Wozu udn was Blasformen?
• Herstellung von Hohlkörpern aus thermoplastischen Kunststoffen mit nahezu beliebiger Geometrie in einer Massenproduktion
• Beispiele: Flaschen, Kanister, Fässer und Tanks
• Körper mit einem Fassungsvermögen von unter einem Milliliter 10.000 Litern
Verfahrensarten: Blasformen
• Extrusionsblasformen
• Streckblasformen
Kunststoffe für das Extrusionsblasformen
• Grundsätzlich können alle thermoplastischen Kunststoffe verarbeitet werden
• Am häufigsten verarbeitet werden:
• Polyethylen hoher Dichte PE-HD (80 %)
• Polypropylen PP (7%)
• Polyethylen niedriger Dichte PE-LD (5%)
• Polyvinylchlorid (PVC) (5%)
Voraussetzungen, die die Rohstoffe erfüllen müssen
Dehnviskosität:
Dehnviskosität zu gering → Vorformling kann nicht lange frei unter der Düse hängen. Es besteht die Gefahr des „Durchhängens“ und führt dazu, dass die Wanddickenverteilung nicht eingehalten werden kann.
Dehnviskosität zu hoch → Vorformling ist nicht aufblasbar. Es besteht die Gefahr des Reißens an den dünneren Stellen.
Verarbeitungstemperaturfenster:
Es wird ein breites Verarbeitungstemperaturfenster angestrebt, um zu verhindern, dass der untere Teil des Vorformlings zu stark abkühlt und sich nur noch schlecht deformieren lässt.
Geruchs- und Geschmacksneutralität
Sperreigenschaften gegenüber Wasser
Aufbau einer Blasformmaschine
Extrusionsblasformen - Prozessablauf
1. Ein Extruder plastifiziert und stellt die notwendige Schmelze bereit
2. Umlenken von einer horizontalen in eine vertikale Fließrichtung nach unten und Ausformen eines schmelzeförmigen Schlauchvorformlings
3. Umschließen und Abquetschen des Vorformlings mit dem Blasformwerkzeug
4. Einführen des Blasdorns
5. Aufblasen des Vorformlings gegen die kalte Werkzeugwand, sodass der Kunststoff abkühlt und sich verfestigt
6. Öffnen und Entformen
7. Butzen-Abfälle an beiden Enden entfernen
Extrusion des Schlauchvorformlings
a. Dorn
b. Butzenkammer
c. Bodenquetschkante
d. Blasform-Werkzeughälfte
e. Kühlkanäle
f. Kalibrierblasdorn
g. Butzenkammer
h. Halsschneidkante
i. Blasform-Werkzeughälfte
k. Vorformling
l. Düsenspalt
m. Düse
Aufblasvorgang
a. Butzenboden
b. Bodenquetschnaht
c. Werkzeugkavität
d. Kühlkanäle
e. Halsbutzen
g. Vorformling
h. Kühlkanäle
Abkühlphase
Blick auf die Werkzeugtrennfläche
Blick parallel zur Trennfläche
Extruder und Schnecken zwischen welchen Extruddern wird unterschieden?
• Glattrohrextrudern
• Nutbuchsenextrudern
Ausschließliche Verwendung von Einschneckenextrudern
Extruder und Schnecken - Glattrohrextruder
• Glattrohrextruder für die Verarbeitung von niedrig- bis mittelmolekularen Polyolefin-Typen
• Glattrohrextruder eignen sich nicht für die Verarbeitung von hochmolekularen Polyolefin Typen, da Förderwirkungsgrad sinkt.
→ Erhöhte, einzubringende Scherwärme (Schmelzetemperatur), da Durchsatz sinkt!
