Materialien für professionelle Arbeit mit
Menschen mit Bindungsproblemen und
Bindungsstörungen
• Zunächst: grundlegende Informationen
• Arbeitsblätter zur Bearbeitung. Hier gibt es verschiedene Zielgruppen, die durch die
Arbeitsblätter angesprochen werden:
• T: z.B. für Psychotherapeut*innen
• B: keine weitergehenden psychotherapeutische Zusatzqualifikationen oder beraterische Qualifikationen
(z.B. Erzieher+innen)
• E: können zur Bearbeitung an die Eltern ausgegeben werden, sie beziehen sich speziell auf die
Beziehung/Bindung zu den eigenen Kindern
• P: Reflexionsangebote, von denen Erwachsenen profi<eren können, die sich mit ihrer eigenen
Bindungsgeschichte und ihren Beziehungen auseinandersetzen wollen – unabhängig ob sie Eltern sind
oder nicht.
• J: Materialien für die Bearbeitung von Jugendlichen (ab ca. einem Entwicklungsalter von 12 Jahren)
• K: Für die Bearbeitung von jüngeren Kindern
Bindungstypen bei älteren Kindern
• Informationen für jeden Bindungstyp getrennt für:
• Typische Merkmale/Verhalten, an denen man diese Kinder erkennen kann
• Typische Bindungserwartungen an andere
• Hilfreiche Unterstützungsangebote von Erwachsenen
Sichere Bindung
Bindung ist ein sicherer Hafen. Ich kann vertrauen.
Typische Merkmale/Verhalten, an denen man diese Kinder erkennen kann
(SICHER)
• Altersentsprechendes Kind-Sein
• Können um Hilfe bitten und/ oder diese annehmen.
• Können (konstruktive) Kritik und Lob annehmen.
• Können Emotionen zeigen und angsfrei Fehler machen
Typische Bindungserwartungen an andere
• Die Welt ist ein sicherer Platz.
• Die Menschen sind zuverlässig.
• Die Menschen haben ein offenes Ohr und unterstützen mich.
• Bei Menschen bin ich in Sicherheit.
• Wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich sie auch.
• Es ist immer jemand da.
• Wenn mir etwas Schlimmes/ Dummes passiert, dann macht das nichts.
Unsicher-vermeidend
ich brauche keine Bindungen. Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner.
(UNSICHER-VERMEIDEND)
• Vermeiden Kontakt, lehnen Erwachsene ab, tun sich auch mit Gleichaltrigen schwer.
• Sind häufig die Stillen/Unauffälligen, die vergessen werden.
• Wirken stark, haben sich im Griff.
• Selbständig, versorgen sich selbst und andere (parentifizieren)
• Sind streunend unterwegs.
• Sehr reflektiert inklusiv der eigenen dunklen Flecken. Wollen keine Hilfe, teilen ihre Not nicht mit.
• Die Welt ist nur dann sicher, wenn ich die Dinge alleine regle.
• Komm mir nicht zu nahe („Das geht dich nichts an…“).
• Ich habe aufgegeben: mir hila eh keiner, es ist sinnlos,….
• Das kann ich allein.
• Ich mache Dinge lieber mir mir aus.
• Ich muss mich in Acht nehmen, dass niemand merkt, wie ich wirklich bin.
• Wenn ich einen Fehler mache, dann verheimliche ich ihn lieber.
• Wenn ich die Welt genügend kontrolliere, dann habe ich sie im Griff.
Unsicher-ambivalent
Ich möchte dir nah sein. Beziehungen machen mir Angst. Ich weiß nicht, wie “Beziehung” geht.
(UNSICHER-AMBIVALENT)
• Interessieren sich für andere.
• Wünschen sich Nähe und Kontakt, lassen sich nicht rausschicken, kommen von sich aus, um Kontakt aufzunehmen.
• Schwierigkeiten Nähe und Distanz zu regulieren, zwischen unverhältnismäßig abweisend und klammern,
Schwanken zwischen Annäherung und Ablehnung
• Unbeholfen in der Kontaktaufnahme
• Freunde und Bezugspersonen sind austauschbar.
