Periodisierung
Periodisierungen sind wissenschaftliche Einteilungen
→ Abhängig vom regionalen Kontext und Forschungstraditionen
Archäologische Quellen
Quellengrundlage der Archäologie = materielle Zeugnisse der Vergangenheit
Ziel: Rekonstruktion vergangener “Realität”
Herausforderung:
Aufgrund unterschiedlicher Widerstandsfähigkeiten und ungleichmäßiger Überlieferungsbedingungen archäologischer Quellen, handelt es sich immer um einen reduzierten Teil der Vergangenheit
→ Quellenkritik - Interpretation - Narrative
Fund
konkreter Gegenstand bzw. Fundobjekt; einzelne bewegliche Fundstücke
Unterscheidung von “kulturellen” und “natürlichen” Gegenständen
-> Funde können geborgen werden. Hierbei ist ihre Auffindsituation, d.h. ihr Fundkontext von essentieller Bedeutung
Artefakte
Gegenstände, die vom Menschen hergestellt, modifiziert oder durch deren Gebrauch verändert wurden, z.b Keramikscherben, Gefäß, Steingerät…
Ökofakte
natürlich entstandene, d.h. nichtkulturelle Gegenstände → können im archäologischen Kontext im Zusammenhang mit menschlichem Handeln stehen; zudem z.b Auskunft über historische Umweltbedingungen
Befund
= “a non-portable artifact” Strukturen wie z.b. Herdstelle, Grube, Pfostenloch, Mauer, Schicht → lassen sich i.d.r nicht bergen
→ bildet i.d.r den Kontext von Funden
-> Befunde können dokumentiert aber i.d.R. nicht geborgen werden
Archäologische Quellengruppen
Hauptquellengruppen:
Gräber
Hort- bzw. Depotfunde
Siedlungen
Einzelfunde
Geschlossener Fund
→ Umschreibt eine Summe von Funden (mindestens zwei), die erkennbar zu einem gemeinsamen Zeitpunkt niedergelegt wurden und keine späteren Ergänzungen mehr erfuhren
Gleichzeitigkeit bezieht sich auf den Niederlegungszeitpunkt, nicht auf das Alter der Objekte!
“Vergesellschaftung” → wichtig für das zeitliche Verhältnis von Objekten; relative Chronologien
Relative Chronologie
“Die relative Chronologie beantwortet die Frage, ob jener Gegenstand älter oder jünger als andere Gegenstände ist”
→ gibt eine zeitliche Abfolge
Mittel der relativen Chronologie
Stratigraphische Analyse
Chorologische Analyse (räumliche Verbreitung)
Kombinationsanalysn/ kombinatorische Methoden (Typologien)
Datierung mittels Funden
absolute Chronologie
“Die absolute Chronologie zeigt uns, aus welchem Jahrhundert vor oder nach Christi Geburt jener Gegenstand stammt”
→ gibt einen Zeitpunkt bzw. Zeitspanne
Mittel der absoluten Chronologie
Archäologisch-historische Methode
Numismatik
Dendrochronologische Datierung
Radiokarbonmethode
Lumineszenzmethoden
Stratigraphische Methode
→ Methode der relativen Datierung
Lat. stratum = Schicht
Stratifizierung = Abfolge von Schichten (von stratigraphischen Einheiten)
Stratigraphie = Studium/Beschreibung der archäologischen Stratifizierung, d.h. der Abfolge von Schichten auf einer Grabung
räumliche Beziehungsmöglichkeiten zwischen zwei Schichten
Römische Kaiserzeit (etwa um Christi Geburt - 375/400 n. Chr.)