→ Bildung eines Schmelzefilmes, Pulsationen im Durchsatz
• Glattrohrextruder für die Herstellung von kleinen Hohlkörpern aus niedrigmolekularen PP /PE
• Benötigte Antriebsleistung bei ca. 0,23 – 0,25 kWh/kg (elekt. Wirkleistung des Motors)
• Rohstoffvorwärmung erhöht den Durchsatz
Extruder und Schnecken - Nutbuchsenextuder
• Universell einsetzbar, für alle Polyolefin-Typen
• Zylinderwand im Einzugsbereich mit auslaufenden Längsnuten versehen
• Intensive Kühlung der Einzugszone
• Vermeidung eines sich bildenden Schmelzefilmes im Umwandlungsbereich (fest-flüssig)
• Rohstoffvorwärmung verringert den Durchsatz
Schematischer Aufbau einer Einzugszone mit Längsnuten,
Intensivkühlung und Wärmetrennung
Kennzeichen des Nutenextruders ist die Durchmesservergrößerung
von DN bis DE im Bereich der geraden, keilförmigen Rechtecknuten
Geometrie und Aufteilung der Schnecke für einen Nutbuchsen-
Extruder mit Dekompressions-, Scher- und Mischteil
Durchmesser d = 60 mm, Gesamtlänge l = 25•d
Aufgaben vom Schlauchköpfen
▪ Hauptaufgabe: vertikalen Umlenkung der angelieferten Schmelze aus dem Extruder
▪ Bereitstellung einer über den Umfang des Schmelzeschlauches konstanten Wanddicke
Arten von Schlauchköpfen
▪ Stegdornhalterköpfe
▪ Pinolköpfe
▪ Wendelverteilerköpfe
Bestandteile der Düse des Schlauchkopf
▪ Dorn (Kern) ist der innere Teil
▪ Düse (Mundstück) ist der äußere Teil
Unterscheidungskriterien
▪ Ausformung des Schmelzestromes aus dem Extruder (Schlauchköpfe)
▪ Ausstoß des Schmelzeschlauches (kont.- / diskontinuierliche Arbeitsweise)
Stegdornhalterkopf
Vorteile
Nachteile
Symmetrische Wanddickenverteilung
Schweißnähte in der Wand und Stegmarkierungen an Oberflächen
material- und betriebspunktunabhängig
rel. hohe Herstellkosten
Geringer Fließwiderstand
Komplexe Wanddickensteuerung
Schnelle Farbwechsel
Größere Durchmesser als Pinole
Geringer Druckverlust
Größen wegen Stegen (Gewicht Torpedo) begrenzt
Pinolkopf
Niedrige Herstellkosten
Aufwändige Optimierung
Hohe Genauigkeit der Ringspalte
Material- und betriebspunktabhängig
Kleinerer Gehäusedurchmesser
Optische und mechanische Schwachstellen
im Zusammenflussbereich
Wanddickensteuerung günstig (Dornverschiebung)
Lange Farbwechselzeiten
Stützluftbohrung einfach integrierbar
Wendelverteiler
Symmetrische Einspeisung der Teilströme
Hohe Fertigungskosten
Gleichmäßige Verteilung der Schmelze und somit
der Wanddicke
Keine Zusammenflussstellen
Nahezu betriebspunkt- und materialunabhängig
Kompakt, geringes Gewicht
Arbeitsweise – kontinuierliche Extrusion
Die thermoplastische Schmelze tritt ununterbrochen/kontinuierlich aus dem Kopf/Düse aus
Der entstehende Vorformling muss anschließend in das Werkzeug transferiert werden
Unterscheidung zwischen zwei Verfahrensweisen:
Bewegung des Blasformwerkzeuges (A): Nach der Aufnahme des Vorformlings wird das Werkzeug zu einer Blasposition verfahren. Die Schneckendrehzahl ist so anzupassen, dass der Vorformling die richtige Länge hat
Bei großen und schweren Blasformwerkzeugen und Schließeinheiten verzichtet man auf die Bewegung des Werkzeuges. Hier wird der Vorformling (B) von einem Schlauchzubringer zur Blasform gebracht
Arbeitsweise – kontinuierliche Extrusion - Variante A
Bewegung des Blasformwerkzeug
Arbeitsweise – kontinuierliche Extrusion - Variante B
Bewegung des Vorformlings
Arbeitsweise – diskontinuierliche Extrusion
Bei der diskontinuierlichen Extrusion (Austrag aus Blaskopf) wird die Schmelze in einem Speicherraum gespeichert
Bei Überschreiten eines vorgegebenen Volumens wird die Schmelze mit einer vergleichsweise hohen Geschwindigkeit ausgetragen
Unterschieden (Füllung/Entleerung der Kammer) werden kann zwischen zwei Prinzipien:
1. First In – First Out (FIFO-Prinzip) → Kunststoffschmelze, welche zuerst vom Extruder in den Speicherkopf gefördert wurde, wird zuerst ausgestoßen
2. First In – Last Out
Nach dem Ausstoßen des Vorformlings wird die Blasform geschlossen und die Speicherkammer erneut gefüllt
Die Drehzahl der Schnecke ist so einzustellen, dass die notwendige Schmelzemenge zur Verfügung steht, wenn der vorherige Artikel entformt wurde
Extruderdrehzahl muss an die erforderliche Kühlzeit angepasst werden!