• Kontakt zu jüngeren ist o` einfacher als zu Gleichaltrigen oder Erwachsenen
• In guten Momenten ist Nähe möglich, sie ist aber (noch) nicht dauerhaft tragfähig.
• Häufig misstrauisch
• Kleine Kritik sorgt für Beziehungsabbruch, Wut, Rückzug und andere für außenstehende unverständliche
Reaktionen)
• Beziehungen können sicher, aber auch gefährlich sein.
• Ich wünsche mir Nähe, Nähe hilft mir.
• Ich bestimme darüber, wie nah ich Menschen an mich heranlasse.
• Ich will dich nicht enttäuschen.
• Mögen die mich auch, wenn ich schwierig bin?
• Bindung ist okay, aber mit wem ist nicht so wichtig.
Desorganisert
Beziehung lässt sich für mich nicht verstehen. Ich habe mich nicht mehr im Griff, weil die Not so groß ist.
(DESORGANISIERT)
• Stressreaktionsmuster
• Hospitalismus -> heftige emotionale Ausbrüche
• Traumafolgestörungen: Aussetzer, Flashbacks, Dissoziationen
• Gewalt: Fremd-/Autoaggression (Ritzen)
• In guten Zeiten ist Nähe oft möglich, aber nicht sehr lange und nicht zu nah.
• Ich verstehe die Welt nicht und mich selbst oa auch nicht!
• Die Welt ist gefährlich und ich habe keine passende Strategie, damit umzugehen!
• Ich vertraue niemanden, noch nicht mal mir selbst.
• Ich weiß nicht, wie mir geschieht!
Gruppenarbeit
• Welche hilfreichen Unterstützungsangebote können Erwachsene Kindern mit den unterschiedlichen
Bindungsmustern machen?
• 4 Gruppen:
• 1. Gruppe: Sicher
• 2. Gruppe: Unsicher-vermeidende
• 3. Gruppe: Unsicher-ambivalent
• 4. Gruppe: Desorganisiert
• Bige erst für das jeweilige Bindungsmuster überlegen. Falls Sie noch Zeit haben: Was ist bei Ihrem Bindungsmuster
besonders wich<g? Was wäre vielleicht bei den anderen Bindungsmustern besonders wich<g? (gerne no<ere in
einer ppt.)
• Ca. 20 Minuten
• (s. trainex; Informa<onen und „zum Weiterdenken“ für T & B )
Hilfreiche Unterstützungsangebote
von Erwachsenen
SICHER
• Wohlwollende Haltung
• Authentisch sein (inklusive Emotionen)
• Transparenz in Bezug auf die eigene
Befindlichkeit.
• Auf Individualität eingehen.
• Partizipation.
• Struktur anbieten, klarer Rahmen.
• Klare Aussagen und Entscheidungen.
• Ressourcen individuell stärken.
Hilfreiche
Unterstützungsangebote von
Erwachsenen
• Zuverlässige wohlwollende Beziehungsangebote
mit Herz
• Sehen und aufmerksam sein
• Immer wieder Kontakt sichern und Angebote
machen, auch wenn dies erst einmal nicht
angenommen werden kann
• „menschliche“ Beziehungen nebenbei: Gespräche
nebenher, Spaziergänge, beim Rauchen etc.
• 1:1 Setting
• Viel Lob und positive Rückmeldung
• Bremsen (z.B.: „es ist nicht deine Aufgabe, dich um
deine Eltern zu kümmern, dich um die Lösung für
XY zu kümmern…“)
• Ressourcenorientierung: Stärken erkennen und
rückspiegeln bzw. fördern
• Befriedigung der Grundbedürfnisse
Hilfreiche Unterstützungsangebote von
• Zuverlässige, wohlwollende Beziehungsangebote mit Herz
• Sehen und aufmerksam sein, spiegeln und bestätigen
• Emotionale und Bindungs-Co-Regulation: dosierte, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Beziehungs- und Emotionsangebote
• Beziehungen aufrechterhalten, auch wenn es schwierig wird
• „menschliche“ Beziehung nebenbei in nicht bedrohlichem Setting: Gespräche nebenher, bei Spaziergängen, beim Rauchen, auf dem Weg zum Autohändler
etc.
