Kognitive Therapie als Verhaltenstherapeutische Methode
- VT ist zielorientiert
- Problemorientiert
- Transparent
- Soll „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein
- Setzt an prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Problembedingungen an
- Ist handlungsorientiert
- Nicht auf das therapeutische Setting begrenzt
- Orientiert sich an der empirischen Psychologie
- Bemüht sich um ständige Weiterentwicklung
Kognitive Therapie
- Kognitive Techniken= Interventionen zur Identifizierung und Modifikation von Kognitionen
- In der Therapie sollen dysfunktionale Kognitionen in Richtung funktionaler Kognitionen verändert werden -> kognitive Umstrukturierung
- Hauptvertreter
o Albert Ellis
o Aaron Beck
o Donald Meichenbaum
Kognitive Therapie I (Wilken, 2018)
- Rational-emotiver Ansatz“ nach Ellis
Kategorien dysfunktionaler („irrationaler“) Überzeugungen
- Kategorien dysfunktionaler („irrationaler“) Überzeugungen
o Absolute Forderungen
o Globale negative Selbst- und Fremdbewertungen
o Katastrophendenken
o Geringe Frustrationstoleranz/ Symptomstress
Kognitive Therapie II (Wilken, 2018)
Kognitiver Ansatz nach Beck
- Grundidee: Früh gebildete Schemata („Grundannahmen“) begünstigen „automatische“ Gedanken, die oft logische Fehler beinhalten
Logische Fehler nach Beck
- Willkürliches Schlussfolgern
- Selektives Verallgemeinern
- Übergeneralisieren
- Maximieren und Minimieren
- Personalisieren
- Dichotomes Denken
Meichenbaum Kognitvie Therapie
- Grundidee
o Auswirkungen „inneren Sprechens“ -> verhaltenssteuernde Selbstinstruktionen (Prüfungsangst, „Stressimpfungstraining“)
o Eher als Ergänzung zu den anderen Verfahren
§ Selbstverbalisationen zur Orientierung: „Was als nächstes zu tun?“
§ Selbstverbalisationen zur Ermutigung des Aushaltens „Du kennst diese Angst. Sie wird weniger werden.“
§ Selbstverbalisationen zur Bewertung und Verstärkung „Es hat geklappt“.
Kognitive Umstrukturierung
Schritt I: Vermittlung des Kognitiven Modells
(Kognitive Umstrukturierung)
- Z.B. Geräusche im Garten
- A beschreibt die auslösende Situation (auslösendes Ereignis/Erfahrung, interner/externer Art)
- B umfasst alle Gedanken über A bzw. das innere Selbstgespräch des Klienten in der Situation A (auch Interpretationen, Bewertungen, Grundannahmen)
- C umfasst emotionalen und Verhaltenskonsequenzen, die aus B folgen
Schritt II: Identifikation Dysfunktionaler Gedanken
- Start mit Analyse konkreter Problemsituationen z.B. mit Hilfe des ABC-Schemas
o Gemeinsam und als Selbstexploration (z.b. Protokolle)
o Aufdeckung konkreter, situationsbezogener Gedanken
- Durch Weiterfragen der Therapeutin oder Analyse mehrerer Situationen: Aufdeckung situationspbergreifender dysfunktionaler Annahmen (bedingte Annahmen, „Grundannahmen“)
- Gemeinsam mit Pat. Herausfinden, welche Gefühle belastend sind und dementsprechend verändert werden sollen
- Nicht alle negativen Gefühle müssen abgebaut werden (-> „angemessen“- „unangemessen“)
o -> C‘: Wie möchten Sie sich stattdessen fühlen?
-> Erkenntnis: B führt nicht zu C‘ -> Einladung B zu hinterfragen und
Schritt III: Infragestellen der dysfunktionalen Gedanken
- Voraussetzung: Einsicht, dass dysfunktionale Kognitionen zu Problem beitragen (B-C)
- Einsicht, dass dysfunktionale Kognitionen veränderbar sind
- Metapher: Wanderpfad vs. Gedankenautobahn, Linksverkehr
Kognitive Techniken
Sokratischer Dialog
- Übergeordneten Gesprächs“technik“ (Haltung), die in einem wertungsfreien Klima der Identifikation und Bearbeitung dysfunktionaler Kognitionen dient (-> klären und verändern)
kann bei dem ABC Schema genutzt werden
o Allgemeine Fragen (Thema öffnen)
§ Was war das Erste was Sie bemerkt haben?
§ Wie hat sich das angefühlt?
§ Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?
§ Welche Gedanken gingen Ihnen in diesem Moment durch den Kopf?
o Prüffragen (Themen klären, Details erfragen)
§ Was hätte schlimmstenfalls passieren können?