provinzialrömische Archäologie: beschäftigt sich mit dem röm. Provinzen
“Germanen” = Gegenstand der Frühgeschichtlichen Archäologie
Archäologie des 1. bis 4. Jahrhunderts jenseits der Reichsgrenzen
Bezeichnung römische Kaiserzeit (RKZ) = archäologischer Zeit- und Kulturbegriff
Dient nicht der Systematisierung arch. Materials nach Regierungsjahren röm. Kaiser
Germanenbegriff
Herkunft nicht eindeutig geklärt, Bezeichnung seit Caesars Gallischem Krieg (58-51/50 v. Chr.) → röm. Sammelbezeichnung für die Gemeinschaften östlich des Rheins und nördlich der Donau
Keine Selbstbezeichung
→ “Germanen” meint kein Volk, sondern Bewohner eines Raumes, deren Kultur und Lebensweise sich ähnelten
Im 4 Jh. n. Chr. setzten sich Namen einzelner Gemeinschaften durch: z.b. Ostrogothen, Visiogothen, Franken, Heruler, Alamannen, Burgunder
Germania
Antiker Begriff → röm. Raumbezeichnung aus Verwaltungssprache
Germania Magna
Siedlungsgebiet östl. des Rheins
Barbaricum (moderne Bezeichnung)
Umfasste die Gebiete nördlich der röm. Provinz, die durch den Limes an Rhein und Donau begrenzt werden - erstreckte sich über die heutigen Länder Niederlande, Deutschland, Polen, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Russland bis zum Ural
Fremdzeugnisse über “Germanen”
militärische Aktion Roms führte zum Informationszuwachs zur ethnischen, geographischen und sozialen Situation der Germania magna
→ je weiter Gebiete von röm. Grenzen an Rhein und Donau entfernt, desto spärlicher und ungenauer die Informationen
Publius Cornelius Tacitus (um 55 - nach 116 n. Chr.)
Germania (De origine et situ Germanorum)
→ Angaben zur Herkunft, Religion, Brauchtum und ethnischer Gliederung der Germanen im 1 Jh. n. Chr.
Archäologische Formenkreise und Kulturen 1. und 2. Jh. n. Chr.
Rhein-Weser-Germanen
Nordseeküstengermanen
Nord-Germanen
Elbgermanen
Odermündungsgruppe
Wielbark-Kultur
Przeworsk-Kultur
Ostbaltische Kultur
Wie konnten Germanen datiert werden
Münzdatierte Gräber
Terra Sigillata / römische Importe
Archäologisch-historische Methode, „fest datierte Plätze“
Im Barbaricum Einteilung in ältere und jüngere RKZ
Jüngere RKZ: um 150/160 - 375/400 n. Chr.
Ältere RKZ: um Christi Geburt - um 150/160 n. Chr.
-> Übergang mit Beginn der Markomannenkriege (166 - 180 n. Chr.)
Einteilung wurde im röm. Imperium nicht benutzt
Ältere RKZ
um Christi Geburt - 150/160 n. Chr.
Begräbnisstätten wesentliche Quellengrundlage zur Erforschung der Verhältnisse im 1. u. 2. Jh. n. Chr.
Brandgräber hatten regional und kulturell determinierte unterschiedliche Formen
Älterkaiserzeitliche „Germanen“ verwendeten bis auf Gefäße und Schwerter selten röm. Gegenstände, eher wurden bestimmte Formen adaptiert und heimischem Geschmack angepasst (z.B. Fibeln, Gefäße)
Zunehmender Kontakt mit Röm. Reich bewirkte an Wende der älteren RKZ verstärkte soz. Differenzierung
-> Ausdruck: Brandbestattungen in röm. Bronzegefäßen und prunkhaft ausgestattete Körpergräber (umfangreiche röm. Metallgeschirrsätze, später zusätzlich mit Glasgefäßen u. wertvollen einheimischen Beigaben)
wenig Kontakt der Germanen mit den Römern, durch wenigen Kontakt eigenständige Sachkultur
Jüngere RKZ
um 150/160 - 375/400 n. Chr.
-> Beginn mit den Markomannenkriegen (166-180 n. Chr.).
