Welches Ziel wird mit Inhaltsanalyse verfolgt?
Systematische Auswertung von Kommunikationsinhalten.
Reduktion der Komplexität —> durch Strukturierung der Inhalte
Objektivierung: Subjektive Eindrücke durch systematische Analyse ersetzen.
Erkennen von Mustern und inhaltlichen Strukturen.
Ableitung von Rückschlüssen auf die Absichten und Ziele der Kommunikatoren.
Aufdeckung von verborgenen Bedeutungen und Zusammenhänge in Kommunikationsinhalten
Vor allem Analyse von schriftlichen Kommunikationsinhalten
Auswertung von Videofilmen und akustischem Material
Akten
Historische Dokumente
Bilder und Fotografien
Internetdokumente
Gestik, Mimik und Motorik als Inhalte von Filmen und Videos
Was wird mit der wissenschaftlichen Inhaltsanalyse untersucht?
Konkrete, explizite Kommunikationsinhalte (z.B. Nachvollzug der Story eines Filmes)
Implizite, bewusste oder unbewusste Kommunikationsinhalte (z.B. Suche nach der Moral von der Geschichte)
Schließung auf emotionale oder kognitive Befindlichkeiten, Verhaltensweisen, Handlungen oder Deutungsmuster des Kommunikators
Schließung auf Wirkung der Kommunikationsinhalte auf Rezipienten
Welche Gegenstände der Inhaltsanalyse gibt es? (drei Beispiele)
Analyse von Bildern
Kommunikativer Akt in Bildern durch Zeichnen, Fotografieren, Malen
Nutzung als Ausdrucksmittel für Emotionen und Erlebtes
Untersuchung von Bildern auf gemeinte Bedeutungen vom Künstler/Interpreten
Analyse von internetbasierten Daten
Inhaltsanalyse von Blogs, Foren, Chats, soziale Netzwerke, Onlinenachschlagewerke, Emails etc.
Methodische Herausforderungen liegen in Komplexität der Daten —> Verbindung von Texten/Bildern/Symbolen mit deren Dynamik und Flüchtigkeit und Abstufung von Synchronität und Asynchronität in Kommunikation
Analyse von Texten
Häufigstes ausgewertetes Material in Inhaltsanalyse
Text = schriftliches Protokoll alltagsweltlicher sprachlicher Kommunikation
Unterscheidung von monologischen (Zeitungsartikel, Werbesprüche, politische Reden) und dialogischen Texten (Protokolle Gruppendiskussionen
Beschreibe den Untersuchungsablauf einer qualitativen Inhaltsanalyse!
Untersuchungsablauf
Entwicklung Forschungsfrage aus gegebener Problemstellung
Forschungsfrage kann im Prozess jederzeit modifiziert oder revidiert werden
Ausgewählte Untersuchungseinheiten meist Personen
Untersuchung mit kommunikativ- naturalistischen Verfahren (Befragungen, Beobachtungen, Animation zu Gruppendiskussionen)
Erhebungsverfahren muss Überführung authentischer kommunikativer Akte in wissenschaftlichen Diskurs leisten
Ergebnisse sind protokollierte kommunikative Akte (Audio, Video oder Papier) —> inhaltsanalytische Auswertung
Wie sehen die Ziele einer qualitativen Inhaltsanalyse aus?
Wissenschaftlich kontrollierte Nachvollzug der alltagsweltlichen Handlungsfiguren (Repräsentation durch kommunikative Akte)
Systematisierung eines Musters aus diesen Figuren
Analyse latenter Sinnstrukturen
Welche Kritik gibt es bei der qualitativen Inhaltsanalyse?
Kritik aus quantitativer Sicht bzgl. fehlender Wissenschaftlichkeit
Gründe:
Induktives Vorgehen
Wissenschaftlicher Fortschritt kann nur durch Falsifikation einer Hypothese gewonnen werden
Wissenschaftliche Verallgemeinerungen werden abgelehnt
Einzelfall zu Allgemeinheit hat keine Gewähr
Beliebigkeit der Deutung
Interpretative Beliebigkeit zu groß
Keine Handhabe zur Sicherung von intersubjektive Überprüfbarkeit der Interpretationsbefunde
Tätige Forscher kontrollieren sich gegenseitig
Forscher kann selbst über Richtigkeit, Angemessenheit und Stimmigkeit einer wissenschaftlichen Interpretation entscheiden
Computerunterstützte Inhaltsanalyse
Grundgedanke: Erleichterung und Systematisierung des Prozesses der Datenanalyse
Effizienter und vielfältigere Analysemöglichkeiten
Erhöhte Intersubjektive Nachprüfbarkeit
Beschreibe die Schritte der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring!
Festlegung des Analyseziels:
Bestimmung der Forschungsfragen und Ziele, die die Analyse leiten.
Klärung, welche Aspekte der Texte von Interesse sind.
Festlegung der Analyseeinheit:
Definition der Einheit, die analysiert wird (z. B. Sätze, Absätze).
Entscheidung, ob die Analyse auf Mikro- oder Makroebene erfolgt.
Entwicklung eines Kategoriensystems:
Bildung von Kategorien, die auf dem Material basieren oder theoretisch abgeleitet sind.
Kategorien sollen die relevanten Inhalte des Materials erfassen.