§ Was hätte es für Sie bedeutet, wenn (die befürchtete Katastrophe) passiert wäre?
§ Wie würde das aussehen, wenn Sie (z.B. die Kontrolle verlieren?)
§ …
reflexion
o Reflexion (Spiegeln und Zusammenfassen des Pat-Erlebens, meist um eine neue anzuschließen) oder reflektierende Frage (z.B. Heißit das, dass Sie immer perfekt sein müssen?)
Disputation
- Hedonistisch
o Die Übereinstimmung/Nutzen eines Gedankens hinsichtlich der (langfrsitigen) Ziele des/der Patient:in erfragen
- Empirisch
o Die empirisch beobachtbaren Belege oder Wahrscheinlichkeit erfragen, die Logik eines Gedanken hinterfragen
- Logisch
- Moralisch
Konkrete Disputationstechniken
- Verbal:
o Beweis-Gegenbeweis
o Kosten-Nutzen-Analyse
o Kuchendiagramm
o Kognitive Verzerrungen/“Denkfehler“ benennen
o Rollenwechsel von Th u Pat
o Ein-Person-Rollenspiel
o Kognitives Kontinuum
- Verhaltensbezogen:
o Verhaltensexperimente
o Mini-Survey
Weitere Möglichkeiten
- Arbeit mit Modellen
- Distanzierung durch Rollenwechsel
- Protokolle
- Realitätsüberprüfung
- Reattribution
- Obst-Korb-Metapher (globale Selbstabwertung)
Erarbeiten funktionaler Kognitionen
Schritt 4
- Ergebnisse Disputation zusammenfassen
- B’s entwickeln, die hilfreich sind um C‘ zu erreichen
o Bewältigungsaussagen/Selbstinstruktionen formulieren („Nimm diesen Fehler nicht so wichtig.“ „Sei nicht strenger mit dir, als du es mit anderen bist“ usw.)
- Selbstinstruktionen formulieren
o Spezifisch für die individuelle Situation
o In der Sprache des/der Patient:in
o Eher ermunternder statt korrigierender Tonfall
Einüben funktionaler Kognitionen
Schritt 5
- Einmalige kognitive Einsicht kann, aber muss nicht ausreichend sein, um dies auch in der Realität für sich anwenden zu können
- Erfordert aktives trainieren/einüben (im Alltag)
- -> Übergang von der verstandesmäßigen zur gefühlmäßigen Einsicht
Stuhldialoge und Ein-Personen-Rollenspiel
Stuhldialoge
- Variantenreiche, kreative Technik, die in vielen Kontexten eingesetzt werden kann
- Fokus: Intra- und interpersonelle Konflikte
- Werden mit einem oder mehreren Stühlen durchgeführt
- Stühle stehen für
o Verschiedene innere Anteile, Emotionen oder Gedanken
o Entscheidungsoptionen
o Personen
- Patient:in wechselt zwischen Stühlen und versetzt sich dadurch in verschiedenen „Seiten“ des Konflikts
Ziele Stuhldialog
Ziele
- Emotionen wahrnehmen und regulieren
- Eigene innere Anteile erkennen und einen anderen Umgang mit ihnen lernen
- Andere Perspektiven einehmen
- Konflikte verstehen und/oder lösen
- Mehr Distanz zu inneren Ereignissen bekommen
- Entscheidungen treffen
è Kann sowohl kognitiv als auch erfahrungsorientiert (emotionsorientiert) gearbeitet werden
Wann einsetzen
Wann einsetzen?