Kontinuierliche vs. diskontinuierliche Extrusion - Anwendungsfälle
Wanddickensteuerung
▪ Der Durchmesser des Vorformlings ist beim Blasformen über der Länge konstant
▪ Beim Endprodukt, dem Blasformteil, ergibt sich in der Regel kein konstanter Durchmesser über der Länge
▪ Durch die unterschiedlichen Durchmesser ergeben sich entsprechende Verstreckverhältnisse (Reckgrade), was bei einer konstanten Wanddicke des Vorformlings bedeuten würde, dass sich eine ungleichmäßige Wanddicke im Blasformteil ergibt
→ Um im gesamten Artikel eine gleichmäßige Wanddicke zu erhalten, bedarf es einer Einstellung der Wanddicke des Vorformlings
Wanddickensteuerung (radial)
Die Einstellung des Dickenprofils erfolgt in zwei Stufen:
Über Zentrierschrauben wird eine gleichmäßige Rundumverteilung der Wanddicke erreicht
Über eine vertikale Verschiebung des konischen Dorns wird die entsprechende Dicke eingestellt
Durch eine größere Dicke im oberen Bereich des Vorformlings kann man dem Durchhängen entgegenwirken
Wanddickensteuerung (axial) - Vertikale Einstellung der Wanddicke des Vorformlings
Wanddickensteuerung (radial) - Sonderformen (statisch, flexibler Düsenring - SFDR)
▪ Eingesetzt für Bauteile mit sehr komplexen Geometrien
▪ Für Geometrien bei denen Dünnstellen in den Ecken und Kanten zu erwarten sind (Kanister, rechteckige Flachen etc.)
▪ Erlaubt eine festgelegte Rundumverteilung der Wanddicke
▪ Vorteil: Keine Demontage notwendig um eine Geometrieanpassung zu realisieren
Wanddickensteuerung (radial) -Sonderformen (Partielle Wanddickensteuerung - PWDS)
▪ Kombination aus einer fixen SFDR Einstellung und dynamisch verstellbaren
▪ Partiell einstellbarer, deformierbarer Ring
▪ Servohydraulisches Drücken bzw. Ziehen kann partiell, zeitlich begrenzt die Wanddicke variieren
Schließeinheit - Allgemeines
▪ Hälften des Blasformwerkzeuges (zur Formung des Vorformlings) sind auf Formaufspannplatten montiert
▪ Formaufspannplatten bilden einen Teil der Schließeinheit
Schließeinheit - Aufgaben der Schließeinheit
Aufnahme Blasformwerkzeug
Bewegung des Blasformwerkzeug (s. kontinuierliche Extrusion)
Schließen der Form bei Vorformlingsherstellung
Aufbau der Schließkraft
Abquetschen des Vorformlings (Schneidkantenbereich)
Zuhalten der Form gegen Aufblasdruck (8 - 10 bar)
Kühlwasserversorgung des Blasformwerkzeugs
Aufbau der Schließkraft entweder
Hydraulisch
Elektrisch
Hybridlösung
Schließeinheit - Schließeinheit
Schließeinheit - verschieden Bilder
Streckblasformen - Verfahren
▪ Temperieren und Umformen eines Vorproduktes (Preform, Spritzling oder Vorformling) im thermoelastischen Temperaturbereich zum Formteil
Heutzutage:
Meist zweistufiger Prozess
Preform in einem Spritzgießprozess hergestellt
Streckblasen des Preforms
▪ Im Streckprozess wird der Preform erwärmt und in axialer Richtung durch eine Reckstange und in radialer Richtung durch Aufblasen mittels Druckluft verstreckt
▪ Ähnlich zur Blasfolienextrusion findet dabei ein biaxiales Verstrecken statt, was eine Verbesserung der mechanischen Eigenschaften zur Folge hat
▪ Hauptanwendungsgebiet ist die Herstellung von PET-Flaschen
Streckblasformen - Vorteile bei PET Flaschen
▪ Transparenz und Glanz
▪ Bruchsicher
▪ Wiederverschließbarkeit
▪ Druckfestigkeit
▪ Gewicht
▪ Recycling
▪ Geschmacksneutralität
Extrusions-Streckblasmaschine (Bauart: Bekum)
Grundlagen der PET-Spritz-Streckblastechnik - Prozessführungen
Unterscheidung zwischen zwei Prozessführungs-Konzepte:
Einstufiges Verfahren aus erster Wärme
Zweistufiges Verfahren aus zweiter Wärme
Grundlagen der PET-Spritz-Streckblastechnik - einstufig
Erzeugung des Preforms fast ausschließlich im Spritzgießverfahren (bereits inkl. Formteilöffnung undVerschlussgewinde)
Beim einstufigen Verfahren erfolgt ein Abkühlen auf Umformtemperatur und unter Umständen eineTemperierung. Anschließend erfolgt das Verstrecken und Aufblasen. Abschließend wird das fertige Formteil auf Raumtemperatur abgekühlt