Zeitalter der Markomannenkriege mit deutlichen Veränderungen in Sachkultur und Siedlungswesen
Jüngere RKZ geprägt von hoher Mobilität (Einzelpersonen u. größere Gruppen), intensive Auseinandersetzung mit Röm. Reich, Adaption technologischer und militärischer Errungenschaften, Aspekte des Lebensstils des Röm. Reiches sowie sich in ihrem Symbolgut angleichende Eliten
Erschließung und Aufsiedlung neuer Gebiete
Expansionsbewegungen der Germanen ins römische Reich, Raub- und Eroberungszüge
Bau des ersten Limes
Unter Kaiser Trajan (reg. 98-117)
-> militärisch gesicherte Landgrenze
außengrenze röm. Reich; entlang der zum Barbaricum gewandten Provinzen
flexibles Reichsgrenzsystem; lückenlose militärische Grenzsicherung durch limites (Landgrenze) und ripae (Flussgrenze)
limites
Landgrenze
ripae
Flussgrenze
Was war die Funktione des Limes an Rhein und Donau seit der 2. Hälfte des 2. Jh
Regulierung der Öffnung und Abgrenzung germanischer Bevölkerungsgruppen
Was wurde bei Neupotz in RLP gefunden und was war da
Bei Neupotz wurden über 1008 Objekte überwiegend aus dem röm. Reich gefunden.
Es war das Resultat eines gescheiterten Plünderungszugs einer beutesuchenden Gruppe
Die germanischen Volksstämme waren in Bunt- und Edelmetallversorgung vollständig von röm. Lieferungen abhängig
Warum konnten die germanischen Stämme von den Römern plündern
weil röm. Reich sehr groß war und nicht immer die Grenzen gut bewacht wurden
Welche drei grundlegenden Siedlungsformen gab es
Einzelgehöfte
Siedlungsplätze mit mehreren Gehöften (z.B. Soest-Ardey, Bennekom)
Dorfähnliche Siedlungen (z.B. Feddersen Wierde, Flögeln)
Was lässt sich allgemein über die Vielfalt von SIedlungsformen in der Germania sagen
Die Vielfalt von Siedlungsformen in der Germania war weder homogen noch statisch
Wichtiger Faktor des Siedlungswesens
geographische Gegebenheiten, Klima und Bodenbeschaffenheiten
Was war die Lebensgrundlage der Germanen und was haben sie hergestellt
Landwirtschaft und Viehzucht als Lebensgrundlage
Herstellung von Keramik, Holz-, Textil- und Metallhandwerk
was lässt sich zur Siedlungshierarchie sagen
überregionale Zentralorte
mehrere regionale und lokale Zentren
breite Basis agrarischer Siedlungen: Produktionsorte, Gehöfte, Weiler, dorfähnliche Siedlungen
Entwicklung von Hallen
“Reichtumszentren”
wodurch zeichnen sich Zentralsiedlungen aus
mehrere große Gebäude und Speicher, die von einer Umfassung umgeben ist
was sind die Bestandteile eines kaiserzeitlichen Gehöfts
Haupthaus (eingeschossig, mit langgestrecktem Grundriss)
Speicher: gewöhnlich in Hausnähe, für Getreide und Feldfrüchte; auf Stelzen errichtet
Eingetiefte Häuser - Grubenhäuser: verschiedene Funktionen wie Vorratslager oder handwerklichen Tätigkeiten (häufig Weberei)
warum waren die Speicher auf Stelzen errichtet
Damit das Getreide besser trocknen konnte und es vor Tieren geschützt war
Welche Arten der Langhäuser gab es in der römischen Kaiserzeit/Völkerwanderungszeit
Dreischiffiges Haus (Flögeln, NS)
Zweischiffiges Haus (Göritz, Brandenburg)
Einschiffiges Haus (Willstedt, NS)
Was wurde häufig für Haus und Handwerk hergestellt
Textil und Kämme
Weberei große Bedeutung, meistens in Grubenhäusern, da sich da vermutlich die Temperatur besser gleichmäßig hielt
