Begrenztheit
Wahrnehmung ist durch Sinnessysteme begrenzt.
—>Der Eindruck ein vollständiges Bild der Umwelt zu haben ist illusorisch
Konstruktivität
Wahrnehmung ist kein objektives Abbild der Wirklichkeit —> Wahrnehmung ist eine Konstruktion
Korrektheit vs. Nützlichkeit
Wahrnehmung erzeugt kein korrektes (realitätsgerechtes) Abbild der Wirklichkeit. Ist sie also missführend, falsch oder nutzlos?
Nein. Wahrnehmung:
• Stellt nützliche Informationen für Handlungen bereit
• Liefert nützliche Interpretationen einer Reizsituation
—> Ziel der Wahrnehmung ist nicht primär objektive Erkenntnis, sondern die Grundlage für angepasstes Verhalten zu sein.
—> Illusionen sind interessante Werkzeuge um den Konstruktionsprozess der Wahrnehmung zu verstehen.
Auge & Retina
Rezeptoren der Retina reagieren auf elektromagnetische Wellen im Spektrum von 380 bis 720 Nanometer (nm)
—> Wahrnehmbarer Bereich
Auf der lichtabgewandten Seite der Retina gibt 2 Rezeptorenarten, die Licht in elektrische Energie umwandeln (Transduktion)
• Ca. 6 Mill. Zapfen
• Ca. 120 Mill. Stäbchen
Verteilung von Zapfen und Stäbchen
Zapfen und Stäbchen sind unterschiedlich auf der Retina verteilt • Fovea: sind nur Zapfen
• Peripherie: Zapfen und Stäbchen
—>Resultiert in Unterschieden in Sehschärfe im visuellen Feld
Eigenschaften: Zapfen vs. Stäbchen
Psychologischer Nachweis zweier Rezeptortypen
Versuch: Dunkeladaptation
Beobachtung (schwarze Kurve):
1) Sensitivität nimmt mit der Zeit zu
2) Es gibt einen Knick in der Sensitivitätskurve (Kohlrausch-Knick)
—> Es gibt zwei unterschiedlich schnell adaptierende Arten von Rezeptoren
—> Spätere sinnesphysiologische Bestätigung: Übergang vom Zapfenzum Stäbchensehen
Von Rezeptoren zu Ganglienzellen
Kovergenz
Viele Stäbchen —> 1 Ganglienzelle
Wenige Zapfen —> 1 Ganglienzelle
Fovea: 1 Zapfen —> 1 Ganglienzelle
Konvergenz: Folgen
Nachts sind alle Katzen grau / Sternenhimmel
—> Bei geringer Beleuchtung beruht das Sehen hauptsächlich auf Stäbchen
• hohe Empfindlichkeit (da hohe Konvergenz)
• achromatisch (nur Graustufen) unterscheidbar
Man sieht schwach leuchtende Sterne am besten in der Peripherie.
—> Stäbchen mit hoher Konvergenz
Laterale Inhibition: Wirkmechanismus
Horizontale (laterale) Verbindungen zwischen Rezeptoren haben hemmende (inhibierende) Wirkung
Rezeptive Felder
Rezeptives Feld (RF): Bereich der Netzhaut/Außenwelt, das die Feuerungsrate eines Neurons beeinflusst.
RFs der Ganglienzellen: Donut-förmig mit erregenden/hemmenden Anteilen in Zentrum/Peripherie
Laterale Inhibition: Funktion
Dient der Kontrastverstärkung: Verstärkt Übergänge auf Kosten von gleichbleibenden Flächen
Kontrastübergänge geben häufig die Grenzen von Objekten an
—>Bildet die erste Stufe der Objekterkennung
Laterale Inhibition: Perzept
An den Übergängen von hellen zu dunkler Bändern (uniforme Graustufen) nehmen wir Mach’sche Streifen wahr,
• Das hellere Band wirkt noch heller, das dunkle noch dunkler => Kontrastverstärkung
Zwischen Auge und Cortex
• Axone der Ganglienzellen leiten Information von Auge im Sehnerv zum Corpus geniculatum laterale (CGL)
• Auf dem Weg kreuzen nasale Teile der Retina im Chiasma opticum
—> Linkes Gesichtsfeld zur rechten Hemisphäre
—> rechtes Gesichtsfeld zur linken Hemisphäre
• Nervenzellen des CGL leiten (90%) die Information weiter an die erste kortikale Station: Primäres visuelles Areal, V1
Prinzipien der Organisation in V1
Retinotope Kartierung: Benachbarte Orte auf der Netzhaut sind auch auf benachbarten Stellen im visuellen Kortex repräsentiert
Kortikale Verstärkung: Fovea ist überproportional repräsentiert (Fovea 0,01% von der Retina, aber 8-10% von V1)
Rezeptive Felder in V1
• RFs länglich, nicht rund wie bei Ganglionzellen & CGL
• Reagieren auf Kanten spezifischer Orientierung
Von CGL zu V1
Verschaltung mehrerer CGL Zellen auf eine V1 Zelle erzeugt ein längliches, orientierungsspezifisches rezeptives Feld
Kortikale Stationen ab V1
(Hierarchische) Kaskaden retinotoper visueller Areale (V1 => V2 => V3 …)
Pfade der visuellen Verarbeitung
Dorsale Bahn: Richtung Parietalkortex (Wo? Wozu?)
Ventrale Bahn: Richtung Temporallappen (Was?)
Dorsaler vs. ventraler Pfad: Grundlegende Konzeptualisierungen
Evidenz: Läsionsstudien an Affen Ungerleider & Mishkin (1982)
Evidenz bei Milner & Goodale: Neuropsychologie
Beispiel Neuropsychologie: Patientin DF
Befund: Schäden im ventralen Pfad (CO Vergiftung), Objektagnosie (Unfähigkeit Objekte zu erkennen)
—> DF hat ein spezifisches Defizit im perzeptuellen Abgleich Þ DF hat zur visuomotorischen Kontrolle andere Informationen als die zum bewußten, berichtbaren perzeptuellen Abgleich
Pfade der Verarbeitung: Geschichte und heutiger Stand
Adaptation und Verfeinerung der Theorie:
seriell => parallel
unabhängig => interagierend
Die Unterscheidung ist weiterhin relevant und theoriebestimmend.
Wir gehen heute jedoch von stark integrierten, teils überlappenden neuronalen Netzwerken aus
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