Probleme mit dem Problem
Ziel: Akzeptanz des Problems
Psychische Probleme werden gefördert durch...
Fehlende Trennung zwischen der Sprache bzw. dem Denken einerseits und der Realität andererseits („kognitive Fusion“) -> Gedanken werden als wahr angesehen
Erlebnisvermeidung
Einengung der Gedanken (mit Grübeln und Überbewertung gedanklicher Prozesse) -> nur noch daran denken
Fehlen von Werten und wertgeschätzter Handlungen
Mangel an Commitment zu sich selbst (innere Selbstverpflichtung)
allgemeine Infos zu ACT:
Geschichte
Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) ist
1999 erstmals umfassend dargestellt worden (Steven Hayes, 1999) und ist ein transdiagnostischer,
nicht störungsspezifischer Behandlungsansatz
baut auf den theoretischen Grundlagen der Verhaltenstherapie auf (und wird häufig zur 3. Welle der VT gezählt) und setzt einen neuen „Rahmen“ und eine neue Betonung (weniger konkreteInterventionen)
Kernidee und Vergleich zu KVT
Kernidee: ist nicht die »Veränderung von Kognitionen und Gefühlen«, sondern die »Akzeptanz der inneren Phänomene und engagiertes Handeln« im Sinne der persönlichen Werte und Ziele der Patienten
ABER: Die Überlappung zur KVT ist groß (hier Metakognitionen „Ich nehme den Zustand hin und toleriere ihn“ „Ich darf so sein“ „Der Zustand darf so sein“ „Ich bin bereitwillig, den Zustand so zu erleben wie er ist und wehre mich nicht dagegen“
Kernziele
Kernziele:
Das Akzeptieren von unerwünschten Gedanken und Gefühlen, deren Auftreten oder Verschwinden zumeist nur schwer kontrollierbar ist
Eine Neuorientierung und engagiertes Handeln, um ein wertegeleitetes Leben zu leben
=> Erhöhung der Handlungsfreiheit und -flexibilität
Lernen von Akzeptanz und Veränderung
Annahme: Symptomfreiheit ist weder Voraussetzung noch eine Garantie für ein solches Leben
Psychische Flexibilität
Die psychische Flexibilität wird in der ACT als übergreifendes Behandlungs- und Psychopathologiemodell betrachtet. Das übergeordnete Ziel ist es, die psychische Flexibilität zu erhöhen, die für ein werteorientiertes Leben unter ständig wechselnden inneren und äußeren Lebensbedingungen erforderlich ist.
Dabei umfasst das Konzept der psychischen Flexibilität die „Fähigkeit, als bewusster Mensch in umfassender Weise zum gegenwärtigen Augenblick in Kontakt zu treten, wobei das Verhalten, jeweils der konkreten Situation entsprechend, entweder beibehalten oder verändert wird, um als wertvoll eingeschätzte Ziele zu erreichen“
Psychische Flexibilität setzt sich aus 6 Kernkompetenzen (zentralen Prozessen) zusammen. Diese sind
interagierend und beeinflussen sich gegenseitig
Inhaltlich miteinander verbunden
Nicht klar voneinander abtrennbar (Teile einer Ganzheitliche Perspektive)
Ziehen sich durch die gesamte Therapie
=> Hexaflexmodell
Hexaflex Modell mit welchen 6 Komponenten?
Akzeptanz und Bereitschaft
Umschreibt das bewusste Annehmen einer absichtsvoll offenen, empfänglichen, flexiblen und nicht urteilenden Haltung gegenüber dem Erleben im gegenwärtigen Augenblick
Die Fertigkeit, offen zu sein für alle Dimensionen des inneren Erlebens ohne eigene schmerzhafte Gefühle, Gedanken oder Erinnerungen bekämpfen oder beeinflussen zu müssen
Eine Haltung der Offenheit, Gegenwartsorientierung, von Mitgefühl, Güte und Bereitschaft in Bezug auf die eigenen Erfahrungen
Manifestiert sich in der Bereitschaft, aversive Gedanken, Erinnerungen, Empfindungen und Gefühle so zu erfahren, wie sie sind, ohne diese Erfahrungen oder die Umstände, in denen sie auftreten können, zu vermeiden oder zu versuchen, ihnen zu entfliehen
Ungünstige Ansicht
„Ich muss erst den Kampf mit meinen Gedanken, Gefühlen und Lebensumständen gewinnen bevor ich ein werteorientiertes und sinnerfülltes Leben führen kann“
=> Therapeutisches Ziel: Reduktion / Loslassung von Kontrollbemühungen und Kampf in bzw. gegen die eigene Erlebniswelt
Kognitive Defusion
Beinhaltet die Fähigkeit, jeden Gedanken als Gedanken zu sehen, anstatt als Tatsache oder als das, worauf er sich bezieht
Fähigkeit zur Defusion ermöglicht es, sich, wenn nötig, von inneren verbal-kognitiven Aktivierungen loszulösen und sich selbstbestimmt relevanten Aspekten der sinnlich erfahrenen Gegenwart zu widmen
Erleichtert es Klienten zu wählen, ob und wie sie auf einen Gedanken mit Verhalten reagieren oder nicht
Durch kognitive Defusion lernen Klienten, nicht mehr blindlings auf ihren Kopf zu hören und auf rigide Weise alles zu tun, was er ihnen zu sagen scheint
Ungünstige Ansicht
„Ich bzw. Person XY, hat diesen Gedanken, das Gefühl, sich so Verhalten, also hat es eine tiefere Bedeutung und es muss da was dran sein“
Therapeutisches Ziel: sich aus gedanklichen Verstrickungen zu lösen
Im Hier und Jetzt präsent sein (Achtsamkeit)