- Bei Ambivalenzen oder Konflikten
- „Emotionschaos“
- „Ich versteh mich selbst nicht mehr“
- Sehr stark schwankende Haltung ggü. Einer Thematik (Job, Umzug, Partnerschaft)
- „Vom Kopf her weiß ich es, vom Bauch kann ich es nicht fühlen“
- Bei Therapieblockaden (Th „gesunde Perspektive“, Pat. Verharrt in dysfunktionaler Perspektive“)
Nebenwirkungen und Kontraindikation
„Nebenwirkungen“
- Emotionale Überflutung oder Abwehrreaktionen, da oft starke (evtl. unterdrückte) Gefühle aktiviert werden
- Sind häufig therapeutisch erwünschte Prozesse, die für Patient:innen aber unangenehm sein können
Kontraindikation
- Früher: Schwere psychische Störungen (z.b. Persönlichkeitsstörungen)
- Heute: Relativierte Sichtweise (siehe z.b. Schematherapie)
Durchführung
- Für jede Seite/Anteil wird Stuhl aufgestellt (i.d.r. durch Patient:in)
- Patient:in nimmt nacheinander auf allen Stühlen Platz und bringt jeweilige Seite zum Ausdruck
- Prozessverlauf ist individuell
- Ende: Je nach Ziel der Übung, wenn Positionen klarer geworden sind oder Emotionen spürbar geworden sind
Typische Prozesse- Stuhldialog
- Auseinandersetzung mit und Reduktion von übermäßigen Standards
o Fordernde/perfektionistische/“innerer Antreiber“-Seite vs. Gesunde, selbstfürsorgliche Seite
- Auseinandersetzung mit Schuldgefühlen
o Schuldstuhl vs. Realistischer Stuhl
- Auseinandersetzung mit eigener Verletzlichkeit und/oder Vermeidung
o Vermeidung, Verletzlichkeit und gesunder Stuhl (zur Stärkung,Ermutigung)
- Auseinandersetzung mit Ambivalenzen
o Z.b. Verharren vs verändern
Variationen
- Mehr Distanz schaffen:
o Stühle leer lassen und gemeinsam besprechen
o Ersatzmaterial wie Puppen oder Symbole nutzen
o Therapeut:in als Modell
- Stärkere Führung durch Therapeut:in
o Stuhldialog durch gezieltes Fragen leiten
o Bestimmte Anteile aktiv bremsen
o Modellfunktion für gesunde Anteile durch Th
Mögliche Schwierigkeiten (Beispiele)
- Therapeut:in hat keine klare Zielvorstellung
o „Und was jetzt?“
o Klar sein, welches Ziel verfolgt wird
§ Ambivalenzen klären und verstehen -> Verständnis eines Konflikts als gutes Ziel
§ Bestimmte Anteile stärken? -> Dieser Seite Raum geben und sie z.b. durch Symbole stärken
- Dialog wird zu Komplex
o Es sollten prinzipiell alle Anteile aufgestellt werden, aber der Überblick sollte nicht verloren gehen (max 5 Stühle)
- Übung wird zu kognitiv
o Sollte darum gehen, die emotionale Wirkung von Argumenten, Worten usw. zu erleben
Ein-Personen-Rollenspiel (Sachse et al.)
- Therapeutische Rahmentechnik zur kognitiven Umstrukturierung von Schemata und Motivierung
- Klienten und Therapeutenposition
- Hilfsmittel für „geistigen Positionswechsel“
o Aspekte auseinanderhalten
o Neue Perspektiven konsequent einzunehmen
o Positionen „probeweise“ zu glauben, damit spielen, auf sich wirken lassen
Ablauf I
- Problemrelevante, zentrale, präzise, kurze, konkrete und überprüfbare Annahme
o Z.b. „Ich bin ein Versager“, „Beziehungen sind nicht verlässlich“,…
- Probleme?
o Beziehung?
o Klärung der Schemata?
o Vermeidung?
Ablauf II
- Instruktion: Übernahme der Therapeutenrolle
- Gegenstrategien/-argumente entwickeln
- Dann auch an Klientenrolle richten: „Das kann nicht sein, dass du ein Versager bist, weil…“
Ablauf III
- Wiederholung/Zusammenfassung der Gegenstrategien durch „Supervisor“
- Dann prüfen: Sind Aussagen des „Therapeuten“ stimmig und überzeugend für Klienten?
- Was ist überzeugend? Was nicht? Was haben die Gegenstrateigen für Konsequenzen?
o Muss passend sein, sonst nicht integrierbar
o Affektive Widerstände? Diffuses Unbehagen? „Aber“?
è Weitere zentrale Annahmen
o Nicht überreden
Stuhlarbeit als Motivierung
- Voraussetzung: gewisse Veränderungsmotivation, gleichzeitig weitere Motivierung notwendig
- Schwierigkeiten:
o Schemata sind unangenehm oder widersprechen „Idealselbst“
o Schemata erscheinen zwingend und wahr
o Hinterfragen erzeugt Unsicherheit (Was dann?)
o Hohe Automatisierung, hartnäckig
Tipps
- Sitzpositionen gleich halten (Klienten verwechseln diese oft)
- Positionen genau trennen, z.b. darauf achten, dass in der Therapeutenrolle nicht katastrophisiert wird
- Modell sein, um Rollenspiel zu erleichtern
- Dysfunktionale Strategien nicht abwerten
- Gefühle gegenüber alten Schemata aufgreifen
- Anleiten, steuern
- Wiederholung notwendig
- Anstrengend -> begrenzen
- „Interviewen“- Wie sehen Sie das? Haben Sie Bedenken?
- Guter Wunsch des „Therapeuten“ an den „Klienten“ am Ende
- Verschriftlichen (Schemata, Gegenstrategien, Probleme)
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