Prozessüberwachung und Sensorik
Überwachung der komplexen Abläufe innerhalb der Extrusionslinie, um sichere und effiziente Herstellung des Produkts zu gewährleisten
Erfassung der Daten von Peripherie- und Nachfolgekomponenten sowie der Prozessdaten des Extruders zentral in einer Einheit
Extruder
Temperaturen
Drücke
Durchsatzregelung
Schneckendrehzahlen
Drehmoment
Peripherie- und Nachfolgekomponenten
Liniengeschwindigkeit
Geometrie des Produkts
Temperaturen in der Kühlstrecke
• Die geometrische Gestalt und somit auch das Gewicht eines Produkts ist in der Extrusion meist vorab definiert
• Erforderliche Masse und der dafür einzustellende Massenstrom ist damit berechenbar
Aufgabe von Dosiergeräten:
• definierte Materialmenge / geforderten Massenstrom bereitstellen
• Einmischen von Additiven
• Homogenisierung des Gemischs
Ablauf:
• Messen oder quantitative Abgrenzung der Dosiergüter
• Einstellen bzw. Regeln des Sollwertes
• Fördern des Dosiergutes
• Übergabe des homogenen Gemisches an die Bedarfsstelle
Beispiel Blasfolienextrusion: Foliendickenmessung und -regelung
negative Einflüsse auf Foliendickenverteilung:
ungleichmäßiger Schmelzeaustritt über den Düsenumfang
inhomogene Schmelzetemperaturen am Düsenaustritt
ungleichmäßige Abkühlbedingungen → Beeinflussung der mechanischen & optischen Eigenschaften
zwei typische Messverfahren:
umlaufende Messung an der Folienblase oberhalb des Kalibrierkorbs
traversierende Messung der flachgelegten Folie nach dem Abzug
Genauigkeit aktueller Dickenmesssysteme: 0,1 μm
Regelung des Dickenprofils
gezielte Temperierung der Kühlluft durch segmentierte Kühlringe
gezielte Temperierung segmentierter Düsen
Beispiel Blasfolienextrusion: Breitenmessung und -regelung
Maßgeblich für die Folienbreite ist:
Aufblas- und Abzugsverhältnis
insbesondere das in der Folienblase eingeschlossene Luftvolumen bzw. der Blasinnendruck
moderne Hochleistungsanlagen verfügen über einen Innenluftaustausch
→ gleichzeitiger Abzug warmer Luft & Zuführung kühler Luft
Genauigkeit der Abstimmung des Luftaustausches entscheidend für:
konstanten Blasinnendruck
stabile Folienblase
Regelstrecke: Blasendurchmesser wird an Frostlinie gemessen und als Regelgröße an das Gebläse gekoppelt
Rohrextrusion: Wanddicken- und Durchmessermessung - Allgemein
• Standardverfahren zur Ermittlung von Wanddicken und Durchmessern ist das Ultraschallsystem (Röntgen, Millimeterwellen, etc. ebenso möglich)
• Konventionelle Ultraschallsysteme arbeiten nach dem Impuls-Echo-Verfahren
• Vollumfängliche Wanddickenmessung (100%-Messung) → heutzutage Stand der Technik
Rohrextrusion: Wanddicken- und Durchmessermessung - Funktionsweise:
• Ultraschallsignale werden von Oberfläche reflektiert und von einem Sensor aufgenommen
• Die Sensoren sind gleichzeitig Sender und Empfänger des Ultraschalls
• Die erste Reflektion findet beim Übergang Wasser nach Kunststoff statt (Messrauschen)
• Die zweite Reflektion entsteht an der Rohrinnenwand
• Zeitdifferenz zwischen diesen Signalen ist ein Maß für die Wanddicke
Rohrextrusion: Wanddicken- und Durchmessermessung - Messprinzipien
Schnellrotierende Scanner mit 1-2 kontinuierlich umlaufenden Sensoren
Messkammern mit einer größeren Anzahl an Sensoren
Messkammern mit großflächigen, formangepassten Sensoren
Elektronisch Rotierende Scanner (ERS)
Rohrextrusion: Messsystem am Bsp. CenterWave6000
• Anstelle von Ultraschall werden Millimeterwellen verwendet
• Funktionsweise nach Frenquency Modulated Continuous Wave (FMCW
Einsetzbar für Durchmesser von 90 bis 3200 mm
Messgrößen
Wanddicke
Innen- und Außendurchmesser
Ovalität
Konzentrizität
Inneres Profil
Vorteile:
Kein Koppelmedium erforderlich
Unabhängig vom Material
360° Messung
Unabhängig von der Temperatur
Überwachung des inneren Profils / Sagging und der min/max Wanddicke
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