Was sind Paramyxoviren?
Die Familie der Paramyxoviridae umfasst eine Großzahl human- und tierpathogener Krankheitserreger.
Zu den wichtigsten humanpathogen
Vertretern dieser Virusfamilie gehören:
Erreger klassischer Kindererkrankungen wie das
Masern- oder Mumpsvirus.
Parainfluenza-, Metapneumo- oder die Respiratory Syncytial Viren, die als Auslöser respiratorischer
Infekte eine große Rolle spielen.
Unterscheidungsmerkmale und Eigenschaften dieser Viren: z. B. die Neuraminidase-Aktivität oder die Eigenschaft zur Hämagglutination (Bindung an und Vernetzung von Erythrozyten)
Was sind die Eigenschften von Paramyxoviren?
Was ist das Masernvirus?
Erreger:
Typisches Paramyxovirus, ohne Neuraminidase. Ein Serotyp.
Vorkommen: Nur beim Menschen, weltweit.
Epidemiologie: Hohe Infektiosität, kaum inapparente Infektionen.
Immunität: Dauerhafte Immunität
Übertragung: Aerogen
Pathogenese: Systemische Infektion mit hämatogener
Ausbreitung:
Exanthem ist immunbiologisch bedingt.
Durch Flimmerepithelschäden schwers Bronchitis, Masernvirus-Pneumonien, Warthin-Finkeldey-Riesenzellen*.
Wie ist die Klinik beim Masernvirus?
Biphasischer Verlauf
1. Katarrhalisches Stadium: 3-4 Tage
hohes Fieber, respiratorische Symptome, „Erdbeerzunge“, Koplik‘sche Flecken (virusbedingte Epithelnekrosen an der Wangenschleimhaut)
2. Exanthematisches Stadium: 1-2 Wochen
makulopapulöses Exanthem, Beginn hinter Ohren, Ausbreitung kaudalwärts, hohes Fieber, respiratorische Symptome
Was sind Masernikomplikation?
Masernpneumonie (meist bakteriell), Häufigkeit 1-6%
Otitis media (meist bakteriell), Häufigkeit 5-10%
Masernenzephalitis, Häufigkeit 0,1%, Letalität 15%
Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE)
sehr selten (1:100.000), 6-15 Jahre nach Masern, persistierende Infektion des ZNS mit Masernvirus-Mutanten, allmähliche fHirngewebszerstörung, Erkrankung führt immer zum Tod.
Wie wird das Masernvirus diagnostiziert?
Diagnose
IgM- und IgG-ELISA. (IFT, HAHT)
RT-PCR in respiratorischen Materialien oder Lymphozyten.
Therapie Symptomatisch.
Prävention
Aktive Schutzimpfung mit Lebendimpfstoff.
Meldepflicht Verdacht, Erkrankung, Tod,
Erregernachweis.
Was ist Mumps?
Typisches Paramyxovirus, mit Neuraminidase.
Vorkommen: Virusreservoir ist der Nasen-Rachen-Raum des Menschen.
Epidemiologie:
Weltweit verbreitet, abnehmende Inzidenzen durch Einführung der Impfung.
Immunität: lebenslange Immunität durch zytotoxische Lymphozyten; IgA-, IgM- und IgG-Antikörper.
Übertragung: Aerogen Tröpfcheninfektion.
Infektiosität (Speichel): 5 Tage vor bis 7 Tage nach Krankheitsbeginn
Pathogenese:
Primäre Replikation im Nasen-Rachen-Raum, hämatogene Streuung und 2. Replikation in sekretorischen Drüsen (z. B. Parotis, Testes).
Therapie: Symptomatisch
Prävention: Mumps-Schutzimpfung (Lebendimpfstoff in (MMR-Impfstoff))
Meldepflicht: Gruppenerkrankungen
Wie ist die Klinik von Mumps?
Klinik:
IKZ 17-21 Tage
Klinisches Bild: 30-40% inapparent
Fieber
Schwellung der Ohrspeicheldrüse (90% beidseitig, 10% einseitig)
oft Mitbeteiligung der submandibulären und sublingualen
Speicheldrüsen
Verlauf meist gutartig, Dauer 1-2 Wochen
Komplikationen:
Orchitis (Entzündung des Hodens), 20-30% bei Mumps nach Pubertät,bei doppelseitigem Befall Gefahr der Sterilität
Pankreatitis, mögliche Ursache eines juvenilen Typ-I-Diabetes, Thyreoiditis
Meningoenzephalitis, 10% manifest
Wie wird Mumps diagnostiziert?
