Was passiert nach der Wortidentifikation?
• weiterer Verarbeitungsprozess: higher order language processing
o Analyse der syntaktischen Merkmale von Phrasen und Sätzen (Parsing)
o erlaubt Subjekt, Verb und Objekt zu erkennen: “who did what to whom (or how, when, and where)”
Der Hund jagt den Maulwurf. vs. Den Hund jagt der Maulwurf.
o Grundlage psycholinguistischer Studien sind linguistische Modelle wie z.B. Phrasenstrukturgrammatik, die Produktivität und Regularität von Sprachen erklären
o Syntaktische Analyse oft untersucht mit syntaktisch ambigen Sätzen:
Was passiert nach der Wortidentifikation? - 2
o Semantische Analyse: Bedeutungsanalyse von Phrasen, Sätzen & Texten
o Ziel ist Aufbau einer kohärenten und konsistenten Bedeutungsrepräsentation
o Construction-Integration Theorie (Kintsch, 1988, 1998) Bildung von verschiedenen Bedeutungsrepräsentationen:
- Oberflächenrepräsentation
- Propositionale Repräsentation
Proposition: Aussage, die wahr oder falsch sein kann besteht aus Prädikat und einem oder mehreren Argumenten
- Situationsmodel
o semantische Analyse ist immer Verknüpfung von explizit in Sprache enthaltener Informationen mit dem Weltwissen
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• Inferenzprozesse sind zentraler Baustein für semantische Analyse größerer sprachlicher Einheiten, wichtig für Kohärenz und Konsistenz
• Erkennen von Zusammenhängen zwischen Phrasen und Sätzen:
o basiert auf passiven Resonanzprozessen (z.B. spreading activation) und aktiven Schlussfolgerungsprozessen
o Zusammenspiel von bottom up und top down
• unterschiedliche Arten:
o Brückeninferenzen
notwendig für den Aufbau kohärenter Repräsentationen
- Ko-referenzielle Bezüge erkennen (z.B. Anaphern auflösen): er → Klaus
- fehlende Verknüpfungen ergänzen: Bier → Picknicksache
o elaborative Inferenzen
vorwiegend im Situationsmodel, anreichern der Bedeutungsrepräsentationen, Vorhersage von Ereignissen
Sprachverstehensforschung
• zeitliche Aspekte der Sprachverarbeitung können mittels Ereigniskorrelierter Potentiale (EKP) untersucht werden
• Verschiedene Komponenten für verschiedene Prozesse
Sprachproduktion
• Sprachproduktion läuft in verschiedenen Stufen unter Beteiligung unterschiedlicher Verarbeitungsebenen ab:
o Konzeptualisierung
➢ festlegen, was gesagt werden soll: Auswahl des Inhaltes (nichtsprachliche Prozesse)
o Formulierung
➢ festlegen, wie es gesagt werden soll: Auswahl von Syntax und Wörtern (Semantik, Morphemen)
➢ phonologische Enkodierung (Phoneme)
➢ Planung kann flexibel von Phrasen- bis zur Satzebene stattfinden
o Artikulation
➢ Initiierung der Muskelaktivität des artikulatorischen Systems
• Theorien zur Sprachproduktionen unterscheiden sich in ihren Annahmen zum Informationsfluss: Feed-forward vs. interaktive Modelle
• Sprachproduktion und Sprachverstehen basieren teils auf gleichen Netzwerken
Zusammenfassung
• Sowohl bei Sprachproduktion als auch beim Sprachverstehen lassen sich verschiedene Verarbeitungsstufen unterscheiden
• Theorien zu unterschiedlichen Aspekten der Sprachverarbeitung und -produktion werden unterschieden nach Parallelität, Interaktivität, und den speziellen Verarbeitungsstufen, die sie annehmen
• Schon bei frühen Prozessen der Wortidentifikation (vor dem lexikalischen Zugriff) lassen sich kontextuelle und wissensbasierte Effekte zeigen
• Um die schnellen und oft unbewusste Prozesse der Sprachproduktion und -verarbeitung zu untersuchen, wird auf eine Vielzahl von chronometrischen und psycholinguistischen Methoden zurückgegriffen:
→ Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren können beteiligte Netzwerke identifiziert werden
→ Methoden wie das EEG erlauben Einblicke in den zeitlichen Ablauf der Verarbeitungsprozesse
→ Mit Hilfe von Eyetracking und anderen chronometrische Verfahren kann auch das Verstehen längerer Spracheinheiten untersucht werden
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