Warum gibt es Wohlfahrtsstaaten und wieso sind private Versicherungen oft keine adäquate Lösung?
Wohlfahrtsstaaten existieren, um Risiken abzusichern, die am Markt schlecht oder gar nicht versicherbar sind.
Private Versicherungen scheitern oft an Informationsasymmetrien, Kurzsichtigkeit, Umverteilungsbedarf, Externalitäten und hohen Transaktionskosten.
Welche Ausprägungen von Wohlfahrtsstaaten gibt es?
Liberaler Wohlfahrtsstaat (USA, Kanada): Starke Bedürftigkeitsprüfung, wenig Umverteilung.
Sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat (Skandinavien): Soziale Sicherheit für die Gesamtbevölkerung, starke Umverteilung.
Korporatistischer Wohlfahrtsstaat (Deutschland, Frankreich): Schwerpunkt auf sozialer Sicherheit, Sicherung für bestimmte Statusgruppen, konservative Familienbilder.
Was ist das Subsidiaritätsprinzip?
Betonung von Selbstverantwortung, kleinste Kollektive sind zuständig. Übergeordnete Kollektive greifen nur ein, wenn kleinere Kollektive überfordert sind.
Was ist das Finalprinzip?
Hilfe wird bei Hilfsbedürftigkeit gewährt, unabhängig von der Ursache. Beispiel: Sozialhilfe.
Was ist das Kausalprinzip?
Schaden wird auf Basis seiner Ursache von verschiedenen Institutionen abgedeckt (z.B. Alter, Krankheit).
Was ist das Versicherungsprinzip?
Beitragszahlung ermöglicht Zugriff auf Versicherung, Äquivalenz von Beitrags- und Leistungskapitalwerten.
Was ist das Versorgungsprinzip?
Anspruch auf Versorgung und Leistung ohne eigene Beitragszahlung. Ziel ist die Sicherung der Grundbedürfnisse. Beispiele: Kriegsopferversorgung, Beamtenversorgung.
Warum scheitern private Versicherungen oft an Informationsasymmetrien?
Adverse Selection: Einzelne haben bessere Informationen über ihr eigenes Risiko als die Versicherung, was zu steigenden Prämien führt.
Moral Hazard: Nach Vertragsabschluss ändern Menschen ihr Verhalten, weil sie durch die Versicherung abgesichert sind, was zu höheren Kosten führt.
Warum gibt es ohne Sozialversicherung wenig Anreiz für private Vorsorge?
Ohne Sozialversicherung vertrauen Individuen auf Sozialhilfe, was dazu führt, dass sie wenig Anreiz haben, private Vorsorge zu treffen. Zwang zur Sozialversicherung stellt sicher, dass alle vorsorgen und nicht auf Kosten der Allgemeinheit leben.
Wie berechnet sich die monatliche Rente in der Rentenversicherung?
Monatliche Rentenhöhe = Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × Aktueller Rentenwert × Rentenartfaktor.
Was bedeuten die Variablen in der Formel für die Berechnung der monatlichen Rente?
Entgeltpunkte: Punkte, die basierend auf dem Einkommen während des Arbeitslebens gesammelt werden.
Zugangsfaktor: Faktor, der angibt, ob die Rente vorzeitig oder nach dem regulären Renteneintrittsalter in Anspruch genommen wird.
Aktueller Rentenwert: Wert eines Entgeltpunkts in Euro, wird jährlich angepasst.
Rentenartfaktor: Faktor, der je nach Art der Rente variiert (z.B. Altersrente, Erwerbsunfähigkeitsrente).
Was ist das Umlageverfahren in der Rentenversicherung?
Beiträge werden in derselben Periode an Rentner ausgeschüttet.
Was bedeuten die Variablen in der Formel für das Umlageverfahren (τ×L×NA=B×NR×γ)
τ: durchschnittlicher Beitragssatz
L: durchschnittliche belastete Lohnsumme
NA: Anzahl der Beitragszahler
NR: Anzahl der Rentenempfänger
B: Durchschnittsrente
γ\gammaγ: Anpassungsfaktor für den Bundeszuschuss
Was ist die Alterslastquote und wie wird sie berechnet?
Definition: Verhältnis der Anzahl der Personen über 65 Jahren zu 100 Personen im Alter von 20 bis 65 Jahren.
Welche Herausforderungen stehen der gesetzlichen Krankenversicherung gegenüber?
Demographischer Wandel: Ältere Bevölkerung erfordert mehr medizinische Versorgung.
Änderung der Haushaltsstrukturen: Kleinere Haushalte und weniger Kinder reduzieren familiäre Versorgungsmöglichkeiten.
Asymmetrische Informationen: Patienten haben schlechtere Informationen als Ärzte über die Kosten und Nutzen von Behandlungen. Patienten spüren den Kostendruck nicht vollständig, da Ärzte direkt mit den Krankenkassen abrechnen.
Was sind staatliche Interventionen im Kontext der Sozialversicherung?
Lineares Steuer- und Transfersystem: Proportionaler Steuersatz finanziert einheitlichen Pro-Kopf-Transfer.
Maximierungsproblem: Der Staat wählt den Steuersatz und den Transfer ohne Kenntnis der individuellen Risiken, um den erwarteten Nutzen zu maximieren.
Was passiert bei endogenem Humankapital im Wohlfahrtsstaat?
Ohne staatliche Versicherung: Individuen müssen sich durch Humankapitalinvestitionen absichern, was oft zu hohen Investitionen führt.
Mit staatlicher Versicherung: Negative Anreizeffekte reduzieren die Humankapitalinvestitionen, doch eine geringe Steuer fördert die Risikoteilung.
Warum gibt es Wohlfahrtsstaaten laut Rodrik (1998)?
Wohlfahrtsstaaten kompensieren die Risiken der Globalisierung. Offene Volkswirtschaften haben größere Regierungen, geben mehr für soziale Sicherungssysteme aus und stabilisieren die Wirtschaft, indem sie vor externen Schocks schützen.
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