• Krisen gemeinsam durchstehen
• Klare, aber flexible Regelungen
• Wohldosierte Herausforderungen für den nächsten Entwicklungsschritt und Zutrauen in die Fähigkeiten des Jugendlichen
• Weg in Selbstständigkeit einüben, viel begleiten
• Kindliche Bedürfnisse befriedigen, auch die Grundbedürfnisse
• Verhaltensregulierungen nach außen delegieren, z.B. an das Amt oder den Chef / Bereichsleiter
• Sehen und aufmerksam sein, spiegeln und bestä]gen
• Emo]onale und Bindungs-Co-Regula]on: dosierte, auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Beziehungs- und Emo]onsangebote
• Mich als Wand/Widerstand anbieten, in Konflikt gehen -> von Auto- zu
Fremdaggression
• Aushalten und gleichzetig die guten Phasen für Beziehungsangebote und Stärkenarbeit nutzen
• Wohldosierte Herausforderungen für den nächsten Entwicklungsschria und Zutrauen in die Fähigkeiten des Jugendlichen
• an der Selbstregulation arbeiten.
Was ist bei den verschiedenen
Bindungsmustern besonders wichtig
Umgang mit Konflikten und
Herausforderungen
AB 68: Kindliches Verhalten besser verstehen
• AB 69 In Beziehung bleiben
Wie trennungen von bezugspersonen besser gelingen können
• AB 68: Kindliches Verhalten besser verstehen
• Reflexionshilfe für Eltern und professionelle
Bezugsperson
• Hilfe bei der Erarbeitung der Bedürfnislage des Kindes,
durch welche bestimmte Verhaltensweisen entstehen
• Beispiele:
• Wie würde ich das Verhalten meines Kindes in
schwierigen Situationen beschreiben, ohne es
negativ zu bewerten? Was tut es?
• Was könnte die Botschaft hinter dem Verhalten
des Kindes sein, was will es „eigentlich“ sagen“
• AB 69 In Beziehung bleiben – auch wenn es schwierig wird
• Dient der bindungsorientierten Vorbereitung und
Gestaltung von herausfordernden Situationen
INFO 27 Wie Trennungen von der Bezugsperson besser
gelingen können
• Infos für Klient*innen, aber auch für Profis zur
Vorbereitung und Gestaltung von Trennungen
• Beispiele für Empfehlungen:
• Trennungen vorher ankündigen
• Wiederkommen in den Fokus stellen
• Sicherheit schenken durch emoLonal
bedeutsame Begleiter
• Die Gefühle des Kindes annehmen und begleiten
• Zuverlässig sein
Bindungsmustern besonders wichtig?
• AB 70 Strategien zum Umgang mit starken Gefühlen
• AB 71 Was hilft mir in, in akuten Stress-Situationen ruhig zu
bleiben
• Für Erwachsene und Jugendliche, die sich häufig in
Beziehungen zu anderen wütend, ängstlich, hilflos,
traurig oder schuldig fühlen und Hilfe dabei benötigen,
starke Gefühle im Zusammenhang mit Beziehungen
besser kontrollieren zu können
• Bespiele: In welchen Situationen erlebe ich starke
Wut? Wo spüre ich den Ärger? Was würde mir in der
Situation helfen, in der meine Wut „überkocht“?
• Checkliste für Erwachsene und Jugendliche:
• Aktivitäten können dahingehend eingeschätzt
werden, ob sie helfen in Stress-Situationen ruhig
bleiben zu können.
• Mein Lieblingslied hören
• Sport treiben
• An die frische Luft gehen und atmen
• Info 28 Warum Strafen nicht hilfreich sind
• AB 72 Eigene Erfahrungen mit Bestrafungen
• Differenzierte Betrachtung strafenden Verhaltens.
• Gedacht für Personen, die dazu neigen, sich strafend zu
verhalten, um bei ihren Kindern (oder anderen
Personen) Verhaltensänderungen hervorzurufen.