Was sind Wurten
hochwasserfreie Siedlungshügel im flachen Gelände zum Schutz vor Sturmfluten
Was sind Wurtensiedlungen
Phänomen der Nordseeküste
Aufgrund des steigenden Wasserspiegels erhöhten die Bewohner in den Marschen systematisch das Siedlungsniveau
Erhöhung mittels Klei, Grassoden, Mist und Siedlungsabfällen
Was lässt sich wichtiges zu Feddersen Wierde sagen
frühgeschichtliche Wurtensiedlung
LK Cuxhaven bei Wremen, nahe der Wesermündung (= Schwemmland)
Erforschung von 1954 bis 1963: “Meilenstein der interdisziplinären Siedlungsforschung”
Siedlungsdauer: 1. Jh. v. Chr - 5. Jh. n. Chr
es gab 7 Siedlungsphasen und damit eine dynamische Entwicklung in Abhängigkeit zum Naturraum
Wie waren die Siedlungen in Skandinavien und südl. Nordseeküstengebiet im Vergleich zu westl. Regionen Mitteleuropas bis etwa zur Oder
Skandinavien und südl. Nordseeküstengebiet: Wohn-Stall-Haus
westl. Region Mitteleuropas etwa bis zur Oder: langrechteckiges, von Holzpfosten getragenes, schilf- oder strohgedecktes Haus als dominierende Bauform
Wie ist ein Wohn-Stall-Haus aufgebaut
In der Mitte gibt es den Korridor/Diele, davon spaltet sich auf einer Seite der Wohnteil mit Feuerstelle ab und auf der anderen Seite der Stallteil mit Platz für Rindern und teilweise Pferden. Dabei hat jedes Rind/Pferd eine eigene Box
Was lässt sich über Hallen, wie zum Beispiel Gudme in DK, sagen
ungewöhnliche Länge (ca. 30-50 m)
Stallteil fehlt
großer, offener Innenraum
große zentrale Feuerstelle oder mehrere Feuerstellen
mehr als zwei Eingänge
welche verschiedenen Arten von umzäunten Gehöften gab es
nach innen umzäunt -> Abrenzung von Eigentum innerhalb der Siedlung
nach aßen umzäunt -> als Schutz der Siedlung
Was sind Wandersiedlungen
Siedlungen, die im wahrsten Sinne des Wortes “gewandert” sind
lag an Generationswechsel, Bewirtschaftung oder begrenzter Haltbarkeit von Holzbauten
Pfostenbauten verotten nach 2-3 Generationen, entweder abreißen und neubauen oder stehen lassen, Material wiederverwenden und neues Haus bauen → wandernde Siedlungen
Bsp: Vorbasse in Mitteljütland (DK)
Wie war das Bestattungswesen
Einäscherung der Toten in der Germania der Regelfall
weitaus meisten überlieferten Grabstellen sind schlichte Beisetzungen von Leichenbränden, in vielen Gebieten überwiegend in Keramikgefäßen
Urnenfelder
Wie ließ sich vermutlich die “Elite” bestatten (wobei nicht klar ist, ob diese Bestattung der “Elite” vorenthalten war")
prunkhafte Brandbestattungsbefunde -> Beisetzungen von Leichenbränden in röm. Buntmetallgefäßen + diversen Beigaben
Reich ausgestattete Körpergräber, z.T. abseits der größeren Friedhöfe
Was ist der Grabfund von Hoby (Lolland, DK)
Prunkgrab
1920 entdeckt
Bestattung eines um 120/130 n. Chr. verstorbenen Manes
Körpergrab
Ausstattung mit prächtigen röm. Metallgefäßen, Schmuck, Keramikgefäßen, Trinkhorn, Messer u.a.
Was ist das “Fürstengrab” von Gommern (bei Magdeburg, SA)
Körpergrab eines ca. 35-40 Jahre alten Mannes
Bestattung aus Mitte des 3. Jh.
1990 entdeckt
Hölzerne Grabkammer mit Steinpackung
Umfangreiche Ausstattung: Gold- und Silberschmuck, Schild, diverse Gefäße aus Silber, Bronze und Glas, Holzdaubeneimer, Brett mit Spielsteinen u.a
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