Klinische Diagnosestellung bei charakteristischem Bild
Virologische Diagnostik bei atypischen Verläufen und Komplikationen
Virusisolierung aus Abstrich von Ausführungsgang der Parotis möglich
Methode der Wahl: Antikörpernachweis ELISA, IFT, KBR
Wer ist der Erreger von Influenza?
Orthomyxoviren
enthält mehrere ummantelte Genabschnitte
Genus: Influenzavirus A, B, [C]*)
(–)ssRNA-Genom, 8 Genomsegmente
Lipidhülle mit Spikes (Hämagglutinin, Neuraminidase)
kommt bei Menschen und anderen Säugetieren vor
wie ist das Orthyomyxivirus aufgebaut?
Lipidhaltige Hülle (von Wirtszellmembran abgeleitet)
Viruseigenen Proteine in der Virushülle:
2 Glykoproteine, die als sog. Spikes über die Virusoberfläche hinausragen
[Hämagglutinin (HA) und Neuraminidase (NA)]
M2-Protein [Ionenkanal] M1-Protein, Innenseite der Hülle
Nukleokapsid
= helikaler Ribonukleoproteinkomplex
8 ss(-) RNA-Segmenten [kodieren11 viruseigene Proteine]
Nukleoprotein *) (NP) Polymeraseproteinen (PB1, PB2, PA)
Welche Arten von Orthomyxoviren gibt es?
Wie wird Influenza übertragen?
Aerosole
Tröpfchen
Inkubation 2-4 tage, erste Symptome 4-5 tage später, Krankheitsdauer 5-7 tage
Wie ist der Infektionszyklus von Influenza?
Adsorption infektiöser Viruspartikel an Epithelzellen des Respirationstraktes. HA1-Untereinheit des Hämagglutinins bindet an terminale Neuraminsäurereste von Glykoproteinen oder –lipiden (= zellulärer Rezeptor der Influenza-A-Viren) Spezifität von Influenzaviren für α-2,3-
bzw. α-2,6-verknüpfte Neuraminsäure.
Aufnahme des Virions durch rezeptorvermittelte Endozytose
M2M2-Protein (Uncoating, Typ A) -Ionenkanal bewirkt
pH-Absenkung im Endosom und Innern des Viruspartikels
> Umfaltung des HA1/HA2-Komplexes, Freisetzung der
Fusionsdomane der HA2-Untereinheit und Verschmelzung der Virushulle
Transport in den Zellkern, hier Transkription und RNA-Replikation sowie Zusammenlagerung der Nukleoproteinkomplexe
NP, NS1 und Proteine der Virushülle am rauen ER gebildet und HA, NA nach posttranslationeller Modifikation
im Golgi-Apparat zur Zellmembran transportiert
Nach Knospung der neuen Viruspartikel löst viruseigene
Neuraminidase die Bindung der Hämagglutinin-Spikes an zelluläre Neuraminsäuren, bevor die
Viruspartikel entlassen werden können.
Wo setzt sich Influenza physiologisch gesehen fest?
Was sind Symptome bei Influenza?
Kopfschmerzen
oft Fieber >39 Grad
Muskelschmerz
Helenk/Gliederschmerzen
Schnupfen/Halsschmerzen
Husten
Erbrechen
> beginnt plötzlich mit extremen Krankegitsgefühl
Was sind Komplikationen der Influenza?
Primäre (virale Pneumonie)
Sekundäre (bakterielle Pneumonie):
Bei ca. 4-8% der Patienten > 60 Jahre
– Streptococcus pneumoniae
– Staphylococcus aureus
– Haemophilus influenzae
Myocarditis
Exazerbation*) COPD / Asthma
Myositis (v. a. bei Influenza B)
Nach Influenza, erhöhtes Risiko für
– Myokard Infarkt
– Schlaganfall
austausch von genomsegmenten
Was ist der Antigen-Drift?
Influenza = RNA-Virus
viruseigene RNA Polymerase
> ineffizienter Korrektur-Mechanismus
Akkumulation von Punktmutationen:
Aminosäure-Austausch
> graduelle Antigenveränderung
Wie wird Influenza diagnostiziert?
Diagnose:
Virusdirektnachweis aus Materialien des oberen und unteren Respirationstrakts (RT-PCR, Immunfluoreszenztest, Antigennachweis im ELISA).
Antikörpernachweis spielt untergeordnete Rolle (v. a. für Epidemiol.)
Therapie Symptomatisch. Für Personen mit erhöhtem Risiko für Komplikationen s.u. Aktuelle Resistenzsituation beachten!
Meldepflicht: Direkter Erregernachweis durch untersuchendes Labor
Prophylaxe: Schutzimpfung
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