Fähigkeit, sich im gegenwärtigen Augenblick gewahr zu sein, d h. sich konzentriert, bewusst und flexibel auf das einzulassen, was gegenwärtig ist
Grundsatz „Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und die Zukunft ist noch nicht da“
Erhöht die psychische Flexibilität im Hier und Jetzt wo die Klienten etwas verändern, beeinflussen und bewegen können
Herausforderung: Fällt vielen Menschen schwer und ist ihnen fremd
„Die Vergangenheit lässt mich nicht los“ „Ich muss mich auf zukünftig mögliche Schwierigkeiten vorbereiten“
Therapeutisches Ziel: Fähigkeit zur Wahrnehmung innerer undäußerer Gegebenheiten zu fördern und „Achtsamkeit“ mittelsAchtsamkeitsübungen (imaginativ oder aktiv) im Hier und Jetzt zu trainieren
Selbst als Kontext
Fähigkeit zum flexiblen, auf sich selbst gerichteten Perspektivenwechsel
Menschen sind kein starres Konstrukt (z.B. Ich bin hässlich“) sondern wir erleben uns immer in einem Kontext („Ich merke, dass ich viel erlebe. Unter anderem, dass ich in der Situation X das Gefühl habe, hässlich zu sein“)
Menschen sind nicht ihre Erfahrungen, sondern diese liefern lediglich einen Rahmen für aktuelle Erlebnisse
Bewertungen und Erfahrungen sind nur ein vorübergehender Teil von uns, die wir nicht besitzen, verdrängen oder festhalten müssen
Ungünstige Ansichten
„Ich bin dumm“ „Ich bin pessimistisch“ „Ich bin zwanghaft“
Therapeutisches Ziel: Förderung der Fähigkeit zu einem flexibleren Perspektivenwechsel und Beobachterperspektiven (auf sich selbst)
Werte
Sind frei gewählte Lebenswerte, an denen Menschen ihr Verhalten ausrichten wollen. Kernfrage: „Was wollen wir in und von, und was ist uns wirklich wichtig und bedeutsam, in unserem Leben
Im Gegensatz zu Zielen können diese nicht erreicht werden, sondern zeigen eine Richtung (z.B. für Verhalten- und Selbstregulation) und eine Orientierung im Leben auf (wie ein Kompass oder Leuchtturm)
Beispiel: Intensive Gefühle und bedrohliche Gedanken => Was ist zu tun und was soll ich besser lassen?
Sie lenken die Aufmerksamkeit weg von Motiven, kurzfristigen „Symptomerleichterungen“ hin zu eigenen Lebenszielen
Herausforderung: Erkennen und Arbeit mit eigenen Wert kann für Klienten als schmerzhaft erlebt werden (ich habe mein ganzes Leben verschenkt, ich war kein „guter Mensch“)
„Mein Leben ist sinnlos“ „Wenn ich Ärger und Wut habe will ich diese auch ausleben, koste es was es wolle“
Therapeutisches Ziel: Erarbeitung von Werten und Lebenszielen
Engagiertes Handeln
Bezeichnet den Prozess, in dem die gewählten Werte im eigenen Handeln auf engagierte und persistierende Weise verwirklicht werden => Zeigt deutliche Nähe zur KVT
Therapeutisches Ziel: Ziel ist, möglichst effektive, wertebezogene, wünschenswerte, flexible und nachhaltige Verhaltensmuster aufzubauen (die sich im Verlauf selbst verstärken)
Alle Elemente und Erkenntnisse der Verhaltenstherapie können eingesetzt werden => Erarbeitung von konkreten (Verhaltens-) Zielen und deren Unterteilung
„Wenn ich mein Verhalten ändere bin ich ja nicht mehr ich selbst“ „Das ist mir zu anstrengend“
Woran orientiert sich die Therapie?
Bei der Behandlungsplanung orientiert sich die ACT nicht an syndromalen Diagnosen, sondern basiert auf einer funktionalen Analyse von Verhalten mit dem Ziel, dieses vorherzusagen und zu verändern
Therapie
1. Erkennen, dass bisherige Kontroll- und Lösungsversuche nicht hilfreich und zielführend sind
2. Förderung der 6 Kernkompetenzen, u.a. mit
▪ Erlebnisorientierten und erfahrungsorientierte Techniken
▪ Imaginative und aktive Techniken (z.B. Achtsamkeitsübungen)
▪ Metaphern
▪ Paradoxien (z.B. das Bewusstsein etwas kontrollieren zu wollen was nicht kontrollierbar ist)
▪ Intensiven therapeutischen Beziehung
!! Orientierung an selbst gewählten werteorientierten Zielen !!
▪ Die Kernkompetenzen werden als Behandlungskontext (Haltung des Therapeuten: offen, akzeptierend, präsent), Methoden (gegenwärtige Erleben und aktuellen Moment im Therapieprozess zentraler Bestandteil), als konkret zu lernende, fördernde und einzuübende Fähigkeiten aufgefasst
▪ Wichtig: Es gibt keine rigide, feste Reihenfolge bei den 6 Kernkompetenzen und „Interventionen“ ziehen sich häufig durch die gesamte Therapie
Vorteile von Metaphern
Obwohl verbal vermittelte Geschichten beinhalten sie doch in erster Linie Analogien und Bilder
Werden nicht wörtlich genommen und unterwandern die Dominanz der Sprache
Sie bilden einen Rahmen, in dem die Patienten ein spezifisches und persönliches Verständnis ihrer Erkrankung entwickeln können
Erlauben Kontakt zu Aspekten des Erlebens aus neuer Sichtweise
Schaffung von Abstand zu eigenen Problemen und zugleich Öffnung neuer Lösungsvorschläge
Anwendungsfelder von ACT
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