o Gute Wissenschaft ist gekennzeichnet durch wissenschaftliche Methode (soll meinen: eine abstrakte für alle Wissenschaftler*innen in gleicher Weise verbindliche Logik der Forschung; ein Methoden Kanon)
o Subjekt der Wissenschaft ist das Individuum, das sich nicht durch Werte leiten lässt, sondern durch bestimme Regeln, welche eindeutige Handlungsanweisungen darstellen (z.B. zu falsifizieren)
o Jedes Individuum, das rational wählt, kommt zum gleichen Ergebnis – sollte egal sein wer ein Experiment wie, wann und wo durchführt
§ Der Gedankenaustausch von Wissenschaftlern innerhalb eines Denkkollektivs wird über eine bestimmten Denkstil geprägt.
§ Ein Denkstil kann als ein „gerichtetes Wahrnehmen mit entsprechenden gedanklichen und sachlichen Verarbeiten des Wahrgenommenen“ definiert werden.
§ Sind Denkstile sehr weit voneinander entfernt, dann ist eine Verständigung zwischen den jeweiligen Denkkollektiven nicht möglich (die vorgestellten Weltbilder können auch Paradigmen sein)
§ liegt dann vor, wenn mindestens zwei Individuen miteinander in einem Gedankenaustausch („Gedankenverkehr“) stehen,was die Möglichkeit einer gegenseitigen gedanklichen Beeinflussung einschließt.
§ Dieser Austausch kann momentan sein, dann handelt es sich um ein momentanes Denkkollektiv. Ist der Austausch jedoch stabil, dann sprechen wir von einem stabilen Denkkollektiv. Wissenschaftliche Denkkollektive sind stabil und weisen eine bestimmte dauerhafte organisatorische Struktur auf.
o Denkkollektiv und der damit verbundene Denkstil legen fest, wie etwas gesehen wird. Abhängig von einem ersten noch unklaren Schauen verengt sich der Blick im Prozess der Forschung zu einem Gestaltsehen, in dem dann jedoch nur bestimmte Aspekt gesehen werden, andere jedoch nicht!
o Aufgrund bestimmter theoretischer Vorverständnisse wird „Realität“ anders gesehen
o Was wir sehen, ist von unserer Theorie abhängig. Damit ist jedoch auch jede Wahrnehmung nicht rein im Sinne einer Eins-zu-Eins-Abbildung, sondern immer theoriebeladen.
o Übertragen wir diese Feststellung auf den Forschungsprozess, dann bedeutet dies nach Fleck, dass wir nicht von einem einheitlichen, „objektiv“ methodischen Erfahrungsprozess ausgehen können, sondern von einer Pluralität von Denkstilen, die jeweils festlegen, was wir sehen.
o „Es gibt eine Gemeinschaft von Menschen mit gemeinsamem Denkstil. Dieser Denkstil entwickelt sich und ist in jeder Etappe mit seiner Geschichte verbunden. Er schafft eine gewisse bestimmte Bereitschaft, er verleiht sie den Mitgliedern der Gemeinschaft auf soziologischen Wegen und er diktiert, was und wie diese Mitglieder sehen“ (Fleck 1935, S. 75).
o sind die von einer bestimmten wissenschaftlichen Gemeinschaft anerkannte, allgemein theoretische Annahmen und Gesetze, sowie Techniken für ihre Anwendung
o Mit einem Paradigma sind damit all jene Komponenten in den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen gemeint, die für die Wahl spezifischer Fragestellungen und Problemlösungsstrategien bestimmend sind, ohne dass diese weiter als durch ihren Erfolg begründet werden könnten.
o Paradigmen können innerhalb einer Disziplin unterscheidend sein – so können Wissenschaftler innerhalb einer Disziplin unterschiedlicher Paradigmen anhängen, was eine Kooperation massiv erschweren kann
o bezeichnet Kuhn den Typ von Wissenschaft, in dem bestimmte Elemente des wissenschaftlichen Wissens nicht zur Disposition stehen, weil in Bezug auf ihre Geltung innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft ein paradigmengeleiteter Konsens besteht.
o Ein wesentlicher Bestandteil der „Normalwissenschaft“ besteht darin, dass nicht nach prinzipiellen Innovationen gesucht wird, sondern dass jeweils in einem durch ein Paradigma geleiteten feststehenden Rahmen geforscht wird, in dem die Art und Weise der Problembearbeitung der des „Rätsel-Lösens“ gleicht.
o Die „Normalwissenschaft“ gründet auf der Annahme, dass die wissenschaftliche Welt weiß, wie die Welt beschaffen ist, wobei das erlangte Wissen über die Welt in den exemplarischen Problemlösungen zum Ausdruck kommt.
o bezeichnet Kuhn die wissenschaftliche Arbeit einer auf Grund von unlösbaren Anomalien in die Krise geratenen „normalen Wissenschaft“, welche zu einer wissenschaftlichen Revolution führen kann.
o Außerordentliche Wissenschaft ist durch folgende sie bestimmende Elemente ausgezeichnet:
§ 1. Es besteht eine offen geäußerte Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der bisher leitenden Theorie;
§ 2. die für die Problemlösung leitenden Standards werden sukzessive modifiziert und ergänzt;
§ 3. es werden neue, zunächst noch spekulative Theorien entwickelt;
§ 4. es besteht die Bereitschaft, neue Dinge auszuprobieren, ohne zunächst noch ihren prognostischen Gehalt bestimmen zu können; und
§ 5. es wird versucht, bislang implizierte Standards explizit zu machen und zu überprüfen
o Das Ende einer Krise der Normalwissenschaft, d.h. der außerordentlichen Wissenschaft, ist dann erreicht, wenn die Theorie, die vor der Krise die Normalwissenschaft anleitete, durch eine mit ihr unverträgliche, neue Theorie ersetzt wird (und dann wieder zur Normalwissenschaft wird)
o Dies impliziert keine Falsifikation der alten Theorie durch die neue, sondern nur den Vergleich zwischen den beiden Theorien. Die alte Theorie muss weiterhin zur Identifikation der Probleme verwendet werden, denen sich die außerordentliche Wissenschaft zu stellen hat, da sowohl die Anomalien relativ zu der in die Krise geratenen Theorie bestehen als auch die alte Theorie noch eine weltkonstituierende Funktion besitzt.
-Die wissenschaftliche Entwicklung stellt einen alternierenden Prozess von „normaler Wissenschaft“ und „außerordentlicher (oder revolutionärer) Wissenschaft“ dar.
-Wissenschaftliche Entwicklung stellt einen nicht-rationalen Prozess sich abwechselnder Paradigmen dar.
-Wissenschaftlicher Fortschritt besteht besteht nach Kuhn in Paradigmenwechseln, die weder linear noch kumulativ verlaufen
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