Fokus auf kurzfristige Gewinne und Entwicklung auf Aktienmärkten!
o Kaum enge Firmennetzwerke
o LMEs: UK, USA
-Stakeholder, Insider, Kontinentales, Kreditfinanziertes Modell
o Finanzierung durch langfristige Kredite und Schuldscheine (Banken)
o Stakeholders/Insider (Banken, Beschäftigte, Zulieferer, Kunden) kontrollieren, Anteilseigner mit großen Aktienpaketen (Depotstimmrechte!) - Banken spielen wichtige Rolle
o Konzentrierte und stabile Eigentümerstruktur - Kontrolle und Perfomance-Monitoring durch Stakeholder (=Insider)
o Interne Aufsichtsgremien in Unternehmen
o Schwacher Markt für Unternehmenskontrolle (keine feindlichen Übernahmen aufgrund der Dominanz der Insider, der Anteilkonzentration und des schwachen Anlegerschutzes)
o Langfristige Strategien: Nicht Profitmaximierung! Rückzahlung des Kredits! Geduldiges, kontrollierendes und risiko-averses Kapital! Inkrementelle Innovationen!
o CMEs: DE, FR, Japan
-Items, La Porta Index (Index misst Aktionärsschutz)
o Durchsetzung des Prinzips „one share, one vote“ (Aktionärsschutz)
o Rechte der Minderheitsaktionäre gegenüber den Vorständen (Aktionärsschutz) Übernahmerecht
o Transparenz der Rechnungslegung
o Marktkapitalisierung: Quotient aus dem Börsenwert aller gelisteten Unternehmen und dem jahresbezogenen Bruttoinlandsprodukt (BIP)
o Investor-Relations-Arbeit nach angloamerikanischen Vorbild
o Kopplung der Managergehälter an Aktienkurs
o Vorgabe von Renditezielen
-1996: sehr starke Unternehmensverflechtung, 60 der 100 größten deutschen Unternehmen sind ein Netzwerk und im Zentrum stehen Deutsche Bank, Dresdner Bank und Allianz mit Überkreuzverflechtungen!
-2000: Anzahl der Kapitalverflechtungen ist massiv gesunken. Das Finanzzentrum existiert noch, aber: Es ist kleiner und hat weniger Verbindungen mit den Industrieunternehmen.
-2020: Indexfonds wie Blackrock werden wichtiger, Auflösungstendenz des Koordinierten Kapitalismus aufgrund von Erosion der Netzwerke von Unternehmen im Industrie- und Finanzbereich
o Idee: die mikroökonomische Ebene mit den Elementen der makroökonomischen Ebene verbinden
o Rational-Choice Annahme: Zentrierung auf Akteure (Unternehmen, Individuen, Regierungen etc.)
o Unternehmen gelten als entscheidende Akteure (firm-centered approach), da ihre Performance aggregiert die gesamtwirtschaftliche Performance ausmacht. Die Performance eines Unternehmens folgt aus der Fähigkeit sich mit vielen weiteren Akteuren zu koordinieren
o Länder werden nach 2 Kapitalismusarten klassifiziert: Coordinated Market Economies (CME) und Liberal Market Economies (LME)
o Institutionalistischer Annahme: Institutionen koordinieren wirtschaftliches Handeln der Unternehmen, Institutionen werden hier definiert als formelle & informelle Regeln
o Institutionen unterliegen Pfadabhängigkeit und daher divergieren sie eher, als dass sie konvergieren
o Aufgrund von verschiedenen Institutionen gibt es Leistungsvorteile von Ökonomien in verschiedenen Produktionszweigen
o Fünf Subsysteme/Institutionen, in denen Firmen Beziehungen entwickeln müssen, um Koordinationsprobleme zu lösen: Corporate Governance & Finanzsystem (Firmen wollen Gewinne am Finanzmarkt, Investoren brauchen Sicherheit, bestimmt z.B. wie viele liquide Mittel da sind), Industrielle Beziehungen (Löhne, Arbeitskonditionen), Berufsbildung (Sichern einer Arbeiter:innenschaft, die über die notwendigen Skills verfügt, Arbeiter:innen entscheiden wie viel sie investieren), Beziehungen zwischen Unternehmen und Beschäftigten (Arbeitnehmer:innen sollten bestimmte Kompetenzen haben und kooperieren), Beziehungen zwischen Unternehmen (Sicherstellen, dass es sichere Abnehmer für die Produkte gibt und sichere Lieferanten, Zugang zu technischen Mitteln)
o Sowohl CMEs als auch LMEs haben bewiesen, dass sie ökonomisch performen, Mischtypen performen eher unterdurchschnittlich
-Kernidee: zwei Institutionen sind komplementär, wenn die Präsenz (oder Effizienz) der einen Institution zu einer höheren Effizienz der anderen führt.
o Z.B. Berufsbildungssysteme, die generelle Fähigkeiten fördern sind komplementär zu fluiden Arbeitsmärkten
o Inkrementelle Produktweiterentwicklung in CMEs ist durch langfristiges Kapital möglich, es können spezifische Skills durch einen längeren Ausbildungsprozess erworben werden, wodurch Produkte verbessert werden können, Arbeitnehmer:innen sind besser abgesichert (Kündigungsschutz, Arbeitslosengeld etc.) und können daher in diese spezifischen Skills investieren
o Radikale Produktinnovation in LMEs, es werden schnelle Gewinne benötigt, um im Markt zu bestehen, Verfügbarkeit von vielen Arbeitnehmer:innen auf einem kaum regulierten Markt, Kapital und Arbeitnehmer:innen daher schnell verfügbar und hohe Investitionen über Nacht möglich, dadurch eher eine hire&fire Mentalität
o Einzelne Institutionen sind schwer zu verändern, da sie sich komplementär verhalten, Unternehmen können nur schwer abweichen vom allgemeinen System
o Wenn Institutionen aufeinander abgestimmt sind, werden Pfadabhängigkeiten ausgenutzt und sind nur schwer zu verändern
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