• Verdeutlichung: Grenzen statt Strafen
• Reflexionshilfe: Versuch, anhand eigener biografischer
Erfahrungen die Wirkung von Strafen einzuschätzen
• Beispiel: Wie haben meine Eltern auf Regelbrüche
reagiert?
• Wie ging es mir dabei, wenn meine Eltern so
reagiert haben?
Info 29 Angemessene Reaktionen auf Grenzüberschreitungen meines Kindes
• Informationen sollen den Eltern Sicherheit im Umgang mit
Grenzüberschreitungen des Kindes geben, ohne dass die Eltern den Eindruck
haben, nur strafend reagieren zu können
• Dos (Beispiel)
• Bereiten Sie schwierige Situationen vor und äußern Sie klar, was
Sie möchten
• Schauen Sie auf die Stärken und Ressourcen Ihres Kindes
• Gehen Sie ins Gespräch mit Ihrem Kind, sobald sich die SituaKon
beruhigt hat
• Bringen Sie sich in Sicherheit, bevor es zu einer EskalaKon kommt
• Dont´s (Beispiel)
• Missachten Sie nicht die körperlichen und psychischen Grenzen
ihres Kindes
• Drohen Sie nicht mit der Ausführung körperlicher Gewalt oder
einem Beziehungsabbruch
INFO 30 Umgang mit Nicht-Einhaltung von Regeln aus
bindungspädagogischer Sicht
• Hilfe für Eltern und professionelle Bezugspersonen, angemessen mit Regelverletzungen des Kindes umzugehen
• Auszug
• Situation der Konfrontation mit Fehlverhalten
vordenken und präventiv vorbereiten
• Welche Gründe hage das Kind für sein Verhalte
….Welche Alternativen kann ich anbieten
• Sich selbst in einen guten und sicheren Zustand
bringen
• Wohlwollend wertschätzende Kommunikation
• AB 73 Interaktionsanalyse bei Nichteinhaltung von Regeln und
Grenzen
• AB 74 Bitte nicht mit Trennung drohen
• Beziehungsreparatur: nach Verletzung wieder zueinander finden
• Verstehen dysfunktionaler Dynamiken soll erleichtert werden
• Ideen zur Verbesserung der Interaktion zwischen Erwachsenem und Kind
sollen entwickelt werden können
• Hilfestellung für Eltern, die dazu neigen, ihrem Kind als
Strafe mit Trennung zu drohen
• Hier werden Alternativen überlegt:
• Beispiel: So besser nicht: Wenn du jetzt nicht
mitkommst, dann gehe ich ohne dich!
• Reflexionshilfe für Eltern und professionelle Bezugspersonen: Unterstützung,
nach Verletzung wieder zueinander zu finden
Vertiefung
Einführung
Bindung ist…
bisher….
BINDUNG IST EIN ZENTRALES THEMA IN DER
PSYCHOTHERAPEUTISCHEN UND
PSYCHOSOZIALEN HILFE
BISHER: WENIG PRAXISORIENTIERTE
MATERIALIEN FÜR DIE PROFESSIONELLE
ARBEIT
Therapie-Tools
Welches Fachbuch kennst du welches passend wäre?
Borg-Laufs, Breithaupt & Jankowski, 2021 “ Therapie Tools - Bindung und Bindungsstörungen”
Gliederung des Buches
• Einführung
• Bindungspsychologische Basisthemen
• Bindungsdiagnostik
• Bindungsau9au
• Positive Bindungserfahrungen schaffen
• Umgang mit Konflikten und herausfordernden
Situationen
• Bindungsorien7erte Biografie-, Eltern- und
Familienarbeit
• Bindung aufbauen und erhalten in Risikokonflikten
Materialien
Welche materialien sind sinnvoll für Menschen mit bindungsproblemen / störungen ?
• Zunächst: grundlegende Informa5onen
• Arbeitsblä9er zur Bearbeitung. Hier gibt es verschiedene Zielgruppen, die durch die
Arbeitsblä9er angesprochen werden:
• B: keine weitergehenden psychotherapeu<sche Zusatzqualifika<onen oder beraterische Qualifika<onen
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