Codierung des Materials:
Zuordnung der Textstellen zu den entwickelten Kategorien.
Systematische Markierung relevanter Inhalte im Text.
Revision der Kategorien:
Überprüfung und Anpassung des Kategoriensystems während der Codierung.
Flexibilität, um neue Einsichten zu integrieren.
Zusammenfassung der Inhalte:
Verdichtung und Zusammenfassung der codierten Inhalte in den Kategorien.
Erleichtert das Herausarbeiten zentraler Themen.
Interpretation der Ergebnisse:
Analyse der zusammengefassten Inhalte, um Muster und Bedeutungen zu erkennen.
Kontextualisierung der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage.
Überprüfung der Validität:
Kritische Reflexion der Ergebnisse und des Verfahrens.
Sicherstellen, dass die Ergebnisse nachvollziehbar und gültig sind.
Präsentation der Ergebnisse:
Strukturierte Darstellung der Ergebnisse in Berichten oder Artikeln.
Verwendung von Zitationen und Beispielen zur Veranschaulichung der Analyse.
Wann kann die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring dem Erkenntnisgewinn dienen?
Analyse Komplexer Kommunikationsinhalte (Interviews etc.)
Erkennen von inhaltlichen Strukturen und Argumentationsmustern
Interpretation von Kommunikationsprozessen: Subtile Bedeutungen, Motive und soziale Bedingungen werden aufgedeckt.
Systematische und nachvollziehbare Vorgehensweise: Klare Regeln für Kategorienbildung, Codierung und Interpretation sichern intersubjektive Nachvollziehbarkeit.
Verarbeitung großer Textmengen: Methodisch effizient bei umfangreichen Materialien.
Kombination von induktiver und deduktiver Analyse: Erlaubt das Bilden neuer Kategorien und die Überprüfung theoretischer Annahmen.
Forschung in komplexen sozialen Kontexten: Analyse von Machtstrukturen, Normen und sozialen Dynamiken in Sozialforschung
Nenne ein Beispiel für Mayrings Inhaltsanalyse!
Ziel ist es, die Einstellungen von Jugendlichen zu sozialen Medien zu verstehen.
Analyse der Antworten auf die Fragen, die im Interview gestellt wurden (z. B. einzelne Sätze oder Absätze).
Kategorien wie „Positive Aspekte“, „Negative Aspekte“, und „Nutzungsverhalten“ werden erstellt.
Die Interviewaussagen werden den jeweiligen Kategorien zugeordnet. Zum Beispiel:
„Ich finde es toll, mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben“ → Positive Aspekte.
Während der Codierung können neue Unterkategorien entstehen, z. B. „Einsamkeit durch soziale Medien“ wird als neuer negativer Aspekt identifiziert.
Inhalte innerhalb der Kategorien werden zusammengefasst, um zentrale Themen und Muster zu identifizieren.
Analyse der Bedeutung dieser Muster, z. B. wie Jugendliche soziale Medien zur Verbesserung ihrer sozialen Kontakte nutzen.
Reflexion über die eigene Interpretation und die möglichen Biases. Die Ergebnisse werden durch Rücksprache mit anderen Forschenden validiert.
Die Ergebnisse werden in einem Bericht strukturiert dargestellt, inklusive Zitationen und Beispielen aus den Interviews zur Untermauerung der Analyse.
Weitere Beispiele:
Bildungsforschung:
Thema: Analyse von Lehrer-Schüler-Interaktionen.
Anwendung: Interviews mit Lehrern über ihre Erfahrungen im Unterricht können kodiert werden, um Muster in den Interaktionen zu identifizieren und zu verstehen, wie Lehrer Feedback geben.
Gesundheitsforschung:
Thema: Patientenperspektiven auf chronische Erkrankungen.
Anwendung: Interviews mit Patienten können analysiert werden, um die emotionalen und praktischen Herausforderungen zu erfassen, die sie mit ihrer Erkrankung erleben.
Sozialforschung:
Thema: Einstellungen gegenüber Migration.
Anwendung: Analyse von Diskussionen in sozialen Medien oder Interviews mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen, um deren Sichtweisen und Erfahrungen im Zusammenhang mit Migration zu verstehen.
Nenne Gleichheiten und Unterschiede zum quantitativen Vorgehen!
quantitative Aspekte:
Systematische Vorgehensweise: Regelgeleitet wie im quantitativen Paradigma (Kategorienbildung, Codierung, Nachvollziehbarkeit).
Objektivität und Reliabilität: Anspruch auf intersubjektive Nachvollziehbarkeit, ähnlich wie in quantitativen Verfahren (Interkoder-Reliabilität
Qualitative Zuordnung:
Verstehen statt Messen: Fokus auf Bedeutungserfassung und Kontext statt statistischer Häufigkeiten.
Induktive Kategorienbildung: Kategorien flexibel, oft aus dem Material heraus entwickelt.
Interpretation im Fokus: Ziel ist das Erschließen tieferer Bedeutungen und Zusammenhänge.
Fazit: Trotz quantitativer Elemente ist die qualitative Inhaltsanalyse eindeutig der qualitativen Forschung zuzuordnen, da sie auf das Verstehen und Interpretieren abzielt.
Last changed3 months ago